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Idioten beim Bäcker

von
Sascha Greinke

Ich war gerade richtig schön in Gedanken versunken, die sich eigentlich nur um das weibliche Wesen in meinem Leben drehten und warum sie noch nicht da war, was mich ziemlich sauer werden ließ. So spannend kann HH auch nicht sein und die Leute da quatschen auch nur immer das gleiche Zeugs, dachte ich so unbeschwert - mußte dabei auch sofort grinsen - da die Stadt und die Leute schon sehr fair sind, aber Neid will auch angemessen kompensiert werden.

Jedenfalls bekomme ich nur im Unterbewußtsein mit, daß ein Pärchen hereinkommt, ich ihnen einen Platz am Stehtisch freiblocke, was meine Freunde nicht mitbekommen, und daß dieses Pärchen, nachdem sie sich kurz taxiert haben, direkt wieder abhaut, ohne den Kaffe auch nur angerührt zu haben. Das habe ich nicht verdient!!! Ich stehe alleine hier in der Hitze 'rum, hinter mir wird versucht, die biologischen Gesetztmäßigkeiten in puncto Nachwuchserzeugung auf den Kopf zu stellen und die beiden glücklichen Neuankömmlinge haben sichtlich auch besseres zu tun. Was mache ich? Ich warte. Darauf, daß es mir ähnlich ergeht. Ich glaube, jeder Durchschnittsmann verbringt mindestens ein Drittel seines Erdendaseins mit Warten auf das andere Geschlecht, wobei das eine Drittel noch knapp bemessen ist, aber es zählt ja, was dabei 'rauskommt. Und.... Das Warten lohnt eigentlich, muß ich trotz meiner Laune zugestehen.

Noch ganz in Selbstmitleid versunken, höre ich vom Vetreter neben mir: "Wie kann so eine süße Frau sich nur mit einem Neger abgeben?". Ich stutze. Ich muß mich wohl verhört haben! Aber das beknackt-entrüstete Vertretergesicht, bestätigt meine akustische Wahrnehmung. Auch, daß meine beiden Verliebten ihr Liebesspiel unterbrechen und sich verwirrt umschauen, ist ein Beleg für die traurige Realität. "Hör mal du Arschnase", spreche in den Tischnachbar an, "mir scheint, daß du Probleme damit hast, daß dieser große schwarze Mann mit der Frau abhaut? Daß du Klugscheißer hier alleine 'rumstehst und sichtlich mit deinem mickrigem Leben unzufrieden bist, ist eintrauriger Fact, aber da kann dir hier wirklich keiner helfen. Ich würde sagen, du fährst zu einer Rheinbrücke, welche sei dir überlassen, und beendest das kleine Intermezzo als fast menschliches Wesen. Damit gehst du mir nicht weiter auf die Nerven und stiehlst den anderen Menschen hier nicht den so dringend benötigten Sauerstoff!!!"

"Ruhig, ruhig", höre ich Daniel hinter mir beschwörend in mein Ohr raunen, "Aufregen nützt doch nichts bei so Typen!!" "Stimmt", entgegne ich. "Aber mir geht's besser und der König der Dumpfbacken hat mir heute noch gefehlt", fahre ich extra laut fort. Der Rest der Bäckerei-Belegschaft schaut peinlich berührt auf den Boden, was mich meine Platten greifen läßt und zur Tür stürmen: "Kommt, ich muß 'raus hier. Scheint mir eher Arschlochhausen hier zu sein und den Bürgermeister dieser gastlichen Stätte kenne ich jetzt auch."

Auf der Straße holen mich die zwei ein und können sich ihre Kommentare natürlich nicht verkneifen. "Cooler Auftritt, hast du heute morgen wieder deine Extraportion Political Correctness gefrühstückt?", legt Daniel giggelnd los. Worauf sein Liebster prustend antwortet: "Er schaut zu viele Western!! Er spielt jetzt schon den Sheriff. Wenn er anfängt, Waffen zu tragen, verstoßen wir ihn aus unserem Freundeskreis!!". Obwohl mir nicht nach Lachen zumute ist, kann ich mir ein gequältes Lächeln nicht verkneifen, meine Laune hat dabei einen neuen Tiefpunkt erreicht, so daß ich die gebrüllte Begrüßung: "Hey, ihr Super-Schnuckis!!", gar nicht auf unsere kleine Truppe bezog. Erst als mir jemand von hinten auf den Rücken springt und mir dieses - in Kombination mit diesem weiblichen Wesen - geliebtes Parfüm in die Nase steigt, werde ich meinem Glück gewahr. In mein Ohr verbissen höre ich Melanie flüsternd fragen: "Na großer Mann, heute schon was vor?"

So viel Glück, habe ich heute wirklich verdient!!! "Ihr könnt ins Kino gehen. Wir sehen uns heute Abend", sage ich zu den beiden Männern. Arm in Arm schlendern wir zu Melanies Wohnung. Jetzt kann der Tag beginnen!!

Copyright Sascha Greinke

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