Obwohl ich mir vorgenommen hatte, dass der nächste Diary-Artikel nicht wieder von KI handeln sollte, kann ich nicht anders. Immerhin wird es kein langer Text, sondern nur ein Hinweis auf ein Video, das mich schwer beeindruckt hat. Selten gelingt es jemandem, mich 50 lange Minuten so zu fesseln – aber Josh („JT Bundy“) hat es geschafft: In seinem leidenschaftlichen Video-Essay „Das Ende von Film, Kunst und vielleicht der Menschheit“ zeigt er, wie generative KI menschliche Kreativität bedroht.
Auch wenn ich nicht gleich die Menschheit in Gefahr sehe, und selbst (noch) nicht zu den von KI betroffenen Kreativen gehöre, hat mich seine Argumentation erneut ins Grübeln gebracht. Mit eindrucksvollen Beispielen aus der Filmgeschichte, persönlichen Anekdoten, vorgetragen mit viel Engagement und Herzblut, nimmt Josh uns mit auf eine Reise durch die aktuellen Herausforderungen der digitalen Kreativwelt. Es geht ihm um nichts Geringeres als die Seele menschlicher Kreativität, die er in Gefahr sieht, denn „KI ist kein Werkzeug. Sie hilft nicht, sie ersetzt„.
Dass es ein deutschsprachiges Video ist, hat dazu beigetragen, dass ich – ohne Ablenkungen durch Verständnisfehler oder Untertitel – fasziniert drangeblieben bin.
Sehr nachdenkenswert finde ich seine Ausführungen zum Wert schöpferischer Werke, die er auf jeglichen Wert menschlicher Leistungen ausweitet: Der wahre Wert von Kunst und kreativen Werken liege nicht im Endprodukt selbst, sondern in der Hingabe und dem persönlichen Wachstum, die in den Schaffensprozess einfließen. Auch in anderen Lebensbereichen seien es die menschlichen Erfahrungen – die Anstrengungen, das Lernen, das Scheitern, das Überwinden von Hürden –, die Dingen und Erfolgen Bedeutung verleihen.
Wenn KI diesen Prozess ersetzt und scheinbar mühelos perfekte Ergebnisse liefert, verlieren nicht nur Kunstwerke, sondern auch viele andere menschliche Leistungen ihren Wert. Was ist denn dann noch „der Mühe wert“? Und: was bleibt von unserer Kultur, wenn alles, was uns ausmacht – unser Streben, unsere Kreativität, unser Scheitern und unser Erfolg – plötzlich beliebig reproduzierbar wird?
Tja, jetzt ist es doch ein bisschen länger geworden. :-)
***
Und sonst:
- AI ruined my life. „I know, it sounds dramatic, but let me tell you why!“ Schon dreimal ist Andrew Cole durch KI ausgebotet worden – auf ganz verschiedenen Ebenen.
- Wie Scam Produkte jetzt KI-Fake Werbung nutzen – Morpheus zeigt, wie dreiste Betrüger Videos von Influencern nutzen und sie verändern, sie z.B. für Produkte werben lassen, die die Betroffenen nie, nie, nie bewerben würden!
- Google Veo 3 – It’s Worse Than You Think – Testing Demo & Review. Überall sehen wir großartige Videos, entstanden mit Googles Veo 3. Wie die Realität aussieht, zeigt ein empörter User, der von Google sein Geld zurück verlangte, erfolglos. Also hat er sich dran gemacht, Veo 3 auf Herz und Nieren (fair!) zu testen. Ergebnis: Man zahlt jede Menge für Schrott, und nur 2 von 10 Ergebnissen sind zumindest „nah dran“.
- Kürzer und prägnanter haut „I Tested Google Veo 3 for 4 days – 26 Failures And 1 Success“ in diesselbe Kerbe: „It’s a black hole that sucks in your time, money and sanity!“ Fazit: Einen menschlichen Editor anzuheuern, wäre günstiger gewesen.
- Weddingstyler: Der Backstein im Bauch und die brennende Rosette – garantiert nicht durch eine KI ersetzbar ist die menschliche Leistung, die der Maschinist seinem Körper zugemutet hat.
Diesem Blog per E-Mail folgen…
Diskussion
Kommentare abonnieren (RSS)
6 Kommentare zu „Kunst ohne Seele: Was bleibt, wenn KI alles erschafft?“.