Claudia am 14. Juni 2016 —

Konzentration auf das Wesentliche – aber was ist das?

Ja, das treibt mich derzeit um, bzw. es treibt eigentlich nicht genug, deshalb schreibe ich darüber. Gefühlt stagniere ich so vor mich hin, durchaus auf einem ganz gemütlichen Niveau, abseits von krassen existenziellen Sorgen.

„Öfter mal was Neues“ war Jahrzehnte lang meine Art, Leben und Arbeit spannend und erfreulich zu finden. Zur Not hab‘ ich ein neues Blog zu einem neuen Interessengebiet aufgemacht, doch das ist länger schon nicht mehr drin. Ich kann die vielen Blogs sowieso nicht angemessen pflegen, dazu fehlt mittlerweile die Energie, der Ehrgeiz und die Bereitschaft, unendlich lange am PC zu werkeln.

Im Sektor der Brotarbeit mache ich seit drei Jahren dasselbe: schreibe sinnvollen „Content“ für zwei Langzeit-Auftraggeber, die ich sehr schätze. Die Arbeit läuft gut und von zuhause aus, bequemer könnte ich es gar nicht haben. Daneben gibts noch gelegentliche kleine Web-Arbeiten hier und da, alles unproblematisch und stressfrei. Weil da also durchaus Freiräume bleiben, engagierte ich mich – ebenfalls seit drei Jahren – ehrenamtlich im „Formularprojekt“, in dem die Übersetzung deutscher Amtsformulare in Fremdsprachen von Freiwilligen organisiert wird. Dass ich solange dabei geblieben bin, liegt auch daran, dass ich es selbst angeschoben habe – dadurch fühle ich mich in besonderer Weise verantwortlich. Auch jetzt will ich nicht ganz davon weg, bin aber froh, dass jemand anders es übernehmen wird, das „Gesicht des Projekts“ zu sein. Eine erste Veränderung meines gefühlt „immer gleichen“ Tuns, der andere folgen sollen – aber welche?

Wer selbst nichts ändert, den ändert das Leben

Das ist definitiv meine Erfahrung: Wenn man sich nicht aufrafft und selbst kreativ etwas tut, um Stagnation und Trägheit etwas entgegen zu setzen, dann dauert es nicht lange und „die Umstände“ verändern sich so, dass es gar nicht anders geht. Es braucht ja nur einer meiner Großauftraggeber wegbrechen und schon muss ich umtriebig werden und neue Einkommenssäulen finden. Oder ich werde krank, habe einen Unfall, der alles ändert – alles ist möglich und dann meist gar nicht mehr „gemütlich“. Dieses Phänomen ist m.E. das subtile Wirken des Unbewussten, das – abseits des wachen Verstands – dafür sorgt, dass die Dinge in Bewegung geraten, wenns anders nicht funktioniert.

Gerne würde ich vermeiden, dass mir Veränderung auf diese Weise zustößt!

16 Kilo zuviel

Das letzte „neue Projekt“ in meinem Leben war das Abnehmen: zwischen Mai und Oktober 2015 wurde ich 10 Kilo weniger, motiviert durch das großartige Buch Fettlogik überwinden (Werbelink!) von Nadja Hermann. Neulich hab ich das Buch einem lieben Freund geschenkt, den es so beeindruckt hat, dass er glatt auch schon ein paar Kilo verloren hat.

Leider hat die Begeisterung (Abnehmen funktioniert!) bei mir nicht lange angehalten. Über den Winter hab‘ ich den Großteil der Kilos wieder zugelegt und bin nun nurmehr 4 Kilo unter dem Status VOR dem Abnehmen – immerhin. Das Gesundheitsthema reicht mir als Motiv offenbar nicht, es bleibt ein blasser Gedanke, der im Zweifel hinter der Freude am Essen zurück steht. Ich glaube mittlerweile, dass viele, die an Diäten scheitern, sich nicht eingestehen, dass sie eigentlich nicht abnehmen WOLLEN. Das war jedenfalls mein Fazit angesichts der auslaufenden Motivation, an meiner Ernährung herum zu doktern.

Was mich aber kürzlich wirklich berührt hat, war die im Gespräch über „Normalgewicht“ mit eben jenem Freund aufgetauchte Erkenntnis: Ich wiege exakt soviel zuviel wie die Langhantel schwer ist, mit der ich über den Winter „gesportelt“ habe. Hier ein Foto von dem Gerät, gleich mit einem verdienten Werbelink:

langhantel

Angefangen hab‘ ich mit nur einer Scheibe auf jeder Seite, im Frühjahr hatte ich dann soviel Muskelkraft zugelegt, dass ich sie „voll ausgebaut“ mit 16 Kilo dran locker stemmen konnte. Als dann die Gartensaison anfing, bin ich leider in mein Sporthasser-Tum zurückgefallen und hab‘ sie nicht mehr angerührt. Bis gestern: mal eben angehoben, es geht noch! Schließlich trainiere ich die beteiligten Muskeln auch beim Gießen mit 10-Liter-Kannen, wenn auch nicht so intensiv wie mit der Hantel. Drei verschiedene Übungen, jeweils 3 x 10 mal – das war so das Programm, nach dem ich immer ganz schön geschafft war.

Jetzt hebe ich sie an und denke: genau dieses gar nicht kleine Gewicht trage ich also AN MIR die ganze Zeit herum!!! Wie würde ich mich wohl fühlen, wenn diese Last weg wäre?

Auf einmal ist das kein blasser Gedanke an Gesundheit oder attraktive Schlankheit mehr, sondern eine Chance, die offensichtlich vorhandene Trägheit und Bequemlichkeit auf einer sehr grundlegenden Ebene anzugreifen. Vielleicht ist DAS im Moment DAS WESENTLICHE, um das ich mich kümmern sollte – kümmern will?

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Diskussion

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11 Kommentare zu „Konzentration auf das Wesentliche – aber was ist das?“.

  1. „Vorhandene Trägheit und Bequemlichkeit auf einer sehr grundlegenden Ebene anzugreifen“
    Ja, es gibt die entgegengesetzte Haltung: Sich um alles kümmern und es in Angriff zu nehmen. Das kann sich aber leicht zu einer zwanghaften „Motorik“ ausweiten und auch da gilt es, immer wieder ein STOP sagen zu können.

    Ich habe seit Mitte Dezember, im Zeitraum von knapp 4 Monaten 20 kg abgenommen. Grund und Auslöser waren schlechte Zuckerwerte. Seit etwa 6 – 7 Wochen stagniert mein Gewicht, droht evtl. wieder anzusteigen. Alles was ich tun kann, ist regelmässige Bewegung. Die kann aber „schnell“ aus dem Fokus geraten, weil man etwa diverse Renoviertätigkeiten angeht oder auch Gartenarbeiten. Schnell sind dann zwei Wochen rum ohne kontinuierliche, gleichmässige Bewegung und der Körper hat seine Beweglichkeit zunächst mal wieder eingebüsst.
    Diese oft zu spürende „Drohung“, ich könnte wieder zunehmen, nervt mich schon! Sie müsste mich auch nicht nerven, würde ich einfach wie zuvor 20 Minuten spätabends „um den Block gehen“ – eine Labsal auch für den Kopf! Was vorher so leicht vonstatten ging, wie selbstverständlich und sogar heiß geliebt, das muß eben zunächst wieder eingeübt werden – bis es erneut zum Bedürfnis wird.

  2. Gratuliere zu den 20 Kilo weniger! Was ich nicht verstehe: Renovieren und Gartenarbeit SIND DOCH BEWEGUNG!

    „Die kann aber „schnell“ aus dem Fokus geraten, weil man etwa diverse Renoviertätigkeiten angeht oder auch Gartenarbeiten. Schnell sind dann zwei Wochen rum ohne kontinuierliche, gleichmässige Bewegung“

    ???

    Nach einem solchen Gewichtsverlust würde ich es nicht schlimm finden, wenn so 1 – 4 Kilo wieder drauf kämen – aber hey, man sieht ja, wo ich mit dieser Haltung gelandet bin. M.E. ist „Gewicht halten“ allerdings mehr mit dem Input an Kalorien zu steuern – Bewegung ist natürlich auch super und gesund, aber in Kalorienverbrauch umgerechnet sind „20 Minuten um den Block gehen“ nicht wirklich relevant.

  3. Verneige mich und gratuliere. Well done liebe Claudia. R

  4. Respekt, Gerhard, 20 kg ist ne`Menge Zeug. Wünsche dir, dass nicht zu schnell wieder zu viel drauf kommt. Mit nem` bisserl` mehr hoffe ich, wird es dir auch noch weiterhin gesundheitlich gut gehen.

    Auch mit den “ 20 Minuten um den Block“ gehen liegt dein Diziplinverhalten doch weit über dem meinen., obwohl, bin ich erst mal in Trapp, das auch sehr mag. Doch leider, krieg ich den Arsch dafür viel zu selten hoch :) 12 kg Übergewicht sind derzeit in meinem Teufelskreis dabei aufgelaufen. Und so seh`ich deine 20 Minuten sehr positiv unter dem Aspekt: „Auch der weiteste Weg beginnt mit dem ersten…… “

    „Vielleicht ist DAS im Moment DAS WESENTLICHE, um das ich mich kümmern sollte – kümmern will?“
    Und,- wie ist deine Antwort?

  5. @Claudia, so wie ich es verstehe:
    „Renovieren und Gartenarbeit SIND DOCH BEWEGUNG!“
    Das schon, aber keine kontinuierliche stramme Bewegung, die Muskelmasse in den Beinen aufbaut. Die so antrainierte Muskelmasse verbrennt von Hause aus mehr Kalorien.

    „20 Minuten um den Block gehen“ nicht wirklich relevant.

    Doch, das IST relevant, denn so schaffte ich fast ausschliesslich die ersten 10 kg. Wichtig ist, das täglich zu machen und möglichst stramm. Ein „Sportlerkörper“ verbrennt mehr Kalorien, so meine Erfahrung. Und Sportler ist man, wenn man das Tag für Tag durchzieht.

    @Menachem: Gehe täglich 20 Minuten um den Block und vermeide jegliche Süssigkeiten. Dann sollte sich was tun.

  6. Im übrigen habe ich gerade 20 Minuten absolviert, nachdem ich bei Freunden bis 22:00 war.
    „Belohnt“ wird man, so meine Erfahrung, durch das Gefühl, wieder körperlich leistungsfähig zu sein. Und zwar direkt im Tun.

  7. …“direkt im Tun“ – nur so geht`s, nur das zählt – und man sollte nicht „werten“, von wegen dass täglich um den Block gehen nicht relevant wäre, aber das hat Gerhard auch schon deutlich gesagt!
    Also kommen wir alle ins TUN
    :-)

  8. Ich korrigiere mich: das 20 Min Walken hab ich unterschätzt! Grade hab ich nämlich auf dieser Seite gecheckt, wieviel Kalorien ein 82 Kilo schwerer Mensch bei „20 Minuten Power-Walken“ (das entspricht vermutlich dem „stramm um den Block gehen“) verbrennt: 179! Hätte ich nicht gedacht!

  9. Das Fettlogik-Buch hat mich ebenso beeindruckt. Es ist gar nicht so einfach, wenn man im Alltag einer solchen Fettlogik begegnet, die entsprechenden Argumente und Fakten parat zu haben, um ihr zu kontern bzw. demjenigen, der sie äußert. Am liebsten würde ich das Buch auswendig können, weil selbst im medizinischen Sektor, in dem ich arbeite, Halbbildung und langlebige Fehleinschätzungen sich erstaunlich hartnäckig halten.

    An sich hasse ich Sport, habe nie welchen betrieben, wünsche mir aber mehr Fitneß, d.h. mehr Muskeln und würde das ohne Fitneßstudio und großartiges Equipment gerne im Sinne von Fit ohne Geräte bewerkstelligen, wenn ich mich denn dazu aufraffen könnte, zu beginnen. Ganz unabhängig von Nadja Hermanns Buch nahm ich seit Mitte Dezember ab (von 114 auf 89 kg), was mehreren Faktoren geschuldet ist (nur alle 24 Stunden 1 Mahlzeit, trocken seit 183 Tagen, möglicherweise auch ’ne Krankheit?).

    Was nun die „Konzentration auf das Wesentliche“ betrifft, habe ich vor kurzem den Antrag auf Reduktion meiner Arbeitszeit gestellt. Wird er genehmigt, würde ich statt über 2 über 3 freie Wochentage verfügen. Ich bin nun 50 geworden und denke, Freizeit ist ein so kostbares Gut, das man es nicht länger auf ein unklares und vielleicht nie einzulösendes Später aufschieben sollte. Zum Wesentlichen gehört für dazu, die Online-Aktivitäten einzuschränken, ja mich mehr und mehr zurückzuziehen.

  10. @Markus: Schön, dich mal wieder zu lesen!

    Ich hab mir über den Winter einen „persönlichen Trainer“ in Sachen Sporteln geleistet, der zu mir nach hause kam und mit mir Übungen machte: mit dem eigenen Körper, wunschgemäß auch unter Einbeziehung der Langhantel, Terraband – und später kam noch ein Bosu dazu (auch hierzu ein begeisterter Werbelink! Das Teil ist für Koordinationsübungen toll, insbesondere für Ältere). War super, ein echter Experte ohne jede sonstigen kommerziellen Interessen (Geräte oder Nahrungsergänzung verkaufen – nix davon!) und ohne spezielle „Heilslehre“. Ich bin nun wahrlich keine Besserverdienerin mit meinen eigentlich immer prekären Auftragsarbeiten, aber ich hab mir gesagt: Für IT-Equipment hab ich in der Vergangenheit nie gezögert, ab und an auch mal 2/3 Monatseinkommen auszugeben – warum also nicht mal für die persönliche Kraft und Gesundheit?
    Das zum Thema Aufraffen. Diesen Winter bin ich nicht schwächer, sondern stärker geworden – und hab sogar mehr Verständnis für die Möglichkeit der Freude an Bewegung/Anstrengung gewonnen!

    Nur alle 24 Stunden essen würde ich nicht schaffen, essen ist für mich angenehme Unterbrechung/Pause, Highlight in meinem viel vor dem Monitor sitzenden Alltag. Du erlebst ja viel mehr offline!

    Arbeit im Sinne von „Maloche, die über das eigene Wollen hinaus geht“ zu reduzieren, wo immer es geht, finde ich gut! Aber was willst du statt dessen tun? Du sprichst nur von Rückzug – aber war es das? Willst du nicht auch noch irgendwo anders hin? Klingst grade so, als wär 50 schon 80!

  11. Das Zurücktreten hat rein gesundheitliche Gründe. Frei werdende Zeit wird für die Lektüre genutzt.