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Baron Flusser

Die 1919 erfolgte Heirat von Gustav Flusser und Melitta Basch führt den osteuropäisch-aschkenasischen und den südeuropäisch-sephardischen Zweig des Judentums zusammen.

"Die Familie Basch sind uralte Juden, wahrscheinlich sephardischen Ursprungs, und ein Ahne war angeblich jener Cordobeser Bassevi, welcher im Jahre 1492 mit den Führern des spanischen Judentums ausgezogen war, um einen Judenstaat zu gründen." (Brief von Vilém Flusser an Dr. Joseph Fränkl vom 16. Mai 1976, in: "Jude sein", S. 15)

"Mein Vater Gustav studierte Mathematik und Physik in Wien, dann in Prag (unter anderem bei Einstein) und selbstredend auch Philosophie (was ja das Fach mit sich bringt). So kam er mit T.G. Masaryk in Verbindung, und war einer jener "Pátecníci", welche auf die CSR einen entscheidenden Einfluß ausübten. Er dürfte um das Jahr 1908 promoviert haben und wurde Privatdozent für "politische Arithmetik" (eine Vorstufe der Mengenlehre)." (S. 13)

Es folgte die typische Antikarriere des jüdischen k.u.k.-Privatdozenten, mit Lehraufträgen, Übersetzungen, Bücherschreiben und Lehrertätigkeit. Von 1918 bis 1924 war er sozialdemokratischer Parlamentsabgeordneter der neugegründeten tschechoslowakischen Republik.

"Man kann sich den Skandal vorstellen, ein linker Intellektueller heiratet Fräulein Basch und will seine Ideen nicht aufgeben, owohl mein Großvater Basch meinen Vater sofort zum "stillen Teilhaber" seiner Fabrik machte und ihn wahrscheinlich auch anderswie "bestechen" wollte. Ich glaube, das war die stumme Tragödie der Ehe meiner Eltern: der hochmütige "Geistige" und die viel jüngere, kultivierte und zurückhaltende "fille rangée". Ich glaube jedoch auch, daß es eine gute Ehe war: Mein Vater "unterrichtete" meine Mutter, und diese "kultivierte" meinen Vater." (S. 16) "Den Siegelring mit der Baronenkrone (nebbich!) trage ich allerdings noch immer." (S. 17)

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Reinhold Grether: Die Weltrevolution nach Flusser
präsentiert von Claudia Klinger
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