Hallo Claudia,
schön dich unterwegs, in Mecklenburg,
im Atemglück zu wissen. Hab grad Dein
NR-Tagebuch gelesen, da wird sofort das
alte Webkultur-Gefühl wieder wach. Es
ist die Stelle mit der Leere, die mir, der
es nie geschafft hat, das Rauchen zu lernen
- und der selbst eine marokkanische Sibsi fuer
Edelgebackenes weglegt -, einen Einblick in
die Mythopsychologie des Rauchens verschafft.
Es wäre demnach die Intensität der Leere,
eine ebenso zugkräftige wie schmerzliche
Erfahrung, die gewissermassen den Puls des
Lebens spüren lässt, welche durch das
Rauchen aufgenommen, besetzt und umkonfiguriert
wird. Die Routine des Atmens, eine Quelle der
Gelassenheit gegenueber der Leere, wird in der
Geste des Rauchens wiederholt, gesteigert und
Zug um Zug mit der Botschaft infiltriert, es sei
das Rauchen und nicht das Atmen, das uns in die
Lage versetzt, mit der Leere zurechtzukommen. Mit
dem Rauchen aufzuhoeren hiesse dann, das Glueck
des Atmens wiederfinden.
Der Wille kann es nicht, weil das Atmen viel
älter ist. Reinhold Grether |