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Leserdiskussion:
In Ihrem Beitrag zur Diskussion "Was ist Philosophie?" hatte Annette Schlemm geschrieben: "Es gibt etwas Gemeinsames, über das wir uns austauschen können, weil unsere Welten und auch wir selbst viel Gemeinsames haben. Glücklicherweise!"Ist das so? frage ich die Leserinnen und Leser von MISSING LINK. Erleben wir nicht heute, daß die gemeinsame Welt in lauter kleine Privatwelten auseinanderfällt? Können wir uns noch darüber verständigen, was die wirkliche Welt ist??? Was ist überhaupt Wirklichkeit? Was ist Wahrheit? (Und für Spezialisten: Was ist Virtualität?) Ich freue mich über die rege Beteiligung und danke allen Einsendern! |
![]() An Stelle einer kleinen Auswahl von Krücken haben wir jetzt eine große Auswahl von Immer-noch-Krücken. Meines Erachtens nach sind lediglich wenige inhaltliche Neuerungen hinzugekommen, dafür aber eine Unzahl neuer Gewänder der alten. ein bloßes Nichtwiedererkennen der alten Werte in diesen neuen Formen führt dadurch bei vielen zu dem Glauben des Vverlustes von Werten. Auch hier ist die Musik ein gutes Beispiel: nimmt mensch ein beliebieges klasssisches Stück, einen Rocksong, ein Popstück und eine Jazzimprovisation jeweils aus der eher progressiven und der schnulzigen Ecke der jeweiligen Stile und spielte diese mit ein und demselben Instrument, werden die Stücke auf einmal sehr ähnlich klingen, und die vorherige Unvereinbarkeit der Stiele tritt (wieder) zurück (wo sie hingehört).
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er aihhtw
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![]() von Sokrates sagte man, seine Fragen wirkten wie die Schläge eines Zitterrochens. Deine Fragen sind zwar wesentlich charmanter, aber ebenso elektrisierend. Heute meine Antwort auf Deine Frage: Was ist Wirklichkeit?
Wirklichkeit ist, was der Geist wirkt. Die Rede von der "objektiven
Wirklichkeit" ist eine Chimäre, besser: sie ist ihrerseits nichts anderes
als ein bestimmtes Produkt des Geistes. In ihr Wahrheit zu sehen und sie
in der zwischenmenschlichen Beziehung gar als Maßstab zu erheben,führt zu
mehr Problemen als gelöst werden.
Die Relativität aller Erkenntnisse ist aber kein defizitärer Zustand,
sondern gerade eine unendliche Chance. Die Einsicht in die Begrenztheit
des subjektiven Erkennens (Kontingenz) ist der Grund der Möglichkeit,
nicht auf dem eigenen Standpunkt zu verharren, sondern
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Heutzutage gibt es etliche Projekte, die uns im Alltag so liebliche und
trostspendende, aber uns manchmal bis zum Äußersten treibende Wirklichkeit aus
den Angeln zu heben. Im luftigen Umfeld der Fakten, Meinungen und Informationen agieren die Medien in neuer Manier. Was kümmert uns die Wirklichkeit? Ist sie nicht manchmal arg unverständlich, sperrig. Wer in Gottes Namen BEZAHLT dafur, die Wirklichkeit ins Wohnzimmer zu bekommen? Ein paar Spinner vielleicht, die gerade noch für eine spätabendlich zu bedienende Mini-Zielgruppe dienen. Der Haupt-Marktanteil will Wirklichkeit in appetitanregenden Dosen, gewürzt mit Ressentiments. Journalisten verkommen zu Mainstream-Huren, die dumpfe Stammtischparolen millionenfach unter die Leute bringen. Seit die private Programm-Sintflut über mich hereingebrochen ist, sinkt mein Fernseh-Konsum bestaändig. Diese Vielfalt der Einfalt... Wenn es dem Menschen wirklich gelingt, die völlige Kontrolle über die ihn umgebenen Dinge (und Lebewesen) zu erlangen, die Sperrigkeit, die überraschung, die Verletzbarkeit verschwinden zu lassen, dann verschwindet die Wirklichkeit. Diese wird ausschließlich von Menschen erhalten, welche sich anderen Menschen, Lebewesen und auch Dingen mit Respekt nähern und sich fur sie INTERESSIEREN.
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; | ![]() "Gesellschaftlich" betrachtet magst Du Recht haben. Ich will es aber mal anders betrachten, und das Statement, von dem ausgehend Du die kritische Gegenfrage gestellt hast, stammt wohl auch eher aus dieser anderen Betrachtungsweise. Also: Ich habe die Frage gelesen und antworte darauf. Das heißt, ich kann mir unter dem, was Du in der Frage formuliert hast, etwas vorstellen, das meine Gedanken anregt, und formuliere jetzt eine Antwort darauf in der Annahme, daß es Leute ("User") gibt, mit denen ich noch nie etwas gemeinsam erlebt habe, und die diese Antwort trotzdem verstehen (was noch nicht bedeuten muß, daß sie ihr auch zustimmen). Ist es nicht erstaunlich, wieviel "teilbare Wirklichkeit" es geben muß, damit so etwas, so eine "Mit-Teilung" überhaupt möglich ist? Es handelt sich in diesem Fall um Wirklichkeit, die über das Medium Sprache übertragen wird. Sicherlich werden da auch etliche Mißverständnisse mit übertragen, häufig sogar, aber insgesamt können wir uns doch verständigen. Wenn man diese Tatsache einmal nicht als selbstverständlich betrachtet, hat man ein Fundament, dem man verdammt viel Wirklichkeit zubilligen muß, wenn man es akzeptiert.
Viele Grüße |
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Nein! Man lese Bücher wie: "Der Minus-Mann" (Heinz Sobota) oder "Lenz" (Georg Büchner) und erkenne: Verschiedene Menschen leben in verschiedenen Welten. Dinge, Handlungen, Wahrnehmungen, die in der Welt der einen selbstverständlich sind, kämen einem anderen niemals in den Sinn. Daß wir uns im täglichen Umgang miteinander verständigen, ist ein unwahrscheinlicher Fall und wohl größtenteils Illusion, denn schließlich beruht jede sprachliche Kommunikation auf Gewohnheit und Dressur. Was heute vielen als "virtuell", "nicht wirklich", "scheinbar" vorkommt, kann morgen selbstverständlicher Bestandteil der Wirklichkeit sein.
Das Problem ist also nicht, daß Techniken der Erzeugung "virtueller
Realität" immer perfekter werden und so eine nicht existierende Welt
"vortäuschen" (fast wie in echt), sondern daß die Welt selbst (einer/eines
jeden) um eben diese "indirekten", technischen Zugänge erweitert wird (bzw.
schon erweitert worden ist durch TV, Nachrichten, Wissenschaft...). Die eigentliche Gemeinsamkeit zwischen Menschen ist diese: daß jeder sagen kann: "Ich bin der König. Dies ist MEINE Welt!"
Und woher beziehen diese Menschen ihre Informationen? Lesen sie vielleicht Zeitung? - Gewiß tun sie das, wobei sie längst verdrängt oder vergessen haben, daß dies ein wohl nicht minder belächeltes Medium gewesen ist, mit der gleichen Bereitschaft, zu berieseln oder Meinungen zu machen, wie es beim Fernsehen der Fall ist. Ich bin noch niemandem begegnet, der gesagt hat, Zeitungen oder Bücher seien sinnloser, neumodischer Kram, auf den man verzichten könnte. Und doch verändert und beeinflußt jedes Medium, gleich welcher Art, unser Bild der Wirklichkeit. Oliver schrieb weiter: Die eigentliche Gemeinsamkeit zwischen Menschen ist diese: daß jeder sagen kann: "Ich bin der König. Dies ist MEINE Welt!" Ich denke nicht. Die Gemeinsamkeit zwischen Menschen ist der Wunsch und die Fähigkeit, zu kommunizieren. Wir haben ein natürliches Bedürfnis, Neuigkeiten zu erfahren, genauso, wie wir den Wunsch haben, uns mitzuteilen. Beides erfahren wir aus den "klassischen" Medien, wir beziehen die so begehrten Neuigkeiten, vermischt mit dem Wunsch nach Mitteilung. Wer kann schon neutral und wertfrei berichten, und wer hat nicht den Drang, und sei es auch nur am Stammtisch nach genügend zungenövsenden Bieren, seiner Ansicht zumindest Gehör zu verschaffen, wenn nicht sogar sie anderen aufzudrängen? Und bieten nicht gerade hier die neuen Möglichkeiten der Kommunikation, die sich uns so unaufhaltsam erschließen eine Chance, uns endlich einander die Meinung zu sagen? Wären denn wir, die wir hier in diesem Forum diskutieren, uns jemals über den Weg gelaufen, oder hätten wir uns jemals getraut, einen Leserbrief an eine Zeitung zu schreiben, auf den dann der nächste wieder reagiert hätte? Hätte sich irgendjemand von Euch eingemischt, wenn ich mit einem Freund in irgendeiner Kneipe am Nachbartisch über Wirklichkeit diskutiert hätte? Sicher nicht. Dieses hier ist unsere, wenn im Moment auch noch virtuelle, Wirklichkeit. Hier treffen wir aufeinander, ohne uns zu sehen, tauschen wir uns innerhalb von Minuten über unsere Ansichten, Gedanken, Wünsche und Wirklichkeiten aus. Mag das Netz auch virtuell sein, wir, die wir verteilt an allen möglichen Punkten der Erde sitzen, sind real, und wir treffen real aufeinander.
- die
Wahr ist, daß der Mensch ein Egoist ist, der in einem mindestens zwei Jahrzehnte
langen Sozialisationsprozeß (den Menschen sozial- d.h. gesellschaftsverträglich
machen, sehr sehr passender Ausdruck) mühsam lernen muß, seinen Nachbarn nicht
zu erschlagen; und manchmal tut er's dann doch, und das auch noch mit Genuß
(kein Widerspruch zuläßig. Zwar ist es böswillig, Soldaten pauschal als
Mörder zu bezeichnen, was ich ablehne, weil auch ich mal Soldat war, aber es
gibt wohl nicht wenige, die an den Metzeleien dieser Welt Gefallen finden).
Weil wir unsere Welten nicht synchronisieren können? Natürlich. Schon Mann und
Frau verstehen sich nicht wirklich. Es ist auch gar nicht nötig, jemand anderen
vollkommen zu verstehen. Man muß ihm (ihr) nur den Respekt erweisen, den man
sich selbst ausbittet. Also, ist doch alles ganz einfach!
Was also ist Wirklichkeit? Wir leben in einer Welt, von der wir nicht wissen, wie
sie wirklich ist. Aber wir haben eine Vorstellung von dieser Welt. Diese
Vorstellung können wir ständig aktualisieren, indem wir sie hinterfragen,
vergleichen und so weiter. Dadurch wird diese Vorstellung vielleicht besser, aber
sie wird nie vollständig sein. Nehmen wir das einfach mal als gegeben hin. Hier
zeigt sich die Beschränktheit unserer Weltsicht. Man kann auf einen Blick eine
Menge von fünf überschauen. Zwanzig geht schon nicht mehr ohne Methoden der
Zergliederung, wozu wir den Verstand benutzen können. Kein Wunder also, daß
große menschliche Organisationen, wie Unternehmen, Behörden, Staaten so
schwerfällig und fehlerbehaftet sind. Wir Menschen haben einfach keinen
ausreichend großen geistigen Horizont. Dieser Beschränkung muß man sich bewußt
sein.
Merkwürdigerweise haben viele Menschen das Gefühl, die Welt zerfiele in
Stücke. Die Kommunikation zwischen den Individuen ist in der modernen Welt
natürlich anders als in der des 19. oder eines früheren Jahrhunderts. Aber das
betrifft nur die technischen Mittel und die Geschwindigkeit. Im Kern sind die
Menschen so erreichbar oder unerreichbar wie eh und je. Tatsächlich besteht eine
Gesellschaft aus einer für den Einzelnen vollkommen unüberschaubaren Menge von
anderen Einzelnen, die jener erste Einzelne nicht kennt und nie kennenlernen
wird. Obwohl der Einzelne keinen ihm fühlbaren Einfluß auf das Gesamte hat,
wirkt er an diesem Gesamten gestaltend mit. Ob ihm das bewußt ist oder nicht.
Heute können wir dies vielleicht deutlicher empfinden als jemand in einem
früheren Jahrhundert, dessen Welt an der Dorfgrenze aufhörte, was eine
Beschränktheit zur Folge hatte, die wir uns nicht mehr vorstellen können.
Was soll also der pessimistische Tenor der Frage? Es ist Mode, sich solche Fragen
zu stellen. Aber warum einem Trend nachrennen? Aus Mangel an Souveraenitaet, aus
Mangel an der Fähigkeit, sich über das Modegeschwätz hinwegsetzen zu können?
Muß man denn unbedingt einstimmen in den Chor der Defaitisten, der
Katastrophen-Hysterie, in den Medienschwachsinn? Nein, behaupte ich, das muß man
nicht. Ängste sind ernstzunehmen, das versteht sich. Aber Angst ist auch
irrational, und Irrationalität hindert uns am Zergliedern, also
Verständlichmachen der Wirklichkeit. Die Welt, dies als mein Schlusssatz, ist in
Wirklichkeit (!) gar nicht komplizierter geworden, sie ist so kompliziert, wie
sie immer schon war, nur ist sie für uns in der Informationsgesellschaft
wegen der Fülle des Materials schwerer überschaubar.
"es gibt etwas gemeinsames, über das wir uns austauschen können, weil unsere
welten und auch wir selbst viel gemeinsames haben." (a.schlemm).
ich denke ebenfalls, daß es etwas gemeinsames gibt. dies kann aber nicht die
realität sein, sondern viel eher das, was wir von ihr wahrnehmen können.
jeder von uns hat ein anderes bild von wirklichkeit. ich bezeichne die sinne,
mit denen unser jeweiliger körper ausgestattet ist, auch gerne als filter. sie
erlauben uns, wenn auch nur teilweise und verzerrt, etwas von dem wahrzunehmen,
das außerhalb von uns existiert/ vorgeht. anzunehmen, daß die paar sinne, die
wir haben, uns die realitdt/ wirklichkeit zeigen (wie es zb. im naiven
realismus der fall ist) mag zwar für den alltag durchaus brauchbar und vor allem
bequem sein, bringt uns aber dem, was wirklich ist, keinen schritt näher. wenn
sich ein "normalsichtiger" und ein "farbenblinder" streiten, ob ein bestimmter
gegenstand nun in wirklichkeit rot oder grau ist, so haben beide diese naive
einstellung im hinterkopf. die welt ist so, wie ich sie wahrnehme.
ich bin davon überzeugt, daß zb. farben nichts mit der wirklichkeit zu tun
haben. licht kann eine best. wellenlänge haben, die farbe aber entsteht im kopf
des betrachters, sie ist nicht real.
auch wenn jeder einzelne für sich die welt außerhalb seiner selbst anders
wahrnimmt, (farbenblindheit ist nur ein extemeres beispiel, es gibt auch
kleinere unterschiede) darf man doch nicht vergessen, daß wir uns am ende alle
in der selben welt befinden, und daher auf ähnliche oder auch gleiche
wirklichkeitseinflüsse reagieren. je nach verzerrungs-/ filtergrad gibt es also
in jenen bildern der außenwelt, die wir in unseren köpfen aus den puzzleteilen,
die uns unsere sinne liefern, zusammen zu setzen versuchen, mehr oder weniger
gemeinsamkeiten. daß es puzzleteile gibt, die wir nie zwischen die finger
bekommen, weil uns die sinne dafür fehlen, halte ich für mehr als wahrschein-
lich. unser weltpuzzle im kopf ist unvollständig. daß uns noch teile fehlen,
merken wir meist gar nicht, denn meist füllen wir die lücken einfach auf, wir
interpretieren und erfinden teile, die unserer meinung nach gut in das bisherige
bild passen. so verzerren wir, meist ganz unbewußt, das ohnehin schon verzerrte
abbild der realität noch mehr. da es sich hierbei, wie bereits gesagt, um einen
unbewußten akt handelt, können wir diese zweite verzerrung ebensowenig wie die
erste ausschalten. ich komme unweigerlich zu dem schluß, daß der mensch, so wie
er ist, die realität nicht so erkennen kann, wie sie in wahrheit ist.
in diesem zusammenhang möchte ich die vermutung anstellen, daß realität und
wahrheit identisch sind. nur, was wirklich ist, kann auch wahr sein. wenn man
hiervon ausgeht, stellt sich die frage, ob der begriff/ die bezeichnung "wahr"
für "wahre" gefühle oder auch "wahre" aussagen (in der mathematik) überhaupt
angemessen ist. schließlich sind gefühle rein subjektive wahrnehmungen, also
puzzleteile, die von innen statt von außen kommen, und in der wirklichkeit gibt
es für (a+b)2 = a2+2ab+b2 oder ähnliches keine entsprechung. sollte man mathe-
matische "wahrheiten" also als synthetische oder auch virtuelle wahrheiten
bezeichnen?
virtuell also als etwas, das in der wirklichkeit keine entsprechung findet? ich
denke, man könnte virtualitdt als eine in sich geschlossene welt sehen, wie zb.
die mathematik eine ist. solange best. grundprinzipien nicht außer acht gelassen
oder in frage gestellt werden, wie vielleicht, ob 1+1 wirklich immer 2 sein muß,
kann man, auf diesen grundsteinen aufbauend, eine gewaltige menge von daraus
folgenden beziehungen und gesetzen aufstellen, die von jedem nachvollzogen
werden können, der dieselben grundsteine als fundament benutzt. innerhalb ihrer
grenzen macht diese welt, also hier die mathematik, sinn, läßt man aber die
grundvoraussetzungen fallen, bleibt nichts weiter, als ein haufen mehr oder
weniger nutzloser formeln und variablen. diese welt ist abgeschlossen, denn sie
kann nicht auf die realität übertragen werden. sie sagt nichts über die realität
und ihre eigenschaften aus.
Sternzeit 9611.20
So finde ich es viel wichtiger , die Beziehung des Einzelnen zu "seiner"
Wirklichkeit zu schildern, und so zu Übereinstimmungen oder Konvergenzen
zu gelangen. Daß es sich dabei ruhig um ganz alltägliche oder auch banale
Dinge des Lebens handelt, finde ich nur selbstverständlich. So bietet
auch die Politik eine Reihe von Grundlagen: inwiefern kann ich - in meiner
Wirklichkeit - den politischen Alltag bestimmen? Haben Sie sich nicht auch
manchmal gefragt, warum Sie den Gang zur Wahlurne "wagen" ??
Ich will jetzt zu einem Ende kommen, denn ich möchte mit meinem - wenn
auch etwas formlosen und unübersichtlichen - Beitrag nur weitere Ideen zu
dieser Diskussion liefern und sie in eine richtige Richtung "leiten"
Ausgehend davon, daß wir uns in einer sogenannten objektiven Realität
bewegen, deren Teil wir sind, die wir aber in ihrer Ganzheit gar nicht
erfassen können (zumindest nicht mit den Mitteln des Verstandes), und
daß Mensch sich als etwas Getrenntes, Unabhängiges erlebt (auch wenn er
das nicht ist), ist meine Wirklichkeit immer abhängig von meiner
eingeschränkten Wahrnehmungsfähigkeit.
Die kann ich ändern. Indem ich mich für eine andere - vielleicht
ebenfalls subjektive, und damit beschränkte - Wirklichkeit öffne,
d.h., den Fokus meines Bewußtseins auf sie richte, verändere ich auch
meine Wahrnehmung und damit meine Wirklichkeit.
Da sich nun meine Wirklichkeit Veränderlich zeigt, ist sie auch weniger
greifbar, ist keine feste Größe mehr - als verläßliches Element zeigt
sich jedoch die Veränderung, erfahrbar durch Wahrnehmung und
Bewußtsein.
Und über das Bewußtsein können wir uns sehr wohl auch verständigen,
austauschen, z. B. mit Hilfe der Sprache und Schrift, einem
eingeschränkten Code zur Beschreibung eingeschränkter Wahrnehmung, auf
den wir uns geeinigt haben, existent durch das Bewußtsein.
Oder - neue Technik, neue Formen - halt mit Hilfe der Möglichkeiten Der
Virtualität, ebenfalls existent durch gemeinsames Bewußtsein.
Also sehr viel Gemeinsames, über das wir uns austauschen können,
Glücklicherweise. Und Glücklicherweise gibt es nicht nur eine
Wahrnehmung, sondern unendlich viele subjektive Wirklichkeiten und
Wahrheiten, die sich auch noch ständig ändern - Dynamik ohne Ende. Da
ich - wie jeder Mensch - mich in einem beschränkten Bewußtseinstunnel
befinde, bin ich sehr damit einverstanden, durch diese Dynamik immer
wieder verändert zu werden - wie sonst soll sich Unvollkommenheit
erweitern und ändern können zu Wissen, Begreifen und Verstehen?
Viele verschiedene Welten, oder Tunnel oder Burgen sind kein Problem,
sondern Entwicklungspotential, und absolut zeitlos.
Das allerdings bestehende Problem der Verständigungsfähigkeit ist
nichtsdestowenigertrotz sehr ernst zu nehmen; es zu verquicken mit der
Frage nach Wirklichkeit und Wahrheit macht mich ein wenig stutzig,
berährt das eine doch eher gesellschaftliche Zustände, das andere
Fragen nach grundlegendem Sein - ich bin nicht der Meinung, daß sich
menschliches Potential in jeder Gesellschaft ideal entfalten kann. Sich
dieses Problems adäquat anzunehmen, ist mit Sicherheit sehr nötig,
sprengt aber doch ein wenig die Möglichkeiten einer Email - oder
täusche ich mich?
Namasté
Nichts ist Wahrheit. Bis es bewiesen werden kann. Besteht nicht das
Bedürfnis, etwas zu beweisen, so bleibt das etwas nichts. Und nicht
Lüge.
Zu wissen, daß ich nichts weiß, ist keine Wahrheit, sondern ein Zitat.
Wenn auch nicht notwendigerweise ein wahres. Hat Sokrates gelebt, nur
weil Kriton Phantasie hatte? Wenn Wahrheit nicht greifbar ist, weil das
Wissen nicht ausreicht, ist sie trotzdem existent? Oder nur eine nur
durch unser Bedürfnis nach Ganzheit und Sinn der Ganzheit geschaffene
Kategorie? Ein Wunschdenken?
Aber ohne Wahrheit verliert auch das Berührbare seine Realität. wird
unberührbar und unfaßbar. Und irreal.
Das ist ist dann kein 'ist' mehr. Vielmehr ein 'könnte' in meinem Kopf und
nicht in deinem.
Ist das Wahrheit? Nein. sicher nicht. es ist bloß nichts.
Gottlose Hermetik. Je undeutbarer desto göttlicher.
Ohne Traum von Wahrheit keine Religion. Ohne Religion wohl auch keine
Wahrheit.
Träumen wir weiter. Euren Traum von der Wahrheit, die man finden kann.
Vielleicht erlöst euch das von der Angst vor unserer Sinnlosigkeit.
Vielleicht...
Nichts ist Wahrheit. wenn nicht, wäre Gott nicht grausam? Gäbe es
Wahrheit wären wir jedenfalls für nichts mehr verantwortlich...
Denn gäbe es Wahrheit, würden wir nur als Teil des Planes existieren
und nicht gegen den Plan also auch nicht gegen die Wahrheit handeln
können. das wäre echte Tragik
Wenn ich Franks Anliegen richtig erkenne, so kann ich mich mit ihm solidarisch erklären, auch mir geht der Stil vieler Zeitungen und erst recht vieler Selbstenthüllungsorgien im Fernsehen auf
den Geist. Nur stellt sich mir die Frage: ist das die Wirklichkeit, ist es überhaupt auch nur ein kleiner Teil der Wirklichkeit ?
In Punkto Gentechnik, darüber schreibt Frank ja auch, kann man sicher sein, hier wird ein Teil der Wirklichkeit von Menschen erschaffen.
Nur für ihn scheint es eine schlimme Wirklichkeit zu sein. Für den Menschen der auf Heilung mittels Gentechnologie hofft, wird es
ein Himmelsgeschenk sein.
Wahrscheinlich wird es so sein, wie Oliver Schaub in seinem Schlußsatz bemerkt:
" Die eigentliche Gemeinsamkeit zwischen Menschen ist diese: daß jeder sagen kann: " Ich bin König. Dies ist MEINE Welt !" "
Es ist nicht so, daß ich den Beitrag von Frank Breitgoff kritisieren möchte, bin ich doch in allen seinen Ausführungen seiner Meinung.
Ich habe seinen Beitrag nur noch einmal zum Anlaß genommen darauf zu verweisen, daß es DIE Wirklichkeit nicht geben kann, und wenn, dann ist sie eine göttliche Chiffre.
Um aber noch einen eigenen Beitrag zur Analyse der Wirklichkeit zu leisten, möchte ich eine kleine Metapher zum Besten geben.
Stellungs- bzw. Sichtwechsel:
In seinem hellen, sauber aufgeräumten Badezimmer geht ein Mann auf und ab.
Sein Oberkörper ist unbekleidet und zufrieden schaut er sich im Spiegel an. P
lötzlich merkt einen kleinen Stich und auf der Haut erscheint eine leichte Rötung.
Wieder so ein Mißtinsekt denkt er und sucht seine Umgebung ab. Er wird es gewahr und schlägt zu.
War es Gott oder nicht ?
Sie können es nicht mehr beantworten; wem hätten sie es auch erzählen sollen und wie hätten sie nach Hause finden sollen?
Philosophie ist Suche.
Wer mit den Augen sieht und mit den Ohren hört, wird auf Dauer blind und
taub bleiben.
Herzliche Grüße Die Schildkröte
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Im
Ich meine: DAS ist Wirklichkeit. Aber dann gibt es Leute, die setzen sich
hin mit der Zigarette im Nachtlokal und seufzen, mit entrücktem Blick:
"Hmm, was ist eigentlich Wirklichkeit? Ja, Wirklichkeit, das ist...
Na ja, schon Hegel sagte dazu -- und Platon, und und...
Aber ich finde, Heidegger, der... Man muß das vergleichen mit Sartre,
der..."
Hört sich gut an. Hört sich nach Wissen, Verständnis, BILDUNG an.
Das ist es, was wir Deutschen ja immer noch so schätzen: Da weiß einer
anscheinend Bescheid.
Ehrlich - mich interessiert das überhaupt nicht. Ich kann mich darüber
köstlich amüsieren. Ich frage: Hat er denn seine Schuhe inzwischen=
geputzt?
Und sein Sexproblem, hat er es gelöst?
Weiter: ich sehe DAS als Problem, dieses Philosophieren. Es ist eine
Krankheit, ein Symptom einer Verwirrung. Der Grund? Diese Wirklichkeit ist
hart, sie ist manchmal zum Kotzen. Das Leben ist nicht so, wie wir uns
das vorgestellt haben. Es tut oft weh. Die Abstraktion ist eine Droge, die
hilft, es auszuhalten. Das Denken hilft, für ein paar Sekunden die
WAHRNEHMUNG der Wirklichkeit zu vergessen. Das ist nichts anderes als
Traum, Tagträumerei.
Der zweite Grund: Die Eitelkeit, das Ego. Klug sein zu wollen. "Ich habe
verstanden." - "Ich weiß Bescheid." - "Der Müllmann auf der Straße
schiebt noch seinen Dreck hin und her, aber ich, ich kenne SOGAR HEGEL!"
Diese deutsche Gesellschaft und Kultur propagiert das. Ehrenwert ist der
abstrahierende Theoretiker, mitleidig belächelt wird der angeblich=
"ungebildete" einfache Arbeiter.
Soviel dazu. Es gibt eine "Dramaturgie", eine Logik, in der die
Entfernung von der Wirklichkeit abläuft, und es gibt eine ganz andere,
völlig andere "Dramaturgie" und Logik, in der die Annäherung an die
Wirklichkeit abläuft.
Und ich glaube, ich habe die Wirklichkeit auf meiner Seite.
liebe Grüße
Dein |
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Hier könnte Ihr Beitrag stehen! Übrigens erleichtert es mir die Arbeit, wenn alle ihre Texte in der gewöhnlichen althergebrachten Rechtschreibung oder in der jetzt beschlossenen reformierten Rechtschreibung einsenden könnten...
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