18:06:00
Redesign & ein FORUM!!! Ihr seht es vor euch, das neue Design, an dem ich seit gestern mit großer
Begeisterung arbeite. Endlich mein Lieblingsprojekt zeitgemäßer einkleiden
können! Ich hab' schon geglaubt, es kommt nie mehr dazu.
17:06:00
Forever young "Wenn Sie es schaffen, gemeinsam mit uns ihre Zähne noch fünf
Jahre im jetzigen Zustand zu erhalten, haben wir das Problem im Griff!",
sagt mein Zahnarzt. Dann nämlich seien die Techniken marktreif, mit denen
man 'geschwundene' Kiefer- und andere Knochen nach Belieben neu wachsen lassen
könne, erzählt er begeistert. Im Tierversuch klappe das schon - allerdings,
so gibt er auf Nachfrage zu, sei es noch ein Problem, das Wachstum zum richtigen
Zeitpunkt wieder zu stoppen, aber das bekäme man schon noch hin.
16:06:00
Wege ins Netz Wie ich mich freue, bald wieder mehr Zeit zu haben! Ab Juli bekommt ein Job
endlich eine konkrete Werkvertragsbasis, der mir in den letzten Monaten völlig
aus dem Ruder gelaufen war: Planbare Stunden, genau bezeichnete Arbeiten! Man
muß offenbar jeden Fehler einmal machen und in Teufels Küche geraten,
bevor man klüger wird.
Ein spannender Schritt ist für mich das Forum.
Ich hatte noch nie ein Forum in einem Projekt, denn ich hänge normalerweise
nie sehr lange an einer einzelnen Sache. Ein Kommunikationsfeld nur einzurichten,
um es dann sich selbst zu überlassen, halte ich für einen Fehler.
Mit dem Diary beschäftige ich mich nun schon eine kleine Ewigkeit fast
täglich, da kann ich es ja mal versuchen. Natürlich werde ich nicht
immer und auf alle Beiträge antworten können, aber täglich 'reinsehen
ist auf jeden Fall drin.
Wofür ist das Forum? Das kommt natürlich auf Euch an - ich stell mir
zum Beispiel spontane Reaktionen auf Diary-Beiträge vor, nicht immer möchte
man eine Mail schreiben. Auch Themenwünsche fände ich interessant
- zur vollständig interaktiven Autorin werde ich wohl nicht, aber ich lass'
mich gern inspirieren. Über Surftipps zu interessanten Seiten - auch zu
Euren Homepages - freu ich mich auch! Wer weiß, was euch sonst noch einfällt....
Zum Schluß noch ein Danke für die neuen Leserbriefe! Lest, was Andreas
zum Homepaging sagt, er spricht mir aus dem Herzen. Über den docsnuggle-webaward
freu' ich mich, kommt er doch von Falko, der das Webben offensichtlich ernst
nimmt, wie man auf seiner Homepage sehen kann. Und dann noch ein Lob von einem
Genie... was will mensch mehr?
Seine Begeisterung ist ansteckend. Niemals dritte Zähne, kein 'rausnehmbares
Gebiß, wie ich es bei meiner Oma immer so gruselig fand! Da kann mensch
doch dem Alter gelassen entgegensehen, wenn das Schreckgespenst der "zahnlosen
Alten", die mühevoll ihr Süppchen schlürft, nur noch als kurioses
Erinnerungsbild der Medizingeschichte existiert. Auch jenseits der Zähne
schreitet der Fortschritt unaufhaltsam voran: "Forever young - das Erfolgsprogramm"
steht bei Amazon auf Platz 17, gleich nach Harry Potter (Platz 16) und "Öfter,
länger, besser - Sextips für den Mann" (15).
Was ist ALTERN? Ist es nur das "Versagen der Verschleißteile", wie es
Menschen zwischen 30 und 35 mit Sorge an sich wahrnehmen? Auf einmal funktioniert
nicht mehr alles reibungslos, nächtelange Exzesse hinterlassen Spuren,
hier und dort melden wiederkehrende Schmerzen: Hey, SO geht es nicht mehr weiter!
Viele fangen jetzt mit Sport an, nehmen zum ersten Mal den Kampf gegen den Verfall
auf, joggen ihre morgendlichen Runden oder hauen voller Optimismus in die Kraftmaschinen
der Fitnesscenter. Es zeigen sich schnelle Erfolge, war da wirklich ein Problem?
Du wirst merken, dass du trotzdem stirbst, denk ich mir, wenn ich jemanden treffe,
der gerade diese erste Initiation ins Altern hinter sich hat. Sage es natürlich
nicht, denn das gehört zu den nicht mitteilbaren Dingen, die nur erlebt
werden können. Als blosses Statement sind sie banal, doch erinnere ich
mich z.B. noch gut, wie enttäuscht ich war, als mir nach einigen Monaten
als Nichtraucherin aufging, dass auch Nichtraucher sterben. Nicht deshalb hab'
ich wieder angefangen, doch war es ein erster Schlag gegen meine ursprüngliche
Euphorie. Auf einer unbewußten Ebene hatte ich geglaubt, durch "gesund
leben" sei der Status quo in die Ewigkeit zu verlängern, ja, sogar ständig
zu verbessern.
Wenn man den Fortschritt in der Medizin betrachtet, ist klar zu erkennen, daß
die sichtbaren Spuren des Alterns schon jetzt und in Zukunft immer mehr zurückgedrängt
werden - für die, die das bezahlen und den damit verbundenen Aufwand auf
sich nehmen können und wollen. Abgesehen von der traurigen Tatsache, daß
man Arme selbst am Nacktbadestrand an ihren Körpern erkennen wird, ist
das "eigentlich" eine tolle Sache. Fit for fun bis in den Tod - warum nicht?
Selbst Fortschrittskeptiker und Technik-Feinde denken nicht lange nach, wenn
sie zwischen einem Implantat oder der NATÜRLICHEN Zahnlücke wählen
müssen. Und Gentechnik will man zwar nicht im Gemüse, aber im Kampf
gegen den Verfall überlassen wir die Bedenken den paar Intellektuellen
in den Ethikkommissionen und stimmen zur Not mit den Füßen ab: was
HIER nicht erlaubt wird, gibt es sicher anderwo.
Für mich gehen die Diskussionen, die über diese Entwicklungen geführt
werden, am Punkt vorbei. Niemand wird sich ernsthaft von Gesetzen, vernünftigen
Überlegungen oder umstrittenen ethischen Normen einen bestimmten Umgang
mit dem eigenen Verfall aufzwingen lassen. Gestorben wird nun mal nicht im Kollektiv
und so bleibt es immer Sache des einzelnen Individuums, inwieweit es gegen das
Unvermeidliche anstrampeln will oder nicht.
Was ist ALT? Jenseits des körperlichen ist das eine offene Frage.
Unser Bild vom Alter ist bestimmt von den konkreten Alten, die wir im Lauf des
Lebens erlebt haben. Für mich gehört zum Beispiel eine gewisse STARRHEIT
dazu. Dieses Beharren darauf, daß früher alles besser war, daß
etwas nur SO und nicht anders gemacht werden kann, daß die Menschen schlecht
und die Welt nur ungerecht und böse ist. Auch als Größenwahn
kann sich das zeigen, indem jemand glaubt, aufgrund seines Alters wisse er alles
besser und könne sagen, wo es lang gehen muß. Viele sind ganz dicht
gegenüber der Wahrnehmung des JETZT und leben nur in der Vergangenheit
- die Welt der Möglichkeiten schrumpft gegen Null.
Und hier zeigt sich: Starrheit hat nichts mit dem Altern an sich zu tun. Für
mich sehen viele Junge psychisch verdammt alt aus. Ja, gerade in jungen Jahren
ist die Gebundenheit ans eigene Triebleben, an die Erfordernisse der Gesellschaft,
die Ansprüche der urteilenden ANDEREN ungeheuer groß, ob sich das
nun in stromlinienförmiger Anpassung oder als militanter Widerstand zeigt.
Die Hoffnungen, die auf Karriere (oder aussteigen, ein Außenseiter-Leben)
gesetzt werden, der Glaube, daß Glück immer im MEHR und im NEUEN
läge, die für mich nicht mehr wünsch- und auch nicht mehr erreichbare
Bereitschaft, sich selbst zu unterdrücken, sich zusammenzureißen
und ranzuklotzen, UM irgend etwas IN DER ZUKUNFT zu erreichen - ach je, das
ist halt das Greisentum der Jugend, ich bin froh, daß ich da 'rausgewachsen
bin!
Plaudernd sitze ich mit einem Over30 zusammen, wir reden über ALLES, there
are no limits, zumindest nicht im reden. Und auf einmal erwähnt er meine
Kindlichkeit, meine "Unerwachsenheit".... Ich staune, daß er das SO ausdrückt,
und daß ihm das überhaupt auffällt. Ja, ohne diesen Aspekt könnte
ich mit Jüngeren kaum reden, und sie schon gar nicht genießen! Erwachsen
fühle ich mich trotzdem, herausgewachsen aus der Schwere, aus dem Gefängnis
der Probleme und wichtigen Angelegenheiten, die früher meinen Kopf besetzt
und den Körper in anhaltender Spannung hielten.
Von Jahr zu Jahr nimmt meine Freiheit zu, indem die Bindung an konkrete Wünsche
und Pläne abnimmt. Diese werden zum Spiel: keine Katastrophe, wenn es unterbrochen
wird oder man auch mal verliert, kein Problem, auch mal andere Spiele zu spielen...
Die Urteile der geliebten und ungeliebten Anderen werden unwichtiger und bestimmen
nicht mehr wie früher alles Verhalten, einschließlich meiner Selbstachtung.
Welche Befreiung! Die ach so hochgelobte "Zukunft" ist lange schon ein Nowhereland
(schon mal dort gewesen?). Je bewußter mir die Tatsache vor Augen steht,
daß dieses Leben MEIN LEBEN und unvermeidlich ENDLICH ist, tue ich besser
daran, es als das Abenteuer zu leben, das es ist: Eine offene Weite, in der
wir uns und die Welt ausprobieren und erforschen können. Ein Geheimnis,
das wir niemals lösen werden, doch dem wir immer auf der Spur bleiben müssen,
wenn wir nicht vergreisen wollen zu lebenden Toten.
Tja, und so werde ich täglich jünger... ;-)
"Ich arbeite nicht, um Geld zu verdienen, sondern brauche Geld, um zu arbeiten"
- keine Ahnung, wer das gesagt hat, aber so langsam trifft das meine Realität.
Wenn ich nicht genügend Zeit habe, eigenen Impulsen zu folgen, werde ich
unglücklich und will die Maus am liebsten in den Müll werfen. Es ist
einfach nicht mehr drin, das "echte Leben" in die Zukunft zu schieben. Ich brauche
TÄGLICH Zeit im JETZT, Zeit, in der ich auch im Kopf frei bin von etwaigen
Konflikt- und Problemgedanken, die aus den Brotjobs für Andere erwachsen,
so schön deren Projekte auch sein mögen.
Dieses Diary hat mich über die letzten vier Monate gerettet, immerhin bietet
die Disziplin des (fast) täglichen Schreibens eine halbe oder ganze Stunde
Ruhe und Besinnung. Doch reicht das alleine nicht, der Ideenrückstau wird
immer größer, das Gefühl des Gefesselt-Seins wird unerträglich,
wenn ich zu lange nicht dazu komme, eigene Netzprojekte zu entwickeln.
Ich bin drin - und jetzt?
Weil ich mich problemlos vervielfältigen und immer noch mit eigenen Vorhaben
voll beschäftigen könnte, wundert es mich erstmal, wenn jemand fragt:
Was soll ich im Netz? Lasse ich mich aber auf die Frage ein, wird schnell klar,
daß es im Jahr 2001 eben nicht mehr so einfach wie 1996 ist, einen eigendynamischen
Zugang zu finden. Damals - in der Urzeit - gab es keinen kommerziellen Sektor,
das Web bestand im wesentlichen aus Universitätsseiten und überschaubar
vielen privaten Homepages. Noch stritt sich niemand um Domainnamen, jeder Link
war ein willkommenes Geschenk, die Leute hinter den Seiten zeigten sich kontaktfreudig
und hilfsbereit. Jeder, der dazu kam, hatte den Eindruck, eine Art Paradies
zu betreten, in dem jeder Narrenfreiheit genießt und WIR ALLE eine große
Familie sind. Wohin man klickte, traf man auf interessante Experimente, es war
ja alles so neu! Da fällt es leicht, selber zu experimentieren, umso mehr,
wenn das Netz die Anmutung einer Welt jenseits der Real World vermittelt, von
der da draußen im Alltag kaum einer etwas weiß.
Real und Virtual World sind mittlerweile zusammengewachsen. Zum einen bedeutet
das für Neueinsteiger, daß ihr erster Eindruck durch den kommerziellen
Sektor bestimmt wird. Mancher kommt garnicht erst dazu, das
andere Netz zu entdecken. Zum anderen sind die Ansprüche an eine Website
gestiegen, Seh- und Nutzungsgewohnheiten haben sich entwickelt und es gibt viele
Fettnäpfchen, in die mensch treten kann. Drittens kann man heute damit
rechnen, daß der Chef, der Beziehungspartner, der eigene Sohn, die Verwandten
in Amerika und die Kunden von morgen "möglicherweise" alles mitlesen. Kein
Wunder, daß da viele zögern und sich fragen: Was soll ICH da um Himmels
Willen kommunizieren?
Ein weiterer Aspekt ist die Unüberschaubarkeit und Komplexität des
Netzes. Man muß schon einige Zeit alles austesten und viel forschen, um
einen Begriff zu bekommen, was das Internet ist, um es für sich sinnvoll
nutzen zu können. Das ist die Frage nach der Position, die ich in der Netzwelt
einnehmen kann bzw. will, die Frage nach dem "Wohin?".
Diese Frage kann ich natürlich nicht für jemand anderen beantworten
- ich weiß aber, wie man NICHT zu einer Antwort kommt, nämlich, indem
man Zuschauer bleibt und darauf hofft, daß sich die vielen Eindrücke
zu einer Meinung verdichten werden, aus der dann eine gültige eigene HALTUNG
entsteht, die man nur noch - womöglich ein- für allemal - umzusetzen
braucht. Das Netz ist pseudo-unendlich und ich werde nie zu eigenen Aktivitäten
kommen, wenn ich darauf warte, bis ich "alles gesehen" oder auch nur "das Wichtigste"
erkannt, analysiert und eingeordnet habe. Man kann den Urwald nicht erkennen,
man muß ihn betreten und sich durchschlagen. Oder eine große Stadt:
Als ich 1979 nach Berlin zog, hatte ich wenig konkrete Vorstellungen, was ich
dort tun würde. Und das war gut so, denn das, was mir dort begegnete, hätte
ich sowieso nie vorausdenken und planen können. Binnen weniger Jahre hat
mich diese Stadt völlig verändert.
Take up your tiny burdon, don't be a tourist, heisst es in einem schönen
alten Song von Leonard Cohen. Das gilt auch für das Netz. Die eigene "Last",
die Sorgen und Probleme, aber vor allem auch die Wünsche und Sehnsüchte,
Ideen und Pläne ergeben das Material, den "Content" für eigene Webseiten
und Netzaktivitäten. E-Commerce ist ja derzeit ein so katastrophaler Flop,
ein Milliardengrab, weil die kommerziell Aktiven in der Mehrheit nicht begreifen,
daß sie die Menschen in ihren Aktivitäten und Bedürnissen UNTERSTÜTZEN
müssen, anstatt ihnen andere, eigene, vorschreiben zu wollen.(KAUFEN ist
ja allein kein Lebensinhalt, oder was meint Ihr?).
Mit der eigenen Homepage zu beginnen, ist jedenfalls ein guter Anfang.
"Sich zeigen" ist der erste Schritt - auch im Urwald ist der eigene Körper
für die anderen Wesen sichtbar und in der Stadt hat jeder eine Meldeadresse,
eine Wohnung, eine Basis. Je nachdem, was man zeigt, werden Reaktionen kommen,
die wiederum Inspiration und Anreiz für die nächsten Schritte mit
sich bringen - so generiert sich DER WEG im Chaos selbst, ich brauche ihn nicht
zu planen, muß mich ihm nur hingeben und dabei genau darauf achten, welche
GEFÜHLE die verschiedenen Möglichkeiten mitbringen. Möglichkeiten
zu realisieren, ist ja sehr viel leichter geworden durch das Netz, umso wichtiger
wird es, sich nicht im Halbschlaf und aus alten Gewohnheiten heraus Realitäten
einzubrocken, die man sich nicht wünscht.
Auf meinem Desktop liegt die Datei ideen.txt, die ich heute mal wieder öffnete,
weil ich vergessen hatte, was drin war. Da stand unter anderem "Selbstdarstellung
im Web - Website, evtl. Buch". Das hatte ich mir notiert, als ich mit Arbeit
für andere völlig zugeschüttet war und mir zumindest Notizen
für die Zeit "danach" machen wollte. Nun läßt der Druck nach
und nahezu automatisch gerate ich in Mail-Dialoge und Gespräche mit Menschen,
die ihre eigene Weise suchen, sich im Netz zu zeigen. Und schon entsteht der
Gedanke an eine Website zum Thema: mit kommentierten Beispielen, von denen man
sich inspirieren lassen kann, mit KnowHow zum Selber-tun, aber durchaus auch
mit einem Dienstleistungsangebot. Schließlich möchte heute manch
einer eine Website, die dem "State of the Art" entspricht, wenn auch ganz individuell.
Meine Dienstleistung wird wie immer eine Mischung aus kostenlos und mittel-teuer
sein - schließlich will ich keine Standardseiten von der Stange anbieten,
sondern Individuen portraitieren, sie in ihrem Prozeß zur Entwicklung
einer bewußten Selbstdarstellung im Web unterstützen, jenseits bloßer
Technik- oder Ästhetik-Fragen. Einen Co-Worker hab' ich schon, der als
Grafiker und vor allem als engagierter Portrait-Fotograf so ein Angebot aufs
Beste ergänzen könnte. Mal sehen, was aus dieser Möglichkeit,
die jetzt noch "nur ein Gedankenspiel" ist, entstehen wird.
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© 1996-2000 Claudia Klinger
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