Thema: Netzwelt

Claudia am 08. Februar 2013 — 2 Kommentare

Am Rande eines friedlichen Shitstorms kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen

Das Peer-Blog hat dicht gemacht. Dass ein paar Leute es gewagt hatten, „amerikanische Methoden“ in den bundesdeutschen Wahlkampf einzuführen – sprich: Geld bei Unternehmern sammeln und damit dem Kandidaten medial unter die Arme greifen – wollte man hierzulande nicht dulden. Nicht, wenn die Sponsoren nicht genannt würden, schließlich sei Transparenz bei uns Bürgerrecht! (ja? Seit wann übrigens?).

Hach, ein Peer-Blog! Welch ein Glücksfall für die Shitstorm- und Skandalisierungsmaschine! Im Wahljahr geht Kandidaten-Bashing immer und Peer Steinbrück hatte ja schon sooo schöne Anlässe geboten. Allerdings waren diese Aufreger lange durch, fröhliches Piraten-Nachtreten auch, und Rösler für Netizens eher uninteressant. In den Mainstreammedian war man beim gemütlichen Sägen am neuen Stuhl von Brüderle angekommen, da mischte sich plötzlich „die Bevölkerung“ ein und setzte den #aufschrei auf die Agenda! Na sowas….
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Claudia am 07. Februar 2013 — 26 Kommentare

Verführt vom „leeren Boot“: Zur Abhängigkeit von Menschen, Systemen und Geräten

Eine ZEN-Geschichte:

“Ein Mann ruderte an einem sehr nebligen Morgen sein Boot stromaufwärts. Plötzlich sah er ein anderes Boot stromabwärts kommen, das keine Anstalten machte auszuweichen. Es kam ihm genau entgegen. Er rief: `Vorsicht! Vorsicht!´, aber das Boot fuhr genau in seins hinein, das fast sank. Der Mann war außer sich und begann die andere Person anzuschrein, ihr gehörig die Meinung zu sagen. Aber als er genau hinschaute, sah er, daß in dem anderen Boot überhaupt niemand war. Es stellte sich heraus, daß das Boot sich gelöst hatte und stromabwärts trieb. All sein Ärger schwand, und er lachte und lachte.”

(Thich Nhat Hahn: Innerer Friede – Äußerer Friede – via Abraxandria)

Diese kleine Erzählung soll uns die Erkenntnis vermitteln, dass es nicht das Geschehen selbst ist, das Gefühle wie Wut, Ärger und schlimmstenfalls Hass entstehen lässt, sondern die Annahme, da sei jemand, der uns das Geschehen absichtsvoll zumutet, warum auch immer.
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Claudia am 06. Februar 2013 — 7 Kommentare

Gruslig: Ein Tag ohne Internet

Vorgestern mittag hatte es angefangen: Plötzlich konnte ich nurmehr Google und Twitter aufrufen und nutzen, nicht aber alle anderen Webseiten. Es gab nur weiße Seiten, zwar mit deren Titel, jedoch ohne Inhalt. Nicht mal ein „timeout“ zeigte an, dass da versucht worden wäre, etwas zu laden.

Ich probierte das Übliche, was ja oft hilft: alle Programme aus, PC runter fahren, neu starten, dasselbe mit dem Router, doch nichts verbesserte sich. Nette Menschen auf GooglePlus rätselten mit mir herum, was dieser seltsame Fehler bedeuten könnte und gaben mir allerlei Tipps. Aber ist es nicht jenseits sämtlicher üblichen Fehlerursachen, dass EINIGE GROSSE SEITEN erreichbar und sogar nutzbar sind, während sonst gar nichts mehr geht? Ich dachte doch, wir hätten (noch) Netzneutralität – was ich erlebte, war wie ein Vorgeschmack auf die Möglichkeiten, wenn dem mal nicht mehr so ist. Vorfahrt für die BigPlayer, der Rest kann warten…
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Claudia am 28. Januar 2013 — 22 Kommentare

Kurz bemerkt: zu #Jauch in Sachen #aufschrei

Dazu zitiere ich jetzt einfach mal Johnny Häusler auf Spreeblick, denn er bringt auf den Punkt, was ich auch hätte sagen wollen:

„….ein weiterer Vorwurf, die Debatte sei überflüssig, wurde von der Jauch-Ausgabe am Sonntag Abend in der ARD bravourös widerlegt, als einmal mehr die Chance des Zuhörens, möglicherweise sogar der Suche nach Lösungen vertan wurde und die Generation Schenkelklopfer in Person von Günther Jauch, Hellmut Karasek und Wibke Bruhns versuchten, ein wichtiges gesellschaftliches Thema ins Lächerliche zu ziehen, während Silvana Koch-Mehrin, eine überraschend ruhige Alice Schwarzer und Anne Wizorek alias @marthadear (“Wir sind doch nicht von den Bäumen heruntergekommen, um uns wieder dorthin zurückzuziehen”) wahrscheinlich am liebsten einen Facepalm-Zirkel gebildet hätten ob der Ahnungslosigkeit, Ignoranz, Arroganz und reaktionären Haltung des Moderators und einem Teil seiner Gäste.“

Wibke Bruhns tat sich u.a. dadurch hervor, dass sie Männer, die NICHT diskriminieren und NICHT übergriffig werden, mit Ochsen (=kastriert) verglich. Und eisig lächelnd behauptete, die Zustände in Sachen sexueller Belästigung würden sich NIEMALS ändern. Wie bescheuert! Es HAT sich schon einiges geändert in den letzten 50 Jahren und auch jetzt schafft die neue, ungemein breit geführte Debatte Bewusstsein. Viele Männer reflektieren das eigene Verhalten, es gibt jede Menge öffentliche Auseinandersetzung und private Gespräche. Auf viele Verkürzungen folgen umfangreiche, differenzierende Artikel – und ich WETTE, speziell im beruflichen Sektor wird sich mancher Sprüche-Klopfer und Angrapscher jetzt zurück nehmen. Nicht unbedingt aus Einsicht, aber aus Angst, dass über derlei Übergriffigkeiten nicht mehr brav geschwiegen wird. Gut so!

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Claudia am 25. Januar 2013 —

Von Grenzüberschreitungen und der Anstößigkeit sexuellen Begehrens – #Aufschrei

„#Aufschrei könnte die größte politisch-gesellschaftliche Bewegung sein, die Deutschland bislang auf Twitter erlebte“ schreibt MEEDIA über das aktuelle „trending Topic“ auf Twitter. Und wirklich: verglichen mit einem üblichen Shitstorm ist „#Aufschrei“ ein gewaltiger Hurrican. Hunderte Tweets im Minutentakt, in denen Frauen über ihre Erlebnisse mit Alltagssexismus berichten – hier ein paar Beispiele: Weiter → (Von Grenzüberschreitungen und der Anstößigkeit sexuellen Begehrens – #Aufschrei)

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Claudia am 17. Januar 2013 — 7 Kommentare

Die alltägliche Schere im Kopf

Das wird jetzt kein Beitrag zum Thema Journalismus: es geht ums persönliche Bloggen. Um solche wie mich, die – weil sie gar nicht anders wollen können – an der Einheit von Leben & Arbeiten als Ideal und zu förderndem Zustand festhalten.

Die kommerziellen Elemente in diesem Blog sind marginal und haben noch nie jemanden gestört. Auch mich nicht bei der Wahl meiner Themen und deren Gestaltung. Ich schreibe zuvorderst für mich (Selbstausdruck) und als nächstes für die Leser/innen – und das schon recht lange, unter dem Label „Digital Diary“ seit 1999. Weiter → (Die alltägliche Schere im Kopf)

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Claudia am 15. Januar 2013 — Kommentare deaktiviert für Trotz allem: ich würde Piraten wählen!

Trotz allem: ich würde Piraten wählen!

Angesichts der Geschwindigkeit, mit der die Piratenpartei von vielen wieder abgeschrieben wird, die sie kürzlich noch zu zweistelligen Umfrageergebnissen puschten, sehe ich den alten Spruch mal wieder bestätigt: jedes Volk bekommt genau DIE Parteien und Politiker, die es verdient.

Die Piraten sind offensichtlich zu früh dran: es muss wohl alles noch viel mehr gegen die Wand fahren, bevor eine kritische Masse einsieht: So wie bisher geht es nicht mehr weiter!

Was geht nicht so weiter? Unsere „real existierenden westlichen Demokratien“ sind nicht mehr wirklich fähig, auf viele drängende Probleme Antworten zu finden und diese auch umzusetzen. Bisher waren und sind sie zwar das erfolgreichste Modell, doch lange schon steigt die Unzufriedenheit: Parteien als „Organe der politischen Willensbildung“, die laut Grundgesetz eigentlich nur an dieser „mitwirken“ sollen, schaffen es nicht einmal, ihre Parteimitglieder in der aktuellen Politik mitbestimmen zu lassen. Ein Apparat aus Funktionären klüngelt aus, wo es lang geht – und das nicht mal immer nur aus Machtgeilheit, sondern weil normale Alltagsmenschen Politik oft nur konsumieren und bewerten wollen, nicht aber aktiv mitgestalten.

Und so blieb es bis heute bei den zigtausendfach kritisierten Verhältnissen: Politiker versprechen in Wahlkämpfen vielerlei Wohltaten – danach wird, wenn überhaupt, nur ein Bruchteil umgesetzt. Weder Parteimitglieder noch Wähler haben realistische Möglichkeiten, aktiv an der Tages-Politik mitzuwirken. Die Regierung “fährt auf Sicht”, dringende Problemlösungen werden in die Zukunft verschoben, man “kauft Zeit”, Großprojekte werden am Bürger vorbei umgesetzt und enden in immer teurer werdenden Großbaustellen. Nicht mal bei der Energiewende gibt es Anstalten, das Mega-Vorhaben auf eine breite Basis zu stellen, an der sich alle Bürger mit vielen dezentralen Lösungen beteiligen können. Es wird ÜBER die Bürger geredet (welcher Strompreis ist zumutbar?), aber nicht mit ihnen. Ach, die Liste der Ärgernisse könnte ich über viele Seiten weiter schreiben… geschenkt!

Transparenz und Teilhabe – DAS ist das Piratenprogramm

Allerdings: Kaum gibt es mal eine Partei, die das alles ändern will, wird sie zwar erstmal als Hoffnungsträger gehypt, bei genauerem Hinschauen dann aber auch gleich massiv zurecht gestutzt.

  • WAS? Die haben kein umfangreiches Parteiprogramm? Na, das geht ja gar nicht…
  • WIE? Die haben nicht ganz stromlinienförmige Funktionäre? Weg damit!
  • So, so, sie geben keine Statements ab, wenn die Basis noch nichts beschlossen hat? Abartig, so geht Politik doch gar nicht.
  • Ach: auf einmal sollen die Parteivorstände mehr an Diskussionen teilnehmen? Böse, böse! Sollten da nicht INHALTE statt Köpfe am Rednerpult stehen?
  • Hey, da sind ja so wenig Frauen – die haben da offensichlich ein Problem!
  • Verdammt, es wird auf einmal viel zu viel über “Gender” geredet, das ist doch nicht das Thema, um das sich die Piraten vordringlich kümmern sollten!

Kurzum: Wie sie es machen, ist es falsch. Das Volk ist offenbar nicht reif für eine Partei, die tatsächlich TEILHABE auf den unterschiedlichsten Ebenen umsetzen möchte. Und anstatt dass ihre Erfolge gefeiert werden, lästert man lieber über interne Querelen, kritisiert Fehlleistungen Einzelner und schert sich einen Dreck um die Mega-Probleme, die der Versuch, mal anders Politik zu machen, tatsächlich aufwirft.

Denn EIGENTLICH will man es ja gar nicht anders: alle vier Jahre sein Kreuz machen und ansonsten ablästern über das, was die bösen Politiker so alles verbrechen.

Mir reicht das nicht. Deshalb würde ich auch in Niedersachsen Piraten wählen, würde ich dort wohnen. Und im Bundestag: ob rot/grün oder schwarz/irgendwas – ich erkenne keine WESENTLICHEN Unterschiede mehr. Es braucht eine neue Partei und die PIRATEN sind immerhin ein Experiment mit Chancen. Wenn sie denn genug Unterstützer und Wähler finden! Solche, die aus Überzeugung auch mal an etwas dran bleiben können, anstatt dem jeweiligen rauf- und runter-Geschreibe der Presse brav zu folgen.

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Update:

“Auf der anderen Seite tun die Piraten viel zu viel. Anstatt einfach nur weiter Pirat zu sein und sich wählen zu lassen, zerdiskutieren sie sich auf die Bitte der konservativen Gesellschaftskräfte hin, sich durch ein Parteiprogramm normal zu machen – ach ja.”
– Gunter Dueck im Interview auf Re:publica.de

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Dieser Artikel steht hier als „Zweitveröffentlichung“, zuerst ist er in meinem neuen Blog „Piraten-Special“ erschienen.

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