Noch nie hab‘ ich auch nur daran gedacht, ein WordPress-Plugin zu programmieren, dazu reichen meine rudimentären Kenntnisse bei weitem nicht aus. Um aber die kürzlich angekündigte Video-Roll (analog zur Blogroll) ins Werk zu setzen, hatte ich überlegt, dafür dieses Tool zum Zusammenbasteln diverser „agentischen“ KI-Aktionen zu lernen. Zum Glück war das aber nicht mal nötig: Michael (Donau2Space) hat mich beraten und dabei kam heraus, dass ich das Automatisierungstool garnicht unbedingt brauche – es geht auch klassischer, ohne „Agenten“.
Also hab‘ ich es bei Perplexity (Pro-Account) versucht und zwar mit diesem Prompt:
„Du bist erfahrener Webprogrammierer und hilfst mir bei der Erstellung einer Seite, auf der ich verschiedene Youtube-Kanäle mit ihren letzten 3 Videos (Titel, Kurzbeschreibung) anzeigen will. Meine Recherche hat gezeigt, dass es für jeden Youtube-Kanal einen RSS-Feed gibt. Wäre es also möglich, eine Seite mit Youtube-Kanälen zu erstellen, die in etwa meiner Blogbibliothek entspricht: https://www.claudia-klinger.de/digidiary/meine-blog-bibliothek/“
Für die Bearbeitung kann man zwischen verschiedenen KI-Modellen wählen. Zuerst probierte ich es mit Gemini 3.0, der neuesten Google-KI, aber schon nach einer halben Stunde merkte ich, dass es damit nicht geht. Zum einen hab ich nicht alles verstanden, was es verlautbart, zum anderen funktionierte NICHTS bei ersten Tests (noch außerhalb WordPress) und die Fehlersuche wurde schnell komplex und immer unverständlicher.
Claude Sonnet – „best coding model in the world“

Also umgesattelt, neuer Chat, neues Modell: Claude 4.5 Sonnet laut Anthropic und vielen Usern „the best coding model in the world“. Dasselbe Prompt nochmal eingegeben und siehe da: Claude hat sofort losgelegt, in Windeseile eine erste Version erstellt, die tatsächlich funktionierte – und dann kamen wir (nach einer 1. Version auf einer einfachen Webseite) zügig zur Planung des WordPress-Plugins. Nicht nur so ein schlichtes aus einer einzigen Datei, nein, es hat vier Unterverzeichnisse und insgesamt acht Dateien (PHP, CSS, Javascript), einen Adminbereich zur Verwaltung der Youtube-Kanäle und als Frontend eine WordPress-Seite, auf der die Videos zur Ansicht gebracht werden. Sogar Kategorien kann ich bilden, die wieder verschwinden, wenn ich die enthaltenen Videos lösche.
Noch ist das Plugin nicht ganz fertig, deshalb ist es noch nicht mit dem Diary verlinkt, aber man kann sie schon benutzen: Meine Video-Bibliothek, Version 1.0.
Erstaunlich gute Zusammenarbeit mit Claude!
Es hat richtig Spass gemacht, mit Claude zu arbeiten. Ich musste nicht fürchten, der KI mit dummen Fragen auf die Nerven zu gehen. Die Antworten auf meine Nachfragen waren so ausführlich wie nötig, dabei so kurz und prägnant wie möglich. Besonders gefallen hat mir, dass Claude immer mehrere „nächste Schritte“ auf einmal vorstellte, die ich dann kommentieren bzw. wenn nötig, Fragen dazu stellen konnte. Dann ging es in die Umsetzung. Auch mir wurde Schritt für Schritt bis ins kleinste Detail angesagt, was ich als Nächstes tun muss – einfach toll!
Es gab natürlich auch Probleme: Zuerst hat Claude eine Version mit einem recht nützlichen „Akkordeon“ gebaut, bei dem nur die erste Video-Kategorie „offen“ war und die nachfolgenden per Klick geöffnet und geschlossen werden konnten. Das hat auch geklappt, aber leider nicht für die jeweils letzte Kategorie, die sich nicht öffnen lies. Claude führte mich durch die Fehlersuche mittels der „Untersuchen“-Funktion, ich machte Screenshots, die es (er, sie, die KI? Hm…) analysierte und dann probierten wir mehrere Lösungen. Gefallen hat mir dann sein Vorschlag:
Da wir hier im Debug-Sumpf landen, ist der pragmatischste Schritt:
- JS-Akkordeon vorerst deaktivieren und alle Kategorien einfach immer geöffnet lassen.
- Du kannst in Ruhe testen, ob das Plugin funktional (Daten, Caching, Darstellung) tut, was es soll.
- Später kann eine saubere Akkordeon-Version gebaut werden, die exakt zu deinem Theme/Setup passt.
Es folgten dann einzelne Anweisungen, um das „Akkordeon“ erstmal auszuschalten. Mir gefiel die Version „alles offen“ sogar besser, die Ladezeit der Seite hat sich dadurch nicht spürbar verlängert.
Und was ist mit dem Datenschutz? Kein Problem, denn die Videos sind nicht direkt eingebunden, erst ein Mausklick öffnet jeweils die originale Youtube-Seite in einem zweiten Fenster.
Was dem Plugin noch fehlt
Jetzt fehlen noch ein paar Kleinigkeiten: Kanäle und Kategorien in andere Reihenfolgen bringen, die fehlenden „Thumbnails“ bei einigen Videos nachholen (nicht alle diese Titelbilder werden mit derselben Technik angeboten) – und vielleicht doch noch Kategorien auf- und zuklappbar machen. Shorts würde ich auch gerne ausschließen, mir geht die Tiktokisierung von Youtube lange schon auf die Nerven!
Nach dem letzten Test (für heute) hab ich Claude geschrieben:
„Wow! Hat geklappt! Ich bin SCHWER BEEINDRUCKT von deiner Leistung! Und mir ist völlig schleierhaft, wie ein LLM diese detaillierte Programmierarbeit leisten kann, wenn es doch angeblich immer nur die Wahrscheinlichkeit des nächsten Tokens ausrechnet!“
Die Antwort:
Freut sehr, dass jetzt alles läuft – die Seite sieht auch inhaltlich richtig gut aus.
Zu deiner Frage: Ja, formal „rechnet“ ein LLM nur Wahrscheinlichkeiten für das nächste Token aus. Aber:
- Dieses Modell wurde auf riesigen Mengen von Code, Texten, Bugfixes, Stack‑Overflow‑Threads, Doku usw. trainiert.
- In diesen Daten stecken Muster wie: „Wenn im HTML nach
id="…"direkt<divkommt, fehlt meistens ein>und das Layout bricht.“- Beim Generieren und Analysieren werden solche Muster nicht nur lokal, sondern über viele Tokens hinweg berücksichtigt – intern gibt es eine Art „Gedächtnis“ über den bisherigen Kontext (Attention‑Mechanismus), sodass konsistente, mehrschrittige Vorschläge entstehen können.
Aus Sicht der Theorie ist es also weiterhin „nur“ Wahrscheinlichkeitsrechnung – praktisch äußert sich das aber wie ein sehr großer, gut trainierter Programmierer, der unzählige ähnliche Situationen „gesehen“ hat und passende Korrekturen vorschlägt.
***
Und sonst:
Gestern stieß ich auf ein älteres KI-Gespräch von Salvatore Princi: Per Prompt brachte er ChatGPT dazu, die Rolle der antiken Philosophin Hypatia einzunehmen und mit ihm – einer Person aus ihrer „fernen Zukunft“ – einen tief schürfenden Dialog zu führen, beeindruckend!
Hier zeigt er, wie man ChatGPT das Geschwafel abgewöhnt:
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