Claudia am 19. Februar 2009 —

Noch kommen die Päckchen

Bisher reißt der Strom der Päckchen, die ich fast täglich für konsumfreudige Nachbarn annehme, nicht ab. Auch sonst ist alles „wie normal“, während ich doch jeden Morgen immer katastrophalere Berichte und Analysen zum Krisengeschehen lese, darunter auch die eine oder andere Nachricht, über die ich trotz allem schmunzeln muss: etwa die News von der Botox-Krise.

Draußen schneit es schon den ganzen Morgen und der Mann im Lädchen, in dem ich Milch und Tabak kaufe, wünscht mir besseres Wetter, als sei der Schnee auch schon Katastrophe. Dabei liegt er grade mal ein paar Zentimeter hoch. Kaum zuhause, kommen auch für mich Päckchen: die neue externe Festplatte, ein Packen DVD-Rohlinge – jetzt ist verschärfte Datensicherung angesagt, denn nochmal will ich sowas wie letzte Woche nicht erleben.

Twitter ist nun Teil meines Alltags geworden, auch immer mehr Bekannte tauchen dort auf. So langsam begreifen viele, deren Netzleben bisher nur aus Mail, Blogs und Webseiten bestand, dass dieser äußerst einfach gehaltene 140-Zeichen-Kanal eine neue Qualität der Netzkommunikation bedeutet. Twitter ist ein Transmissions-Tool zur nochmaligen Beschleunigung gesellschaftlicher Prozesse, dessen Wirkungsmächtigkeit erst deutlich wird, wenn man es eine Zeit lang teilnehmend beobachtet. Vielleicht wird die schnelle Schwarmkommunikation bei Zuspitzung der Krise noch eine ganz neue Nützlichkeit entfalten – natürlich nur, solange das Netz steht und der Strom fließt.

Vorgestrig: die FDP

Gestern verfolgte ich in den Medien den Eiertanz um das Enteignungsgesetz für die HypoRealEstate-Bank mit einigem Kopfschütteln. Es ärgert mich, wenn Politiker inhaltlich verstaubte Glaubenssätze verkünden, als seien es ewig gültige Wahrheiten. „Die Bundesregierung versündigt sich am Wirtschaftsstandort Deutschland“, sagte FDP-Generalsekretär Dirk Niebel dem „Hamburger Abendblatt“. Die Botschaft laute: „Investitionen in Deutschland sind unsicher. Internationale Investoren machen dann einen großen Bogen um uns.“ (SPON)

Was für ein grandioser Unsinn im jetzigen Ereignisumfeld! Wohin sollen die „internationalen Investoren“ den bittschön abwandern? USA und England, die einstigen Hochburgen neoliberaler Lehre, haben länger schon kein Problem mehr mit der Verstaatlichung von Banken und wichtigen Versicherungen. Und Asien oder gar Russland und die anderen ehemaligen Ostblockstaaten sind doch alles andere als ein sicherer Hafen! Was soll also dieses Geschwätz?

Dass die FDP zur Zeit auch noch Zulauf hat, lässt mich am Geisteszustand der sogenannten „Leistungsträger“ (für die die FDP ja sprechen will) zweifeln – selbst Alan Greenspan segnete gestern das Verstaatlichen gefährdeter Banken als in der Krise nötigen Schritt ab. Haben sie einen Sprung in der Schüssel? Wer es nicht schon weiß, lese mal nach, wessen Interessen die FDPler hier vertreten!

Na, genug geplaudert, die Arbeit ruft! Wer mitbekommen will, was mich medial beeindruckt, kann das auf meiner Friendfeed-Seite verfolgen: bisschen entschleunigter und frei von Kurzgezwitscher.

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Ein Kommentar zu „Noch kommen die Päckchen“.

  1. […] Claudia Klinger findet die Worte, die mir schon lange ob des Kopfschuettelns nicht mehr einfallen! […]