Glück - was ist das und wie können wir es erreichen?

Von Klaus Michael.

Was ist Glück? Wir nutzen dieses Wort in mehrfachem Sinne. Einmal ist Glück etwas, das uns ohne eigenes Zutun unerwartet und zu unserem Vorteil trifft, wie zum Beispiel Kartenglück im Spiel. Daneben ist Glück auch etwas, das dem unerwarteten Entgehen eines unabwendbaren Unglücks entspricht. Die Gefühle, die wir in solchen Fällen verspüren, unterscheiden sich deutlich von der dritten, weit häufiger benutzten Bedeutung, die nun näher untersucht werden soll: Hier ist mit Glück ein Zustand, genauer gesagt ein Empfinden gemeint, wie wir es beispielsweise nach einem lang gehegten und nun endlich erfüllten Wunsch erleben. Es gäbe unendlich viele Beispiele, durch die das von Dichtern und Philosophen verherrlichte Glücksempfinden zu beschreiben wäre. Wir wollen es hier erst einmal durch eine Analyse entzaubern, damit wir es im vollen Umfang verstehen lernen - und um dann seinen Zauber neu und intensiver genießen zu können:

Glücksempfinden ist ein Gefühl. Nach psychosophischer Einsicht ist jede Gefühlsregung eine Meldung als Sprache des Unterbewußtseins an das Bewußtsein, wie das momentan Erlebte die Lebenserhaltung und Lebensentfaltung (normalerweise im Vergleich mit bereits Erlebtem) beeinflußt oder wohl beeinflussen wird. Demnach kann es im Prinzip nur 2 Gefühle geben, ein positives und ein negatives. In der Psychosophie werden diese beiden Pole mit Freude und Angst definiert, welche sich situationsbedingt in den unendlichen Nuancen ihrer Intensitäten zwischen den kurzzeitigen Ausnahmesituationen der nackten Panik und dem überschäumenden Glück bewegen.

Glücksempfinden ist ein sich selbst verbrauchendes Gut, das wir nur über einen begrenzten Zeitraum genießen können. Das Glücksempfinden ist demnach auch abhängig von unserer Aufmerksamkeit, von unserer Einstellung zu einer gegebenen Situation sowie ihrer persönlichen Wertung durch uns selber. Daraus ist erklärbar, weshalb wir weder auf  Dauer und weshalb Menschen in einer vergleichbaren Situation nicht gleichartig glücklich sein können: Solange wir unsere Aufmerksamkeit auf das uns beglückende Ereignis richten und es genießen, so lange - und nur so lange - fühlen wir uns glücklich. Lenken wir unsere Aufmerksamkeit danach auch auf andere - meist profanere - Ereignisse in unserem Leben, wertet das Unterwußtsein diese, wir fühlen entsprechend und schon ist das Glücksgefühl logisch erklärbar verschwunden. -

(Auf die Begründung, weshalb wir bei erneuter Aufmerksamkeit nicht mehr eine gleich hohe Intensität des Gefühls spüren und weshalb das Glücksempfinden mit fortschreitender Zeitdauer in seiner Stärke / Energie abnimmt, wird an dieser Stelle aus Platzgründen verzichtet, ist aber innerhalb der Psychologie auch für die Angst bis zur Panik dargestellt.)

Daß gleiche Situationen nicht alle Menschen gleich glücklich machen, ist ein Teil banaler Lebenserfahrung: Der junge Schüler, der zum ersten Male die Vier- Meter-Marke im Weitsprung schaftt, ist eventuell einen Moment lang glücklich; die gleiche Weite wertet der Weltrekordler für sich aber ganz anders.

Wir sprechen davon, daß wir unser "Glück machen" wollen. Wir meinen damit meistens unbewußt, daß wir uns nach intensiven Glücksgefühlen sehnen, die wir selber verursachen wollen. Diese Sehnsucht ist naturgegeben, denn jedes Leben in der Natur strebt nach seiner bestmöglichen Entfaltung in seiner Umwelt. Dieses Optimum aber wird uns in der Sprache des Unterbewußtseins als Glücksgefühl an das Bewußtsein gemeldet. Glücksempfinden kann man demnach als ein Zeichen momentaner Lebenserfüllung verstehen. Wichtig ist auch, daß wir das Glücksempfinden gern selber verursachen wollen. Die Lebenserfahrung zeigt jedoch, daß gerade dieses uns selber und anderen Menschen nur selten gelingt. Ich meine, daß dieses Mißlingen zu einem erheblichen Teil daran liegt, daß der Einzelne meistens gar nicht recht weiß, wie er sein Leben bewußt und vorsätzlich Glück verursachend gestalten könnte. - - -

Die Gestaltung von Glück ist Teil der Lebenskunst: Sofort damit beginnend, können wir Glücksmomente länger festhalten, indem wir sie ganz bewußt genießen. Dieses gelingt uns - und das sei gerade in der immer schnellebiger werdenden Zeit besonders herausgehoben - wenn wir unsere ungeteilte Aufmerksamkeit möglichst lange bei der Glück spendenden Situation belassen. Als fortgeschrittenen Lebenskünstler sehe ich den Menschen an, dem es gelingt, sein ganzes Handeln auf die Bestimmung jeden Lebens auszurichten, die aus psychosophischer Sicht lautet:

"Die harmonisierende Bestimmung erfüllt das Leben, wenn es die nur ihm eigenen Stärken und Schwächen innerhalb der von ihm nicht veränderbaren Grenzen möglichst vollständig und zu gegenseitigem Nutzen genau der Umwelt darbringt, welche ihrerseits ihm bestmögliche Erhaltung und Entfaltung ermöglicht."

(Hinweis: Die Psychosophie basiert auf der Einsicht in das Urgesetz jeden Lebens in der Natur, aus dem sich der Sinn jeden Lebens ableitet, was wiederum zwangsläufig die vorgenannte Bestimmung jeden Lebens ergibt und wird schließlich ergänzt durch die daraus abgeleitete Definition der Hauptaufgabe des menschlichen Lebens. Link s. u..)

Je häufiger es uns gelingt, unser Leben bestimmungsgemäß zu leben, desto häufiger ist die Wahrscheinlichkeit intensiven Glücksgefühls. Dieses ist jedoch entsprechend den Einsichten der Psychosophie nur möglich, wenn wir die uns treibenden Bedürfnisse, aber auch die uns hemmenden Widerstände exakt kennen. Wenn es uns gelingt, letztgenannte in uns unterstützende, deshalb uns zusätzlich treibende Kräfte zu verwandeln, bekommen wir aufgrunddessen die verbesserte Chance, unser Leben optimal gestalten.

Zusammengefaßt kann man also sagen, daß Glück die Steigerung der Freude ist; aber beide sind nur zeitlich begrenzt zu genießen, weil ihre Energie mit der Zeit abnimmt. Was bleibt uns aber danach? - Zufriedenheit. - Sie könnte man analog der Definition von Gesundheit als Abwesenheit von Krankheit definieren: Es ist jener Zustand, in dem uns weder Angst noch Freude vom Unterbewußtsein gemeldet werden. Es droht demnach aktuell keine Gefahr, aber wir befinden uns aber auch nicht in einer Situation, in der wir uns so ausreichend entfalten, daß wir uns darüber auch nur im Mindesten freuen könnten. Sollten wir uns nun also gegenseitig Glück, Freude oder Zufriedenheit wünschen? Letztgenannte ist der Minimalwunsch, aber im Hinblick auf die Abwesenheit von Angst schon ein echter Gewinn. - Deshalb wünsche ich pragmatisch Glück, Freude UND Zufriedenheit. Für Menschen, die gerade in unsicheren Zeiten häufig oder gar konstant von Ängsten geplagt werden, wäre die Zufriedenheit das erste anzustrebende Teilziel. Es sollte in der Folge häufiger in Freude münden und später gar immer wieder im Glück.

Eine ideale Vorstellung  und Leitschnur in der Psychosophie lautet, daß wir sofort beginnend versuchen sollten, unser tägliches Leben aktiv verursachend so zu gestalten und zu nutzen, daß wir uns quasi von Freude zu Freude hangeln können. Versuchen Sie einmal, einen Tagesablauf so zu planen, daß Sie - auch in den unabwendbaren Pflichten! - immer wieder einen Punkt finden, an dem Sie innehalten und sich zumindest ein wenig freuen können und genießen Sie diese Freude dann auch ganz bewußt! - Das Ergebnis wird Sie überraschen! Wenn daraus zeitweilig auch Glücksgefühle entstehen können, ist es um so besser. Mit diesem übergeordnet allgemein formulierten Ziel wird unsere Aufmerksamkeit auf das uns meistens unbewußt Wesentliche gelenkt, nämlich auf die Selbstentfaltung innerhalb der uns treibenden persönlichen Bedürfnisse. So beginnen wir plötzlich, auch das kleine Glück überhaupt wahrzunehmen und zu genießen. Ausgeschlossen ist damit eine rein persönliche Lustbefriedigung als Selbstzweck und - ausdrücklich damit verbunden! - zum Schaden anderer Menschen. Sie würde irgendwann - also nicht nicht immer in direkt anschließend wahrnehmbarer Folge - uns letztlich selber schaden.

Eine wichtige Möglichkeit das eigene Leben glücklicher zu gestalten, ist die Partnerschaft. In sie legen wir zumindest anfangs aus gewichtigen, aber häufig - oder in der Regel? - uns unbewußten Gründen sehr große Hoffnungen auf die gegenseitige Erfüllung vielfältiger Bedürfnisse. Diese Bedürfnisse überhaupt zu erkennen und unsere derzeitige Einstellung zum Partner im Vergleich zum Zeitpunkt des Kennenlernens zu überprüfen, neu einzurichten und eventuell die Liebe neu zu wecken, bietet riesige erste Chancen zu selbst verursachtem Glücksempfinden. Aber zu dem für uns so wichtigen Stichwort Liebe ist wohl doch mindestens ein eigenes Kapitel angebracht.

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