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27:06:00 Oberfläche & Tiefe

Hier hab ich ein Loch in den Sommer gerissen. Man sieht die winterliche Zufahrtsstraße nach Gottesgabe (ein Klick zeigt sie groß). Kaum vorstellbar, dass es in wenigen Monaten wieder so sein wird: kalt, alles voller Matsch, ab 16 Uhr 30 dunkel.
 
Ich suche nach Methoden, einer Website die Flachheit zu nehmen, auf irgend eine Weise TIEFE zu erzeugen. Wenn ich im Netz kommuniziere oder im Web surfe, ist das Gefühl eher das eines unendlich tiefen Raums, in dem überall vernetzte Geister schweben, aneinander angedockt mittels vielfältiger Kontaktpunkte. Dass ich dabei auf FLACHE Bildschirme mit flachen Oberflächen sehe, widerspricht dieser Empfindung: als wäre da immer eine Mauer zwischen mir und dem Netz "dahinter".
 
Auch sonst suche ich gern nach dem, was hinter den Oberflächen ist. Tom hat im Forum bedauert, dass Kommunikation sich heute häufig auf Floskeln beschränkt, egal ob im Netz oder im "Real Life". Immerhin hat neulich eine Umfrage ergeben, daß 80 Prozent der Teilnehmer angeben, per Mail ehrlicher zu sein als sonst. Das ist ja schon mal was! Seltsam, dass ein Teil der Kommentatoren das als GEFÄHRLICH ansieht: mensch bringe sich durch spontane Ehrlichkeit in unüberschaubare Gefahren...
 
Die Suche nach Tiefe kann aber auch frustrieren: Wenn sich unter den Oberflächen doch immer dasselbe zeigt: Angst, Kampf um Anerkennung, allerlei damit zusammenhängende Neurosen. Die Oberfläche, das AUSSEN, kann man mit diesem Blick auch als das Beste ansehen, was Menschen auf die Reihe bekommen: zumindest eine Hülle, die besser aussieht als das, was sie verhüllt. Das war wohl der zivilisatorische Antrieb, der hinter der Entwicklung von Konventionen und Höflichkeit steckte: das gewöhnliche Elend verbergen und zumindest so tun, als ob.
 
Meine Generation hat die höflichen Rituale abgeschafft, sie erschienen starr, sinnlos und lügenhaft. Darunter vermuteten wir das ECHTE, das WAHRE - und diese obersten Werte verschleierten den Blick für die Frage, ob wir denn wirklich allzeit bereit für jede Wahrheit sind....
 
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© 1996-2000 Claudia Klinger
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