Claudia am 15. Juni 2001 —

Und noch mehr Chaos…

Wer wirklich Chaos in sein Leben zu bringen wünscht, vielleicht, weil es ein bißchen langweilig und gleichförmig geworden ist, dem sei geraten, mit der Telekom in näheren Kontakt zu treten! Zum Beispiel ISDN bestellen, nicht irgendwo in der Pampa, sondern in der Mitte Berlins…

Nachdem am Montag der erste vereinbarte Termin zur Einrichtung des Anschlusses in der neuen Wohnung nicht geklappt hatte – 500 Kilometer umsonst gefahren, einmal nach Berlin und zurück – forschte ich gestern den Ursachen nach. Am selben Servicetelefon, wo mir der Termin gegeben wurde, sagte mir jetzt eine etwas kiebige Mitarbeiterin, solche Termine machten sie gar nicht, nie! Das seien allerhöchstens Wunschtermine und solange schriftlich nichts vorliege, käme da auch keiner. Tja, was soll ich dazu sagen? Am besten nichts, schließlich will ich mich nicht streiten, sondern einen funktionierenden Telefonanschluß, und zwar schnell. Ich löcherte sie also, was denn nun geschehen werde und sie rückte damit heraus, daß sie nur die Abmeldung vorliegen habe, nicht aber die Neuanmeldung. Auf mein Insistieren suchte sie noch ein bißchen in den Datenbanken und – ja doch! – sie fand meine Neubestellung dann doch, aber auch einen Bescheid, da seien noch Bauarbeiten zu erledigen. Und?, fragte ich, was heißt das jetzt? „Daß nichts geschieht, bis das erledigt ist“, meinte sie, daß sie aber nicht wisse, um was es sich handle und wie lange das dauern werde. Oh Standort Deutschland, die Telekom ist dein Untergang! Ich merkte mal wieder an, daß ich über das Internet arbeite und auf den Anschluß angewiesen sei. Das beeindruckte sie natürlich kein Stück, sie war am Ende ihres Handlungs-Algorithmus (wenn…dann…) angekommen: Bauarbeiten, abwarten.

Ich bat sie um eine Telefonnummer in Berlin, möglichst nah an den „Bauarbeitern“. Die rückte sie immerhin heraus, als ich ihr glaubwürdig versicherte, daß für Telefonarbeiten jeder Art ein Schaltraum geöffnet werden müsse, in den die Mitarbeiter ohne Schlüssel nicht hineinkommen. Und wieder wurde ich weiter und weiter verbunden, landete dann irgendwo bei „Vertrieb, Berlin“. Wieder eine Frau, diesmal etwas freundlicher. Beim Blick in ihre Datenbank ruft sie spontan: „Meine Güte, 21.12.2001, da haben die aber gepennt!“ Ich bohre nach und erfahre das ganze Ausmaß des Disasters: Es gibt noch kein ISDN im Haus, also hatte es die Rückmeldung „Bauarbeiten nötig“ gegeben. Weiter war nichts geschehen, denn ich hatte ja einen ISDN-Anschluß bestellt und nichts anderes. Wer wird denn Eigendynamik und Mitdenken von der Telekom erwarten!

Wann es denn nun möglich sei? Langsam aber sicher kippte meine Stimmung nun doch ins Minus! Da könne sie mir keinen Termin nennen, meinte sie mit leicht betretener Stimme. Ich wußte, daß sie lügt, der 21.12.2001 war ihr ja schon anfangs „rausgerutscht“. Ja, und endlich kam dann der Vorschlag, mir statt des ISDN vorläufig einen Analog-Anschluß zu schalten – vielleicht schon zum Ende nächster Woche. Wow, das ist Geschwindigkeit, aber ich glaub‘ ihr kein Wort! T-DSL? Das gehe erst, sobald ISDN installiert sei, wenn überhaupt.

Gut, ich nehme den Analog-Anschluß, was soll ich sonst schon machen? Ganz sicher nicht bis Dezember warten: nur einen Mausklick entfernt liegt www.arcor.de, die Telekom-Konkurrenz mit dem eigenen Festnetz. Ein Blick in die Verfügbarkeitsdatenbank: Jaaaa! An meiner neuen Adresse gibts ISDN/DSL, wenn man mag auch analog/DSL – inkl. Flatrates zu 39 und 49 Mark. Ich rufe erstmal an, weil ich nicht mehr alles so einfach glaube, doch der Support versichert mir, mich dort versorgen zu können, nur halt mit sechs bis acht Wochen Wartezeit. Ist mir recht, ist mir jetzt alles recht, Hauptsache, ich werde die Telekom los.

Die nahe Zukunft wird also noch viel abenteuerlicher, als ich dachte! Erst eine Woche ganz OHNE Anschluß, so mit Handy und Internet-Café – da lerne ich vermutlich gleich Leute kennen, wenn ich zweimal täglich erscheine, um meine Netzexistenz aufrecht zu erhalten. Dann der Analog-Anschluß, zurück in die Steinzeit, für die paar Wochen muß ich mir sogar wieder ein Modem und ein Analog-Telefon zulegen. Und zuletzt – hoffentlich! – die Erlösung von allen Schwierigkeiten im Paradies einer billigen DSL-Flatrat von Arcor.

Was werde ich tun, wenn es auf einmal nicht mehr möglich ist, immer mal wieder ans Netz zu gehen, wann immer ich Lust habe? Der Wechsel in die Stadt reißt mich sowieso aus allen Routinen – nun wird auch noch meine kommunikative Grundstruktur, das ständige „Angeschlossen-Sein“ gekappt. Ich bin gespannt!

 

Diesem Blog per E-Mail folgen…