Claudia am 03. Februar 2015 —

Mehr Bewegung – wie krieg ich das hin?

Das ist jetzt der Blogpost für Sportmuffel. Heut früh bin ich aufgestanden und hab‘ tatsächlich den Schwingstab ergriffen, der bei mir seit Jahren meist ungenutzt herum steht. Ein bisschen damit „rumgezittert“, dann zwanzig Kniebeugen an der Sprossenwand probiert, die mich bereits an den Rand von „außer Atem“ brachten – und schon hatte ich keine Lust mehr, kam mir lächerlich vor mit diesem Gestrampel und machte mir einen Kaffee. Bis zum „gesunden Schwitzen“ hab ichs mal wieder nicht gebracht!

Wie ich wurde, was ich bin

Ich bin ein Sportmuffel, immer schon. Als Kind war ich die Kleinste und Schwächste in der Kinderbande, zudem als Zugezogene mit anderem Dialekt oft Mobbing-Opfer, wie man heute sagen würde. Ich schwächelte bei jeglicher forciert sportlichen Disziplin, die sich die mehrheitlich aus Jungs bestehende Kindergruppe einfallen ließ:

  • Wettlauf um die große Hinterhof-Wiese? Ich war natürlich Letzte und wurde entsprechend gehänselt.
  • An Wäschestangen hoch klettern? Ich „sprang die Stange an“ so hoch ich konnte, klammerte mich dran und hing dann da wie ein nasser Sack, über den sich die Mitkinder belustigten.
  • Fussball? Furchtbar langweilig und anstrengend! Natürlich versagte ich, mehr oder weniger zum Mitmachen gezwungen, sowohl auf dem Feld als auch im Tor.

Übergewichtig war ich nicht, doch trug ich die falschen Klamotten, Trainingshose statt Jeans, die damals grade in Mode kamen. Auch ein Grund, mich zu „dissen“ – und wenn es mal zu Handgreiflichkeiten kam, hatte ich gar keine Chance. Kämpfen war nicht meins, ich lag immer gleich auf dem Rücken und gab auf, bzw. flüchtete, bevor es dazu kam. (Zur Info: Damals hatte man als Kind komplett unbeaufsichtigten Auslauf: jeden Nachmittag bis zum Abendessen, solange es das Wetter zuließ).

Zuhause machte mein Vater mich zur Schnecke, wenn ich etwas von meinen Problemen in der Kinderbande verlauten ließ. Ich sollte mich gefälligst wehren, zurück schlagen, nicht so ein Feigling sein. Und er drohte (!), mich in einem Sportverein anzumelden, damit ich mal lerne, was Sache ist. Zum Glück geriet diese wahnsinnige Idee wieder in Vergessenheit, für mich hätte es nur eine neue Arena der Demütigungen bedeutet.

Im Schulsport ging es dann genauso weiter. Alle wettkämpferischen Disziplinen und Mannschaftsspiele waren der reine Horror für mich. Zum Glück fiel Sport oft aus und vor dem Abitur erfuhren wir, dass es für eine „4“ ausreichen würde, auf der Laufstrecke von 1500 Metern das Ziel zu erreichen, egal wie. Also ging ich gar nicht erst zum Training, denn „Ankommen“ traute ich mir ja durchaus zu, zur Not im Spaziergängertempo. Am Ende bekam ich sogar noch eine „drei“, ohne je geübt zu haben. Zum Sport motiviert hat mich das nicht, ich war froh, dass es mit diesen Zwangsveranstaltungen endlich ein Ende hatte!

Yoga, meine Rettung

1991 besuchte ich mal einen Vortrag über ZEN im Westen, fand den Vortragenden wunderbar und bewarb mich für seinen Meditationskurs. Er empfing mich in einem wunderschönen, ganz in weiß gehaltenen Zimmer und stellte meinen Irrtum richtig: Er lehre Yoga, aber keine „extremen Verrenkungen“, sondern Übungen, die jeder machen könne. Wir Westler seien durch unsere sitzende Lebensweise so verspannt, dass wir gar nicht meditieren KÖNNTEN, bevor diese Verspannungen nicht gelöst seien – deshalb die Asanas und erst im Anschluss Meditation.

Ich zweifelte zwar an meinen Fähigkeiten, die Übungen zu schaffen, vertraute ihm aber und wurde Teil seiner Samstagsgruppe: Immer nur vier bis fünf Schüler/innen pro Gruppe, es waren optimale Bedingungen, von denen heute die meisten Yoga-Interessierten nicht mal träumen können! Und ja, es hat mich verändert, ich übte nicht nur Samstags, sondern ca. dreimal die Woche, machte Fortschritte und bekam ein ganz neues Körpergefühl. Nach drei Monaten rutschte ich irgendwo auf einer Bananenschale aus, erreichte aber den Boden nicht: der Körper fing das ab, ganz eigendynamisch. Ich staunte nicht schlecht!

Yoga hat mich körperlich davor bewahrt, gänzlich unbeweglich zu werden bzw. zu erstarren. Es hat mir auch abseits der körperlichen Ebene ungemein viel gebracht, doch das ist jetzt grad nicht mein Thema. Noch heute übe ich einmal die Woche mit einem alten Freund den ZEN-inspirierten „Hempel-Yoga“, wie wir es nach unserem Ex-Lehrer Hans Peter Hempel nennen, allerdings in einer ziemlich soften Art und Weise.

Es reicht nicht

Das reicht, um nicht völlig einzurosten, aber es reicht nicht, um fit zu werden, um Ausdauer und Kraft zu steigern, was bei mir dringend nötig wäre. Mittlerweile muss ich nach dem zweiten Stockwerk ein Päusschen machen, weil ich außer Atem komme. Von „Freude an der Bewegung“ bin ich insbesondere im Winter, der Garten-losen Zeit, extrem weit entfernt. Walken oder forciert Spazieren-gehen kommt nicht in Frage, da ich höchstens noch 10 Minuten gut laufen kann, dann setzen Beschwerden ein, die es mir vermiesen. „Spinale Stenose“ heißt das Übel, das schon nach kurzer Zeit Taubheitsgefühle und dann Schmerzen in den Oberschenkeln erzeugt, die mich zum Sitzen oder Hocken zwingen, um den Signaldurchlauf durch die geklemmten Nerven wieder in den Fluss zu bringen. Laufen scheidet als möglicher Alltagssport also leider aus!

Aber Rad fahren geht. Doch jetzt im Winter? Eigentlich wollte ich diesen Worten Taten folgen lassen und eine Runde fahren, schaue aus dem Fenster und sehe: es schneit!
Also nein, das ist einfach das falsche Wetter, da muss ich jetzt nicht raus… (seufzt erleichtert).

Fortsetzung folgt!

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Diskussion

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21 Kommentare zu „Mehr Bewegung – wie krieg ich das hin?“.

  1. Wir hatten das Thema ja schon einmal :-)
    Vielleicht geht 10 Minuten Tanzen?! Einen saftigen Beat auflegen und sich „austoben“ – sanft oder mit Verve. Danach kannst Du „Deine“ Pause machen. Vielleicht geht dann noch ein zweites Mal am gleichen Tag?! Das in Summe würde wirklich wirken. Eine Handvoll „Bewegungselemente“ über den Tag verteilt wären sicher ausreichend. (Las übrigens kürzlich in einem anderen Zusammenhang den Begriff „Atom“ für so etwas, also einen Baustein des Ganzen).

    Die Bewegungsunfreude der Kindheit dürfte kaum eine „Ausrede“ darstellen. Man kann ja etwas nicht mögen, aber sich dann doch irgendwann für genau dieses begeistern. Siehe Dein Yoga.

  2. Hab das gerade selbst für 12 Minuten praktiziert :-)

  3. Liebe Claudia,
    hast du dich schon mal erkundigt ob du „Cantienica“ machen kannst?
    Ich habe das gerade von meinem Orthopäden empfohlen bekommen wegen meiner Knie und Beinbeschwerden.
    Komme gerade von der 2.Stunde und bin recht überrascht.
    Es ist nicht schweißtreibend und mit ganz ruhigen Bewegungen und immer für den ganzen Körper! Es geht darum die tiefliegende Muskulatur zu stärken und aufzubauen, damit das ganze Skelett sich aufrichtet und die Gelenke durch die gestärkten Muskeln entlastet werden. Der Arzt meinte ich sollte mir einen Therapeuten suchen der die silber oder Gold Kurse hat.

    Herzliche Grüße
    Angelika

  4. Hollo Claudia,

    wenn Dein Arzt Dir mehr Bewegung vererdnet,
    dann schaff Dir einen Hund an, er übernimmt
    die Therapie.

    Gruß Hanskarl

  5. Hollo Claudia,

    wenn Dein Arzt Dir mehr Bewegung verordnet,
    dann schaff Dir einen Hund an, er übernimmt
    die Therapie.

    Gruß Hanskarl

  6. @Hanskarl, guter Ratschlag, aber wie Claudia ja anmerkte, ist bei ihr bei 10 Minuten Schluß!

  7. Schwimmen, stehend auf der Stelle trampelnd lesen, bisschen in der Wohnung rumtanzen, wie im Flieger an- und entspannen von Müskelchen, all das- ich laufe täglich viele Treppen, lese im Stehen die Zeitung- bin auch ein Sportnichtmöger- immer diese guten Ratschläge von Herren- meine Ärztin meinte wie deine…schauen wir mal.

  8. Danke für Eure Kommenare! Das hilft mir mehr als Ihr Euch vermutlich vorstellt, meine Blogger-Motivation aufrecht zu erhalten. Etwas Langes von sich zu schreiben und dann gibt es gar keine Reaktion ist nämlich doch etwas deprimierend!

    Cantienica? Hab ich angeschaut, es ist wieder eine dieser vielen Methoden, mit einer neuen Zusammenstellung von Übungen, die es schon ewig gibt (Yoga, Feldenkreis, Beckenbodentraining etc.) und einem neuen Namen Geld zu verdienen. Im Yoga gibt es massenweise Übungen für die tiefliegende Muskulatur – ich müsste sie nur öfter machen! :-)

    Zudem ist es nicht das, was mir fehlt, sondern tatsächlich die „ganz gewöhnliche Fitness“, die man per Ausdauertraining bekommt. Und Kraft in den ganz normalen großen Muskeln, die man per Krafttraining steigert.

    Wie Gerhard richtig sieht: es geht darum, es tatsächlich im Alltag zu tun – am besten über den Tag verteilt in Mini-Dosierungen. Nicht nur einmal die Woche, wo man dann hingeht, weil man bezahlt hat – und immer wieder bezahlen muss für die Fortsetzung, weil mans zuhause einfach nicht alleine weiter übt.

    @Hanskarl: Ein Hund? Ich kann einem so hoch entwickelnten Säugetier einfach kein Leben in meiner Wohnung (69m² im 3.Stock) zumuten! Mal ganz abgesehen von allem anderen. Der würde sich ja zu Tode langweilen. Ich hab nicht mal mehr Katzen, obwohl ich früher immer mit mindestens einer zusammen wohnte. Aber ohne Auslauf tu ich ihnen das nicht mehr an, seit ich mal erlebt habe, wie es ist, auf dem Land mit „Besuchtskatzen“ zu leben.
    Und sowieso: Laufen ist bei mir nicht die Lösung – steht im letzten Absatz, offenbar bist du bis dahin nicht gekommen.

  9. @Sonja: danke auch Dir! Wir haben in etwa gleichzeitig geschrieben, so hatte ich deinen Kommentar noch nicht gesehen. Ja, das wird es sein, diese kleinen Dinge…

    Ich mach grad mal ein Päuschen und beweg mich…:-)

  10. tja, ich habe vor Jahren damit angefangen. Und ich gestehe, ich könnte jetzt nicht mehr anders. Als begeisterter Leser und Computerfan ist es sicher fernliegend, aber warum nicht. (Übrigens, im Sport durfte ich immer vorturnen. Dann konnte der Lehrer immer alle möglichen Fehler auf einmal zeigen)

    Ottmar

  11. @Ottmar: Glückwunsch! Ich leide an den Folgen meiner Unsportlichkeit, ja – von daher bin ich fast neidisch. Aber eben nur „fast“…

    Denn im Grunde fühl ich mich gut damit, nicht „gesund“ als obersten Wert eines Tuns in meinem Alltag etabliert zu haben. Und ich hoffe, dass ich den Rest der Zeit wenigstens konsequent bleibe: Wenn das Leben nurmehr aus „Arbeit an der Gesundheit“ besteht – dann ist es kein Leben mehr!

    Aber die Idee aus einem Kommentar weiter oben werde ich ausprobieren, denn sie ist mir auch schon gekommen: Warum nicht tanzen?

    Ok, das bringt Kraftrainingsmäßig nichts… aber immerhin Fitness-technisch!

  12. @Claudia, habe gestern Abend auch wieder zweimal 10 Minuten getanzt. Dazu braucht es keinerlei Vorbereitung, ausser einer entspr. Mucke im CD-Player.
    Heute Morgen habe ich wie immer auf den Bus gewartet, aber mit Auf-und Abgehen. Und wenn das auch nur 4 Minuten waren, ist das ein guter Beitrag gewesen.
    Beide Aktivitäten sind nicht „Arbeit an der Gesundheit“, sondern tun einfach gut. Beim Tanzen kommt es zu einer seelischen Beschwingtheit und einer Fröhlichkeit. Daß ich nebenher beweglicher werde, ergibt sich sozusagen von alleine.

  13. Da sind wir einer Meinung, Gerhard, tanzen ist etwas wunderschönes. Schade, leider kommt es auch bei mir viel zu oft viel zu kurz.

    Sportliche Aktivität muss meinem Empfinden nach Spaß machen. Ich brauche dazu immer in irgendeiner Art und Weise Musik. Ich weiß nicht, ob man das suchen kann. Ich glaube mehr, dass kommt zu einem. Und wenn nicht, dann nicht.

    Als kränklicher Junge hat mich meine Mutter mit 8 oder 9 Jahren im Turnverein angemeldet. 2 x die Woche. Später noch freiwillig zusätzlich in den Schwimmverein gegangen. Das hat mir viel Spaß und Freude gemacht. Mit ca. 16 Jahre hat alles abrupt aufgehört. Doch heute weiß ich:

    Ohne diese wenigen frühen Sportjahre hätte mein Körper das Schindluder, was ich die folgenden 50 Jahre mit ihm getrieben habe, nicht durchgehalten.

    Dafür meiner Mutter noch heute, in Liebe, vielen Dank.

  14. Da war man mal Sportler, @Menachem, und dann lässt man das sukzessive schleifen. Vor 10 Jahren gab ich auch noch das gelegentliche Inlinerfahren auf und wurde ab da schwerer und schwerer, dank ungesunder Lebensführung.

    Beweglichkeit ist eine Qualität, die man, wenn man sie mal ungetrübt hatte, eigentlich nie „aufgeben“sollte. Das ist so wie Freude am Essen – auch das gibt man ja nicht so einfach weg.
    Es ist fast peinlich, wenn man ohne Not weniger beweglich ist als eine deutlich ältere Person. Ich meine, wenn einen keinerlei Gebrechen gehindert haben, dranzubleiben.

  15. liebe Claudia,
    dein Text hätte inhaltlich auch von mir sein können.
    Sehr schmunzeln musste ich hierüber:
    ******Ich “sprang die Stange an” so hoch ich konnte, klammerte mich dran und hing dann da wie ein nasser Sack, über den sich die Mitkinder belustigten.******
    Ich sehe die Situation genau vor mir. Ich bekam für diese Leistung damals eine glatte Fünf :-(

    In der Theorie weiß ich, dass ich mich mehr bewegen muss. Man wird nicht jünger und die Zipperlein fangen an bzw. sie sind da. Von alleine schaffe ich es leider nicht, regelmäßig was zu tun. Ich bräuchte einen Personal Trainer, der mich regelmäßig an die Hand nimmt!

    Herzliche Grüße
    helen

  16. @helen: ja genau! Ich hab allerdings genau das mal länger gegoogelt, ersurft, beforscht, einfach um mal zu sehen, was es so gibt, ganz abgesehen von der Frage, ob ich mir das leisten könnte.

    Dabei hab ich leider festgestellt, dass mit „personal“ meist nur gemeint ist, dass man Einzelstunden hat, nicht etwa, dass diese Trainer auf individuelle ÜBungswünsche eingehen. DA hat so jeder sein PRogramm, oft soll man noch deren Geräte kaufen… anstatt dass da jemand ist, der mit dem, was ich schon habe mit mir übt / mich motiviert.

  17. Liebe Claudia,

    erst einmal Gratulation, das du mit den Zigaretten rauchen aufgehört hast.

    Nachdem, was du über deine körperlichen Einschränkungen und Beschwerden schreibst, möchte ich kurz etwas von meinen Erfahrungen schreiben:

    Bereits mit ca. 40 hatte ich eine ähnliche Kurzatmigkeit wie du sie beschreibst. Obwohl ich als Kind und Jugendlicher recht sportlich war, habe ich den aktiven Sport schon mit ca. 16 sein lassen. Es gab zu der Zeit, Ende der 70er, tausend andere spannende Sachen. Fitness & Sport waren nicht wirklich angesagt zu der Zeit.

    Als ich mich irgendwann, so um die Mitte 30, selbständig machte und fast nur noch rauchend und Kaffe trinkend vor dem Computer hing (und abends analog vor dem Fernseher, gerne zur Beruhigung der Nerven noch etwas Süßes oder Salziges dabei), spürte ich irgendwann mehr und mehr die Kurzatmigkeit und z.B. Probleme beim Treppen steigen. Einige Jahre lang schob ich das auf meine Lebensumstände und die damit verbundene, mangelhafte Kondition. Doch irgendwann ahnte ich, das es in meinem Fall wohl doch noch etwas mehr als nur mangelnde Kondition ist. Es wurde immer schlimmer, ich kam die Treppen im 3. Stock nicht mehr ohne 1-2 Pausen hoch. Wenn ich es doch ohne Pause versuchte, kam ich ins hyperventilieren.
    Voller Angst ging ich dann doch mal zum Lungenfacharzt, mir die schlimmsten Szenarien ausmalend (Lungenkrebsdiagnose und ähnlich erbauliches).
    Fast zwei Jahre wurde nichts gefunden. Erst die dritte, technisch am wenigsten gut ausgestattete Lungenfachärztin kam durch einfachste Mittel (Blutabnahme am Ohr, Sauerstoffgehalt messen, 2 Stockwerke Treppen steigen, wieder Blutabnahme und Sauerstoffgehalt messen) zu der für mein Alter ungewöhnlichen Diagnose eines möglichen Lungenemphysem / COPD. Dies wurde dann durch eine entsprechende CT bestätigt.
    Es wurden noch Tests gemacht, ob es evtl. doch erbliche oder andere Ursachen hat. Das konnte jedoch weitestgehend ausgeschlossen werden. Es lag zu 95% am Rauchen (ich spürte das auch sehr genau).

    Ich hatte zu der Zeit schon mit allen möglichen Süchten aufgehört, aber auch noch mit dem Rauchen aufhören? Unvorstellbar! Aber egal, mir blieb nur die Wahl zwischen langsamen, jahrelangen Ersticken oder einem zwar etwas eingeschränktem, aber mitunter doch noch langem Leben – wenn ich möglichst sofort mit dem Rauchen aufhöre. 14 heftige Tage habe ich für eine Entscheidung gebraucht. Mit Hilfe eines Internetportals (wahrscheinlich das gleiche, von dem du bereits geschrieben hast) und von Nikotinpflastern ist es mir tatsächlich gelungen. Ich wollte atmen! Ich wollte leben!

    Zum Glück war das Emphysem / die COPD noch nicht so weit fortgeschritten, das ich schon einen Sauerstoffwagen oder eine Sauerstoffflasche benötigt hätte (für zwei Wochen hatte ich aber tatsächlich eine). So ist zwar ein nicht unerheblicher, aber doch zum Glück kein entscheidend großer Teil meiner Lungenbläschen für immer kaputt. Die Lungenbläschen regulieren den Sauerstofftransport. Je größer die körperliche Anstrengung (besonders Treppen steigen, schnelles Laufen, mit dem Rad einen Hügel hochfahren usw.), desto mehr Sauerstoff muss transportiert werden Und je mehr Lungenbläschen verklebt sind, desto schwieriger wird es, desto mehr wird gepumpt. Irgendwann führt es zum Hyperventilieren. Na ja, medizinisch grob und laienhaft erklärt.

    Ebenfalls zum Glück habe ich die Musik, die ich in meinen „mittleren Jahren“ irgendwann einfach verloren hatte, zu dieser Zeit wieder neu für mich entdeckt (also Musik hören, nicht selber musizieren). Und zum Glück fahre ich gerne Fahrrad, ach was ich liebe es. Mir muss Bewegung Spaß machen, sonst empfinde ich es schon nach kurzer Zeit als Quälerei. Daher ist es ideal, das ich mit dem Radfahren und dem Tanzen (na ja, bewegen zur Musik trifft es besser;-) direkt zwei bewegungsstiftende Hobbys habe.

    Wobei ich die ersten 12 – 18 Monate nach dem Rauchen bei alledem noch starke Einschränkungen hatte. Ich kam bei Radfahren hier in Köln kaum die Rheinbrücken hoch, und die haben nun wirklich keine ernsthaften Steigungen. Aber das besserte sich zusehends, obwohl durch die Krankheit klare Grenzen gesetzt sind. Nun ist es schon fast 10 Jahre her und ich fühle mich gut.

    Ich schreibe all das, weil mir deine beschriebenen körperlichen Einschränkungen zumindest teilweise bekannt sind. Es kann wirklich nur an mangelnder Kondition liegen. Es kann aber auch ein bereits vorhandenes Emphysem / COPD sein. Ich würde es abklären,um Klarheit zu erhalten.

    Ich schreibe es aber auch um zu zeigen, das bei mir die Bewegung extrem wichtig war, trotz aller Schwierigkeiten. Vor allem die LUST auf Bewegung und daraus folgende dann auch der Spaß an der Bewegung.

    Einige haben es hier ja schon geschrieben: Tanzen und Bewegen zur Musik kann enorm viel bringen, vor allem Spaß!

    Was das Radfahren betrifft: Für schlechtes Wetter habe ich mittlerweile ein Ergometer. Da kann ich gemütlich radeln und schaue dabei z.B. 20 Minuten –Seien al la „Malcom mittendrin“(mit Bryan Cranston in einer völlig anderen Rolle als in Breaking Bad).

    Ich wünsche dir,das auch du Spaß an der Bewegung findest, an welcher Form auch immer.

  18. Ich danke Euch für die mitfühlenden Beiträge und die Tipps!

    Ja, Bewegung muss Spass machen, sonst behalte ich das nicht bei – blöd aber wahr. Was das Tanzen angeht werd ich mir eine Guem et Zaka-Playlist machen – african drums bringt mich fast von selbst ins Tanzen!

    @Wolfgang: danke auch dir für deinen langen Bericht. Natürlich hab ich mir das auch schon netzgestützt zusammen gereimt und sehe mich als COPD-betroffen im Frühstadium. Immerhin wird überall als Leitsymptom der „Raucherhusten“ genannt, den ich nur phasenweise und nur geringfügig hatte und jetzt (dampfend) gar nicht mehr. Es ist also – wenns das ist – noch nicht soooo schlimm. Dennoch ist die Atemnot nach dem 2.Stockwerk (also nur 4 Treppen bis dahin) belastend und gelegentlich beängstigend. Vor allem, wenn ich nicht alleine bin und mich bemühe, es mir nicht anmerken zu lassen bzw. nicht zu lange zu pausieren…

    Wenn ich mir nun durchlese, was bei COPD so gemacht wird, lande ich auch wieder bei „mehr Bewegung“ und „gesunde Erährung“. Etwas, wobei mit ein Arzt nicht groß helfen kann. (Mit Dauermedikation hab ich nichts am Hut, solange es mir ganz gut geht!) Auch denke ich, dass die Yogapraxis (der verlängerte Atem) mich davor bewahrt hat, schon mit gut 40 Symptome zu spüren, die erst mit Ende 50 bemerkbar wurden. Das werde ich mal in Richtung bewusster Atemtechniken vertiefen bzw. verstärkt üben.

  19. Ja liebe Claudia, irgendwie beruhigt mich das, dass es uns allen, so ziemlich gleich geht. Mir scheint, dass es wichtig ist, dass Du auf Deine innere Stimme hörst und das tust was Dir gut tut. Es ist wieder mal lustig wie wir unabhängig zu ähnlichen Themen kommen.Auch DU wirst diesen Winter gut überstehen und Deine geliebte Gartenzeit kommt ganz sicher.
    Liebe Grüsse zentao
    https://zentao.wordpress.com/2015/02/17/der-fluss-des-lebens/

  20. Hallo Claudia, (Vorsicht: langer Beitrag ;-))

    habe Deine Sport-Erinnerungen sehr gern gelesen. Schön, dass Du die demütigenden Sport-Erinnerungen aus der Kindheit heute mit Humor betrachten kannst. Mir ging es früher genauso wie Dir, ich war eine sportliche Niete und kann heute drüber lachen, siehe http://www.pflaumbaumlaube.de/sportliche-niete.

    In Deinem Beitrag ist in den Kommentaren Cantienica erwähnt worden. Ich habe Cantienica vor einiger Zeit durch Zufall entdeckt und mache es seither, und zwar NUR mit Büchern und dem unten verlinkten Video, ohne je ein Studio besucht zu haben. Dass es nur eine neue Methode ist, Geld zu machen, stimmt deshalb meiner Meinung nach überhaupt nicht. Wenn man eine gute Konzentration hat, kann man es für die paar Euro, die die Bücher kosten (ich habe vor allem gebrauchte Exemplare erworben) lernen. Und ich kenne Feldenkrais, Pilates, Yoga, Callanetics aus Kursen, die ich alle besucht habe. Ich gehe seit Jahren in ein Fitness-Studio. Von daher kenne ich die elementaren Grundlagen, die diesen Methoden jeweils zugrunde liegen, die alle natürlich was für sich haben (wenn man die denn regelmäßig anwendet).

    Trotzdem war die Entdeckung von Cantienica für mich ein absoluter Glücksfall. Es wird mich fortan begleiten.

    Benita Cantieni, eigentlich Journalistin, schreibt so toll und anschaulich über den Körper, dass ich mich extrem davon angesprochen fühle. Ich finde es besser als Yoga und es ist auch vollkommen frei von irgendeiner spirituellen Dimension. (Ich weiß, dass Du Yoga sehr lange kennst und sicher gut kannst, deshalb wirst Du hier wahrscheinlich die Stirn runzeln).

    So gut wie Benita Cantieni hat meiner Meinung nach noch keiner den Körper erforscht und wirklich geniale Übungen daraus gemacht.

    Ich bin darauf gestoßen über ein ungewöhnliches Gesichtsmuskeltraining. Man kann lernen, die Gesichtsmuskeln nach hinten-oben zu ziehen und mit den Ohren zu wackeln mit Benita Cantienis Anleitung. Hilft gegen Falten. Das hat bei mir drei Wochen allabendliche Konzentration erfordert, bis ich es verstanden hatte, was sie meint. Und mit den Jahren spüre ich immer mehr Gesichtsmuskeln, kann sogar die Kopfhaut bewegen.

    Aber noch wichtiger für uns Computer-Sitzer: Ich habe von ihr gelernt, aufrecht zu sitzen, auf den Sitzhöckern, auf meinem Bürostuhl. Seither lese ich jeden Abend aufrecht sitzend auf dem Fußboden, früher vollkommen undenkbar.

    Cantienica ist weniger ein Sport oder eine Gymnastik, sondern eher ein „Aus-Dehnen von innen“. Von daher eher ergänzend zum sonstigen Sport. Es geht um die Qualität der Bewegung. Die Basis ist der Beckenboden. Benita Cantieni ist die Missionarin in Sachen Beckenboden und hat bei Interviews sogar stets ein Beckenboden-Modell dabei.

    Hier ein paar Links, die ich sehr mag:

    1.) Ein Osteoporose-Präventionstraining auf einer Schweizer Website, die ein Medikament gegen Osteoporose anbietet. Die Freundin von Frau Cantieni, die Kabarettistin Gardi Hutter, ist das Clown-Model für diese Kampagne. So kam es, dass Benita Cantieni hier ihre Methode als ergänzendes Osteoporose-Vorsorgetraining einbringen konnte und diese Videoserie speziell angefertigt wurde. Es dient dazu, die Knochen in eine natürliche Spannung zu bringen und sozusagen auszudehnen, als aktive Osteoporose-Prophylaxe. In der Einführung erklärt sie ihre Methode. Den Komplettdurchlauf ganz unten in der Videoserie absolviere ich sehr oft und fühle mich immer super danach.
    http://www.osteoporose-vorsorge.ch/osteoporose-praeventionstraining.html

    2.) Hier gibt es einen Erlebnisbericht aus einem Cantienica-Studio:
    http://www.swp.de/ulm/lokales/ulm_neu_ulm/Cantienica-Eine-Methode-die-Bewegung-im-Alltag-leicht-macht;art4329,3788141

    3.) Und hier ein Interview aus dem Schweizer Radio mit Benita Cantieni, was ich sehr gern angehört habe:
    http://www.srf.ch/sendungen/kontext/tandem-zwei-frauen-im-alleingang

    Ich wünsche Dir genug Schwung, zu welcher Sportart auch immer, möge sie ein Bedürfnis werden und sich gut anfühlen.

    Herzliche Grüße
    Christiane Schenke aus Halle

  21. @Christiane: diese Bücher kenne ich, das Gesichtstraining steht bei mir im Regal – ungenutzt. Ich krieg halt einfach lieber natürliche Falten als dass ich meine Zeit damit zubringe, Grimassen zu schneiden. Es ist einfach nicht mein Ding. Lieber mach ich Krafttraining, hab mir von Herbst bis Frühjahr mal einen kompetenten Trainer gegönnt, der es tatsächlich fertig brachte, dass ich keine Kraftverluste wie sonst hatte, sondern sogar mit mehr Kraft ins Frühjahr startete. Momentan gibts leider nurmehr das Fitness-Center, im Grunde kann ich mir den Trainer nicht leisten, das war mal eine Ausnahme.