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Lies, wie es mir heute geht im aktuellen Diary.

 

20:09:98 - End of Diary

Liebe Freunde, das Diary "Power of Now" ist als Webprojekt abgeschlossen. Eigentlich wollte ich wöchentlich weiterschreiben - aber ein Tagebuch ist ein Tagebuch und da schreib ich dann doch lieber über andere Dinge - ohne diese feste Form! Ihr findet Infos darüber auf "Glück" oder per Infomail (zu bestellen auf der Leitseite von Glück).

Was das Leben ohne Zigarette angeht, so ist mein neuester Entschluß der, aufs Land zu ziehen! Jawohl, mitten in die Pampa, ins herrlich unaufgeräumte Brandenburg, wo die wilden Ossis hausen! Ich will Natur, Planzen, Wetter, Gerüche, Erde, körperliche Arbeit, verrückte Landmenschen, ein 100-Seelenort eine Stunde von Berlin, ein altes Bauernhaus - real Life satt.
Evtl. ist das das Thema des nächsten Diarys! Hochspannend.... und ein bißchen wie Mondlandung...

Die Mails der letzten Tage und Wochen haben mich sehr gefreut - mir scheint, da ist eine große Umorientierung im Gang, immer mehr Leute befreien sich vom Joch der Nikotinbestie. Laßt uns auf dem Webboard gelegentlich über die eigenen Erfahrungen reden! Es würde mich freuen! Und wenn jemand ein schöneres Webboard kennt, bittel melden! Aber natürlich beantworte ich Mails zum Thema (und andere...) auch gern weiter privat.

 

30:08:98 - 73.Tag

Was für eine Woche. Ein Wetter, das mit einem Satz in den Herbst springt. Kälte. Wechsel. Alles ändert sich - auch für mich. Doch rauchen werde ich dabei nicht. Welche Freude.

Auch Sebastian raucht nicht mehr, glaubt aber noch, daß ihm etwas fehlt. Doch es fehlt nichts, Sebastian, es ist jetzt sogar sehr viel MEHR Sauerstoff im Blut.
Auch Gabriele raucht nicht mehr, seit fast fünf Jahren. Ihr Bericht darüber, wie sie angefangen hat, auf ihren Krebs zu hören, zeigt, wie weit wir manchmal gehen, bevor wir bereit sind, der Nikotinbestie den Abschied zu geben. Vielen Dank, Gabi, für deine Erlebnisse!

Eigentlich wollte ich Euch heute etwas Schönes schreiben, doch gerade hat mich ein Dämon ergriffen, der mich glücklich macht: Ich habe eine Idee, die in der Form Webseiten zu Tage treten soll - und ich bin schon dabei, kann nichts mehr anderes tun, so macht mir das Spass. Leider habe ich selten für 'sowas' Zeit. Ich wünschte mir einen Sponsor, einen Erbonkel oder eine andere Welt, die es mir möglich macht, mehr Zeit fürs FreeWebbing aufzubringen.

Solange es noch nichts zu zeigen gibt, habt Ihr vielleicht Lust, Dirk Schröders gerade heute Abend erschienenes Webwerk zu sehen - ich zitiere mal aus seiner Ankündigung:

nichts - ausser der Bewegung - ist hier von mir, alles kommt von nicht ganz zufaellig ausgewaehlten Orten her und das, streng genommen, auch hart am Rande der Legalitaet. Ich habe mich des Kunstcharakters sicherheits- halber gutachterlich versichern lassen, anwaltliche Beratung in Anspruch genommen und sicherheitshalber eine Rechts- schutzversicherung abgeschlossen. Die Lektuere (es gibt keine Bilder) faellt im Vergleich recht unspektakulaer aus und wer keinen der vier angebotenen Wege findet, wird bloss einen ungeordneten Haufen ganzer oder halber Saetze, bedeutungsloser Dateinamen und altbekannter aber inhaltsleerer HTML-Seiten antreffen.
Es lebe die Kunst!
 
 

25:08:98 - 69.Tag

Liebe Freunde, Leser, Surfer, heut' ist mir etwas klar geworden, was sich schon länger anbahnt: das Nichtrauchertagebuch wird nicht mehr "täglich neu" erscheinen. Es ist einfach nicht mehr so, daß mir dazu täglich etwas einfällt. 69 Tage nach dem Aufhören ist das Rauchen für mich in weiter Ferne - ein Wunder! Ein Wunder, an das ich mich gewöhnt habe, wie an so viele Wunder im Leben.

Allerdings: das Thema ist keineswegs für die Zukunft ganz weg vom Fenster. Aber um ab und an über die tieferen Aspekte von Sucht (vor allem die oralen Süchte Rauchen, Alkohol, Essen) zu schreiben, brauche ich Abstand. Die selbstauferlegte Pflicht des "Daily new" wird irgendwann kontraproduktiv. Deshalb lass ich es und werde erstmal immer Sonntags hier weiterschreiben, also: weekly new. Ist doch auch was!

Wahrscheinlich werden die Beiträge dadurch eher interessanter. Wer hier häufig mitliest, kann in Zukunft auch wieder mal auf der Leitseite von Glück ins Logfile gucken, was sich verändert hat. Oder wer sie noch nicht hat, meine Info-Mail abonnieren - da melde ich mich immer, wenn es etwas Neues gibt. Ansonsten rechne ich weiter mit Euren Mails, Beiträgen und Nachrichten, die ich gern weiter hier bringe: weekly new - immer Sonntags!

 

23:08:98 - 67.Tag

Heut' den ganzen Tag offline gewesen, ja, das kommt auch mal vor. Morgen wieder mehr!

 

22:08:98 - 66.Tag

Daniela hat heute zum Thema ausmisten & aufräumen noch mehr geschrieben:

"Das hört sich so einfach an: weg mit dem Scheiß! Aber wenn ich die Sachen in die Hand nehme, denke ich: das könnte ich aber noch brauchen... Und dann ärgere ich mich doch wieder und dabei hätte ich nichts lieber als eine spartanisch leere Wohnung... Wie trennst Du Dich von alten Papieren und Unterlagen? Hast Du ein Kriterium, ab wann Du etwas wegwirfst?"

Je länger ich es nicht mehr in die Hand genommen habe, desto eher geht der Daumen nach unten und das Zeug in den Müll. Ausnahme: Behördenpapiere, die man der zivilisierten Welt nun mal ansammeln muß, um als Staatsbürger zu gelten: Ausweise, Zeugnisse, Steuerkarten, Geburtsurkunde und all das. Viel ist das allerdings nicht, in Ordnern betrachtet. ziemlich idiotisch finde ich, daß ich Computer- und Internetmagazine erstmal im Regal horte. Nach Jahreswechsel werfe ich dann alles raus, was älter ist als ein Jahr - jedes Jahr. Könnte ich ebenso gut gleich machen, denn wenn ich eine Information brauche, guck ich ins Web und wühle mich doch nicht durch ganze Stapel mit Printmagazinen. Aber ich kann mich nicht gleich trennen, das hat ja grad noch fast 10 Mark gekostet... doch vom Papier sammeln kommen die auch nicht wieder her.

Was mich zum Wegwerfen motiviert, ist das angenehme Gefühl, das auftaucht, wenn ein Bereich, der bis dahin unübersichtlich war und vollgenallt mit irgendwelchem Zeug, dann plötzlich klar, leer oder fast leer, jedenfalls aber angenehm überschaubar wird.
Ist es nicht interessant, das solche Dinge in der Psyche stattfinden, wenn man das Rauchen beendet? Ich finde das faszinierend!
Heute hab' ich Lust auf Real Life und war kaum am PC. Morgen werde ich gewisslich wieder allen Netzplichten & Freuden nachkommen, aber jetzt schalte ich ab und geh' vielleicht noch auf's Chamissoplatzfest, das Kiezfest, das leider ein bißchen verregnet ist.

 

21:08:98 - 65.Tag

Ein ganzes Buch zum Thema Schlank werden hat Eva Schuhmann ins Netz gestellt. Da ich seit Ende des Rauchens ein paar Kilo zugenommen habe, werde ich es mit Interesse lesen, immerhin spricht Eva aus eigener Erfahrung - sie hatte mal 100 Kilo! - und rät von jedweder Diät ab. (Für mich ist das Voraussetzung, um einen Ratgeber in Sachen Gewicht Ernst zu nehmen.)
Die Umstellung, die es bedeutet, kein Nikotin-gestütztes Leben mehr zu führen, ist groß, selbst wenn - dazu sagt Carr alles Wichtige - Entzugserscheinungen dabei praktisch keine Rolle spielen. Der Wegfall der Betäubung und das Mehr an Energie stellen die Aufgabe, mit größerer Wachheit, größerer Sensibilität und mehr Kraft, von der man als Stuhlsitzer nicht weiß, wohin damit, erst einmal leben zu lernen.

Bei einem der zwei täglichen Computerabstürze sind zwei liebe Mails abhanden gekommen. Wenn's geht, schickt sie nochmal, dann werde ich sie hier bringen! Dunkel erinnere ich mich noch an Danielas Mail, in der sie schrieb, was für ein großes Bedürfnis nach Ausmisten und Aufräumen in ihr aufkam, als sie vor ein paar Tagen aufhörte zu rauchen. Ein schöner Nebeneffekt, finde ich: Besitz belastet, Gegenstände ziehen Staub an, Dinge brauchen Platz - hau weg den Scheiß!

 

20:08:98 - 64.Tag

Stellt euch vor, heut' erfuhr ich, daß meine Schwester Doris auch mit dem Rauchen aufgehört hat! Gerade erst, Anfang August, und nicht ganz so freiwillig, sondern weil die Ohren so stark rauschten wie früher der Fernseher nach Sendeschluß und gar noch Schlimmeres drohte. Grüß Dich, Schwesterherz, willkommen in der Runde der erfolgreichen Nicht-Mehr-Raucher, wir werden täglich mehr! Und es lesen auch einige mit, die noch mit sich ringen...

Ich überlege, ob ich nicht eine Hall of Freedom einrichte und alle aufführe, die sich von der Nikotinbestie befreien konnten - mit Namen und Homepage, sofern vorhanden. Was haltet Ihr davon?
Zum einen ist das sicher unterstützend, zum anderen ist es komisch, wenn der eine oder andere von der Liste eigentlich wieder runter will, was ja auch mal vorkommen kann. Ich hab' früher schon dreimal mit dem Rauchen aufgehört, ist ja wahr, einmal sogar ein halbes Jahr. Aber noch nie mit einem so guten Gefühl, immerhin!

Doch ich habe zugenommen, wie nahezu alle, die mit dem Rauchen aufhören. Da hat auch Carrs Buch "Endlich Wunschgewicht" nichts geholfen. Ich denke, ich lasse mal drei Monate ins Land gehen, bevor ich mich dem neuen Kopf der Hydra zuwende und wieder versuche, etwas zu ändern. Immerhin ist bisher das Mehrgewicht lange nicht so einschneidend und belastend, wie das Gift von 35 Zigaretten am Tag. Doch frage ich mich schon manchmal, warum wir - oder vielleicht auch nur eine bestimmte Gruppe Menschen - derart vom Verlangen geschlagen sind. Trinken, Rauchen, Essen - kappt man das eine, wird das nächste zum Problem. Falls es irgendwo da draußen Leute gibt, die aus so einem Zustand heraus auf irgend eine Art zum "aus sich rollenden Rad" geworden sind, mögen sie doch mal schreiben, wie das gekommen ist.

 

19:08:98 - 63.Tag

Den Eintrag für den 19. ausnahmsweise erst am 20. - morgens! Selten hab' ich soviel Arbeit gehabt, die in der netzüblichen Geschwindigkeit (quasi gestern!) geleistet werden muß. Neben den Brot-Jobs, die mich gerade einen vollen 8-Stunden-Tag beschäftigen, die vielen eigenen Projekte und die mir momentan wichtige netzpolitische Aktivität gegen die katastrophale ARD-sche "Linkpolitik". Nein, ich bin nicht mehr krank, fast wieder gesund! Es geht nur nicht alles auf einmal, leider. Wie gern hätte ich 48 Stunden pro Tag.

Und dann schaue ich aus dem Fenser, sehe die Sonne der letzten Sommertage und sage mir: so wichtig ist das alles nicht. Im Grunde nicht einmal so wichtig, um sich den Rücken durch zu langes Sitzen zu beschädigen! Zum Glück hab' ich ja einen tollen Stuhl, der es tatsächlich möglich macht, elend lang zu sitzen ohne zu leiden... Aber ob das wirklich gut ist?

Werner S., Tagebuch-Leser der ersten Stunde, ist aus dem Urlaub zurück und hat gleich einen Leserbrief geschrieben. Sein erstes Statement zur Sucht hatte ich kritisiert - nun beschreibt er noch einmal, was er genau meinte. Natürlich gibt es Entzugserscheinungen, das wollte ich keineswegs abstreiten, aber sie sind marginal: eine gewisse Nervosität, ein Gefühl der Leere - jedes Mehr-als-das ist Auswuchs eines Widerstandes, einer falschen geistigen Einstellung zum Rauchen, ein Aufsitzen auf den Gedanken, daß man sich mittels der Kippe "etwas Gutes gönne", was schlicht nicht der Fall ist.
So, und jetzt ruft die Arbeit!.

 

18:08:98 - 62.Tag

Back to the Roots: ein weiterer Leser dieses Tagebuchs hat es geschafft und der Nikotinbestie den Garaus gemacht. Volker K. ist bereits den fünften Tag "ohne" und kann nur bestätigen, was Carr sagt und was mittlerweile viele aus eigener Erfahrung wissen: Es ist leicht, mit dem Rauchen aufzuhören! Volker hat tief drin gesteckt mit 50 Zigaretten am Tag, umso deutlicher und spürbarer wird die Befreiung, das Nachlassen der Vergiftung, das Einsetzen normaler Sauerstoffversorgung im Blut, ganze 20% mehr! (Ich hörte, im Himalaya rauchen GANZ OBEN alle wie die Schlote - gibt es dort etwa ZU VIEL Sauerstoff?).
Bei 50 Kippen/Tag ist die Geldersparnis übrigens richtig gigantisch! Ich sammle noch immer das Geld im Glas, aber bei Volker wird das richtig lohnend!

Schreckliche Nachrichten von furchtbaren Zuständen erreichten mich gestern aus der Redaktion von Im Amt online . Das Amt, das hier gemeint ist, ist tatsächlich das real exisitierende Statistische Bundesamt in Wiesbaden, wo mein Vater sein Auskommen hatte, bis er - sehr sehr vorzeitig - in Rente ging. Es ist auch heute ein Amt, wie man es nur noch in der Literatur vermutet: Da tragen sie Hausschuhe "im Dienst", beobachten sich gegenseitig, wie nur öffentlich Bedienstete es können, haben beim Personalrat erstritten, daß sich niemand über 55 noch mit Computern befassen muss, rauchen die Uralt-Marke Overstolz und fragen sich: Wer ist Im Amt online? Staunenswert, was es doch in unserer Ruck-Republik noch für Biotope gibt!

 

16:08:98 - 60.Tag

Die Abschaltung der Möglichkeit, Links im PEGASUS-Forum zu setzen, hat weitere Folgen: Nach Dirk Schröder und mir hat auch Oliver Gassner - schon mal PEGASUS-Gewinner gewesen! - seinen geplanten Beitrag zum Internet-Wettbewerb ebenfalls abgesagt. Und im Pegasus-Forum häufen sich noch weitere Statements - empfehlenswert zu lesen. Mir graut immer richtig, wenn ich mitbekomme, wie Leute wie Rotermund (ARD-Online), die ich für intelligent halte, versuchen, eine klare Sachlage zu vertuschen. Nämlich hier die Tatsache, daß die ARD sich windelweich und feige verhält und nicht den Schimmer von Verantwortungsgefühl für die Entwicklung des Webs zeigt: Hauptsache, keine Schwierigkeiten! Aber sich im Lichte eines Netzliteratur-Wettbewerbs sonnen, das mag man gern!

Ich danke für den Leserbrief von Lothar Reschke, der sich herzlich über die Dinge lustig macht!
Auch bei Jan Ullrich Hasecke, der sich heute in seinem Sudelbuch unter der Überschrift Eunuchen sind in des Themas annimmt, kann trotz aller Schwärze noch ein Schmunzeln aufkommen.
Ja, wenn ich mich nur weniger aufregen würde über so etwas, aber ich finde es nun mal ausgesprochen zum Kotzen, wenn große Unternehmen und Institutionen sich derart "deutsch" im schlimmsten Sinne verhalten. Und sie dadurch Entwicklungen unterstützen, die es letztlich für jeden Webpublisher zum unkalkulierbaren Risiko werden lassen, einen Link zu setzen!

Ja, das scheint wirklich was mit dem hiesig-unsrigen Volkscharakter zu tun zu haben. Was nicht ausdrücklich erlaubt ist, ist verboten - davon gehen wir erstmal sicherheitshalber aus. Und wenn die Obrigkeit noch nichts befunden hat, dann nehmen wir eben die schlimmstmögliche Variante an und halten uns schon mal dran. Ha, nicht genug, wir bringen auch andere tunlichst dazu, sich gefälligst so zu verhalten! Als ich als Jugendliche in Italien und Frankreich bemerkte, daß es auch anders geht, konnte ich es kaum fassen! Was dort von oben, vom Staat, von den Gerichten kommt oder zukünftig vielleicht kommen könnte, gilt zunächst einmal als abzulehnen, zumindest mit großer Skepsis zu betrachten. Typische Geste: an die Stirn tippen....

Zu guter Letzt: Wer sich mal kundig machen will, was eigentlich diese schon öfter erwähnte "Netzliteratur" sein soll, kann mal in meinem WebZine Universum Hypertext gucken. Ich hoffe, das hilft weiter.

Claudia Klinger

 

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