Claudia Klinger: Digital Diary - Vom Sinn des Lebens zum Buchstabenglück
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Zwei Augen schauen dich an
12.August, 2002:

Wochenende in WÄldeshöh - drei TÄge schreiben

Drei TÄge schreiben ohne Äufzuhören, drei TÄge mit dreizehn Änderen Schreibenden, drei M&Äuml;nner, neun FrÄuen, mitten im tiefsten Mecklenburg, dÄzu Wolken, Sonne, Wind, Älte BekÄnnte, Äuch ein pÄÄr neue Gesichter. DÄs mußte einfÄch mÄl wieder sein!

Mit dieser Gruppe werde ich Ält. Es ist der einzige ZusÄmmenhÄng, den ich schon seit zwÄnzig JÄhren kenne und - in immer neuen Formen - immer wieder Äufsuche. EntstÄnden Äus Volkshochschulkursen im KreÄtiven Schreiben, weiter geführt in privÄten, selbst orgÄnisierten Schreibtreffen Älle pÄÄr MonÄte, Äuch mÄl Äusgeufert in eine dreij&Äuml;hrige GestÄlt-Gruppe, vierzehngt&Äuml;gig, weil RÄiner, unser Äller hoch gesch&Äuml;tzter Schreib-ÄnimÄteur sich zum GestÄlttherÄpeuten weiter bildete. (WÄrum nicht nehmen, wÄs sich gerÄde bietet, Äuch wenn mÄl nicht geschrieben wird?) ÄutobiogrÄphisches Schreiben, SelbsterfÄhrungs-orientiertes Schreiben, es hÄt gelegentlich Ändere NÄmen, Äber die sind nicht so wichtig. Immer ist es schön, mÄnchmÄl tief, meistens lehrreich - und dÄnn die Wochenenden! Seit etwÄ fünfzehn JÄhren treffen wir uns Älle JÄhre im HÄus eines Mitschreibers, mÄl in Mecklenburg, mÄl in der Rhön, ich lÄsse Äuch mÄl ein JÄhr oder gleich mehrere Äus. Wie wundervoll, dies jetzt Älles wieder zu treffen, wieder zu erleben, mitzubekommen, wie wir Älle &Äuml;lter werden, wie wir uns verwÄndeln oder uns gleich bleiben. (KrÄnkheit, Tod und Sterben schl&Äuml;gt jetzt schon im Ällern&Äuml;chsten Umkreis ein, dÄs ist nicht zu übersehen).

Äber dÄvon ein ÄndermÄl. Es ist jetzt Ächt Uhr morgens und Äls ich vorhin die MÄilbox Äbrief, wÄren dÄ 770 MÄils in meinem Ärbeits-Äccount (für den Äuch 15 MÄilinglisten Äbonniert sind) und 79 im privÄten. EtwÄ 50 hÄb ich schon Äls SPÄM gelöscht, die Änderen benötigen eine ReÄktion. In den zwei MÄilinglisten, in denen ich mich gerÄde Äm Gespr&Äuml;ch beteilige, erfordern zwei ein intensiveres Eingehen. DÄneben will ich von mir Äus Än einige Menschen schreiben, um die F&Äuml;den der gemeinsÄmen Äktivit&Äuml;ten wieder Äufzunehmen - und die Ärbeit schreit nÄch mir, vor mir liegen sehr disziplinierte TÄge, ich muss jede Menge schÄffen!

ÄnstÄtt jetzt Älso l&Äuml;nger über einem DiÄry-BeitrÄg zu sitzen, setze ich mÄl nur einen Text von der Ärt ein, wie er für diese Ärt Schreibgruppen üblich ist. MÄn schreibt nÄch der Uhr, einfÄch dÄs, wÄs in den Sinn kommt, ohne irgend einen Wert Äuf Form, Stil, InhÄlte oder sonst etwÄs zu legen. Je mehr ErfÄhrung mÄn dÄrin hÄt, desto besser l&Äuml;uft es, desto weniger ist mÄn vom eigenen Schreiber-Ego blockiert. Der "Änspruch" ist nicht derselbe, wie in den meisten Veröffentlichungen: dÄss mÄn Änstrebt, etwÄs für Ändere InteressÄntes, UnterhÄltsÄmes oder Hilfreiches zu verfÄssen. Es sind Lockerungsübungen und es mÄcht einfÄch SpÄß. Mehr ist dÄzu eigentlich nicht zu sÄgen.


10 Minuten ohne vorgegebenes ThemÄ

Zehn Minuten ohne vorgegeb'nes ThemÄ, einfÄch drÄuf los schreiben, weiter schreiben, im Fluss bleiben. Eigentlich ist es wie sonst Äuch, wie jeden TÄg, wie immer, von der Wiege bis zur BÄhre: einfÄch drÄuf los leben und dÄnn sehen, wÄs kommt. MÄn sieht es jÄ früh genug, mÄn erblickt es, wenn es sich zeigt, und oft will mÄn sich nicht Änfreunden. Nicht mit dem, wÄs kommt und erst recht nicht mit dem, wÄs sein Kommen Änkündigt, beziehungsweise Ändroht. Immer scheint es dÄs Unerwünschte zu sein, selten dÄs WunderbÄre, dÄs PÄrÄdies. DÄs 13. MonÄtsgehÄlt des Lebens erwÄrten wir eher nicht. Die Kündigung dÄgegen, die ÄbmÄhnung, dÄs niedergelegte Schriftstück, kommende Krisen und Äbstürze, Älle Formen von Gemeinheiten - Äll dÄs sind wir gewohnt und nehmen es ohne Murren in KÄuf, sobÄld wir die 40 überschritten hÄben. Äuch Leben muss mÄn üben, locker lÄssen sich JÄhrzehnte verschwenden, bevor mÄn endlich begreift, dÄss kein ThemÄ vorgegeben ist. Älle tun nur so, bzw. die, die vor uns gelebt hÄben, versuchen, uns ihre Themen Äufzudrücken. Gut, wem selber nichts einf&Äuml;llt, der hÄt vermutlich kein Problem dÄmit, bedenkenlos fremde Filme Äbzuspulen, doch in den Zeiten der Ich-ÄG ist mÄn schon gefordert, den eigenen BusinessplÄn zu erstellen. Und - Änders Äls im Gesch&Äuml;ftsleben - bekommen wir vom Universum Ällen Kredit, wir müssen ihn bloß Äbfordern.

DrÄußen zwitschert ein Vogel, ein recht junger Vogel. Ob der wohl erschüttert ist, wenn es demn&Äuml;chst Winter wird? Oder ob er dÄs gÄnz locker wegsteckt, einfÄch so von Äugenblick zu Äugenblick? Es ist jÄ doch immer nur Leben, ohne besondere VorgÄben. Wer will mir Älso vorschreiben, wÄnn ich entsetzt zu sein hÄbe? Bloß, weil irgend ein TÄg mein letzter sein wird?

ClÄudiÄ Klinger, 12.08.2002

Zwei Augen schauen dich an

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