Hallo Claudia
auch ich kann jetzt wieder einschlafen, ohne durch das Pfeifen in meiner Lunge daran gehindert zu werden. Am 29. September 1994 um 9:40 Uhr habe ich, damals unwissentlich, meine letzte Zigarette geraucht. An diesem Tag mußte ich um 9:45 Uhr im Krankenhaus erscheinen, um einen Tag später operiert zu werden. Als alle Formalitäten erledigt waren, und mir mein Bett zugewiesen war, habe ich natürlich zuerst ausgekundschaftet, wo sich die Raucherecke befindet. Es gab nur die Möglichkeit, in einem kleinen Foyer zu rauchen, wo es ensprechend verqualmt war und stank.
Dieser erste Tag verging durch Blutabnahmen, Untersuchungen, etc. so schnell, daß ich bis zum Abend gar nicht dazu gekommen bin, diese Ecke aufzusuchen.
Am nächsten Morgen bekam ich ziemlich früh eine
Beruhigungsspritze, so daß ich zu benebelt war, um an eine Zigarette zu
denken. Nach der OP hatte ich auch nicht unbedingt ein Rauchbedürfnis.
So hatte ich dann, als ich einen Tag später wieder frühstücken durfte,
schon fast 2 Tage "ohne" herum. Bei der zweiten Tasse Krankenhauskaffee
überkam es mich. Schwach wie ich nun 'mal war, schleppte ich mich zum
Fahrstuhl um die gewisse Ecke aufzusuchen. Unten angekommen war alles so
eingenebelt und stinkig, daß mir übel wurde, und ich unverrichteter
Dinge ganz schnell mein Bettchen wieder aufsuchen mußte.
So lag ich denn
da, grübelte über Gott und die Welt, meinen Nikotinentzug und
insbesondere, ob mein Körper mir nicht durch den Grund der OP (Krebs)
etwas mitteilen wollte. Ich kam zu dem Schluß, daß ich nicht so entsetzt
und unglücklich darüber sein darf, daß diese Krankheit ausgerechnet auch
mich erwischt hat, und im nächsten Augenblick forciere ich alles noch,
indem ich mir wieder eine Zigarette anzünde.
So habe ich dann meinem
Bruder den Vorrat an Krankenhauszigaretten geschenkt und meinen Mann
angewiesen, ihm auch die zu Hause befindlichen Lagerbestände
auszuhändigen. Im Krankenhaus hatte ich kaum Entzugserscheinungen, wohl
auch durch die Medikamente bedingt. Als ich dann aber wieder zu Hause
war, hatte ich doch einige Probleme, da ich mich körperlich nicht so
bewegen konnte, und es doch noch 3 Monate dauerte, bis ich wieder
arbeitsfähig und dadurch abgelenkter war.
Positiv ist zu bemerken, daß ich mich körperlich natürlich viel besser
fühle, mir bei sportlichen Betätigungen nicht die Lunge um die Ohren
pfeift und daß meine Umgebung (und ich) nachts besser schlafen kann,
weil ich keine nächtlichen Hustenanfälle mehr bekomme.
Negatives gibt es natürlich auch: ich habe die ersten nikotinfreien
Monate 20 kg zugenommen (die Ärzte meinten, mein Stoffwechsel wäre fast
zum Erliegen gekommen, da er ohne Nikotin keinen Antriebs-Streß mehr
hatte). Inzwischen habe ich davon aber 10 kg wieder abgenommen, bedingt
auch durch eine generelle Nahrungsumstellung. Ich hoffe, daß ich langsam
aber stetig auch weiterhin wieder alles abnehme.
Seit ich nachts nicht mehr träume, man bietet mir eine Zigarette an und
ich rauche diese auch und bin damit wieder abhängig (diesen Traum hatte
ich bis vor kurzer Zeit sehr häufig), glaube ich mich fast über den
Berg.
Also, weiter viel Erfolg und durchhalten. Kampf dem Glimmstengel, andere
kommen auch noch drauf, daß rauchen unfrei macht.
Gruß
Gabi
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