Claudia am 03. April 2017 —

Palermo, so sauber!

Palermo? Müll und Mafia waren meine ersten Gedanken, als wir daran dachten, während unserer Sizilienreise dort ein paar Tage zu verbringen. Nichts hätte falscher sein können! Von der Mafia bekommt man als Tourist nichts mit, seit einigen Jahren gibt es zudem eine Bürgerbewegung, die das Schutzgeldwesen erfolgreich abwehrt. Und was den Müll angeht: Berlin wird es in 100 Jahren nicht schaffen so sauber zu werden wie Palermo!

Man geht durch die Straßen, schlendert über die vielen großen und kleinen Plätze: nirgends Müll! Hier z.B. der große Platz vor einem der beiden großen Theater:

Theater Palermo

Klar, da räumen sie oft auf, weil das eine Sehenswürdigkeit ist, könnte man denken. Aber weit gefehlt, auch in den kleinen Straßen der historischen Stadtteile sieht es nicht anders aus:

klene Straßen Palermo

Die Abwesenheit jeglichen Abfalls wirkt direkt auffällig, wenn man – wie ich – in Friedrichshain-Kreuzberg lebt – wobei das nicht der einzige Berliner Stadtteil ist, in dem an viel begangenen Straßen der Müll ins Auge fällt. In Palermo fühlte ich mich dagegen im Sauberland!

kleine Straße PAlermo

Niemand scheint hier etwas einfach mal so in die Gegend zu werfen, wie es in Berlin durchaus üblich ist. Und falls doch – was wir nie gesehen haben! – scheinen die Anwohner und Geschäftsinhalber dafür zu sorgen, dass die Gassen mit ihrem schönen alten Straßenpflaster müllfrei bleiben.

Auch in der Fußgängerzone ist es picobello sauber, sowohl bei Tag

Fußgängerzone Palermo

als auch bei Nacht:

Füßgängerzone Palermo

Wo Menschen sich setzen können, stehen immer auch Müllbehälter:

Platz Palermo

Mit Mülleimern wird nicht so gespart wie in Berlin, sondern geklotzt. Auf einer anderen, breiteren Fußgängerzone standen Mülleimer alle zehn Meter – auf beiden Seiten! In Berlin folgt die Stadtreinigung eher der Philosophie: so wenig wie möglich! Wo keine Mülleimer sind, kann auch keiner überquellen (und macht keine Arbeit, kostet kein Geld…).

Auch am Yachthafen: kein Müll nirgends…

Yachthafen Palermo

Auf so einer Treppe wie im nächsten Bild fände man in Berlin stehen gelassene Dosen und Reste von Imbissverpackungen. Hier ist alles clean:

Treppe Palermo

Auch die vielen Pflanzkübel fallen auf, die viele Straßen und Plätze schmücken. Sie werden nicht etwa als Mülleimerersatz missbraucht.

Straße Palermo

Auf diesem extrem sauberen Platz machten wir Rast in einem Café:

Stadplatz Palermo

Von der anderen Seite fotografiert sieht man es ganz hinten:

Palermo  Stadtplatz

Während wir da Kaffee tranken, erschienen zwei Müllmänner mit Wägelchen und Kehrbesen. Sie kehrten überall, auch auf dem Gelände des Cafés. Nichts von wegen: das soll doch der Eigentümer machen…!

Palermo als saubere Stadt scheint ein Projekt zu sein, dessen Erfolg die Bewohner mittragen. Über drei Mülltonnen hinweg (die – selten! – mal irgendwo sichtbar stehen, weil keine anderen Standorte möglich sind) fotografierte mein Liebster eine Kirche. Worauf uns ein Jugendlicher mit zwei Mädels im Schlepptau aufgebracht ansprach, warum wir denn unbedingt den Dreck fotografieren müssen. Erst ein Blick auf die Bilder konnte ihn besänftigen, ja sogar ein wenig verlegen machen. Ich versicherte ihm, dass wir Palermo als außerordentlich saubere Stadt erleben. Worauf er sich entschuldigte, weil er in uns Leute gesehen hatte, die ihre Vorurteile bestätigen wollten, obwohl doch kaum noch irgendwo Müll zu sehen ist. Dabei waren wir bei den Guten! :-)

In einer unübersichtlichen Ecke, die sich gut geeignet hätte, Müll zu hinterlassen, warnte das folgende Schild:

Warnschild Palermo

Auf deutsch:

„Schweine wissen nicht, wohin sie den Müll werfen sollen.
Eine zivilisierte Person nutzt die Mülleimer!“

Diskussion

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11 Kommentare zu „Palermo, so sauber!“.

  1. So absolut clean ist fast schon „unheimlich“. Man wagt sich ja fast nicht über diese Plätze zu gehen.
    Ich mag einen leicht maroden Charme – das hat mir so manche Weltstadt interessant gemacht.
    Wart ihr auch nebenan in Monreale? Ich hatte jahrelang merkwürdigerweise immer den Vorplatz der Kathedrale im Kopf, als ich dort sitzend etwas ausharrte. Als ich 11 Jahre später wieder hinkam, merkte ich, daß meine optische Erinnerung getrügt hatte. Jetzt ist es wieder so, daß ich eigentlich das ursprüngliche Bild im Kopf habe, nicht das später korrigierte Bild.

    Das 1. Bild würde ich rechts noch beschneiden. :-)

  2. @Gerhard: also Müll auf Straßen und Plätzen hab ich echt nicht vermisst – und „maroden Charme“ gibt es in Gestalt alter Häuser und Gassen wirklich genug. Ich hab die Bilder hier ja danach ausgewählt, ob man den Straßenbelag gut sieht!
    In Monreale waren wir nicht, jedoch in Cefalu, wo ebenfalls ein bemerkenswerter Dom steht. Den dritten in Monreale werden wir beim nächsten Besuch aufsuchen!
    Beschneiden? Wegen des kleinen dunklen Teils da rechts am Rand? Das würde ich dann eher wegstempeln….

  3. Was ist „wegstempeln“?
    Mache es so wie Du willst. :-) Es ist Deine Ästhetik :-)

  4. Mit dem Stempelwerkzeug kann man beliebig große Flächen kopieren und an einer Zielstelle einsetzen – mit diffusem Rand, so dass man nichts mehr davon sieht.

  5. Achso.
    Ich hatte mal vor über 10 Jahren Klassenbilder mit diesem Werkzeug „bedient“: Verkratzte, verschimmelte Bilder. Das ging wunderbar.
    Habe ich damals gerne gemacht, war eine liebe Dienstleistung für meine Freunde.

  6. Was die Mafia betrifft, so erzählte man mir auf einem Campingplatz in Capo d`Orlando: 2 Damen seinen die Geldbörsen geklaut worden und sie standen da mit „NICHTS“ mehr. Die Reception nahm sich der Sache an und 1 Tag später war alles wieder da. Es hieß, die Mafia würde sehr darauf achten, dass die Einnahmequelle „Tourismus“ nicht zu einer Negativwerbung wird und auch dementsprechend agieren. Was an der Robin Hood Geschichte wahr ist oder nicht, nun denn…….

    Einzig in Taormina war ich noch nicht. Die kitschigen Wandmalereien und Bilder waren früher in jeder Pizzeria derart präsent, dass es mich noch heute schaudert.

    Aber das Wetter in Sizilien ist einzigartig und wir hatten bisher immer Glück, was das Bereisen dieser Insel immer wieder etwas Besonders für uns werden läßt. Und Palermo und der Hafen, hey man, das ist Fernweh pur für mich :)

    Schön, und es freut mich, das es auch euch gefallen hat.

  7. @Menachem: ja, Touristen sind kein Ziel der Mafia heißt es – die bauen und betreiben mittlerweile auch Flüchtlingsheime.
    In Taormina waren wir beim letzten Sizilienbesuch: wirklich schön, aber die sind da so reich, dass sie es nicht nötig haben, im „Winter“ zu öffnen (und die Preise…!!!). In der Unterstandt also alles tot, in der Oberstadt ein Alimentari für die Bauerbeiter, die am Renovieren für die Saison waren. Die Seilbahn dazwischen kaputt. Es war eine ziemlich ätzende Fußwanderung nach oben!

  8. Taormina hatte ich zweimal erlebt:
    Als zuckersüsse Touristenhochburg – mit all den Lädchen und dem Gedränge – da gefiel es mir definitiv nicht. 11 Jahre später aber vermittelte sich mir durch Fügung ein anderes und deutlich besseres Bild. Hängt offenbar auch von der Jahreszeit ab.
    Man geht da aber auch hauptsächlich wegen dem Theater, das ja etwas ausserhalb liegt, hin.

  9. Tja. Gerhard, da scheint wohl wirklich was dran zu sein, allem eine 2. Chance zu geben :))

  10. […] Flug und per Booking.com gefundene preiswerte Unterkünfte in Catania, Enna, Agrigent und Palermo. Es ist wunderbar, dem miesen und lang gezogenen Endwinter in Berlin zu entfliehen – viel […]

  11. […] Richtung Süden, um den allzu langen Berliner Winter zu verkürzen. Bisher ging es dafür nach Sizilien oder Südspanien, wo wir das sonnige, fast sommerlich anmutende Klima mit Temperaturen bis zu 26 […]