Thema: Alltag

Claudia am 06. Dezember 1999 — Kommentare deaktiviert für Winterstimmung: Sehnsucht nach mehr „Real Life“

Winterstimmung: Sehnsucht nach mehr „Real Life“

Gottesgabe baut! Seit ich hier wohne (Juli) sind die Straßen abwechselnd aufgerissen bis gar nicht mehr vorhanden. Zum Glück läßt sich das Schloß von zwei Seiten anfahren, allerdings geht der Weg dann manchmal mitten durch die Gemeindebaustelle, alles Schlammpisten, die nach dem Geländewagen verlangen… Wie bin ich froh, kein Auto-Freak zu sein, dauernd hätte ich Sorge um das gute Stück!

Schlammpiste in Gottesgabe

Gestern war ich den ganzen Tag offline. Kochend, lesend, mit M. plaudernd verbrachte ich den Sonntag. Dazwischen mal ein kleiner Ausflug auf einen Weihnachtsmarkt im Nachbarort Grambow (Schafe mit 4 Hörnern! Wildschwein vom Spieß, viel Kunsthandwerk, Unmengen Besucher, doch eine gute Atmosphäre). Es hat mir gefallen und ich werde Sonntags jetzt regelmäßig den Computer ignorieren. Sechs Tage ’stets am Ball‘ reichen völlig aus – der Sonntag ist immerhin eine der wenigen Einrichtungen, die auch heute noch von der Mehrheit der Menschen gegen die „Nützlichkeit“ allen Tuns verteidigt wird. Ab heute bin ich dabei!

Überhaupt hab‘ ich Sehnsucht nach mehr „Real Life“. Es ist schon heftig, daß die Dunkelheit kurz nach 16 Uhr einsetzt und das Wetter (mit Ausnahme der immer weniger werdenden Sonnentage) das „In-der-Wohnung-hocken“ praktisch erzwingt. Lichtmangel macht depressiv und ein Mangel an Eindrücken von außen ist nicht so einfach durch mehr „medialen Input“ zu ersetzen. Ich werde mich jetzt öfter aufraffen und selbst etwas unternehmen, in die Schweriner Altstadt fahren, auch mal wieder Berlin besuchen. Das Netz kann Menschen verbinden und Erfahrungen kommunizieren – aber nicht ersetzen!

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Claudia am 04. Dezember 1999 — Kommentare deaktiviert für Windstärke 10 bis 12 mit kurzem Blackout

Windstärke 10 bis 12 mit kurzem Blackout

Was ein Orkan ist, wußte ich bisher nur aus dem Fernsehen. In Berlin, mitten in den geschützen Häuserschluchten, kam allenfalls ein laues Lüftchen auf, das im heftigsten Fall die Verkleidungsplanen der Baugerüste ins Flattern brachte. Aber heute Nacht!!! Die ausgesprochen dicken Wände des Schlosses und die Isolierverglasungen der Fenster hielten den Sturm zwar draußen, nicht aber dessen TON! Ein unglaublich lautes Tosen und Brausen, als säße man vor einem riesigen Ofen und hielte das Ohr dicht an die Brennkammer. In das stetig-tiefe bedrohliche Dröhnen mischten sich Töne wie von sich überschlagenden Mega-Wellen (die windgepeitschten Bäume!) und dicht vorbeifahrenden Riesenlastwagen. (Letzteren Sound konnte ich garnicht erklären, schließlich ist hier weit und breit keine befahrene Straße!)

Dann auf einmal alles dunkel: Computer, Licht, Heizung aus, Strom weg! Gerade lange genug, um eine Kerze anzuzünden und ein bißchen darüber nachzusinnen, wie es wäre, wenn das so bliebe. Zwar ging das Licht gleich wieder an, doch kaum hatte Windows den absturzbedingten Plattenscan abgeschlossen und ich mich wieder meiner Arbeit zugewendet, war der Saft erneut weg.

Vielleicht ein Vorgeschmack auf den Millenium Bug… wer weiß es schließlich so genau? Ich werde mich vor Silvester noch mit einer Menge Kerzen und Nahrungsmittel für zwei Wochen eindecken, zur Sicherheit. Schade nur, daß die Zentralheizung total vom Strom abhängig ist! Evtl. sitzen wir dann im Kalten…

Silvester werde ich wahrscheinlich hier verbringen, ganz ohne besondere Feier, doch mit den Augen der Medien auf die Welt im Jahr-2000-Taumel blickend. Schon seit Jahren hab‘ ich keine Lust mehr auf Silvesterfeste, warum also diesmal? Man steht mitten in einer angesäuselten Menge auf einem Platz, es knallt und leuchtet und stinkt: zwar ist man so mitten im „Real Life“, doch gerade deshalb bekommt man kaum etwas mit. Und es könnte ja doch interessant werden, wenn die „embedded chips“ ihren Dienst einstellen. Mal sehen!

Seit vorgestern bin ich ein bißchen erkältet – gerade so sehr, daß diese gewisse Schlaffheit mich dazu anregt, länger als sonst nur herumzuliegen, zu lesen, zu dösen… eigentlich ganz nett, solange es nicht schlimmer wird! Große oder kleine Webwerke sind in diesem Zustand nicht zu erwarten – im Grunde ist das sowieso alles ein Glasperlenspiel, aber was soll man auf der Welt schon tun, wenn man nicht mehr daran glaubt, sie zu „retten“? :-)

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Claudia am 25. November 1999 — Kommentare deaktiviert für Dringende Arbeiten…

Dringende Arbeiten…

„…an unserem Stromnetz erfordern das ABSCHALTEN im Ortsnetz Gottesgabe am 25.11. von 8.30 bis VORAUSSICHTLICH 11.00 Uhr!“ schreibt die WEMAG AG auf einem kleinen blauen Zettel, der gestern im Briefkasten lag. Jetzt ist es zehn nach sieben, noch eineinhalb Stunden bis zum AUS. Und hier ist dann wirklich alles aus. Nicht nur Licht und Herd und Kühlschrank und PC, auch die Zentralheizung braucht ihren Strom und wird auf die Schnelle erkalten. Weiter → (Dringende Arbeiten…)

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Claudia am 24. November 1999 — Kommentare deaktiviert für Anonymität im Internet

Anonymität im Internet

Herzlichen Dank für die Leserbriefe von Ingo (E-Commerce: fetzig!) und Björn (innere Ruhe: philosophisch). Einen dritten Brief veröffentliche ich nicht, denn er war anonym – angesichts der vom Schreiber vertretenen Allgemeinplätze („der Weg ist das Ziel“) konnte ich keinen Grund dafür erkennen. Hier wird sowieso jeder nur mit Vornamen ‚verdatet‘, es braucht also keine weitergehende Anonymität. Die Begründung des Schreibers: „Namen sind Schall und Rauch“ akzeptiere ich NICHT. Weiter → (Anonymität im Internet)

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Claudia am 23. November 1999 — Kommentare deaktiviert für Innere Ruhe?

Innere Ruhe?

Ottmar aus Berlin kommentiert meinen lästernden Eintrag vom 20. so:

„Du lebst in einer wunderschönen Umgebung, hast eine wunderschöne Schreibe, machst tolle WEB-Seiten und hast im Augenblick keinen Auftragsstreß. Warum also solche KLICK-Hektik und Aggressivität? Früher Hektik in Berlin, jetzt im Internet? Wo ist Deine innere Ruhe?“

Das hat mich nachdenklich gestimmt und einige Tage hab‘ ich die Frage mit mir herumgetragen. Wo ist sie, die innere Ruhe? Weiter → (Innere Ruhe?)

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Claudia am 20. November 1999 — Kommentare deaktiviert für „Suchen Sie doch weiter!“

„Suchen Sie doch weiter!“

Wer wie ich seit 95/96 ein Netzleben führt, in den Drähten liest, schreibt und arbeitet, lernt und lehrt, sich amüsiert und unverdrossen, ohne Angst vor Viren und anderen Dämonen jedes neue, menschheitsbeglückende Angebot auszuprobieren bereit ist, gehört sicher zur „Kernzielgruppe“ für den E-commerce. Zusätzlich motiviert durch die Aussicht, daß am Shopping-Wesen die Wirtschaft genesen wird (irgendwann sogar die deutsche!), surfe ich gelegentlich durch die Web-Läden – mal, weil ich wirklich etwas suche, mal, weil ich wissen möchte, was es mittlerweile alles gibt. Weiter → („Suchen Sie doch weiter!“)

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Claudia am 19. November 1999 — Kommentare deaktiviert für …morgens um 7

…morgens um 7

Es ist kurz vor 7, draußen noch stockdunkel, alles wunderbar ruhig. Der Lebensrythmus verlagert sich immer mehr zum Morgen hin, was ich mir im früheren Leben als Städterin nie hätte träumen lassen. Wie viele andere meinte ich, ein „Nachtmensch“ zu sein, geboren aus dem Trotz gegen jedes „früh aufstehen und zur Arbeit gehen“, obwohl ich letzteres mit wenigen Ausnahmen zeitlebens vermeiden konnte. Später gehörte es dann zu meinem Selbstbild: Nachts, wenn der „Normale“ schläft, werde ich erst richtig umtriebig…. Weiter → (…morgens um 7)

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Claudia am 18. November 1999 — Kommentare deaktiviert für Plastisches Bewußtsein

Plastisches Bewußtsein

Es schneit! Zwar bleibt der Schnee gerade erst auf den Autos liegen, doch vielleicht wird schon bald die Schloßwiese, das Wäldchen, der Garten und alles rundherum weiss sein. Und ich mitten drin, im ersten Winter auf dem Land! Nicht Matsch, Salz, Sand, nicht die mißmutig in zugigen U-Bahnen an die Wand oder in allzu breite Zeitungen starrenden Städter werden um mich sein – sondern Weisse, Weite, sehr frühe Dunkelheit und Stille. Bei allem Komfort, versteht sich, welch ein Glück! Weiter → (Plastisches Bewußtsein)

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