Claudia am 03. Januar 2012 —

Wer hat jetzt noch Lust, Bundespräsident zu werden?

Anfänglich war ich milde gestimmt: ein Darlehen vom Unternehmerfreund in der Vergangenheit erschien mir als keine sooo gravierende Verfehlung, dass der Bundespräsident gleich zurück treten müsste. Was aber mittlerweile alles geschah, änderte meine Meinung und ich frage mich: wie viele Stunden will sich Wulff eigentlich noch ans Amt klammern?

Wie bescheuert muss man sein, um der BILD-Zeitung Drohungen auf den Anrufbeantworter zu sprechen? Dabei einen „Bruch“ in Aussicht zu stellen, der die Frage aufwirft, welche besonderen Beziehungen da wohl bestanden haben?

Dass Wulff noch nicht zurück getreten ist, muss an einer Scheuklappen-artigen „Blase der Wahrnehmung“ liegen, die ihm erlaubt, zu verdrängen, was nicht mehr zu vermeiden ist: als Präsident ist er jetzt untragbar, weil er nie wieder als halbwegs integre Gestalt gesehen werden wird, sondern als komplett unglaubwürdige Lachnummer.

Erst jetzt verstehe ich richtig, was es mit der Floskel „das Amt nehme Schaden“ auf sich hat. Je unglaubwürdiger und trotteliger sich Wulff aufführt und TROTZDEM im Amt bleibt, desto weniger werden mögliche Kandidaten Lust haben, seine Nachfolge anzutreten. Desto weniger kann er das Amt überhaupt ausfüllen, denn jeder öffentliche Auftritt kann zum Desaster werden, wenn nicht alle Presse-Leute hübsch brav sind und keine unangenehmen Fragen stellen. Was sie gewiss bei Wulff nicht mehr sein werden, doch wird auch der Nachfolger (oder die Nachfolgerin) sehr viel intensiveren Forschungen und Fragen ausgesetzt sein. Wer wird sich das zumuten wollen?

Aus meiner Sicht käme jetzt nur jemand in Betracht, der in der Vergangenheit keine aktiven politischen Ämter bekleidet hat. Ein „Mensch aus dem Volk“, der noch normal reden und zu allem stehen kann, was er in seinem Leben geleistet und verbrochen hat. Auch zu den Fehlern, denn wer macht die nicht?

Ich bin wirklich gespannt, wie lange das Wulff-Drama noch dauert. Allein schon der morgendliche Blick in die Presse müsste eigentlich den Wunsch auslösen, sich in irgend eine Höhle zurück zu ziehen und so schnell nicht wieder in der Öffentlichkeit zu zeigen. Die „Versorgung“ gegangener Präsidenten ist ja so üppig, dass er es nicht mal nötig hätte, nach einem neuen Arbeitsplatz Ausschau zu halten.

***
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Diskussion

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25 Kommentare zu „Wer hat jetzt noch Lust, Bundespräsident zu werden?“.

  1. Ich habe auch immer gedacht: kann passieren. Ja, selbst beim Herrn Gutenberg hatte ich das gedacht. Nur Leute, stellt Euch doch nach dem ersten auch noch verständlichem und automatischem „ich war es nicht“ einfach eine durchdachte Nacht später hin, schaut reumütig wie mein Hund und sagt. „Das war wohl doch Mist, was machen wir nun?“ und ich wette: alles wäre gut.

    Aber wie diese Dinge gehandhabt werden ist nun das entlarvende. Nicht mal der Fehler selbst. Unsouverän vom Souverän!

  2. Jemand, der noch keine politischen Ämter bekleidet hat und der normal reden und zu allem stehen kann, was er in seinem Leben geleistet und verbrochen hat. Auch zu den Fehlern, denn wer macht die nicht?

    Hmmmm … ich glaube ich wüßte da jemand … Margot Käßmann :-).

  3. @Monika: gute Idee! Bin ich sofort dafür!

  4. solange die EU es noch zulässt und herr
    Guttenberg noch nicht eingearbeitet ist
    ganz in der Tradition von Copy + Paste
    ein lesenswerter Kommentar.

    ich weiss wirklich nicht was nun genau widerlicher ist:
    wulffs drohungen an bild oder die manipulierfähigkeit der
    Bildzeitung via anderen (unverfänglichen) Medien
    ihr gift termingerecht verschiessen zu lassen.

    …zitat:>
    Wulff hatte seinen moralischen Kredit schon vor dem
    finalen Schuss verbraucht. Es wird Zeit für ihn zu
    gehen. Und im Abgang schafft er es noch, BILD und den
    BILD-Chefredakteur zu Helden der Pressefreiheit zu
    machen. Sauber hingekriegt, Herr Präsident.
    …ende erstes zitat:><

    http://www.sprengsatz.de/?p=3786
    kommentar 16)
    hans schwab, Dienstag, 03. Januar 2012, 12:09 Uhr

    und wir sind DOCH BLÖD!
    – die »bild«-falle hat wieder einmal zugeschlagen
    und bundespräsident christian wulff an die wand
    genagelt. und alle nageln mit. und niemand merkt,
    was hier eigentlich abgeht. die medien, und allen
    voran das blutorgan »bild« zeigen wieder einmal
    unter dem schlagzeilengeilen siegel der
    pressefreiheit wer unser land regiert.

    die wulff-sache muss sicher mit aller kritik
    näher betrachtet werden, denn unsere politik
    braucht in unser aller interesse wieder mehr
    vertrauen und glaubwürdigkeit.
    gleichwohl werden hier die maßstäbe völlig
    verschoben und der teils hysterische mediale
    aufmerksamkeitswettbewerb macht allzu oft blind
    und vernebelt den blick für die eigentlichen
    probleme: und das ist hier zumindest auch das
    unsägliche machtspiel der »bildzeitung«.

    sind wir jetzt wirklich alle so blöd, nicht
    mehr wahrzunehmen wie uns die »bild« wieder
    einmal ihr interesse diktiert.

    die »wir sind helden«-frontfrau judith holofernes
    http://www.stern.de/panorama/nach-werbeabsage-judith-holofernes-in-den-faengen-der-bild-1658629.html
    hat im februar 2011 mit ihrer abfuhr an die
    bild-zeitungs-werbeagentur jung von matt sehr
    schön aufgedeckt, wie es der »bild« gelingt,
    viele bekannte menschen als werbeträger zu
    missbrauchen ( heldinnen sind doch nicht blöd )
    und sich damit ein neutrales glaubwürdigkeit
    vorspiegelndes image zu geben.

    wo ist hier eigentlich noch der mediale
    gegenpol, wenn der kritische blick hinter
    die kulissen verlorengeht;

    wenn wir alle so blöd geworden sind, dass
    nicht einmal mehr die headline und das
    interesse der »bild« kritisch hinterfragt wird.

    überlassen wir jetzt wirklich der springer-presse
    gänzlich unsere geschichtsschreibung, wie sie
    springer-chef mathias döpfner bereits einmal
    für sich reklamiert hat:

    wer mit uns im aufzug nach oben fährt, der fährt
    auch wieder mit uns nach unten!

    manchmal hilft auch der blick zurück zu neuen
    oder zumindest nötigen erkenntnissen, wie es
    max goldt 2001 in seinem buch »der krapfen auf dem sims«
    formuliert hat:

    »diese zeitung ist ein organ der niedertracht.
    es ist falsch, sie zu lesen. jemand, der zu
    dieser zeitung beiträgt, ist gesellschaftlich
    absolut inakzeptabel. es wäre verfehlt, zu einem
    ihrer redakteure freundlich oder auch nur höflich
    zu sein. man muss so unfreundlich zu ihnen sein,
    wie es das gesetz gerade noch zulässt.
    es sind schlechte menschen, die falsches tun.«

  5. Wer mit dem Teufel isst, muss einen langen Löffel haben, las ich in einem Blog. Und Wulffs Löffel war deutlich zu kurz!

    „wer mit uns im aufzug nach oben fährt, der fährt
    auch wieder mit uns nach unten!“

    Ein BUNDESPRÄSIDENT sollte das WISSEN und sich der Kumpanei mit dem Vierbuchstaben-Kampfblatt enthalten!

    Statt dessen führt er sich auf wie ein Potentat und meint allen Ernstes, wenn er der Redaktion mal ein bisschen auf den AB droht, werde das was richten. Sogar die Springer-Erbin hat er angerufen.. du lieber Himmel!

    Das „Organ der Niedertracht“ und dessen Vorgehensweisen sind doch bei allen, die es wissen wollen, lange bekannt. Da „aufzuklären“ hieße, Eulen nach Athen zu tragen – zudem fährt das Vierbuchstabenblatt offenbar gar keine eigene Linie mehr, sondern richtet sich in jeder Hinsicht nach dem „gefühlten Mainstream“, Hauptsache Auflage.

  6. Mit „Lust auf das Präsidentenamt“ sollte das gar nicht viel zu tun haben. Wulff hat dem Lust- und -LaunePrinzip vielleicht zu sehr angehangen, nicht dem Realitätsprinzip.

    Es steht zwar nicht im Gesetz, aber eine Vorbildfunktion haben Präsidentin oder Präsident dennoch. Seine – noch dazu persönlichen Anrufe – waren bloß albern aber kein wirklicher Angriff auf die Pressfreiheit. Wenn er sich derart selbst angreifbar macht, kann er seine Pflichten nicht mehr erfüllen.
    Der Fall zeigt vielleicht auch nur, dass das Präsidialamt eine schlechte Pressearbeit macht, wenn der Chef alles selbst erledigen muß, und dabei so gar nicht diplomatisch vorgeht.

  7. Ich finde es sehr auffällig wie aber auch wirklich die komplette deutsche Presselandschaft gegen Wulff hetzt. Im Ticker der Tagesthemen erschienen bei mir heute, von etwa 20, mindestens 5 Meldungen, und natürlich tolle ARD-Privatkommentare, zum Thema Wulff. Also ehrlichgesagt, wer glaubt, dass Korruption in der Politik eine seltene Erscheinung ist und demokratisch gerecht bekämpft wird, leidet meiner Ansicht nach unter verzerrter Wahrnehmung. Ich wette mindestens der halbe Bundestag hat hier und da mal gewisse „metierbedingte“ Vergünstigungen in Anspruch genommen und nebenbei auch hilfreiche Kontakte zu den Medien um die ein oder andere Story notfalls noch mal „korrigieren“ lassen zu können. Ich bin kein Fan von Wulff, er ist mir relativ egal und ich gehe davon aus, dass ein anderer an seiner Stelle, egal wie links oder rechts, am Ende doch zu 90% dieselben Gesetze zu unterzeichnen hat. Aber immerhin hat er mal gesagt, dass der Islam ja inzwischen zu Deutschland gehöre und man hatte den Eindruck, dass Viele das als einen unverschämten Beitrag zur Völkerverständigung empfunden und ihm übel genommen haben. Ungefähr zu der Zeit wollte die Welt am Sonntag ja loslegen mit der Anti-Wullf-Kampagne und wie wir jetzt wissen hat er da ja auch schon zum Hörer gegriffen, damals noch mit mehr Erfolg.

    Fazit: unabhängige Politik, unabhängige Medien, unabhängige Wirtschaft, demokratisch vorbildliches Deutschland – wer glaubt das eigentlich noch? Ich habe keine Ahnung ob er wegen Dingen aus dem Amt befördert werden soll die uns nicht bekannt sind, oder ob es tatsächlich um die hier dargestellten Vorwürfe geht. Wenn ja, schön, dass Politikern mal wieder einfällt wem sie geschworen haben zu dienen. Aber glauben tue ich das Alles nicht so ganz. Ist unschön zu wissen wieviel Macht über scheinbar unabhängige Verlagshäuser doch, genau wie in der Wirtschaft, von denselben Händen ausgeht. Von den Händen, über deren zugehörige Köpfe wir leider nichts in der Zeitung lesen, die nicht zurücktreten müssen, egal was sie sich leisten.

  8. @illus:

    du hast völlig recht, diese Vorteilnahmen und Eingriffsversuche, das ganze übliche Gemauschel ist sehr verbreitet und viele (auf jeden Fall die Journalisten) wissen das auch.

    Der BUNDESPRÄSIDENT soll allerdings „über den Dingen stehen“ und sich nicht durch „mitmauscheln“ in den Sumpf begeben – wenigstens der.

    Dass Wulff nun noch immer wie ein Provinzfürst agiert, zudem auf eine recht krasse Weise (in Reden die Pressefreiheit loben, gleichzeitig seine Druck-Telefonate führen) gibt Gelegenheit, das üblerweise „Normale“ ordentlich zu skandalisieren.

    Das könnte immerhin den Effekt haben, dass nun auch bei anderen Politikern genauer hin geschaut wird – und eben nicht mehr „normal“ sein darf, was leider bisher üblich ist.

  9. > ein Darlehen vom Unternehmerfreund in der Vergangenheit erschien mir als keine sooo gravierende Verfehlung

    Der Anfang war leider nicht ganz so simpel. Gegen einen Kredit von einem Freund hätte ich auch nix gehabt. Solche Kredite habe ich (sogar zinslos) durchaus schon gewährt bekommen und selber gewährt. Das Problem war vielmehr, dass er vor dem Niedersächsischen Landtag behauptet hat, dass er keine geschäftlichen Beziehungen zu seinem „Freund“ pflegt. Bei sowas verstehe ich als Niederdachse keinen Spaß!

  10. Die Kreditgeschichte hätte ich Wulff nachgesehen. Auch unter Berücksichtigung der Kosten für eine Neuwahl und wie ich gelernt habe, bekommt Wulff ab Dienstschluss eine jährliche Rente von Euro 200’000. Ebenfalls ist die Geschichte mit den so genannten Vorzugszinsen kein Grund für den Rücktritt.

    Das Mediengetöse in dieser Hinsicht ist fehl am Platz und ignoriert die Tatsache, dass es eine grosse Spanne von Zinsen für ein Geschäft gibt, die im Einzelfall immer im Ermessen der Bank liegt und für die es zwar gängige, aber eben auch individuelle Branchenkriterien gibt. Und ein Promi mit einem garantierten Einkommen bis Lebensende, bekommt halt einfach stinknormal einen anderen Zins zugebilligt, wie ein Kunde bei dem das Einkommen vorwärts rollend für jeweils ein Jahr überblickbar sicher ist.

    Bereits in meinem vorherigen Kommentar habe ich jedoch darauf hingewiesen, dass die akzeptierten Einladungen zu Luxusferien – die man sich nicht aus der eigenen Kasse leisten kann – einen groben Verstoss gegen Geschäftsethik -und damit gegen den gesunden Menschenverstand sind. Solche geldwerten Freundschaftsdienste führen in der Privatwirtschaft – auf allen Ebenen – zu Entlassungen.

    Die neueste Wendung mit Versuchen die Presse zu gängeln, ist schlichtweg als bescheuert einzustufen. Der Ablauf der Geschichte lässt erkennen, dass es dieser Mann in der Privatwirtschaft nicht in eine Top-Position gebracht hätte. Falls doch – auch das gibt es – wäre ein Karriereknick viel früher eingetreten.

    Wenn man so in der Sch….. sitzt, dann nimmt man Dinge nicht selber in die Hand, die einem zum ersten Mal im Leben widerfahren. Dann nimmt man Profis, die zwar viel Geld kosten und auf die man hören muss, deren Einsatz jedoch die Chance bieten aus der Sache einigermassen unbeschadet heraus zu kommen.

    Denke die Causa Wulff wird zu einem „Fallbeispiel“ in Ausbildungsinstitutionen werden, wie sich ein aufgedecktes Fehlverhalten im Toleranzbereich zu einem hausgemachten Desaster entwickeln kann.

  11. Aber bei Frau Käßmann denke ich, bei aller Sympathie für die Frau: wir brauchen Menschen, die sich auch im Glashaus mal trauen, einen Stein zu werfen. Weil wir alle in einem solchem sitzen. Ich will freilich niemanden haben, der beim klirren der eigenen Scheiben gleich, wie mein kleiner Sohn oder Herr Wulff, sagt: ich wars nicht! – Aber auch keine Präsidentin, die mein leisesten Klirren sagt: ich genüge meinen eigenen Ansprüchen wegen erkannter Fehlbarkeit nicht und geh schon wieder.

  12. Margot Käßmann fänd ich auch prima. Margot Käßmann hat sich damals aus ihrem Amt verabschiedet, obwohl der Fehler sehr viel weniger schwerwiegend war, weil sie der Meinung war dem Amt nicht gut zu tun und kein Vorbild mehr zu sein. Wenn jeder Politiker so denken würde, dann hätten wir nur noch Saubermänner im Amt und das wäre auch nicht schlimm. ICh erinnere an Joschka Fischer, der auch keine grandiose Vergangenheit als Steinewerfer hatte und trotzdem war er ein toller Politiker. Für das Amt des Bundespräsidenten halte ich Frau Käßmann mehr als fähig. Überhaupt fände ich es schön, wenn das in die Verfassung geschireben wird, dass der BP parteilos sein muss, sonst gibt es immer nur Stress. Der BP sollte kein Contra von der Opposition erhalten, was bei einem BP, der mehr oder weniger von der Regierung gestellt wird, nicht gegeben sein wird.

  13. Nach all dem Klamauk kommt doch noch der Gauck.

    Am verwerflichsten und entlarvendsten fand ich seinen Spruch, in 1 Jahr sei das alles vergessen. Diese Menschen leben in einer Welt jenseits unserer Vorstellungskraft.

  14. Wulff muss gehen. Wulff ist unter moralischen Aspekten völlig untragbar geworden in seiner Funktion als Bundespräsident. Was ständig an neuen Verfehlungen ans Tageslicht kommt reicht, damit Mitglieder vom Zwerghasenverband ihren Präsidenten absetzen würden.

    Wulff kann nicht abgesetzt werden, aber er tut dem Land einen grossen Dienst erweisen, wenn er seinen Thron räumt. Er hat zu oft und zu grosse geldwerte Freundschaftsdienste in Anspruch genommen – oder auch nur passiv geduldet – weshalb er dafür in der Schuld von seinen „Habe-was-zu-gut-Freunden“ steht. Damit ist er schlicht ein unberechenbares Risiko für Konsumenten und Arbeitnehmer in Deutschland, denn sein politischer Einfluss im Parteien-Freundeskreis kann das Zünglein an der Waage sein, damit Gesetze zum Nachteil dieser Gruppen verabschiedet werden.

    Wenn Wulff mit seinem Moraldefizit nicht gehen muss, wer muss dann überhaupt noch einen politischen Sessel mit Geldnachschubgarantie räumen?

    Wulff muss weg.

  15. „Wulff muss weg“

    … und der nächste Dummy besetzt (für kurze Zeit?) den „Thron“, während Wulff lebenslang sein volles Gehalt weiter bezieht. Volksverarschung.

  16. @Uwe: gestern zappte ich durch die Programme und fand ZWEI gleichzeitig laufende Talk-Shows zu Wulff! Im Karneval wird er landesweit Top-Thema sein, die Presse sucht geradezu sportlich täglich nach neuen Kritikpunkten.

    Das alles ist nicht ALLEINE Wulffs Schuld, sondern eben auch strukturell bedingt durch den Konkurrenzkampf der Medien und das Skandal-geile Volk. Dennoch hat er es ausgelöst und mittels unfähigem „Krisenmanagement“ verstärkt – und ist nun mehr oder weniger zur Lachnummer geworden. Für einen Bundespräsidenten eine absolut kontraproduktive Situation.

    Deshalb sollte er zurück treten. Ich kann mir durchaus Personen vorstellen, die dem Amt besser gewachsen sind. Dass Ex-Bundespräsidenten so „wohlversorgt“ werden, ist ein Fakt, der für sich genommen diskutiert und evtl. geändert werden müsste – unter Einbeziehung des ALTERS der Präsidenten, wenn sie ausscheiden.

  17. @Uwe: Im Dez. 2011 habe ich die angebotene Sicht geteilt. Viel Aufregung um einen Fehltritt im Graubereich. Ein Privatkredit ist ja i. O. und die Info-Unterschlagung im Landtag ist Alltagsrealität. Beides ist für mich kein Grund für Rücktritt, welcher einen grossen Kostenschwanz hinter sich herzieht. Die Sicht, dass es nur noch Dummy-Politiker gibt, ist mir dennoch zu schwarz betrachtet.

    Ich gehe ja auch nicht schonend mit den „Kühlfiguren-Politikern“ um, womit ich stellvertretend für viele Bürger das grosse Anspruchsverhalten aufzeige. Wobei diese Sicht auch eine „unfaire“ Komponente beinhaltet. Denn ob Gesellschaft, Firmen, Verbände, Organisationen etc., je mehr Menschen „organisatorisch“ betreut werden müssen je komplexer und schwieriger für die Führung die allgegenwärtigen 1001-Nacht-Wünsche zu erfüllen. Fazit: Politiker, das sind Leute die sich fürs Gemeinwohl einbringen (sollten), sind unverzichtbar.

    Wulff soll jedoch trotz Folgekosten schon jetzt – also ohne weitere Arbeit gehen. Der Grund ist einfach. Wenn sein Fehlverhalten toleriert wird, löst es einen Moral-Dammbruch aus! Bei diesem Sündenregister an geldwerter Vorteilsannahme, erhalten ja das mögliche zukünftige Fehlverhalten von Politikern schon von Anfang an eine Absolution wegen Geringfügigkeit gemessen an der Moral-Skala-Wulff als Benchmark.

    Gestern Abend lerne ich Fernsehen, dass Wulff den Ehrendoktor für Maschmeyer durchgesetzt hat, einem Selfmade Millionär (vermeide Begriffe die passender wären, aber Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste) dem hoffentlich vor Gericht noch viele Millionen wieder abgenommen werden.

    Auch gestern im ARD Monitor, Wulff verschafft dem Geschäftsmann Ali Memari Fard Subventionen in Millionenhöhe. Fette Einladungen für Wulff sind an der Tagesordnung. Bestritten von Wulff bzw. der damaligen Riege in der Staatskanzlei. Von ARD Panorama-Team glasklar bewiesen.

    Heute in der Zeitung. Wulff erhält im Flugzeug einen Upgrade. Sein Anwalt erklärt, bezahlt mit eigenen Bonusmeilen. Die Journalisten rechnen nach und kommen auf einen Betrag von über 200’000 Euro privater Flugkosten, damit die Erklärung stimmen könnte. Ausserdem hat es das Miles & More Angebot der Lufthansa 1980 noch gar nicht gegeben, wo gemäss Wulff Anwalt der Startermin fürs Meilensammeln liegt. Und dann hat er 2bis 2008, also 27 Jahre gewartet, um alle Meilen auf einen Schlag in einen Upgrade einzubringen?

    Diese Dinge sind Alltag und kommen meistens nicht ans Tageslicht. Wenn es aber auffliegt wie bei Wulff, muss man die Konsequenzen ziehen. Wulf beschädigt längst nicht mehr nur sich sondern viel schlimmer. Es stinkt jeden Tag mehr zum Himmel. Er – Wulff – beschädigt das Amt und gibt Grund für wachsende Politikverdrossenheit der Bürger.

    Die zur Verteidigung von Wulff aufgebotenen – abkommandierten – CDU-Politiker machen die Sache nur noch schlimmer. Bei hart aber fair, musste alt MP CDU-Vogel als Verteidiger auftreten und tat sich trotz Dauerlächeln schwer mit dem Parieren der schweren Vorwürfe. Bei Maybritt Illner MUSSTE gestern alt CDU-Generalsekretär Hintze gegen den lodernden Frustbrand ankämpfen und tat, wie wenn Wulff in Gedankenlosigkeit bei Rot über den Zebrastreifen gelaufen wäre. Was klar jedem passieren kann und den fortgesetzten Aufschrei nicht rechtfertigt.

    Merkel kann gemäss Verfassung Wulff nicht in die Wüste schicken! Aber die fortgesetzte Darstellung, wie wenn Wulff den Moralstandard erfüllen würde, der für jeden Bürger gilt, macht die Sache jeden Tag schlimmer. In der Causa Wulff ist nicht der einzelne Fehler schlimm sondern die Feststellung dass kontinuierlich und fortgesetzt gelogen, vertuscht und getäuscht wird. Lügner würde ich als vorsichtiger Mensch nicht benützen, aber Wulff wurde gestern im Fernsehen mehrmals laut und direkt als Lügner tituliert. Wulff und Anwalt haben den ganzen heutigen Tag dazu geschwiegen.

    Wulff muss weg. Wulffen, hast du heute schon gemogelt!

  18. Leute, das ist eine SHOW, nur etwas besser dotiert als das „Dschungelcamp“. All die Worte, all die Analysen, die millionenfach brillante Auswertung der gestreuten „Informationen“, geistreiche Kommentare, Beschäftigungstherapie ohne jede Wirkung und ohne Konsequenz. Wulff geht, der/die nächste kommt und dann, schon bald, alles wieder von vorne.

    Claudia, erinnerst Du Dich noch an die vielen hoffnungsfrohen Vorschußlorbeeren für Obama, hier in Deinem Blog? Bevor der „wirklich anständige“ Präsident kommt, da kommt der Osterhase und legt vor laufenden Kameras ein Ei.

  19. @Uwe: Wullf und Obama kann man nicht vergleichen, denn Wulff hat ein rein repräsentatives Amt, das schon strukturell darauf angelegt ist, dass er nur durch „Wort und Beispiel“ wirken kann – und das hat er verpatzt, war vom Start weg ungeeingnet.

    Und Obama? Ja hey, informierst du dich nicht, über das, was abgeht?? Nichts mitbekommen von all den massiven (und auch machtvollen!) Widerständen? Extremer Gegenwind, wie wir ihn hier im „poltischen Kampf“ gar nicht kennen, massive Verschuldung und die Reps als quasi Mitregierer bzw. Ablehnerfront – ein USA-Präsident ist kein Diktator und deren Politsystem möcht ich wahrlich hier nicht haben. Ich hoffe sehr, der Welt bleibt ein Teaparty-Präsident erspärt,der womöglich noch mit einer republikanischen Mehrheit „durchregiert“.

  20. @Claudia: Auch wenn „man“ Wulff und Obama nicht vergleichen kann, ich vergleiche sie trotzdem mal. Für mich sehen sie beide gleichermaßen wie sehr ohnmächtige aber eitle und ehrgeizige Schauspieler aus, die Menschenfreundlichkeit und guten Willen heucheln.

  21. @Uwe: immerhin liest du hier immer wieder rein, um dir meinen optimistischen und hoffnungsvoll menschenfreundlichen Scheiß reinzuziehen!

    Auch wenn du darauf allermeist mit „geht nicht, weil..“, „seh ich anders“ etc. reagierst (und dabei ein berührend depressiv-hoffnungslos-verzweifelt-zynisches In-der-bösen-Welt-Sein offenbarst), tröstet mich doch, dass du immerhin „bleibst“.

    Das zeigt, dass dies nicht „der ganze Uwe“ ist. Und in dem, was sich da nicht explizit zeigt, wohl aber wirkt, treffen wir uns.

  22. @Claudia: Klar treffen wir uns. :) Was andere Themen angeht, sind wir ja sogar „Bruder und Schwester im Geiste“. ;)

    Nein, nur weil mir gewisse „Politiker“ so vorkommen, wie ohnmächtige Schauspieler und andere wie verkappte Feudalherren, muss ich ja nicht gleich depressiv, hoffnungslos und verzweifelt sein. Ich habe volles Vertrauen in „die Welt“ und ihre Entwicklung, nicht aber in menschliche Macht-Organisationen.

  23. @Uwe: ja, hast natürlich völlig recht! Das war eher so spontan aus einem Gefühl heraus, wobei ich allerlei Eindrücke zusammen in diesselbe Kiste warf..

    Erzähl doch mal öfter von deinem „Vertrauen in die Welt“!! :-)

  24. @Claudia: Gerne. :) Als erstes, besteht für mich „die Welt“ nicht nur aus Menschen. Die Welt ist sehr weit, sehr groß und alt und ich bin klein und endlich. Weshalb sollte gerade ich mich da für alles verantwortlich fühlen und mir durch Regelwut die kurze Zeit hier vermiesen?

    Mein persönliches Ende und auch das meiner Liebsten ist gewiss. Es ist nicht meine Entscheidung. Aber ich kann über mein eigenes Handeln entscheiden und dabei lass ich mich gerne von positiven Gefühlen, wie Liebe und Freude leiten. Dafür benötige ich keine Regelung durch Hierarchien oder Organisationen und auch keine Meister und Lehrer. Deswegen habe ich das Gefühl, auch keine Politiker zu benötigen. Mir ist es zuwider, den „rechten Weg“ gewiesen zu bekommen, von Leuten, die davon ganz offensichtlich keine Ahnung haben. Mir ist ebenso zuwider, anderen den „rechten Weg“ zu weisen, weil ich mich selbst nicht überhöhen möchte.

    Leute, die den „Präsidenten“ geben sind mir suspekt. Ich glaube nicht daran, daß Menschen von Menchen geführt werden müssen. Ich glaube daran, daß Menschen, die sich selbst erfolgreich führen können, ganz automatisch ein nachahmenswertes Beispiel abgeben.

  25. „Bruder und Schwester im Geist“. Gefällt mir. Habe ich eben an anderer Selle genaus so ge-(be)schrieben.

    Können sich alle Menschen wirklich selbst erfolgreich führen? Was ist dein „erfolgreich“ und was ist „meins“. Kann das immer zusammen gehen? Was macht dich so zuversichtlich?