Claudia am 05. Februar 2014 —

Mein Kommentar zur „Care-Krise“

Auf „beziehungsweise weiterdenken“ bin ich auf einen alarmierenden Artikel gestoßen: Care-Krise und Care-Revolution, von Dorothee Markert. Sie reisst mir sicher nicht den Kopf ab, wenn ich hier mal ein „Großzitat“ bringe:

Während ein großer Teil politisch aktiver Frauen immer noch damit beschäftigt ist, für flexiblere Teilzeitregelungen und bessere öffentliche Kinderbetreuung zu kämpfen, also für das, was verharmlosend mit „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ bezeichnet wird, damit Mütter und auch die nach wie vor wenigen kinderbetreuenden Väter ohne schlechtes Gewissen, Überforderung und Hetze berufstätig sein können, sind längst die Weichen gestellt, um die Wahlmöglichkeit aus der Welt zu schaffen, eine Zeitlang oder ein Leben lang zur Betreuung eigener Kinder, kranker oder alter Familienangehöriger auf Erwerbstätigkeit zu verzichten. Es ist noch nicht so lange her, dass wir Frauen aus der Frauenbewegung – zu Recht – gegen die patriarchalen Aspekte des einst von der Arbeiterbewegung erkämpften „Ernährerlohns“ zu Felde zogen, vor allem gegen die damit verbundene Bevormundung der Frauen in den Familien. Doch jetzt reiben wir uns die Augen und sehen, dass die staatliche Familienpolitik Schritt für Schritt, zuletzt mit dem neuen Unterhaltsrecht 2009, die Pflicht aller Frauen zur (möglichst vollen) Erwerbstätigkeit festgeschrieben hat, ob sie Kinder haben oder nicht, so dass es eine Wahlmöglichkeit eigentlich gar nicht mehr gibt, wenn wir nicht den Absturz in die Armut riskieren wollen, spätestens im Alter. weiter lesen…

Der Text ist inhaltlicher Vorspann zu einem Hinweis auf die „Aktionskonferenz Care-Revolution“, die im März in Berlin stattfindet.

Mich hat der Text und die darunter gesetzten Kommentare inspiriert, mich zu äußern – entlang an ureigenen Assoziationen, womöglich für die Autorin und die dortige Leserinnenschaft „off topic“:

Ein wirklich wichtiges Thema im Brennpunkt der aktuellen Auseinandersetzungen – ohne dass es ausreichend diskutiert würde, bzw. indem es nur unter schon vorformenden Fragestellungen abgehandelt wird.

Ich persönlich glaube nicht, dass diese Entwicklungen bzw. deren negative Folgen erfolgreich bekämpft werden können, wenn es wieder nur heißt: das ist halt das böse Patriarchat, wie es oben Elisabeth wieder andeutet.

Für mein Empfinden – und das vieler anderer Frauen – sind wir lange nicht mehr im “Patriarchat” (jedenfalls weit entfernt von dem, wie es in den 60gern/70gern noch existierte). Und immer mehr Männer meinen, es gäbe ein “herrschendes Feminat”, dass sie auf immer mehr Gebieten absichtsvoll oder unbewusst benachteiligt.

Dem Mega-Trend “jede/r macht seins/ihrs und muss für sich selber sorgen” werden wir nicht viel entgegen setzen können, wenn wir nicht versuchen, die derzeitigen Gräben zwischen den Geschlechtern ernst zu nehmen und alle Basics des Miteinanders quasi neu zu verhandeln.

Ich denke, dass das heute – jetzt im 21.Jahrhundert, nach mehreren Jahrzehnten erfolgreicher Frauenbewegung – sogar möglich ist. Aus Gründen, deren Ausführung hier den Rahmen sprengen würde.

Wenn Frauen und Männer dann mal neu sortiert haben, was gerecht ist, – in all den neuen, viel häufiger “fluktuierenden” Beziehungssituationen, insbesondere mit Kindern – DANN ist es auch möglich, auf diesem Konsens aufbauend der totalen Vermarktung und Verdinglichung entgegen zu treten, bzw. sich ihr zu verweigern, sie zu bekämpfen, ihr die Grundlage ihres schrecklichen Wirkens zu entziehen.

Dass Geld korrumpiert, haben wir ja gerade am Beispiel A.S. erfahren, ganz geschlechtsneutral. Also kann in dieser Hinsicht der Patriarchatsvorwurf nicht mehr stimmen – wie er auch in vielerlei anderer Sicht nicht mehr stimmt.

Der ganze Themenkomplex ist 30 Diary-Artikel wert, mindestens – die auch zunehmend in meinem Kopf Gestalt annehmen. Gleichzeitig empfinde ich vielerlei Scheren im Kopf, die ich am leichtesten in spontanen Kommentaren anderswo ignorieren kann.

Eins noch für jetzt: ALLEIN MACHEN SIE DICH EIN! Das gilt auch für ganze Geschlechter.

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Ein Kommentar zu „Mein Kommentar zur „Care-Krise““.

  1. Ein Kommentargespräch zu diesem Thema (im weiten Sinn) hat sich unter einem vorherigen Posting ergeben.