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19:08:00 Zerteilt und zerstreut

Leben mit dem Internet bedeutet, sich einem unmenschlichen Potenzial auszusetzen. "Unmenschlich" ist nicht abwertend gemeint, sondern im Sinne von "noch nie da gewesen", dem Menschen bisher nicht gegeben. Wenn ich ein "Bild" dafür suche, um zu verdeutlichen, was ich meine, fallen mir nur Dinge ein wie "durch einen Fleischwolf gedreht und anschliessend in alle Richtungen zerstreut werden", was natürlich ganz falsch ist, denn der Körper wird ja gerade NICHT erfasst, bei der "Zerteilung und Zerstreuung" tritt also kein Schmerz auf.
 
Zerteilt und zerstreut - aber gleichzeitig potenziert, vervielfältigt, multipliziert durch die schier unübersehbaren Kontaktmöglichkeiten, die sich ergeben, wenn ein Ganzes in Teile zerfällt und nun alle Teile ihrerseits mit anderen Teilen, fremden und eigenen, in neuartigen Bezug treten.
 
Alltag, 10 Minuten Internet: G. schickt den Fragebogen für das Interview mit "Web-Aktivisten", ich bestätige den Erhalt, ermahne mich, es nicht zu vergessen. Dann acht Mails aus der Endlosdiskussion um die "Errichtung einer neuen Homepage für die Liste Netzliteratur", ich überfliege sie, nichts dabei, was nicht schon gesagt wurde, Einigung nicht in Sicht. WIE sollte eine Maildiskussion auch jemals ENDEN? Ein alter Kunde schreibt, "sein Kommentar sei früher fertig als mein Beitrag X im Diary", ich weiss absolut nicht, was er meint, frage also zurück. Ein anderer Kunde kann per FTP nicht auf den Server, ich teste, es funktioniert. Schicke seine Mail weiter an den Provider, vielleicht fällt dem was dazu ein. Mail von einem Diary-Leser: WIE werden Bilder kleiner gemacht? Sein Programm will es einfach nicht tun. Fahr erstmal in Urlaub, sag ich, er ist eh gerade auf dem Sprung. Ein alter Bekannter fragt, warum ich aus dem letzten Job ausgestiegen bin: Kein Kommentar! Gott sei Dank hab' ich vertraglich "Schweigepflicht", sonst wäre eine Langmail fällig. Amazon bestätigt eine Buchbestellung, schön! Vier Mails lösche ich unbesehen: Amerikaner, die mir sagen wollen, wie ich im Netz reich werde. Ein Freund und Mitarbeiter schreibt, er wolle nicht mit dem Programm X arbeiten - alle anderen nutzen es aber schon, was tun? Info-Mail von Telepolis - ah, ja, mal zwischendurch was gemütlich lesen, einen WEITEN Horizont geniessen... ich überfliege Napsters, Macsters und die Beschleunigung der Geschichte. Der Schreiber scheint immerhin noch Ruhe für einen langen Artikel zu haben, im Gegensatz zu mir. Jetzt ein Blick in die Liste Netzliteratur: alle Subjects noch immer zum Thema "Fake". Die lese ich schon die ganze Zeit nicht, ob da noch jemals 'was anderes kommt? Die Webgrrrls schicken wieder mal 8 (!) Newsletter mit der Bemerkung, man solle sich nicht beschweren, das mache nur MEHRARBEIT. Ein Mail-Loop sei der Grund, verursacht von dieser und jener Adresse. Warum aber sind zwei ALTE Newsletter von Mai und Juni unter den acht? Mir reichts, ich 'unsubscribe'. Ein Blick ins Forum: Da wollte ich doch eigentlich antworten.... hoffentlich ärgert sich der Leser nicht!
 
Tja, ich könnte so fortfahren, lasse es aber lieber. Was ich heute in einer Stunde "abarbeite" bzw. kommunizierend aufnehme oder vorantreibe, das hätte vor nicht allzu langer Zeit noch Tage gebraucht. Und die "eigentliche Arbeit" ist noch gar nicht erwähnt, gewöhnlich zappe ich zwischen webben und mailen hin und her: immer, wenn es beim webben, Bild-bearbeiten oder texten irgendwie "hakt", geht's "rüber" ins Mailprogramm, wo das Chaos tobt. Dazu kommen noch sporadische Probleme mit dem Equipment und das Recherchieren im Web, wenn ich etwas nicht selber weiss (Übernimmt nun Strato schon fremde Domains oder noch immer nicht? Ich will nämlich flusser.de an einen Strato-Kunden abgeben...).
 
Wenn ich nicht zwischendurch 'raus auf die Wiese gehen könnte, wo sich verläßlich nichts abrupt verändert, ausser dass mal ein paar Gartenstühle anders stehen, würde ich vermutlich wahnsinnig werden. Aber das ist auch ein zu großes Wort, WAHNSINN hatte mal diesen Aspekt von Pathos und Bedeutung, das wär' heute viel zu anstrengend. Der letzte Mensch blinzelt und sagt: Wir haben das Glück erfunden! Ja, das ist wahr. Nur ist es ein bißchen viel auf einmal.
 
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© 1996-2000 Claudia Klinger
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