Selbst wenn man weiß, daß nicht viele im Web einen Text lesen und daß mangels Werbemaßnahmen nur wenige die Seite finden können, so ist es doch eine andere Situation.

Schon wenige Leser genügen, um einen nicht definierten Text mit Ansprüchen zu überfrachten. Wenn ich daran denke und mich gar danach richten wollte, könnte ich die Idee aufgeben, auch nur noch ein paar Sätze weiterzuschreiben.

Andrerseits verharre ich dann weiterhin in der großen Langeweile, die auf vielen Webseiten Autoren und Leser gleichermaßen plagt: immer wieder die gleichen Weisen des Umgangs mit dem Besucher, immer diesselben, hier geradezu lächerlichen massenmedialen Gesten.

Ein Text auf einer Webseite wird so zum Produkt, das einen Abnehmer sucht, und verliert alle möglichen Nachrichten- und Mitteilungsaspekte, die ihm als Möglichkeiten ebenso eigen sind, von Vernetzungsgewinnen ganz zu schweigen

Unterhalb und neben dieser zur Ware geronnenen Verlautbarungen ("an die Massen"), in denen der Autor die Spuren seiner Person akribisch getilgt hat, existiert das Gerede, wie Vilém Flusser das Geschwätz freundlich genannt hat. Hier ist jeder ganz persönlich, da geht’s um mich und Dich, aber es gibt nichts, was zu besprechen wäre. Steht doch alles in den Büchern, Zeitungen, Bibliotheken und Datenbanken, wir wollen doch nicht auch noch damit anfangen!

Flusser hoffte, daß neue Kommunikationstechniken, die Zugang für jeden und dialogische Schaltungen ermöglichen, auch neue Qualitäten des Geredes zur Folge hätten, ja, daß der ganze Leerlauf des folgenlosen Veröffentlichens und ebenso folgenlosen privaten Smalltalkens durcheinander geriete und sich zu etwas Neuem organisiere. Ach Vilém, wenn Du das Web noch hättest erleben können!