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Willi, Edith, Gusta

Wer über Vilém Flusser reden will, darf von Edith Flusser, Ehefrau, Mutter dreier Kinder, Wächterin, in Platons Sinn, über die vom Philosophen einzurichtende Ordnung, und David Flusser, drei Jahre älterer Gliedcousin, Wiederentdecker religiöser Ordnungsentwürfe, nicht schweigen. Die Vettern fliehen in entgegengesetzter Richtung, der eine nach Palästina, der andere nach Brasilien.

Obwohl der eine als Religionshistoriker in die Vergangenheit und der andere als Kommunikologe in die Zukunft eintaucht, verbindet sie doch ein gemeinsames Projekt. David Flusser geht es um die im Indifferenzpunkt der Nichttrennung von Jüdischem und Christlichem abgelagerten spirituellen Möglichkeiten. Hätten diese sich in einem universalistisch angelegten Juden -     christentum entfalten können, wäre die Möglichkeit der Endlösung nicht ins Programm der westlichen Ökumene eingetragen worden. Vilém Flusser geht es um eine telematische Kultur, die so geschaltet ist, daß diskursive und dialogische Strukturen ein Gleichgewicht bilden. Ließen sich die dialogischen Potentiale der Computernetze soweit entfalten, daß sie die zentralistisch rundgefunkten amphitheatralischen Diskurse tatsächlich in Schach halten würden, könnten faschistische Verbündelungen keine allesvernichtende Gewalten zusammenziehen.

Du spürst, wie prekär die Utopien der Vettern sind? Nun müßte über Edith Flusser gesprochen werden. Aber wie soll ich es können, mußte sich doch Vilém Flusser noch in seiner Autobiographie "Bodenlos" verbergen, daß mit ihm und den Seinen eine besonders fruchtbare Parzelle "Prager Jude-Seins" in die Tropen verpflanzt worden war. Vom Boden, der sie selber waren, schweigt "Bodenlos" sich aus. So wünschen wir uns also, aus Edith Flussers Feder, ihre eigene Sicht der Dinge.

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Reinhold Grether: Die Weltrevolution nach Flusser
präsentiert von Claudia Klinger
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