Liebe Claudia,

...Vieles von dem kann ich gut nachvollziehen, nur eine Stelle hat mich stutzig gemacht: Du schreibst:

"Im Moment, wenn der Gedanke ans Rauchen aufkommt, ist der Augenblick der Wahl: wer es vorzieht, der Kippe nachzutrauern, anstatt sich geduldig immer wieder die Realitäten vor Augen zu führen, für den wird es nicht leicht, sondern sehr sehr schwer.

Es soll ja Leute geben, die es trotzdem schaffen, so richtig willensstarke Typen! Aber für mich ist das nichts, ich will meine Tage nicht mit überflüssigen Kämpfen verbringen. Warum schwer machen, wenn es doch LEICHT geht?"

Ich habe 2 mal von heute auf morgen mit dem Rauchen aufgehört, einmal für 1,5 Jahre und letztes Jahr für 3 Monate. Und es war gerade die Willenskraft, die mich dazu in die Lage versetzte. Mir reichte eine Frage, wenn ich in Versuchung geriet, mir nur "einen Zug" zu goennen, nämlich: Willst Du jetzt aufhören oder nicht, wenn ja, dann gibt es auch KEINEN "einen Zug". Für mich war diese Haltung auch Ausdruck einer Achtung gegenüber seinen Entscheidungen, ein Sich-Ernst-Nehmen, gepaart mit dem Gefühl der Entscheidungsfreiheit. Aber Grundlage blieb der Wille, deshalb würde ich nicht von "willensstarken Typen" in dieser spöttischen Abgrenzung reden. Die, die kämpfen, kompensieren auch nur ihre Willenlosigkeit.

Wie dem auch sei, am 7. Juli werde ich 37 und ich habe mir einen nächsten Versuch vorgenommen, mit dem Rauchen aufzuhören. Ich weiss, die ersten Tage müssen nicht die schlimmsten sein, ich weiss, wie schnell 3 Tage ohne Rauchen vorbeigehen und wie ermutigend es ist, es 3 Tage durchgehalten zu haben. Die Chancen stehen gut. Wenn man das Gefühl der Aussichtslosigkeit einmal überwindet, kann man jederzeit mit dem Rauchen aufhören. Ich sehe, das drückt im Kern auch Dein Text aus :-)

Lieben Gruss,

Ralph