Liebe Claudia,

Am Montag abend, 3.8.98, habe ich meine letzte Zigarette geraucht (- und sitze gerade am Compi mit einer Tafel Schokolade... das muss sich allerdings noch ändern!).

Wie kam ich auf Dein äußerst interessantes Tagebuch?
Am Dienstag hat mich eine Bekannte besucht. Ich wußte, daß sie vor zwei Jahren aufgehört hatte zu rauchen und bewunderte sie für ihre Gelassenheit - die Gegenwart von Rauchern konnte sie als Ex-Raucherin überhaupt nicht aus der Ruhe bringen!

Ich sah sie also nun nach einiger Zeit wieder und wir kamen wieder auf das Rauchen zu sprechen. Sie gab mir den Tip mit Allen Carr und meinte, sie habe seine Aussagen verinnerlicht und so sei das Aufhören ganz einfach gewesen. Diese Frau strahlte eine solche positive Energie aus und machte mich enorm neugierig auf das Buch von Allen Carr - ich beschaffte es mir noch am selben Nachmittag, las es abends durch, und wie sollte es anders sein: mein Entschluß war gefasst. Am Mittwoch surfte ich dann etwas herum und wollte mal nachschauen, was das Netz so zu meinem Entschluß zu sagen hat. Deine Hompage war gleich an zweiter Stelle und ich habe mich festgelesen... Ich war/bin seltsam berührt davon, so schnell auf Gleichgesinnte zu treffen. In der netzfreien Welt kenne ich nämlich niemanden, der vorhat, aufzuhören.

Kurz zu meiner eigenen "Rauchkarriere": ich bin 27, rauche seitdem ich 16 bin, aber, wie es Carr in Bezug auf das Rauchverhalten von Teenagern richtig beschreibt, anfangs noch mit sehr großen Zeitabständen und der Gewißheit, nicht abhängig zu sein. Nun habe ich in den letzen Jahren die Diplomprüfungen, einen Umzug und einen neuen Job hinter mir und ich habe gemerkt, das es immer mehr zunimmt: den Vorsatz, nur abends zu rauchen, habe ich schon seit mehreren Monaten gebrochen. Auf Feten oder beim abendlichen Klönschnack mit Freundinnen mußte in letzter Zeit schon mal eine ganze Packung dran glauben. Carr hat mir bewußt gemacht, daß das immer so weiter gehen und nicht weniger werden wird.

Im Moment macht mir die Entscheidung nicht besonders viel aus. Heute abend habe ich zwar schon an eine Zigarette gedacht, aber im Moment kann ich mich noch auf Carr besinnen, den ich sehr einleuchtend finde. Hoffentlich bleibt es so. Die richtige Bewährungsprobe steht mir auch noch bevor: in zwei Wochen kommt meine kettenrauchende Freundin und Arbeitskollegin aus dem Urlaub, deren Gesellschaft nicht ganz unschuldig am vermehrten Zigarettenkonsum ist - ich habe immer gerne mit ihr zusammen geraucht, z.B. beim gemeinsamen Bearbeiten einer Aufgabe. Ich bin ein Gesellschaftsraucher und habe Angst, dieses Gruppenritual vermissen zu werden. Aber das gute Gefühl, nicht mehr versklavt zu sein und am nächsten Morgen nicht mit einem Ekel aufzuwachen, läßt mich hoffentlich stark bleiben.

Zu Deinem Sportmotivationsproblem: auch in dieser Beschreibung erkenne ich mein Verhalten ziemlich gut wieder: ich sitze z.Z. auch nur noch vorm Compi (um was wohl? Webseiten zu erstellen, na klar! Ich bin zwar seit einigen Monaten dabei, aber noch nicht besonders weit fortgeschritten - vgl. www.uni-koeln.de/ew-fak/aef ).

Im Winter habe ich im benachbarten Schwimmbad was Nettes mitgemacht: Wassergymnastik, aber kein Kurs mit reigentanzenden Senioren, sondern auf Neudeutsch "Aquatic Fitness": man hat einen auftreibenden Gürtel umgeschmallt, joggt im Wasser und macht zudem irgendwelche Übungen, z.B. Hanteln aus Schaumstoff/Styropor unter Wasser zu drücken. Man schwitzt nicht, merkt aber trotzdem die Anstrengung und gelenkeschonend ist es auch. Vielleicht hast Du ja noch nicht davon gehört. Und gestern habe ich eine ganze alte Sportart aufgegriffen, zu der ich mich immer noch am ehesten motivieren kann: eine Mischung aus Tanz und Gymnastik alleine in meinem Zimmer bei guter Musik vor dem Spiegel.

So, nun habe ich erstmal genug erzählt, ich wünsch Dir alles Gute und viel Zufriedenheit ohne den Rauch (das wünsch ich mir auch).

Daniela

PS: Schreib doch mal in Deinem Tagebuch wie Du das "Fressproblem", d.h. das Verlangen nach Naschwerk als Nikotinersatz in den Griff bekommen hast!