Claudia am 19. März 2004 —

Fasten, Tag 5: Kein Schreiben „zum Termin“

Die Idee, hier anzusagen, dass ich alle zwei Tage schreibe, solange ich faste, ist ein ziemlicher Flop. Diary-Schreiben ist die freieste meiner öffentlichen Aktivitäten, gerade hier ein Terminkorsett zu platzieren, wirkt kontraproduktiv. Wenn ich schreiben muss, weil ich es versprochen habe, fällt mir zum richtigen Zeitpunkt nichts ein – jedenfalls nichts, was ich wirklich sagen möchte. Klar, ich könnte ausführlich über „Darmreinigung“ schreiben oder andere „Fasten-Themen“, nur um Wort zu halten – aber so würde mir das Diary zur Auftragsarbeit! (was sein Ende wäre, schließlich bezahlt mich hier niemand).

Ich nehme also Abstand von dieser Idee und schreibe weiter, wann immer ich Lust habe.

Die Lust zum Schreiben ist schon vorhanden, deutlich mehr als sonst, doch ergießt sie sich gerade eher in Privatmail. Ein persönliches Gespräch ist oft der „Anstoß“ für einen Diary-Artikel zu einem „Herzblut-Thema“ – aber der kommt dann verzögert, in anderem Gewand, und gewiss nicht nach Terminplan.

Gestern fuhr ich mit U-Bahn und Bussen durch die halbe Stadt. Dabei ist mir verschärft aufgefallen, dass an allen Orten, wo die Bewegung stockt, Imbisstände stehen. Einfach irgendwo stehen bleiben und nichts tun, wie etwa an einer Bushaltestelle, ist offensichtlich so unerträglich, dass es viele vorziehen, jetzt etwas zu essen. Mich erinnert das an die zunehmende Zwangsbeschallung: bloß nirgends Stille aufkommen lassen! Neuerdings ist auch in der Sauna meines Fitness-Centers Musik – und auch im „Ruheraum“.

Vor was hat man eigentlich Angst?