Claudia am 20. Juni 2007 —

Wie man 13 Blogs kommentiert ohne zu langweilen…

…und die anderen 39 dann doch nicht mehr schafft!

52 Blog-Begeisterte haben an Renè Krists Blogprojekt teil genommen. Ein paar davon hab‘ ich mir angesehen. Wie all diese so unterschiedlichen Menschen wohl zum Bloggen gekommen sind? Das nämlich war das Thema, zu dem die Teilnehmer schreiben sollten.

Bei Vincent auf Vallo.com fand ich keine echte Antwort auf diese Frage, dafür aber einen interessanten Link zu seinem neuen Projekt „Der Politiker“. Ein PDF-Magazin zum Download alle zwei Tage, kostenlos und werbefrei, garniert mit einem Redaktionsblog und einem Forum, das noch ein paar Mitdiskutanten vertragen könnte. Warum PDF, frag ich mich da? Ist es die Sehnsucht des Bloggers nach einer gewissen Distanz zum Medium, das nicht sofort zu Tode kommentiert, oder – schlimmer noch – kommentartechnisch ignoriert werden soll? Leider bleibt mir keine Zeit, weiter zu forschen, ich will ja noch über 50 andere Blogs besichtigen!

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Update 10.10.14: Löschen musste ich den hier früher zu lesenden Absatz auf Wunsch einer Bloggerin, die ihre Spuren im Netz bereinigt haben will. Schade! Vorbei offenbar die Zeiten, in denen man sich trauen konnte, Sätze zu sagen wie: „mir geht dieses System, die Politik auf den Geist und ich bin es leid den Schnabel zu halten, wobei ich mir das Zitat »Die Feder ist mächtiger als das Schwert« zu Herzen genommen habe.“
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Auf Prinzess‘ Allerlei fällt mir gleich das ungewöhnliche Design ins Auge: hier traut sich eine, ein Stück weitab vom Mainstream ein sehr individuelles Blog zu gestalten – toll! Dass Prinzess ihre ursprüngliche Blog-Idee, über ungewollte Kinderlosigkeit zu schreiben, zugunsten eines allgemeinen Blogs verworfen hat, konnte ich verstehen, fand es aber gleichzeitig schade. Also mal dieses erste Blog angesehen, den Artikel „kinder-los“ gefunden – und wieder ein krass kreatives Outfit, das mich an die wilden Homepages aus den Kindertagen des Webs erinnert!

Beim nächsten Stop auf meiner Reise quer Blogbeet, einem Projekt namens „Gedankenschrei“ wundert mich dann schon, dass die zugehörige Blogger-Story von der Abwesenheit jeglicher Gedanken bezüglich eines Blog-Inhalts handelt: „Ich hatte letztes Jahr total Bock mal wieder ne eigene Webseite zu schaffen. Welches Thema war mir nicht bewusst. Ich wollte nur wieder im Web vertreten sein“, schreibt Dominik, 23, der auf einige Erfolge, Traffic zu generieren, zurück blickt, zum Beispiel mit „heißen Bildern von Promis“. Irgendwann wollte er dann doch privater werden, auch mal was von sich schreiben, aber zu einem konkreten Thema hat es nicht gereicht: „Ich hatte eigentlich nie einen richtigen Grund zu bloggen“. Tja… Dominik will die Menschen aufheitern, schreibt er über seine Absichten. Ob „Gedankenschrei“ dafür wohl das richtige Label ist?

Auf dem Dimido-Blog hätte ich erwartet, dass da einer nur Dienstags, Mittwochs und Donnerstags schreibt – aber nix da, anscheinend hat der Name gar keinen Bezug zum Blog. Heinrich Weber, Student der Wirtschafts- und Ingenieuerwissenschaften, schreibt über Computer, Internet, Medien und Blogosphäre in einem unauffälligen WordPress-Theme. Er kam zum bloggen, weil er eine ungenutzte Domain übrig hatte (aha!) und wünscht sich mehr Leser. Ich wünsche ihm das Beste und surfe weiter.

Bei Barbara auf a su salud schau ich mir erstmal ihren AStore an: schon länger liebäugle ich mit dieser betörend einfachen Methode, persönlich geschätzte Bücher meinen Leser/innen anzubieten und bei Amazon Prozente zu kassieren, sofern die Auswahl ankommt. Bisher hält mich der Anspruch zurück, eigentlich selbst etwas zum einzelnen Buch schreiben zu wollen – aber verdammt, besser als gar nichts ist so eine Zusammenstellung doch auf jeden Fall (und die Bücher sind es allemal wert!).

Himmel, ich schweife unziemlich ab: Barbara jedenfalls, deren Alter mit der Tagesform schwankt und deshalb nicht angegeben wird, kam zum bloggen wie die Jungfrau zum Kind: andere haben sie bestäubt, sagt sie, und es macht ihr einfach Spass – Glückwunsch!

Ein blühendes Rapsfeld begrüßt mich im Feel-Better-Blog. Frank Obels ist eine Mischung aus Unternehmer, Berater, Trainer und Therapeut. In seinem Blog geht es um die therapeutische und mentale Seite seines ICHs, liest man unter „über mich“, doch sein Hauptmotiv zum Bloggen war „viel Traffic für die eigene Homepage“, was auch gleich den Titel seiner Blog-Geschichte abgibt. Dass es damit nichts geworden ist, obwohl er bis zu fünf Beiträge täglich bloggt und kein Problem damit hat, an einem Wochenende ein Buch zu schreiben, wundert schon ein wenig! Zuwenig Energie fürs Marketing, sagt Frank, und veranstaltet lieber Power-Blogger-Seminare, die in drei Tagen das Bloggen beibringen: „Ihre Investition in dieses Seminarerlebnis beträgt 830,00 Euro netto“. Ja, das ist deutlich effektiver als GoogleAds zu fünf bis fünfzehn Cents pro Klick, keine Frage! :-)

I live my own life. I care about it.. and nobody else! schreibt der 15-Jährige Michael Kohler der Welt ins Stammbuch, und bringt damit ein Lebensgefühl ‚rüber, das mich mit 15 auch schwer umgetrieben hat. Wer sich ins Blog versenkt, wird erfahren, um was für einen merkwürdigen Menschen es sich bei “NightTiger” handelt, verspricht Michael, der nach Mitschreibern sucht. Leider muss ich heute weiter, doch wünsche ich ihm eine große Zukunft: als Blogger und überhaupt.

Sozialismus 2.0 beta verspricht das rote Blog von Daniel Weigelt aus Dresden. Er ist der erste extrem Content-orientierte Blogger, den ich in diesem Blog-Karneval treffe. 400 Besucher pro Tag und mehrere hundert News-Feed-Abonennten sind der Lohn der Anstrengungen. Dabei ist Daniels Weblandschaft noch viel weitläufig: neben der Autorenseite stanislaw-lem.de gibts stalinwerke.de, deutsche-kommunisten.de, sozialistische-gedenkstaetten.de – klar dass der Linux-Pinguin im Kopf seines Blogs eine rote Fahne schwenkt! Da ich nie eine altsozialistische Phase hatte, bin ich zwar beeindruckt, surfe aber weiter.

„Für alle, die ihr Leben als lebenswert empfinden wollen“ schreibt Norbert Glaab auf seinem Lebensblog. Hm, klingt das nicht ein wenig angestrengt? Das eher einfache Blog-Design wirkt entspannend und unüberladen. Der Beitrag „Bloggen – die Freude jeden Tag einen belebten Marktplatz zu besuchen“ erfreut das Auge durch angenehm mediengerechte Gestaltung. Ha, Norbert hat das Bloggen über Frank Obels Seminarerlebnis (siehe oben) gelernt, lese ich da! Und mit Erfolg, wie man sieht, denn in die Beiträge zu Lebenskunst und Lebensqualität würde ich mich gerne vertiefen. Doch im Moment reicht die Zeit nur für eine Kostprobe: Macht Eigensinn wirklich Sinn?

Wie man besser lebt, ist auch das Thema von Manuels Blog „Vitalgenuss“. Ein umfangreicher, sehr ordentlich geschriebener Artikel erwartet mich, dessen gemütlich dahin plätschernder erster Absatz so lange braucht, um zum Punkt zu kommen, dass ich fast abspringe. Dass mir als notorischer Schreiberin langer Artikel das mal passiert, hätte ich nicht gedacht! Mich am Riemen reißend versenke ich mich trotz der Widerstände in Manuels Blog-Geschichte und schmunzle über seine Selbstbeschreibung: „Ich sah (und sehe) mich als Kind der “Müsli-Generation”, welches aber keine Lust hat, auf (ökologisch korrekten) Genuss zu verzichten ;-) Darum finden sich auf diesem Blog Inhalte zum Thema “Bio”, “Wellness”, Genuss und Umwelt.“ Womit über sein Portal-artig gestaltetes Blog schon einiges gesagt ist. Sehr löblich, das alles, ich komme bestimmt mal wieder, z.B. auf der Suche nach Wellness-Themen – jetzt aber gilt: das nächste Blog bitte…

Harald’s Weblog zum Thema Persönlichkeitsentwicklung ist das bisher schlichteste, schlichter noch als WordPress Classic im Urzustand! Hier kann man erleben, wie Mängel in der Präsentation und Ergonomie eigentlich interessante Inhalte verbergen, ja verstecken können: Keine Navigation außer voriger/nächster Artikel, wie mühsam! Als Surferin will ich ÜBERSICHT und AUSWAHL, will Themen, Archive, Kategorien, eine Sitemap oder zumindest die letzten zehn Titel als Liste – aber nichts! Vermutlich liegts an Haralds Herkommen vom Newsletter, das er in seiner Blog-Story ausführlich beschreibt. So richtig angekommen in der Blogosphere scheint er mir noch nicht zu sein – aber was nicht ist, kann ja noch werden.

Inas Blog „Kreative Strukturen – Ideen. Internet. Inspiration“, das ich als nächstes aufsuche, zeigt zu meinem Erstaunen diesselbe puristische Struktur, doch ohne dass mich das so abstößt. Liegt es an der wundervollen Titelgrafik, die so richtig die Seele streichelt? Am Titel selbst, der einem Web-Urgestein wie mir runter geht wie Öl? Im Artikel lese ich, was Ina beim bloggen so bewegt: „Gibt es Projekte, in denen Social-Web auf Soziales Engagement trifft? Lassen sich die Vorzüge von Wiki, Blog und kollaborativem Web mit sozialen Projekten verknüpfen?“ Hier schreibt eine, der die Welt nicht egal ist – sehr sympathisch! Neugierig blättere ich weiter und finde den Beitrag „Gut organisiert im Büroalltag – der Schreibtisch.“ Allen, die wie ich gerne wilde Stapel auftürmen, sei er hiermit ans Herz gelegt!

Nichts geht mehr…

13 Blogs sind geschafft – es ist weit nach eins und ich hab‘ schon viereckige Augen! Die anderen Teilnehmer werden mir vielleicht verzeihen, dass ich sie heute nur noch auflisten kann. Besuchen werde ich sie aber gewiss noch und vielleicht führe ich ja eine Blog-Review-Seite ein. Ich fand es nämlich recht inspirierend, wieder mal genauer hinzuschauen, was andere so machen, abseits meiner gewohnten Web-Wege. Und es gibt noch genug zu besichtigen, wer mag, kann schon mal vorgehen:

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Diskussion

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22 Kommentare zu „Wie man 13 Blogs kommentiert ohne zu langweilen…“.

  1. Danke für die Aufklärung. Trotzdem heiße ich Dominik und bin derzeit 23 Jahre alt ;)

  2. Hallo Claudia,

    Du hast es geschafft sehr ausführlich zu kommentieren. :-)Kompliment. Ich hatte auf Renés Seiten schon angekündigt, dass ich ebenfalls nicht vorhabe nur eine Linkliste einzustellen. Aber das braucht noch etwas Zeit. Bei meinem Blog http://www.kreative-strukturen.de hast Du den Namen verwechselt. Ich bin´s Ina von „um die Ecke“ und winke mal eben aus dem Energieforum am Ostbahnhof zu Dir rüber. ;-) Liebe Grüße und einen angenehm-sonnigen Tag wünsche ich Dir.

  3. Hallo liebe Claudia!

    Vielen Dank für Dein Feedback zu meinem Bloglayout.
    Du hast vollkommen Recht – das Layout ist dürftig. Dabei handelt es sich um ein geringfügig modifiziertes WP-Theme.
    Ich träum ja noch immer von einem selbstgestrickten Layout… Hab mir dafür bisher jedoch keine Zeit genommen. Wenn Du Vorschläge für ein Theme mit hoher Benutzerfreundlichkeit hast, bin ich Dir sehr dankbar!

    Liebe Grüße,
    Harald

  4. Die Fehlerchen sind korrigiert, danke Euch!

    @Ina: jetzt weiß ich, warum mir das mit dem Schreibtisch so vertraut vorkam! Na hallo! :-) Eergieforum am Ostbahnhof? Muss ich mal gucken…

    @Dominik: sorry, dass ich dich verjüngt habe!! :-)

    @Harald: es gibt doch so viele tolle Themes – was hält dich ab, einfach mal eins auszuprobieren? Es muss ja nicht für die Ewigkeit sein..

  5. Respekt. Das war bestimmt ein Kraftakt. Ich war im Laufe des gestrigen Tages etwas überrascht, vieviele Pingbacks man doch auf einen Eintrag bekommen kann. Meine Herren, wenn mal jeder Artikel so rege gelesen und kommentiert würde :-)

  6. Hallo Claudia!

    Schön gemacht. Die kommenden 2/3 werden Dir sicherlich auch so viel Spaß bereiten. :)

    Viele Grüße,

    René

  7. toll, was Du Dir für eine Mühe gemacht hast und ich fühle mich geschmeichelt, dass du sogar etwas über meinen blog geschrieben hast ;-)
    lg Barbara

    P.S. Befinden heute: gefühlte 37 Jahre, aber der Tag ist ja noch jung.

  8. Blog-Projekt auf Probloggerworld: Ergebnis und Abschluss…

  9. hallo claudia,

    vielen dank für die lobenswerte erwähnung! :D
    das thema kinderlosigkeit hab ich nicht vernachlässigt. es ist auch auf prinzzess`allerlei zu finden:
    http://www.prinzzess.biz/category/kinder-los
    und unser neuestes projekt:
    http://pflegekinder.thortilla.de/

  10. Ab und zu muss der Mensch seine Grenzen wieder spüren.
    Aber du hast tapfer durchgehalten!

  11. :D
    es kann nur besser werden!

  12. Immer wigger bloggen!

  13. Hi Claudia, hmmm, „Daily Life Of An Owl“ deshalb, weil ich ursprünglich mal plante auf Englisch zu bloggen, bzw. meine Sites (also nicht das Blog) auf Englisch hatte (internationale Firma, viel über meinen Berufskram und Opensource geschrieben etc.) – nunja… Der Titel ist also sozusagen ein Relikt aus der Steinzeit ;) Ach ja, thx für die Inspiration, ich hab‘ jetzt ein Template im Kopf – mal gucken, ob ich die Idee so umsetzen kann/werde… ;) VG, owl

  14. Klasse gemacht :-)

  15. Guten Morgen Claudia.

    Ein Mensch kann sich nur selbst finden, wenn er aus sich herausgehen kann.

    Die Selbstfindung ist der Weg aus sich heraus und da spielt es keine Rolle, wie lang oder kurz oder mit welchen intellektuellen Hintergrund die Worte oder Texte gewählt sind…………entscheidend ist,daß man sich bewegt und zwar dahin, wo man fühlt sich hinzubewegen.

    Hierfür ist Selbstvertrauen und die natürliche Suche nach dem SEIN der Schlüssel.

    Du wirst feststellen, daß Du nicht in Dir sein kannst, sondern nur aus Dir heraus sein wirst.

    Dein Weg im Leben ist vorgeschrieben, Dein Wille, Dein SEELEN-Charakter, Deine Veranlagungen und Dein Selbstvertrauen werden Dir den Weg weisen.

    „Und Du wirst diesen Weg niemals alleine gehen, denn Du kannst nicht alle Verantwortung alleine tragen.“

    Du wirst in der Lage sein Wirklichkeit und Unwirklichkeit zu unterscheiden.

    Dieses interaktive Buch Deines Weges zum SEIN, ist gestützt auf die notwendige Erkenntnis, warum Du auf dieser Welt lebst.

    Erst, wenn DIR das eindeutig klar ist ( „es ist ganz einfach und natürlich in wenigen Worten zu definieren“ ), dann lichtet sich der Nebel, welcher DEINEN Weg noch verschleiert.

    Nutze die Energie in DIR, um Dich aus DIR heraus zu bewegen, dann wird es SEIN!

    Grüße Bernhard

  16. […] Interessant fand ich die Abschlußbetrachtungen von Claudia, Thomas und Manuel. Bei Manuel habe ich dann auch noch erfahren, was autopoietische Systeme sind. […]

  17. […] Claudia Klinger hat sich da mehr Mühe gemacht und besucht nun der Reihe nach die teilnehmenden Weblogs. […]

  18. I loved the way you discuss the topic great work thanks for the share Your informative post.

  19. Die ersten 8 Links des Artikels (nicht der Linkaufstellung) führen ins Leere. Ist das nicht unglaublich? Der Artikel ist noch kein halbes Jahr alt und diese ganzen Blogs sind schon wieder futsch. Die Blogger haben aufgegeben. Ich finde, das ist frustrierend.

  20. @Horst: der Artikel ist von 2007!

  21. Hatte 2017 gelesen :-) Nun ja. Auch die Augen werden älter.

  22. Danke! Der Titel deines Artikels hat mich total neugierig gemacht.