Dort oben, die schwärzlich-weißen Strukturen sind mir von Ferne bekannt: der Stuck an der Decke schwingt in heftiger Bewegung, Gipsgirlanden und Gründerzeitengel winden sich umeinander in wildem Tanz... wie das in den Augen schmerzt! Noch ein Abwehrversuch, Augenlieder fest geschlossen! - Umsonst, es gibt kein Zurück in die barmherzige Nacht. Das Stechen in der Brust zwingt mich, meine verquere Lage zu ändern; die kalte Nässe, von der ich irgendwie umwickelt bin, schickt ein Zittern über die Haut. Gebieterisch drängt sich ein Verlangen ins Bewußtsein: ORANGENSAFT! Die Kehle brennt, als hätte ich drei Tage in der Wüste verbracht und Sand gekaut.
Zermürbt und zerschlagen liege ich im Irgendwo unter Berliner Altbaustuck und jede einzelne Körperzelle schreit laut nach Orangensaft, einem ganzen Eimer voll.
Augen auf jetzt! Kurzer Orientierungsblick: gottseidank, ich bin nicht in der Fremde, sondern in meinem Zimmer. Um die Matratze der übliche Verhau: umgestoßene Aschenbecher, verstreute Kippen, die Hälfte der Kleider über den Boden verteilt, der Rest klebt mir am Leib. Neben dem einzelnen Schuh ein halbvolles Glas abgestandenes Bier, aus der Kneipe mitgenommen. Konnte wohl wieder das Glas nicht loslassen! Langsam verzieht sich der Nebel, die Dinge klären sich: Das Dröhnen und Wummern kommt nur zur Hälfte aus dem Kopf, der Rest ist Berufsverkehr - ob morgendlicher Aufbruch oder abendliche Rush-hour läßt sich jetzt nicht feststellen. Das Außen ist schmerzhaft, doch in mir ist alles schwarz: eine Schwärze, die alles daransetzen wird, mich hineinzuziehen. Ein bodenloser Abgrund, dem ich ausweichen muß, wenn mir das Überleben lieb ist. Leben? Welches Leben?

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