Claudia am 29. Februar 2000 —

Über Medien

Ich bemerke, dass mir traditionelle Medien immer langweiliger werden. Und zwar wirklich spürbar, mir kommt das GANZ GROSSE GÄHNEN, wenn ich z.B. erlebe (in Ansätzen, ich schalte dann ja aus), wie die vorgestrige Wahl im TV des Langen & Breiten ausgewalzt wird, von Sendung zu Sendung, Kanal zu Kanal. Dabei hat diese Wahl wirklich nichts weiter Unerwartetes ergeben, ausser vielleicht, dass man vorher geglaubt hatte, der „Denkzettel“ werde deutlicher ausfallen. Mir stundenlang anzuhören, was nun dieser und jener dazu für Gemeinplätze von sich gibt (40 Sek pro Statement, anderes ist ja nicht drin) halte ich einfach nicht mehr aus. Weil ich Interessanteres kenne. Z.B. die Mailingliste Netzliteratur, die für mich ‚zigmal unterhaltender und informativer ist! Ich müßte mal ausrechnen, wieviel Zeit und Geld anderen Medien dadurch schon entgangen ist.

Oder auch das Feuilleton: GUTE Artikel sind heute Kunstwerke, die richtig Arbeit machen, voller Anspielungen, historischer Zitate, geistreicher Querverbindungen und natürlich kommen sie nur zustande, wenn jemand dafür zahlt. Als Beitrag zu einer Mailingliste oder auf einer WebSite würde sich niemand solche Formulierkünste abringen.

Und genau DAS ist der Punkt. Durch das Netz werde ich mehr und mehr daran gewöhnt, von Menschen ECHTE Aussagen zu bekommen! Das heißt nicht unbedingt „wahre“ Aussagen, sondern Statements und Beschreibungen, die deshalb gesagt, geschrieben, gemailt werden, weil derjenige sie ausdrücken WILL. Also echte Kommunikationsangebote, anstatt „Werke“. Und das ist bei weitem spannender als das Konsumieren all dieser schönen Artikel in den Zeitungen und Magazinen, wo es sogar doof wäre, würde ich einem Autor antworten. Er würde sich zu Recht wundern, schließlich hat er „nur einen Artikel geschrieben“, nicht etwa ernsthaft etwas gemeint….

Für mich war es eine Befreiung, nicht mehr im Zeitungs/Magazinstil schreiben zu müssen, als ich begann, Webseiten zu verfassen. „Netzliteratur“ wäre für mich auch das Bemühen, eine Form&Ästhetik zu er/finden, die zu dieser neuen Kommunikationslage passt. Ob das dann druckbar ist oder auf CD gespeichert werden kann, ist egal, denn die Art&Weise kommt aus der Netzerfahrung, wo das Dialogische seinen ganzen Charme entfaltet, den wir so lange vermissen mußten.

Jetzt besuch ich mal die Hühner!

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