Claudia am 12. Mai 1999 —

Im Namen des Begehrens

Das Begehren begehrt das Begehren des Anderen – und geht so immer fehl! Der deprimierende Grund-Satz der Psychoanalyse bringt die Krankheit auf den Punkt, die gemeinhin ICH bzw. freundlich abstrahiert Ego heißt.

Mir fiel das wieder ein, als ich darüber nachdachte, wie es wohl kommt, daß jemand im Namen des Begehrens seinen (vermeintlich geliebten) Mitmenschen mit aller Macht die Hölle heiß macht! Anstatt angenehm und freundlich um Zuneigung zu werben, was doch viel eher die heftig verlangte Gegenliebe hervorrufen könnte.

Ein hassendes vielfach verletztes Ich, das verzweifelt nach anderen greift, um sie festzuhalten und im Netz der eigenen Alpträume zu verwickeln. Alpträume, zusammengesponnen aus Gedanken, die immer nur um eines kreisen: ICH, ICH, ICH…. wie gemein ist doch die Welt, wie übel behandeln mich die anderen: Die leben ja richtig! Die reden sogar miteinander über Dinge, die ihnen am Herzen liegen. Die haben Wünsche und machen sich einfach daran, sie zu verwirklichen… und ICH? Was wird mit mir? Wer denkt an mich? Kümmert sich um mich? Achtet mich? Liebt mich….

Nein! Jemand, der so drauf ist, kann nicht glauben, daß es etwas an ihm oder ihr gibt, das es wert wäre, geliebt zu werden. Und von dort aus gesehen, ist der Kampf um die Zuneigung der Anderen von vorneherein hoffnungslos, also wird lieber gleich zugeschlagen. Immerhin kann man sich so aufführen, daß man wenigstens negativ nicht übersehen werden kann…

Was für ein furchtbares Elend. Und ich kann nicht helfen.

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