Claudia am 22. März 2003 —

Kleine Mitteilungen am Rande

Krieg

Eigentlich sind große Worte gefragt, ich weiß. Ein Leser mailte mir: „Du schweigst zum Irak-Krieg? Ich mag dich trotzdem!“ Sorry, mir ist nicht danach und ich werde mich jetzt auch nicht zu „Stellungnahmen“ aufraffen. Es reicht mir schon völlig, wieder zu erleben, wie der Geist des Krieges Mailinglisten und Webforen ergreift. Es verschlägt mir jede Lust, dazu etwas zu schreiben. Zumindest für jetzt.

Gespräch

Im Forum ist ein philosophisches Gespräch ausgebrochen. Eines von der Art, das jeden Bezug zum eigenen Leben, zum Hier & Jetzt in Windeseile hinter sich lässt. Im Beitrag „Achtung, Philosophen“ versuche ich, es ein wenig einzudämmen.

Go East

Im Diary wird es einen Gast-Autor geben: Danny Fundinger zieht für ein paar Monate nach Russland, um dort zu leben und zu arbeiten. Seine gelegentlichen Berichte, die er von einer Südamerika-Tour an Bekannte schickte, haben mir so gut gefallen, dass ich anlässlich der ersten aktuellen Mail „Der lange Weg nach Russland“ auf die Idee gekommen bin, die neue Serie im Diary zu bringen. Er ist einverstanden, also: demnächst an dieser Stelle!

Rauchen & Selbst

Seit fast zwei Wochen rauche ich wieder. Nach zehn Monaten „ohne“ wundert das, auch mich hat es verwundert, zu erleben, wie ich ohne Stress, ohne Konflikt, ohne „belastende Situation“ auf einmal Zigaretten kaufte. Da ich aber zur Zeit auf allen Ebenen meinen Impulsen folge, um mir anzugucken, was es mit ihnen auf sich hat, machte ich keinerlei Versuche, mich zu bezähmen. Und siehe da: es gibt immer noch etwas zu entdecken!

Rauchenderweise arbeite ich seither mit einer Leichtigkeit und Begeisterung, die ich gar nicht mehr von mir kannte. Ich tanze auf verschiedensten Hochzeiten, plane ein tolles neues Projekt, nehme lange vernachlässigte Fäden auf, mache mich an die Neugestaltung einiger Webwerke, die es nötig haben, schreibe viel und bediene mehrere Kunden gleichzeitig. Alles geht leicht von der Hand, strengt mich nicht mehr an, nichts zieht mich ständig „ab in die Sauna“ – ein ganz bestimmter „Elan Vital“, der mich lange verlassen hatte, ist zurück! Ich dachte schon, es sei das zunehmende ALTER und ich müsse mich halt damit abfinden, so langsam in die „innere Kündigung“ zu gehen. Jetzt weiß ich es besser! Es ist nicht das Alter, sondern DAS NIKOTIN, bzw. dessen Fehlen.

Wer bin ich? Mit einem gewissen Grausen stelle ich neu fest: Das, was ich im Leben hauptsächlich war und bin, das, womit ich mich am meisten identifiziere und auf das ich keinesfalls verzichten will: das bin gar nicht ICH! Bzw. das bin nur „ich mit Nikotin“.

Wie kann das sein? Ich will jetzt nicht darüber reflektieren, dass das „Ich“ nur ein Gedanke ist, davon gehe ich aus. Doch ist es schon erschütternd, zu bemerken, in welchem Maße das eigene innerste Wesen, bzw. das, was ich dafür gehalten habe, sich letztlich der steten Verfügbarkeit eines Stöffchens verdankt, das sich seit dem 15. Lebensjahr in meine psychophysische Leiblichkeit eingebaut hat. Und das – mit allen anderen Stoffen und Einflüssen zusammen – die Identität, die ich als „ich“ kenne, erst schafft und aufrecht erhält. Nimmt man den „Baustein Nikotin“ heraus, wie ich es erfolgreich getan habe, ist das, was bleibt, nicht mehr dasselbe!

Was tun? Auf die Dauer, das merke ich jetzt schon, halte ich Rauchen nicht mehr aus. Ich bekümmere mich gerade darum, heraus zu finden, ob Homöopathie vielleicht an der Lage etwas ändern kann. Wenn nicht, werde ich das Nikotin „in Reinform“ zu mir nehmen, mal sehen, auf welchem Wege.

Denn: ICH WILL diejenige sein, als die ich mich „mit Nikotin“ kenne! Das habe ich jetzt in aller Deutlichkeit bemerkt – das irgendwie nebenbei noch „falsch“ zu finden, bringt mir nichts, also schenk ich es mir.