Nun ja, ist etwas übertrieben, der „Schreck“ hält sich in Grenzen, bin es ja gewohnt.
Montag ist meist mein ruhigster Tag, eine Art „Erholungstag“ von jeglicher Aktivität außerhalb der Wohnung und allen realweltlichen Mitmenschkontakten. Es ist auch der Tag, an dem ich die innere ToDo-Liste ruhen lasse, die mich aber auch an anderen Tage nicht stresst. Ich genieße einfach das Nichts-Tun-müssen, das Unstrukturierte, den Aufenthalt im Potenziellen abseits irgendwelcher Ansprüche – sowohl von außen als auch von innen.
Obwohl, steht da nicht auf meiner (völlig unwichtigen) Start-ins-Netz-Seite das Zitat:
„Der wahre Beruf des Menschen ist,
zu sich selbst zu kommen.“
– Hermann Hesse –
Ohne jetzt schon zu spekulieren, was dieses Selbst sein könnte, beobachte ich nicht nur an diesen Montagen, dass ich so etwas wie „Selbstbesinnung“ kaum mehr betreibe. Allenfalls bekommt das physische Befinden etwas mehr Aufmerksamkeit als früher, aber ansonsten denke ich „über mich“ nicht mehr groß nach. (Das „Innehalten“ in Form von Meditationsversuchen hab‘ ich lange hinter mir, bzw. bin daran gescheitert, es zu einer Routine zu machen).
Was mache ich also den ganzen (Ruhe-)Tag? Ich surfe durch vielerlei Themen mittels Medien verschiedenster Art, angeboten von Aggregatoren oder entlang an eigenen Linklisten. Ich kommentiere Blogs, lese und beantworte E-Mail und Plattformnachrichten, recherchiere auch mal einem Thema hinterher – alles ganz zwanglos, mich mehr oder weniger treiben lassend. Dazwischen mach ich mir mal einen Imbiss und irgendwann nachmittags wechsle ich vom PC ans Smart-TV zu Youtube, weil ich nicht mehr sitzen mag.
Heute hab‘ ich sogar mal die Waschmaschine angeworfen – gleich muss ich sie ausräumen und Wäsche aufhängen! Derlei physische Aktivitäten finde ich eher nervig, ich war noch nie eine gute Hausfrau. Wenn schon Bewegung, dann Fitnesscenter, Fahrrad, Garten, Spaziergang um den Block – hier hänge ich lieber vor den Bildschirmen.
Wie auch immer: Was könnte in diesen Kontexten das „zu mir kommen“ bedeuten?
- Einerseits könnte die Diagnose lauten: Ich bin ständig „anderswo“, nur nicht bei mir, weil ich mich die ganze Zeit mit Dingen „außerhalb von mir“ beschäftige. „Selbst pur“ ist mir einfach zu langweilig, ich kenne mich schließlich schon lange! :-)
- Andrerseits: Wenn ich meine Zeit freiwillig so gestalte, wie es mir gerade gefällt, bin ich dann nicht sogar mehr bei mir als irgendwann sonst? Keine entfremdete Arbeit, keine Themen, die ich bewusst verdränge, keine persönlichen Bedrohungen, kein Streit nirgends, keine Angst…
Ach je, schon indem ich das hinschreibe, rattert es im Denkhintergrund los: Du solltest aber… denk doch mal ans Klima, an Krisen und Kriege, an die stummen und lauten Bedrohungen, an die Wohnungsnot, die dich auch noch erwischen kann, trotz Altmietvertrag…
Aber: wäre ich denn mehr „bei mir“, wenn ich mich jetzt in diese Dinge vertiefen würde, statt den Impulsen zu folgen? Sie kommen sowieso ständig irgendwie vor, schließlich ist „Weltgeschehen“ hier die meistbediente Kategorie.
Genug! Was für ein überflüssiger Blogartikel. Ich wechsle jetzt besser aufs Sofa und schau mir noch ein China-Video von Anna und Eugen an (= „ein Durchschnittspaar aus Norddeutschland seit 2018 auf Weltreise“ – Selbstbeschreibung).
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Passt irgendwie:
- Eine Radtour durch die Natur im Alleingang (Heldenhaushalt) – sowas könnte ich eigentlich auch mal machen…
- Beim Fernsehen über meine Identität nachgedacht (Schreiblehrling) = Selbstbesinnung!
Früher hab ich das Thema tiefschürfender verhandelt:
- Meditationen über Dies und Das: „Wer bin ich?“ (18.12.96)
- Wer bin ich? (3.2.2000)
- Wer bin ich? Nichts bestimmtes… (21.8.2012)
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3 Kommentare zu „Schreck: Ich komm‘ grade nicht zu mir (…wer oder was sollte das auch sein?)“.