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  Wie Ihr seht, ist es mit dem "wöchentlichen" Schreiben auch nicht weit her - sonst hätte ich ja gestern gar nicht "gedurft".... Ab jetzt gilt unverstellt das Bockprinzip! Wie ich mich kenne, bedeutet das irgend etwas zwischen täglich und alle Woche mal... :-)


12.11.00 Eine schöne Kuh

Eigentlich wollte ich eine kurze Runde durch das Grambower Moor machen. Doch die Moore sind sprichwörtlich unberechenbar, grauslig, sumpfig und unübersichtlich - ich übertreibe masslos, in Wahrheit hab' ich mich nur verlaufen und der Rundgang artete zur zweistündigen Wanderung aus. Nichts Böses eigentlich: gesund, sportlich, ökologisch korrekt, Kalorien abbauend, sämtliche Bewertungsparameter im Plus. Weil ich es aber SO nicht vorgehabt hatte, blieb meine Stimmung gedämpft, grau wie der verhangene Himmel, leicht genervt. Und gleichzeitig empfand ich das Lächerliche an der Sache: Bloss, weil ICH als Regisseurin meines Tags offensichtlich nicht voll zum Zuge gekommen war, weil sich eine kleine, nur geringfügige Abweichung eingeschlichen hatte, erschien mir das ganze Unternehmen als gewaltige Mühe, viel anstrengender, als es im Rahmen der "Freiwilligkeit" gewesen wäre. Ein Krampf!
 
Kurz vor Ende des Wegs stand eine wunderschöne Kuh auf der Wiese, kaute gelegentlich, oder schaute still in meine Richtung. Sie war so wunderbar ebenmäßig, wohlproportioniert, warm und braun, so in sich ruhend, Gelassenheit verströmend - gerne hätte ich sie fotografiert, vielleicht gehe (nein, fahre!) ich morgen nochmal hin, um ein Bild von ihr zu machen.
 
Ich hätte gerne mehr von dieser Kuh. Dieses selbstverständliche im Leben stehen, keine Fragen, keine Probleme, keine Streitereien, kein Engagement, kein Bedarf, die Welt zu verändern und erst recht keine "Arbeit an sich selbst". Keinerlei Auseinanderklaffen zwischen Plan und Wirklichkeit, Sein & Sollen, und auch ohne all das keine Langeweile!
 
Ohne das nun aufzubauschen: manchmal sehne ich mich danach, zu sein wie diese Kuh. Wenn ich mich mit ihr vergleiche, wirke ich desorientiert und verwirrt, erscheine als ein Wesen, das noch nicht einmal seine Realität im Blick halten kann, das sich immer wieder in Träumen, Vorstellungen, Geschichten und Konzepten verliert und nicht mal weiss, wo es anfängt und aufhört. Genau wie in den alten Märchen, in denen man sich dank einer guten (bösen?) Fee in ein Tier eigener Wahl verwandeln kann, aber dann - als Vogel zum Beispiel - vom Fliegen schwer beeindruckt völlig vergisst, sich zurückzuverwandeln, genau so versinke ich in Medien, Texten, Bildern, Webseiten, kreiere daraus täglich meine Welt, dieses geschäftige Dasein als ob, und vergesse - ja, was? WAS habe ich vergessen?
 
Was immer ich tue, beginne, bespreche und plane, was immer ich kritisiere oder in den Himmel lobe - immer ist da ein Bewusstsein: das ist es nicht.... Nicht dies. Nicht das.
 
Ja WAS?


 
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© 1996-2000 Claudia Klinger
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