Claudia am 24. Mai 2023 —

Ewiges „Leben“ als sprechender Avatar?

Dass man die eigene Stimme „klonen“ und damit beliebige Texte sprechen lassen kann, ist eine spektakuläre, aber auch irritierende Fähigkeit vieler neuer KI-Tools. Als ich das erste Mal auf eine solche Seite stieß, hatte ich sofort das Gefühl: Das sollte ich wirklich nicht tun! Faktisch könnte die Firma dann z.B. Werbetexte von mir sprechen lassen – nein danke! Andrerseits: Ich bin so unbekannt, dass ich vermutlich für den Stimmenklau nicht wirklich interessant bin, trotzdem unterlasse ich den Upload lieber, zumindest bis jetzt. :-)

Es geht aber noch mehr: Nicht nur die Stimme kann geklont werden, sondern der ganze Mensch! Im Video I Challenged My AI Clone to Replace Me for 24 Hours zeigt Joanna Stern ihren realistischen Avatar, der mit ihrer eigenen Stimme spricht.

Realistischer Avatar

Wer sie nicht kennt, wird erstmal keinen Unterschied erkennen können. In den Alltagssituationen hat das „mich ersetzen lassen“ zwar noch nicht so gut geklappt, aber hey: die Entwicklung geht rasend schnell weiter. Ich wette mal, das wird noch viel besser!

Kombiniert mit einer entsprechend trainierten KI, wie sie z.B. auf dem Blog des Rechtsanwalts Marian Härtel als ChatGPT-Erweiterung eingesetzt wird, könnte so ein persönlicher Avatar „ewig leben“. Wäre es mein Avatar, sprechend mit meiner Stimme, gefüttert mit allen Artikeln aus diesem Blog seit 1999, könnten sich meine Nächsten auch nach meinem Ableben mit mir unterhalten!

Gruslig? Ja! Wünschenswert? Nein!

Diskussion

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6 Kommentare zu „Ewiges „Leben“ als sprechender Avatar?“.

  1. Das wäre doch prima, falls man Sprecher ist und einem gerade die Stimme versagt. Dumm nur, dass dann GeloRevoice bald nicht mehr erhältlich sein wird.

  2. @Juri: Da musste ich erstmal googeln, was „GeloRevoice“ eigentlich ist – aha, eine Halstablette! Die wird sicher nicht obsolet, denn das Feeling wird KI niemals wegnehmen können, selbst wenn es das Sprechen ersetzen könnte.
    Was das Beispiel aber zeigt: Man wird „Stimmen lizensieren“ können und Avatare statt Nachrichtensprechern einsetzen, evtl. auch von bekannten Schauspielern. „Stimmenklau“ ist allerdings mit einiger Sicherheit schon jetzt illegal, analog dem „Recht am eigenen Bild“.

  3. Wahrhaft gruselig!
    es ging ja schon länger einiges , aber was das neue konkret bedeuten würde?!
    Meine Grossväter hätte ich allerdings gerne kennengelernt! aber ihr texte, so vorhanden, wären ja aus einer anderen zeit und anderen Bedingungen. was würden sie mir denn sagen? was könnte ich daraus entnehmen?

  4. @Claudia Ich fürchte, dass wird leider eher langweilig werden. Alles wird dann klingen, wie Bruce Willis oder Vin Diesel. Für die ältere Zielgruppe bemüht man dann John Wayne bzw. Robert de Niro. Urheber hin- oder her. Gut, im Falle der Müsliwerbung kõnnte das kurzzeitig noch witzig wirken.

  5. Naja, ich ärgere mich bei vielen Filmen und Serien, die nochmals nachsynchronisiert werden, über den Wechsel des Sprechers/der bekannten Stimme. Das kann mir echt den Spaß verderben und ich habe ständig das Gefühl, der Darsteller sagt nix. Wenn ich an die Synchronisation der alten Star-Trek-Kinofilme denke – das war gar nicht faszinierend! Aber ein paar der Sprecher lebten da nicht mehr. Das könnte man dann umgehen, aber nur, wenn die Erben der Sprecher dann auch was davon haben.

  6. Ja, die Synchronisierung mit Ki-generierten Stimmen der originalen Schauspieler wird vermutlich kommen. Und auch Verstorbene könnten „zum Leben erweckt“ werden: Elvis mit neuen Songs, gleich auch mit lebensechtem Avatar! Die Lizenzen dafür werden – je nach Prominenz – Unsummen kosten und vielleicht sogar gesplittet werden: Lizenz für den frühen Elvis und für den – gewichtigeren – späten Elvis!