Claudia am 27. Juni 2013 —

Vom Risiko, sich online zu verlieben

Ein „virtueller“ Kontakt kann binnen kurzer Zeit unglaublich intensiv werden. Ich hab‘ es selbst einige Male erlebt, vor allem in den ersten Jahren meines Netzlebens. Das fremde Gegenüber erscheint umso wunderbarer, je mehr Aufmerksamkeit und Zuwendung derjenige schenkt, was mit den heutigen Medien so massiv und zeitnah möglich ist wie niemals zuvor. Ganz ohne eine Person jemals „von Angesicht“ gesehen zu haben, kann man sich in eine Verliebtheit hinein steigern, die alles in den Schatten zu stellen scheint, was „real“ jemals erlebt wurde.

Dass man dabei auch zum Opfer von Betrügern und psychisch Kranken werden kann, zeigt ein Blogpost, den ich allen zur Warnung ans Herz legen will. Der Fall ist unglaublich KRASS, aber leider kein Einzelfall. Und er zeigt auch auf, was man mit privaten Infos und Fotos so alles anstellen kann, die als vermeintlich belanglose Nichtigkeiten arglos ins Web gestellt werden. Ganz ohne dass es die Betroffenen überhaupt bemerken!

Hier also die Geschichte „FAKE“ von Victoria, die mit dem Satz beginnt:

Nie fiel mir ein Text schwerer. Nie war ein Text so persönlich wie dieser. Und: Nie war mir ein Text wichtiger.

Ein Versprechen, das der Artikel voll und ganz einlöst! Aber lest selbst.

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Diskussion

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49 Kommentare zu „Vom Risiko, sich online zu verlieben“.

  1. Ich hab die Geschichte gelesen und bin geschockt darüber, was alles so möglich ist.
    Was ich nicht ganz verstehe ist, dass sie geskypt haben, da sieht man sich doch direkt so, als wenn man im Wohnzimmer gegenüber sitzt, das kann man doch nicht faken oder bin ich jetzt total wirr im Kopf? Bilder können nicht echt sein, aber mit webcam zu skypen, da hört man den anderen, sieht Mimik, Gestik usw………

  2. @Arianna: zwar war ich nie regelmäßige Skype-Userin, doch als ich es mal hier und da nutzte, war es eher wie „kostenlos telefonieren“ – nicht „etwa Bild-Telefon“!
    Heute machen es wohl die meisten mit Cam, aber vermutlich gibts immer noch viele, die keinen Bock drauf haben (da würde ich auch dazu gehören). Ich vermute mal, die beiden haben bildlos geskyped…

    Danke übrigens für deinen Resonanz! :-)

  3. Schrieb sie nicht auch, er sähe gut aus- ich denke, sie haben mit Bild geskyped…
    Was Frauen sich alles per vermeintlicher Liebe gefallen lassen: ein Jahr nicht mehr Twittern, immer sich überwachen lassen- ne- Kopfschüttel- überhaupt hinterlassen diese Schilderungen ein merkwürdiges Gefühl bei mir- als stimme was hinten und vorne nicht…Aber vielleicht ja doch?

  4. @Sonja: ein „Schreibimpuls“ nur für dich:

    „Aber vielleicht ja doch?“

    Inwiefern? Dazu würde ich gerne einen Blogpost von dir lesen!

    Es steht im übrigen im Artikel, dass er massenhaft Fotos eines anderen Mannes als eigene Körperansicht geschickt hat. Es war insofern für die Betroffene irritierend, dass er „obwohl er allüberall seinen Sixpack zeigte“ seltsame Ansichten über Frauen zum Besten gab, die sich im Bikini der Welt zur Ansicht brachten.

    Klar, er war ja nicht der, der sich da zeigte. Geistig hatte er seinen Fake-Kosmos auch nicht wirklich im Griff…

  5. ich hab mir erlaubt den Artikel auf meinem Blog zu rebloggen.
    das muss unbedingt unter die Leute, damit jeder gewarnt ist. Bei mir schrillen sämtliche Alarmglocken wenn ich sowas lese.
    Übrigens, man muss nicht mit Cam skypen. ich hab noch nie geskypt, Weiß aber wie es funktioniert. es geht auch ohne Cam.
    lg Marie
    ich komme vom blog ARIANA
    „aber vielleicht ja doch ?“ das irritiert mich ja total, wie kann man so denken ?

  6. Es ist schon seltsam, welche Kraft sich in dieser Form des Austausches entwickelt. Ich glaube auch, das sich dabei ein menschliches Ventil öffnet, das viel Fantasie und Reales zu einem Wunschbild zu verbinden sucht. Dieser Wunsch ist verständlich.

    Ich habe es selbst auch einmal erlebt. Die Enttäuschung hinterher war zu groß. Ein zweites mal? Nein. Muss nicht sein. Gewappnet bin ich davor, durch meine Erfahrung. Aber eine Achillesverse habe ich noch immer irgendwo.

  7. “Aber vielleicht ja doch?”

    so dacht ich mir mal dunnemals
    mal sehn ob da ja doch was ist
    was vorher nie gewesen

    so trieb ich mich mit tastenschlag
    hinaus,- hinfort ins weite feld
    der aneroben geister

    mit witz und freiem willen
    gewillt die zeit zu grillen
    die lange naas zu drehn
    der tagesfrohn
    paranoia gabs als lohn

    SIE! Sie sind da draussen!
    SIE, die wirklich nie gewesen sind
    sind überall da DRAUSSEN!

    von IHNEN sind so viele da
    DA!DA! kennt es kein Erbarmen
    verfolgungswahn und lachverlust
    in meinem kleinen Zimmer

    und doch es war nur seidner glanz
    aus Sternenstaubgeflimmer
    auf Jahr und Tag hielts mich dort
    so weit so frei so fern
    mehr denn zwei dekadenjahre später nun
    irgendwie ists aus mit der paraneua
    alles ist so wirklich jetzt
    trotzalldem mir nicht recht geheuer

    fühl mich wie ein Wandrer fühlt
    mit wundgelaufnen Sohlen
    vom vielen leicht mit vielen spielen
    ergebnisungefunden vermut ich mal
    vielleicht ja doch
    ist ALLES nur erfunden.

    und einer ist wie alle sind
    und keiner je gewesen.

    spontigruss aus SZ
    i.m.

  8. Mit dem „vielleicht ja doch“ habe ich meine eigenen Bedenken und Zweifel an der Geschichte in Zweifel gezogen. Vielleicht hat sich alles haargenau so zugetragen. Man weiß es nicht. Ich behaupte einfach mal, mir würde Derartiges nicht passieren…dazu bin ich zu lange schon …kurz gesagt, lebensweise…und habe `ne ganz andere Lebensweise.
    Aber gut, soll es eine Warnung sein, kenne ich doch …zig Frauen, die dafür sehr anfällig wären.

  9. Ich kann mir nicht helfen, aber auf mich wirkt der Bericht, den die Dame da auf ihrem Blog gepostet hat, auf seltsame Weise unstimmig (da gehts mir ähnlich wie @Sonja).

    Unschlüssig und unnachvollziehbar scheint mir vor allem das Motiv des „Täters“ zu sein. Welchen Nutzen oder welche Befriedigung sollte z.B. jemand daraus schöpfen, über ein Jahrzehnt lang einen riesigen Aufwand zu betreiben, um im Internet „Frauen gegeneinander auszuspielen“ oder „vom Internet abzubringen“, wie die Betroffene es beschreibt? Denn wirklich interessiert sei dieser Kai/Chris/Daniel unter den vielen betroffenen Frauen, die die Schreiberin ausfindig machte, ja nur an ihr gewesen.

    Nächste Frage: Was rechtfertigte die Strafanzeige (die Polizei nahm „den Fall zu Protokoll“)? Zu dem Zeitpunkt, als sie nach eigenem Bekunden die Polizei aufsuchte, hatte sie ja lediglich Hinweise darauf, dass jemand unter falscher Identität mit ihr geskypt, gechattet usw. hat. Es war (ihr) weder ein materieller noch ein sonstiger Schaden entstanden, der das „Aufnehmen eines Protokolls“ (dem ja in der Regel der Verdacht auf eine Straftat zugrunde liegt) rechtfertigt hätte.

    Und warum ging sie erst zur Polizei und konfrontierte ihn erst danach mit den durch die Freundin erhaltenen Hinweisen, dass da eventuell was faul sein könnte, dass ein Mann mit dem Namen, Beruf und Arbeitsstelle vermutlich in Münster gar nicht nicht existiert?

    Und was sind die „kriminellen Lügen“, die dem Leser vorenthalten bleiben müssen, die die ganze Angelegenheit aber möglicherweise in einem plausibleren Licht erscheinen lassen würden (Zitat: „Aus rechtlichen Gründen darf ich auch darüber nicht detailliert schreiben, habe aber alle Beweise gesichert.“)?

    Und weshalb werden Frauen, die „Ähnliches erlebt haben, vielleicht sogar mit dem gleichen Mann“, gebeten, sich zu melden, dürfen den den Grund, weshalb sie sich melden sollen, aber erst dann erfahren?

    Ziemlich merkwürdig das ganze. Ich bezweifele nicht, dass der Schreiberin etwas derartiges wiederfahren ist. Aber so wie in dem Bericht beschrieben, hat es sich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht zugetragen. Und so wie beschrieben, würde es auch nicht den großen Groll, den die Schreiberin offenbar immer noch auf den Verursacher hegt (die Möglichkeit weitere „rechtliche Schritte“ einzuleiten „behalte ich mir vor“) rechtfertigen.

    Bei mir bleiben auch nach zweimaligem Lesen des Artikels Zweifel, offene Fragen und ein ungutes Gefühl dahingehend, ob das „Manipulative“, dass die Schreiberin so vehement an ihrem Peiniger anprangert, nicht auch ein möglicherweise nicht ganz unerheblicher Teil ihrer eigenen Persönlichkeit ist (Kriminologen wissen z.B., dass sich bei sog. Beziehungstaten Täter und Opfer in ihrer Gedanken- und Gefühlswelt oft wesentlich näher sind, als ihnen lieb und bewusst ist).

    Etwas „eigenwillig“ auch der Umstand, dass die Schreiberin in ihrem eigenen Blog kein Feedback zu dem Beitrag erlaubt (ich hätte meinen Kommentar lieber dort gepostet), aber offenbar nichts dagegen hat, dass ihr Posting verlinkt, ja sogar „rebloggt“ wird und eine Debatte anderswo geführt wird (die sie ziemlich sicher hier mitliest).

    Soweit mit dem Artikel lediglich vor den Machenschaften von Betrügern und anderen unangenehmen Zeitgenossen gewarnt werden soll, habe ich es verstanden und stimme dem zu.

  10. @Sonja: Danke für den Link zu dem Artikel, die Dynamik ist ja hochinteressant.

    Ich gehe mal davon aus, dass die SZ-Redakteurin Violetta Simon, die Verfasserin des verlinkten Artikels, und „Victoria S.“, die Bloginhaberin und Schreiberin des hier kommentierten Beitrags nicht ein und dieselbe Person sind (und die Namen nur zufällig ähnlich klingen).

    Leider hat Frau Simon es bei der Recherche zu ihrem Artikel offenbar unterlassen, auch ein paar kritische Nachfragen zu stellen und statt dessen im wesentlichen den besagten Blogbeitrag wiedergegeben.

    Außer neuen Widersprüchen also nicht viel Erhellendes: Im Blogbeitrag scheiterten zwei avisierte Treffen, weil er „aus familiären Gründen“ seinen USA-Aufenthalt nicht unterbrechen konnte. Im SZ-Artikel ist er zwar zurück in D, ein Treffen aber nicht möglich gewesen, denn (Zitat) „er schiebt Arbeit vor, müsse ständig Patienten annehmen wegen der Schulden, die er im Urlaub angehäuft habe“ (was mir aber doch auch irgendwie bemerkenswert erscheint).

    Wie es wirklich war, wird man vermutlich nie erfahren. Ist ja vielleicht auch gar nicht wichtig. Was mich neben den schon in meinem vorigen Beitrag erwähnten Dingen irritiert, ist z.B. auch, dass das nicht gerade sehr gängige Wort „bitch“ (englischsprachiger Jargon für „Schlampe“), das ja dieser Kai oder Daniel oder wie auch immer ihr gegenüber gebraucht haben soll, durchaus auch Bestandteil ihres eigenen Wortschatzes ist, siehe den Beitrag hier (bin jetzt auf die Schnelle nur mal einen Post in ihrem Blog zurück gagangen):

    http://victoriahamburg.wordpress.com/2012/12/03/shitstorm/

    Okay, vielleicht hat sie ’s von ihm übernommen – vielleicht hat sie ’s ihm aber auch „in den Mund gelegt“.

    @Sonja nochmal: Du hast ein merkwürdiges Gefühl, dass da an dem Artikel vielleicht etwas nicht stimmen könnte, äußerst es hier. Dann „ballert“ dir Claudia eine rein, nach dem Motto „überleg dir, was du sagst“ – und umgehend „ruderst du zurück“. Schade. Warum traust du deinen Gefühlen so wenig?

  11. Peter, weder hat mir Claudia eine reingeballert, noch bin ich zurück gerudert- Zweifel habe ich nach wie vor….wo sollten die denn hin sein…
    Ich mag mich allerdings nicht im Übermaß mit solchen Sachen beschäftigen, sehe für mich wenig Sinn drin…

  12. Hört der Fake mit dieser Geschichte auf? Oder erklimmt er nur den nächsten Level?

  13. komisch dass die Leute das nicht glauben wollen. ich glaube es, daß sowas geschehen kann. wenn einer Bilder vom blog stehlen kann und sie verfälschen, so wie mir schon geschehen, bin ich vorsichtig geworden und stelle keine bilder mehr ein
    man hat meinen kopf auf den Körper von Eva Braun gesetzt und mich neben A.H. gestellt
    der mit dem Seitenscheitel aus Braunau am Inn
    und mich als NAZI benzeichnet, ohne Grund nur um mir zu schaden und mich dazu zu bewegen meinen blog zu schliessen
    ich schliesse ihn nicht

  14. @Marie: Genau! Wer vorsichtig (geworden) ist, der glaubt nicht ALLES und gibt nicht ALLES preis. Nicht jedes Bild und auch nicht jede Geschichte. Ein merkwürdiges Gefühl beim Lesen, das kommt ja nicht aus dem Nichts. Da sehe ich mit einem gesunden Zweifel auch keinen Widerspruch.

  15. es ist schon eine interessante Geschichte, aber wie gesagt, Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste, hat schon meine Oma gesagt. ich hab jetzt das Bild gesucht in der Bildersuche, finde es aber nicht mehr. ich blogge auch nie was privates, höchstens mal wass belangloses
    ich wundere mich manchmal was die Leute alles preisgeben von sich. Imtimste Sachen, dafür hab ich nun garkein Verständnis.
    Deshalb werd ich auch angegriffen, weil ich keine privatsachen blogge, ich blogge was mir auffällt und was mich beschäftigt, aber nie Privatkram.

  16. @alle: na, das sind ja noch interessante Beiträge gekommen – danke Euch!

    Mir hat es auch nicht gefallen, dass Victorias Blogpost nicht kommentiert werden durfte – auch deshalb hab ich das Thema hierher gezogen. Gleichzeitig verstehe ich sie gut, dass sie nicht auch noch die Kraft hat, sich nach diesem offenbar lange lange währenden Betrug an der Seele und ihrem mutigen Outing als Opfer einer zweifelnden und nachhakenden Kommentardiskussion auszusetzen!

    Ihren Groll kann ich wirklich SEHR GUT verstehen. Es ist furchtbar, zu erkennen, dass man jemanden „geliebt“ hat, der niemals existiert hat (verbunden mit Verlust an Selbstachtung: wie konnte man so blöd sein?). Wenn dann noch hinzu kommt, dass derjenige dies absichtsvoll über lange Zeit inszeniert hat, ist sogar bohrender HASS gut verständlich. Umso besser, dass sie es offenbar schafft, sich davon zu distanzieren und nicht wie besessen nach ihm zu suchen.

    @Marie: es ging bei Victoria weniger ums Bloggen, dieser Fake hat auf Twitter & Facebook mit ihr „privaten“ Kontakt aufgenommen – und daraus ergab sich die offenbar sehr tief berührtende persönliche Beziehung.
    Würdest du auch in privaten Mails, PNs und Chats niemals „etwas Privates“ zum Gegenüber sagen?

  17. @Claudia: Ich kann deine Sicht auf Frau S. als Opfer eines „lange lange währenden Betrugs an der Seele“ nur sehr, sehr bedingt nachvollziehen.

    Selbst wenn man absolut gutwillig und gutgläubig an die Sache herangehen und unterstellen würde, dass tatsächlich alles so wie von ihr geschildert geschehen ist, war es ja nicht so, dass sie „jemanden ‚geliebt‘ hat, der niemals existiert hat“, wie du es ausdrückst.

    Dieser Jemand war durchaus real existent. Er schickte ihr Blumen und Geschenkpakete, zeigte sich (nach ihrer eigenen Aussage) liebevoll an ihr interessiert, hatte über lange Zeit fast jeden Abend ein offenes Ohr, eine nette Geschichte oder auch mal einen guten Rat für sie, „fing sie“, zu dem Zeitpunkt frisch getrennt, „auf“. Und das alles, ohne eine einzige Gegenleistung zu verlangen: er wollte, schenkt man ihr Glauben, weder Geld, noch Sex noch sonst was.

    Und „warum sollte sie nicht ein wenig dankbar sein für all die Aufmerksamkeit und Zeit, die ihr geschenkt worden sind (und die der frühere Partner offenbar nicht mehr übrig hatte)?“, wie ein Leser oder eine Leserin als Kommentar zu dem SZ-Online-Artikel fragt.

    Dieser „sympathische Unbekannte“ war letztendlich halt nur nicht der, den sie sich erträumte. Hätte sie es früher bemerkt, wäre die Ent-Täuschung möglicherweise weniger heftig ausgefallen. Aber sie hätte sich auch weniger lange einer schönen Illusion und einem Spiel hingeben können, die sie – so mein Empfinden – durchaus auch genossen und ausgekostet hat (und sie hätte nicht so einen phantasievoll-literarischen Beitrag verfassen können, für den ihre narzisstisch gekränkte Seele jetzt reichlich Zuspruch und mediale Aufmerksamkeit erhält – auch ohne dass sie Kommentare in ihrem Weblog zulässt).

    Er habe versucht, sie zu „manipulieren“, Macht und Einfluss über und auf sie zu gewinnen, wie Victoria Sch. schreibt und was nach ihrer Schilderung das eigentlich Schlimme und Beängstigende an der ganzen Sache gewesen sei. Aber das hat ja nicht mal ansatzweise funktioniert, wie man in ihrem Blogposting nachlesen kann: Sie hat sich nicht von ihrem sozialen Umfeld isolieren lassen, ist trotz vorgeblicher Verliebtheit in ihn mit einem anderen Freund in den Urlaub gefahren, ist weiter ihren diversen Online-Aktivitäten nachgegangen etc.

    Das einzige „Opfer“, das sie ihm darbrachte, war wohl, dass sie „ein ganzes Jahr lang“ Twitter-abstinent gelebt hat. Aber es ist die Frage, ob das tatsächlich von ihm „aufoktruiert“ oder einfach „gerade dran“ war, wie schon ein oder zwei Jahre zuvor und mit großem Tam-Tam in ihrem Blog angekündigt: „Ich muss euch eine Mitteilung machen und hoffe, ihr habt dafür Verständnis. Ich werde meinen Twitteraccount löschen. Jetzt. Sofort. Und natürlich für alle Ewigkeit“. (Der Account existiert natürlich längst wieder und sie organisiert dort gerade eifrig ihr „Unterstützernetzwerk“.)

    Sicher gibt es nicht ganz selten (im WWW genau so wie im Real-Life) solche Begebenheiten, wo Frauen oder Männer (ich denke, das dürfte sich in etwa die Waage halten) in der Tat Opfer eines derartigen Falschspiels werden und dadurch seelischen und/oder materiellen Schaden erleiden. Aber im Falle von Victoria S. liegt der Hund ganz woanders begraben. Diese ganze Fake-Schoße stinkt doch meilenweit gen Himmel.

    Eigentlich dachte ich, dass zu dem Thema von meiner Seite aus alles gesagt sei. Deine gestrige Replik hier, Claudia, ließ mich jetzt aber doch noch mal zur Tastatur greifen. Denn vor Fake und Fakern zu warnen, wie du es tust, ist ja gut und macht auch Sinn. Manchmal macht es aber auch Sinn, besser einmal mehr und genauer hinzuschauen und darüber nachzudenken, vor wem oder was da eigentlich zu warnen sei.

  18. @Claudia, ich tausche kaum mails aus, wenn nur mit freunden die ich persönlich kenne, dann fällt auch schon mal ein privates wort, aber nicht mit brieffreundschaften die ich sowieso nicht habe und auch nicht will.
    ich chatte ab und zu im google hangout mit meinem Sohn der ausserhalb wohnt, das ist mein einziger chatpartner.
    Meine Mails beziehen sich meist auf informationen die ich erhalte von irgendwelchen firmen die mir was andrehen wollen.
    Oder Bestellbestätigungen.

  19. ich bin auch auf Facebook, ich nehm aber keine Freundschaftsanfragen an.

  20. @Peter: Das Gefährliche an Halbwahrheiten ist, daß nicht selten die falsche Hälfte geglaubt wird oder sogar glauben gemacht werden soll. Dann wird aus der eingeforderten menschlichen Rücksichtnahme auf die eigene Verletzbarkeit, schleichend eine egoistische Lüge. Danke für den interessanten Kommentar. Entlarvend!

  21. @Peter: danke für deinen kritischen, um andere Betrachtungsweisen ergänzenden Post! Vieles, was du sagst, ist für mich gut nachvollziehbar – und ja, es gehören immer zwei dazu, damit so ein „Verbrechen an der Seele“ über lange Zeit (!) funktioniert!

    Victoria und ihr Blog waren mir bis zu diesem Artikel komplett unbekannt und sind es immer noch. Dass ich diesen, besonders krassen (oder auch: von Victoria krass erlebten) Fall hier bebloggt habe, ist auch dadurch motiviert, dass das kein Einzelfall ist – ja, meist geht es nicht so lange, doch „Fake-Beziehungen“ sind nicht gerade selten.

    Besonders spannend in der Diskussion find ich deinen Einwand, sie hätte ja gar nicht „jemanden geliebt, der nicht existiert hat“. Denn immerhin hätte derjenige doch eine erwünschte und gern genommene Kommunikationsdienstleistung gebracht: Aufmerksamkeit, Ego-Streicheln, Rat…

    Ja, hat er. Aber eben nur als „Dienstleistung“ aus eigener Motivation (die ja bisher nicht bekannt ist) und unter Verschleierung / Faken wesentlicher Angaben über sich selbst. Sowas ist dann einfach keine BEGEGNUNG (mit dem Potenzial einer Beziehung), sondern ein erschlichenes Benutzen des „Opfers“, das vielleicht (das ist ja wohl die Angst) sich mit Grausen wenden würde, wenn sie wüsste, WER er ist.

    Im realen Online-Leben kommt auch oft die Variante vor, dass jemand nach längerer und (vermeintlich, zumindest für eine Seite) sehr „tief gehender“ Beziehung alles löscht, worüber Kontakte gelaufen sind. Die ganze „virtuelle Identität“ – einfach weg, weil es jemandem zu heiß, zu langweilig, zu fordernd, zu berührend, zu verführend, mit psychischen Wunden konfrontierend wurde. Flucht ist leicht in Digitalien – vor allem für jene, die dort ganz offensichtlich Pseudo-Leben und Pseudo-Ichs mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln „simulieren“.

    Arme Würstchen, aber halt doch für manche gefährlich.

    @Marie: ok, ich verstehe. Du nutzt das Internet offenbar nicht zur Kommunikation mit dir nicht persönlich bekannten Menschen. Für mich war vom Start (1995) weg genau DAS der wesentliche Quantensprung, der durch das Internet möglich wurde. Wir werden also kaum eine gemeinsame Gesprächsbasis finden…

  22. @Matthias: Danke für dein Feedback. Warum wird wohl so gerne „die falsche Hälfte“ geglaubt? Warum neigen Menschen so vehement dazu nur das zu glauben, was sie glauben wollen? Warum sind Menschen (oft) so leicht verführbar? Das sind spannende Fragen, auf die ich noch keine für mich befriedigenden Antworten gefunden habe. Weißt du welche?

    @Claudia: Danke dir für deine ergänzend-klärenden Anmerkungen. Dem, was du über die Dynamik von auf einer Selbst-Täuschung oder dem Vorspielen falscher Tatsachen beruhenden „Beziehungen“ sagst, schließe ich mich gerne an. Aber wie gesagt, in dem hier debattierten Fall (nicht nur in diesem, aber in diesem ganz besonders) plädiere ich dafür, noch eine Ebene tiefer zu schauen und auch die Möglichkeit des Vorhandenseins einer Täuschung hinter der Täuschung nicht gänzlich außer Acht zu lassen.

    @Marie: Die Hinweise anderer, das Blog zu schließen (und eventuell später unter neuem Vorzeichen, mit anderer Intention, mehr kreativer Eigenleistung, eigenen Texten und Fotos/Grafiken neu zu beginnen), wären mir (wäre ich an deiner Stelle) zumindest des Nachdenkens darüber wert. Vielleicht wollen die jenigen, die dir das empfehlen, dir ja gar nicht schaden, sondern dich nur vor noch gröberen Fehlern bewahren?

    @Sonja: Danke nochmal dafür, dass du den Hinweis zu dem Artikel auf der SZ-Website hier eingebracht hast. Das war (für mich) sehr hilfreich und weiterführend.

  23. Danke, Claudia, dass Du diese Geschichte hier verlinkt hast! Ich halte das Post für authentisch und wertvoll. Es wird hoffentlich andere Frauen davon bewahren, sich ähnlich gutgläubig und naiv auf eine virtuelle Bekanntschaft einzulassen.

    Ich wage nämlich zu behaupten, dass so etwas jeder Frau in dieser Situation passieren kann. Frisch getrennt, emotional bedürftig und verletzlich und ohne entsprechende Erfahrung im Umgang mit virtuellen Kontakten. Und dann kommt da plötzlich ein toller Mann mit seinem tollen Leben und gibt einem das Gefühl, den Sechser im Lotto gewonnen zu haben. Und er schreibt intelligent, kann gut kommunizieren und überhaupt… man sollte doch nicht immer so misstrauisch sein! Oder doch? Leider, leider doch…

    Und ich kann gut verstehen, dass bzw. weshalb Victoria die Kommentarfunktion deaktiviert hat… Kommentare wie der von Peter verstärken das Gefühl der Ohnmacht, wenn man so etwas erlebt hat wie das, was sie beschreibt.

    Sie hat einen Menschen geliebt, den es so nicht gibt! Wer steckt dahinter? Ein irrer Psychopath? Ein Mörder, der irgendwo auf dieser Welt hinter Gitter sitzt? Was macht er mit den Fotos von ihren Kindern? Wem hat sie ihre innersten Gedanken offenbart, wem ein Jahr lang live aus ihrem Leben berichtet? Was für ein Horror!

    Ich habe auch meine Erfahrungen gemacht mit virtuellen Bekanntschaften und ich kann Menachims Votum gut nachvollziehen. Ich bin heute viel vorsichtiger und auch viel misstrauischer geworden. Manchmal vielleicht zu misstrauisch! Aber es ist besser, sich einmal zu viel zu irren als einmal zu wenig…

  24. meinen blog zu schliessen, ist eine aufforderung eines böswilligen menschen, man kann ihn auch Stalker nennen, der sich verbirgt hinter einer anonymisierten ip
    ich kenne ihn nicht. ich habe seit jahren diesen menschen
    als begleiter meines blogs. er kommt in den spam und fertig.
    was soll ich mich aufregen . ich bin nicht die einzige im Internet, die solchen Sachen ausgesetzt sind. ich hab niemandem was getan, kenne ihn nicht, es ist mir auch ehrlich gesagt
    egal. ich lasse mich von NIEMANDEM manipulieren irgendwas zu tun, was ich nicht will. ich hab einen Blog
    mit dem beschäftige ich mich viel, schreibe kommentare bund bekomme kommentare, verändere das layout, probiere andere sachen aus, höre Musik , besuche die Mediatheken, und vieles mehr. richtige Bilder wird man von mir keine sehen, sie sind alle durch onlineprogramme bearbeitet, damit kann keiner was anfangen ( denk an Bilderklau)
    ich blogge was ich will, obs einem passt oder nicht, dieses geht@Peter, du hast ja keine Ahnung, welche bösartigkeiten ich mir schon anhören musste, ich hätte Anzeige erstatten können, wenn dir mein Blog nicht gefällt ist mir das ehrlich gesagt vollkommen wurscht, ich schreibe was ich will .

  25. @Rosalie: Du schreibst, Du hältst den Post für authentisch und wertvoll. Worauf stützt sich Dein Vertrauen, auf ein Gefühl oder auf eine Gewissheit? Bedenke, die gleichen Attribute, authentisch und wertvoll, trafen auch auf den Fake zu – und es hat Jahre gedauert! Wie kommt es nur, daß manche Menschen die selben Fehler wieder und wieder machen?

    @Peter: Nochmals danke für Deine klaren Kommentare – ganz im Sinne der Bedeutung des Themas. Ja, eine interessante Frage: Warum einige Menschen (oft) so leicht verführbar sind? Vielleicht eine (unglückliche?) Interferrenz aus Mondphase, Urvertrauen, Neugierde und Sehnsucht.

    @Claudia: Ganz allgemein möchte ich mal sagen: Danke für die Impulse die von Deinem Blog ausgehen.

    @Alle: „Mein Gott, er ist voller Sterne“, waren Dave Bowman’s letzte Worte bevor er den Monolithen in „2001 – Odyssee im Weltraum“ berührte.

  26. @Marie: Ob mir dein Blog gefällt oder nicht, ist überhaupt nicht die Frage. Worauf ich dich behutsam hinzuweisen versuchte, ist die Urheberrechtsverletzung, die du begehst, indem du auf deiner Website z.B. massenhaft Fotos postest, die du offenbar ohne Zustimmung des Fotografen/Rechteinhabers und ohne dessen Namen zu nennen von fremden Webseiten entnommen hast. Und ob die Bilder dabei von dir mittels irgendwelcher Tools nachbearbeitet wurden oder nicht, spielt, rechtlich gesehen, in dem Zusammenhang nicht die geringste Rolle.

    Eine andere Sache ist, dass, wenn, wie bei dir, fast ausschließlich die Texte anderer Blogger und Bloggerinnen „reblogt“ und kaum eigene Beiträge publiziert werden, das vielleicht nicht unbedingt gegen Gesetze, aber doch zumindest gegen die „guten Sitten“ verstößt. Mehr kann ich dir dazu nicht sagen, und wie du damit umgehst, ist deine Sache.

    @Matthias: Danke dir auch nochmal. Ohne deine kleinen – mit meinen korrelierenden – Impulse zwischendurch hätte ich möglicherweise nicht den Mut gehabt, meiner Intuition so konsequent nachzugehen …

  27. Es freut mich für dich, @Peter, das du dich in diesem Beitrag einem Thema annehmen konntest, auch mit Matthias als Mutmacher, dass dir einiges an Zeit wert war, in die Tiefe einzusteigen. Warum?

    Ich schrieb schon, dass ich es selbst einmal erlebt habe, mich im www in die virtuellen emotionalen Höhen treiben gelassen zu haben. Ich möchte diese Erfahrung nicht missen. Sie wäre wiederholbar. Und jeder, der dies nicht kennt, würde ich schreiben, fehlt eine Erfahrung, zu was das „Geschreibe“ im Internet fähig ist.

    Aber – und das ist genauso wichtig, kann das „Geschreibe“ im Internet eine sehr niedirge Untergrenze des gegenseitigen Verstehens manchmal nicht überschreiten.

    Jüngst habe ich aus einem Kommentar erfahren, dass es niemals eine Möglichkeit gäbe, sich über eine gegenteilige Ansicht via blog oder Internet zu verständigen. Dazu fehlt viel zu viel Hintergrund. Aber genauso habe ich aus diesem Kommentar gespürt, dass es in einem persönlichen Gespräch eine große Berreicherung für beide gewesen wäre, dies in einem vis-a-vis Gespräch zu diskutieren.

    Mit den Grenzen im Internet umzugehen, fehlt uns vielleicht noch viel Übung und besonders Akzeptanz, „Leer“ – und „Blanko“-Stellungen nicht nach unserer Lebensansicht auffüllen zu müssen.

    Die „5“ auch mal gerade sein zu lassen – das empfinde ich für mich im Internet, macht „Raum“. Zum Nachdenken. Zum selbst finden.

    Unabdingbar notwendig sind dazu Spannungen. Der Umgang damit, das ist die Herausforderung unserer neuen Zeit. Unsere Chance. Hin und wieder ein wenig kuscheln, gehört aber auch dazu.

  28. @Matthias

    Ich halte die Geschichte für authentisch, weil ich selbst erlebt habe, wie nahe man sich bei einem so intensiven täglichen Austausch kommen kann. Ich habe vor zwei Jahren im Internet einen Mann kennengelernt und nach ca. drei Wochen und einem sehr intensiven schriftlichen Mailaustausch haben wir uns persönlich getroffen. Er war mein erster virtueller Kontakt. Das Treffen war sehr ernüchternd. Ich war erschüttert, weil ich einem Fremden gegenüber sass. Da war nichts mehr von der Vertrautheit, die ich im virtuellen Umgang gespürt hatte. Ich konnte nicht glauben, dass er der Mann war, mit dem ich mich ausgetauscht hatte, obwohl er mir vorgängig ein Foto von sich geschickt hatte. Wir haben das Treffen quasi schriftlich „aufgearbeitet“, wollten beide nicht, dass es endet und bald war die alte „Vertrautheit“ wieder da. Wir haben uns dann alle paar Wochen kurz getroffen, aber die Vertrautheit unserer schriftlichen Kommunikation hat sich im realen Leben nie so richtig eingestellt!

    Wir haben schliesslich über ein Jahr lang täglich SMS ausgetauscht und sind uns auf der emotionalen Ebene sehr nahe gekommen. Es war eine Live-Berichterstattung aus unseren beiden Alltagsleben. Jeder wusste, was der andere gerade tat. Er war morgens mein erster und abends mein letzter Gedanke und noch heute erinnere ich mich daran, wo ich gerade war, als ich eine bestimmte Nachricht gelesen habe. Im Haus, im Garten, im Auto, im Büro. Das ist kein oberflächliches Wortgeplänkel. Das geht viel tiefer. Das virtuelle Gegenüber wird fester Bestandteil des Alltags.

    Ich kann mich deshalb sehr gut in Victorias Situation einfühlen, obwohl mein Gegenüber kein Fake war. Es hätte mich verletzt, wenn ich herausgefunden hätte, dass ich nicht die Einzige bin, mit der er sich so intensiv auf diese Weise austauscht. Nicht auszudenken, wenn ich herausgefunden hätte, dass seine ganze Geschichte erstunken und erlogen ist, dass er nicht der ist, für den er sich ausgibt. Wie nahe mir das Ganze gegangen ist, habe ich erst gemerkt, als es zur Trennung kam. Ich hatte zum ersten Mal mitten in der Nacht eine Tachykardie, verursacht durch emotionalen Stress. Ich bin extrem belastbar und keine naive Romantikerin – das hat mir zu denken gegeben…

    Später habe ich in der virtuellen Welt einen anderen Mann kennengelernt und wir hatten während zweieinhalb Monaten einen äusserst intensiven täglichen WhatsApp-Austausch. Ich war überrascht, dass es mir noch einmal passiert, dass ich nach kurzer Zeit eine solche „Nähe“ zu einem mir eigentlich fremden Menschen empfinde! Wir haben uns in der Zeit dreimal getroffen. Alles hat sich so toll angefühlt – auch im realen Leben. Und dann hat er sich Knall auf Fall zurückgezogen. Keine Antwort mehr auf meine Nachrichten, nichts. Keine schöne Erfahrung. War er wirklich der, für den ich ihn gehalten hatte? Der, für den er sich ausgegeben hat? Ich weiss ja nur das von ihm, was er über sich geschrieben oder erzählt hat und die paar Fakten, die ich im Web über ihn gefunden habe…

    Ich habe über beide Erfahrungen in meinem Blog geschrieben. Ich bin vorsichtiger geworden. Diese virtuellen Beziehungen können ganz schön unter die Haut gehen und letztlich kennt man die andere Person doch nicht richtig, selbst dann nicht, wenn man sich im realen Leben trifft.

    Peters Statement „Und warum sollte sie nicht ein wenig dankbar sein für all die Aufmerksamkeit und Zeit, die ihr geschenkt worden sind…?“ empfinde ich als zynisch. Man verliebt sich zwangsläufig, wenn man sich emotional so nahe kommt und so viel Zeit miteinander verbringt. Es ist ein ganz übles Spiel, das dieser Mann gespielt hat. Und nicht zu vergessen die virtuelle Sex-Affäre mit ihrer Freundin!

    Es spielt überhaupt keine Rolle, dass sie nie zusammen Sex hatten. Eine solche Beziehung geht viel tiefer als manche (Sex-)Affäre im realen Leben. Da bleibt kein Raum für Dankbarkeit für erhaltene Zuwendung! Man fühlt sich benutzt, missbraucht und hintergangen. Vielleicht noch mehr als im realen Leben, weil man im virtuellen Austausch mehr von sich preis gibt. Es entsteht eine trügerische Nähe und man neigt dazu, alle Masken fallen zu lassen – etwas, was man im normalen Leben erst tut, nachdem man sich sehr gut kennt – wenn überhaupt…

  29. Danke Rosalie für deine persönlichen Erfahrungen! Das mit dem plötzlichen Rückzug finde ich besonders übel, denn so wird jemand „in der Luft hängen“ gelassen, ohne die Chance, den Grund zu erfahren und sich selber nach und nach innerlich zu distanzieren.

    Zum Glück ist mir das nie passiert, doch aufgrund von Erfahrungen anderer lasse ich mich auch nicht so tief ein, wenn ich das Gegenüber nicht in der Alltagswelt KLAR ORTEN kann. (Damit meine ich: es muss mir theoretisch möglich sein, ihn im realen Leben aufzusuchen, ihn auf einer Festnetznummer anzurufen, zu wissen, was er arbeitet). Das trägt auch zur allgemeinen Sicherheit bei, denn wenn mir jemand mit Realdaten bekannt ist, wird er sich kaum Dinge leisten, die sich nur Anonyme trauen.

    [@Peter @Marie: andere Blogs sind eigentlich nicht Thema dieses Artikels, doch da ich gerade einen heftigen Abmahn-Fall wg. „einfach so“ übernommenen Fotos im Bekanntenkreis erlebte, möchte ich warnend darauf hinweisen, dass es ein Leichtes ist, die Realdaten einer Domain-Inhaberin abzufragen – da hilft es gar nichts, die nicht im Impressum stehen zu haben.]

    @Menachem: “ dass es niemals eine Möglichkeit gäbe, sich über eine gegenteilige Ansicht via blog oder Internet zu verständigen. Dazu fehlt viel zu viel Hintergrund.“
    Das halte ich für übertrieben! Den Hintergrund kann man ja austauschen/vermitteln – auch per Mail.

  30. @Menachem: Du darfst ruhig davon ausgehen, dass ich schon ganz gut selbst weiß, wann es genug ist und Zeit „auch mal alle viere gerade sein zu lassen“.

    Ich habe hier meine Skepsis hinsichtlich der Authentizität der von Victoria S. in die Welt gesetzten Geschichte dargelegt und dabei versucht, diese so gut als möglich zu begründen. Und das ohne sie hier „vorzuführen“ oder öffentlich an den Pranger zu stellen (hätte ich das getan, würde ich mir deine Kritik gefallen lassen).

    Dass wir zwei in unserer Welt- und Lebenssicht recht unterschiedlich sind, haben wir – wenn ich mich richtig erinnere – an diesem Ort schon mal aus anderem Anlass festgestellt. Und wir sollten einfach akzeptieren, dass das so ist; ohne uns – wie du es hier tust – belehren zu wollen. Und schon gar nicht, wenn die Belehrung als falsches Lob daher geschlichen kommt: „Es freut mich für dich …“

    Meine streitbare Art hat genau so ihre Daseinsberechtigung wie deine konfliktvermeidende. Das bitte ich dich anzuerkennen.

  31. @Rosalie:
    Du glaubst die Geschichte „Fake“ bedingungslos(?) und begründest dies mit Deiner eigenen Geschichte. (Danke an der Stelle für die Ausführlichkeit.)

    Aber, Deine Geschichte ist für mich im zentralen Punkt eine andere! Deine Geschichte billigt dem Partner ein ähnliches Erleben zu. Und vor allem, Deine Geschichte kann NICHT den Titel „Fake“ tragen. Sie handelt von Enttäuschung, nicht von gezielter Täuschung.

    @Menachem: Mich beiläufig pejorativ als „Mutmacher“ zu erwähnen, empfinde ich nicht so toll.

    PS: Ja, ich, männlich, auch nicht mehr ganz jung, habe wie jeder Mensch Lebenserfahrungen sammeln müssen – z.T. erschütternde bei gezielten Täuschungsabsichten. Das ganze geschlechtsunabhänig und real menschlich. Fakes, nur daß die Tarnlinie nicht der Flatscreen, sondern die Stirn und die Augen des Gegenüber waren. Mein daraus abgeleiteter Zweifel (hier an der vollständigen Authentizität der Story „Fake“), ist bitte ebenso zu respektieren, wie das eigene Mißtrauen nach eigenen Erfahrungen. Für meinen Zweifel spricht auch nicht nur ein Gefühl, es gibt Argumente. Gegen diesen Zweifel fehlt mir an diesem Punkt der Boden. D.h., ich vermisse (zum Teil!) den Willensansatz zur Analyse bzw. zum neutralen Umgang mit Kritik. Egal wie sie daherkommt.

  32. @Matthias

    Ich halte die Geschichte für plausibel, ja. Weil ich erlebt habe, wie stark ein solcher Austausch den Alltag dominiert und wie sehr es einem den Ärmel reinnehmen kann. Man neigt dazu, die Warnlämpchen zu ignorieren.

    Ich hatte „Glück“, dass meine beiden Bekanntschaften keine Fakes waren – aber ich frage mich: Hätte ich es gemerkt, wenn es anders gewesen wäre? Wenn ja – wann? Nach ein paar Wochen, Monaten oder gar erst nach einem Jahr wie Victoria es beschreibt? Wenn meine Freundinnen „Alarm“ geschlagen und mich wach gerüttelt hätten…? Doch, ich denke, diese Geschichte hat sich so zugetragen und ich wüsste zu gerne, wer der Kerl ist und weshalb er so etwas tut.

  33. Ich würde gerne mal die Aufmerksamkeit vom konkreten Fall, den Claudia hier ursprünglich eingebracht hat, weglenken und ein paar Gedanken zu den psychologischen Wirkmechanismen, die sich in einer solchen „Fake“-Konstellation abspielen, äußern; und zwar zu denen auf der Opfer-Seite.

    Wie muss eine Person „gestrickt“ sein, um für die Rolle als Fake-Opfer prädestiniert zu sein? Der Kernpunkt liegt m.E. in einem starken Mangel an Selbstwertgefühl und einer daraus resultierenden suchtartigen Bedürftigkeit.

    Zur Erklärung: Im Normalfall sagt uns unser gesunder Menschenverstand, dass wir, wenn wir jemanden neu kennenlernen, erst mal vorsichtig und „auf der Hut“ zu sein haben: mit dem, was wir von uns preisgeben und dem, was wir dem anderen glauben. Und nach und nach erst, mit zunehmender Erfahrung und zunehmender Vertrautheit öffnen wir uns und lassen emotionale Nähe (und Bindung) zu.

    Bei Menschen, die zur Opferrolle tendieren, ist dieser instinktive Schutzmechanismus außer kraft gesetzt, er funktioniert nicht. Und zwar deshalb, weil diese Menschen aufgrund ihres Mangelzustandes (der i.d.R. lebensgeschichtlich determiniert ist, oft liegen die Ursachen in der Kindheit) so ausgehungert nach Nähe, Aufmerksamkeit, Zuwendung, Anerkennung … sind, dass sie danach gieren, wie ein Ertrinkender nach dem sprichwörtlichen Strohhalm – und in der Folge alle Vorsicht außer Acht lassen.

    Und da zeigen sich aus meiner Sicht auch zwei ganz entscheidene und verbreitete Irrtümer. Der erste ist, dass das Internet, virtuelle Räume, in gewisser Weise „Schuld“ an einem gehäuften(?) Auftreten solcher Phänomene seien. Und der zweite, dass es möglich sei, Menschen davor zu bewahren, indem man Warnungen ausspricht.

    Es liegt zum einen in der Natur der Sache, dass Menschen mit geringem Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl eher das Internet, Online-Kontaktbörsen (früher Kontaktanzeigen, Partnervermittlungen) etc. als die Tanzbar, Supermarktkasse oder andere „reale“ Räume zur Kontaktanbahnung favorisieren. Gäbe es das Internet nicht, wären die Betreffenden allerdings keinen Deut weniger anfällig für diesen destruktiven Täuschungs-Selbsttäuschungs-Mechanismus (Heiratsschwindler, die es bis zum Traualtar schaffen, hat es schließlich schon immer gegeben).

    Und davor zu warnen halte ich in etwa so wirkungsvoll wie das Wegschneiden eines stressbedingten Magengeschwürs: wenn die Ursache nicht wegfällt, kommt das Symptom (an anderer Stelle) wieder. Sprich: wenn der oder die Betreffende nicht die eigene defizitäre Unreife erkennt und anzuschauen bereit ist, sich nicht mit seinem/ihrem Mangelzustand auseinander setzt und lernt, sich den Respekt und die Anerkennung, die er/sie von dem virtuellen Gegenüber erhofft, erst einmal selbst entgegen zu bringen, wird er/sie immer wieder neu „in die Falle tappen“. Dann wird beim nächsten Mal nur eine Kleinigkeit anders sein, und er/sie wird sich einreden, dass die Situation mit der vormals erlebten ja überhaupt nicht zu vergleichen sei.

    Was ich damit sagen will, ist, dass es eben nicht bloß Naivität und ein Mangel an Erfahrung (im Umgang mit den neuen Medien) sind, die Menschen in derartige missliche Situationen bringen. Sondern es sind tiefergehende innerpsychische Prozesse, die nicht allein durch Information und Wissensaneignung zu durchbrechen sind (wobei letztere sicher aber auch nicht schaden können).

  34. @Peter

    Woher nimmst Du die Überzeugung, die beiden Punkte, die Du erwähnst, als IRRTÜMER zu bezeichnen?

    Für mich haben solche Geschichten durchaus einen Warneffekt und man wird mit jedem neuen Kontakt vorsichtiger. Und natürlich kommt man sich im schriftlichen Austausch sprich in der virtuellen Welt näher als wenn man sich im realen Leben kennenlernt und sich nur mündlich austauscht. Die Hemmschwelle liegt im persönlichen Gespräch viel höher!

    Dass man im Internet Kontakte knüpft, hat weniger mit einem schwachen Selbstwertgefühl zu tun als mit einem Mangel an Gelegenheiten. Arbeitstätige Mütter haben nun mal nicht so viel Freizeit und die Wahrscheinlichkeit, an der Supermarktkasse oder in der Tanzbar den Mann fürs Leben zu finden ist relativ klein.

    Solche Betrüger haben einen Riecher für bedürftige Frauen und es gibt im Leben nun mal Situationen, wo man besonders verletzlich und deshalb empfänglicher ist für Zuwendung. Diese Menschen sind nicht a priori naive Opfer. Man hat sie einfach zum falschen Zeitpunkt auf dem falschen Fuss erwischt.

  35. @Rosalie: Bist du denn eine arbeitstätige Mutter, die keine Zeit hat, anderswo als im Internet Kontakte zu knüpfen? Woher nimmst du die Überzeugung, dass man sich im schriftlichen Austausch näher kommt als im persönlichen Gespräch? Warum sind nach deiner Meinung offenbar Männer Betrüger und Frauen bedürftig?

    Da fehlt mir so ein kleines bisschen die Signalisierung der Bereitschaft von deiner Seite, sich selbst und die eigenen Überzeugungen auch mal in Frage zu stellen, sich auch mal auf einen anderen Blickwinkel einzulassen. Insofern denke ich, würde auch mein Versuch noch mehr und andere Antworten auf deine eingangs gestellte Frage als die von mir schon gegebenen zu finden nicht zur Folge haben, dass wir voneinander lernen. Oder?

    Und wenn du schreibst: „Diese Menschen sind nicht a priori naive Opfer. Man hat sie einfach zum falschen Zeitpunkt auf dem falschen Fuss erwischt“, legt mir das die Vermutung nahe, dass nichts von dem, was ich in meinem Posting zu vermitteln suchte, wirklich bei dir angekommen ist. Gute Nacht.

  36. Eine spannende Dynamik hier.

    @Rosalie: ich finde auch, wir geben uns hier keinen Raum, wenn Du einseitig auf Geschlechter-Stereotype fixierst. „Ich will doch nur spielen – Ich tu doch nichts“ (Annett Louisan) versus „Männer sind Schweine“ (Die Ärzte) – führt uns nicht an ein höheres Ziel.

    Gute Nacht auch von mir allerseits!

  37. Guten Morgen

    Ich klinke mich hier aus dieser „Diskussion“ aus. Ich glaube nicht, dass uns eine Fortsetzung irgendwie weiterbringen würde.

    Wünsche Euch allen einen schönen Tag und herzliche Grüsse nach Berlin.

    Rosalie

  38. Was ich überwiegend zur Sache meinte, habe ich geschrieben. Auch zu den Grenzen der blogs.

    Aus den Kommentaren habe ich, wenn ich sie nochmal überfliege, entnommen, das die, die so „über der Sache“ steh`n, wenn überhaupt, nur ähnliches erlebt haben. Das ist bedauerlich genug. Aber um das, worum es hier exakt ging, rankt sich nur Theorie.

    Alles weitere darüberhinaus wäre nun ein persönlicher Diskurs, der meiner bisherigen Erfahrung nach nicht so gerne auf blogs gesehen wird.

    Somit schließe ich mich @Rosalie an.

    P.S.:
    „Das halte ich für übertrieben! Den Hintergrund kann man ja austauschen/vermitteln – auch per Mail.“
    Irgendwie, @Claudia, liest sich das für mich als eine theoretische Annahme.

  39. Du lieber Himmel – kaum schau ich mal einen Tag nicht… ;-)

    Immerhin ist niemand ausfällig geworden, alle bringen legitime Argumente und/oder eigenes Erleben – @Rosalie: schade, dass du wegen ein bisschen Kontroverse schon gleich abhaust!

    Ich finde Peters Beschreibungen besonders bedürftiger Menschen mit wenig Selbstbewusstsein, die deshalb leicht Opfer von Fakes werden, durchaus treffend! Es gibt sie, und gar nicht so selten.

    Abgesehen davon sind wir aber alle gelegentlich bedürftig – der Mensch ist keine Monade, sondern ein aufs Hordenleben angepasster Primat. Die Suche nach Geschlechtspartnern ist nur eine vieler Facetten zwischenmenschlicher Bedürftigkeit: Man möchte gesehen / anerkannt werden, möchte Anderen etwas bedeuten, möchte geliebt und begehrt, zumindest respektiert, manchmal auch bewundert werden.

    Daran ist nichts „Sucht“, das ist Condition humaine – und @Peter klingt ein wenig so, als wolle er sich darüber erheben, es als Schwäche markieren bzw. menschliches Defizit. (Sensible Gemüter schmerzt das, genau wie die an den Haaren herbei gezogene „militante“ Interpretation meines Austauschs mit Sonja, s.o.)

    Fakt ist, dass das Internet seit den 90gern die Möglichkeiten, mit Menschen in Kontakt zu treten, potenziert und technisch sehr einfach gemacht hat. Wunderbar! Nun können wir endlich „einfach so“ mit unzähligen potenziellen (!) Freunden, Partnern, Gespielen, Kollegen, politisch ähnlich Denkenden, das-eigene-Hobby-Teilenden – mit allen „punktuell Gleichgesinnten“ in Dialog tregen.

    Wer will denn da noch in die „Tanzbar“, gar an der Ladenkasse oder auf der Straße jemanden kontakten? Auch sind 9-to-5-Arbeitsplätze mit fester Kollegenschaft seltener geworden, der flexible und mobile Mensch befindet sich nicht mehr so häufig in stabilen Umwelten bzw. statischen Beziehungs-Netzen.

    Kurzum: Netzkontakte, die auch mal ins private Gespräch übergehen, sind normal, sind üblicher Teil der Netzkultur, der sich nur Menschen komplett entziehen, die (=mein Empfinden) der Welt vornehmlich misstrauisch entgegen treten. Menschen, die fortwährend daran denken, ob ihnen etwas oder jemand schaden könnte, nicht aber daran, was es zu gewinnen, zu erleben, zu genießen geben könnte, wenn man sich auch mal auf Unbekannte einlässt.

    Solche Kontakte entstehen wahrlich nicht nur im Rahmen expliziter Partnersuche, sondern quasi „an jeder Ecke“ – wenn man dafür offen ist und jene „Ecken“ aufsucht, die den eigenen Interessen entsprechen.

    Das besondere am „Neuland Internet“ ist nun, dass nahezu jede und jeder alsbald (und oft schmerzlich) erlebt, wie SEHR man schreibend, im sinnlich reduzierten Modus des Textes, den eigenen Projektionen aufsitzt.

    Zwischen die Zeilen interpretiert man eine Menge hinein – je nach Interesse und Bedürftigkeit mehr oder weniger. Wer im Thema A meine Entrüstung teilt, dazu noch geistreich und nicht zynisch ist – tja, von dem denke/erwarte ich automatisch (ohne dass es bewusst wird), dass er auch ansonsten mit mir „auf einer Wellenlänge“ liegt… was für ein Ent-Täuschungspotenzial!

    Solange keine Projektion explizit gebrochen ist, kann sich so schon mal ein seht tief gehender Dialog ergeben, bei dem beide sich füreinander öffnen und wahre Sternstunden erleben. Aber es kann auch extrem schief gehen, wenn z.B. ein nicht mehr zu übersehender „Stein des Anstoßes“ auftaucht, wenn man sich trifft und das Gegenüber doch „ganz anders“ ist, oder eben, wenn eine/einer dabei nicht ehrlich war und das Gegenüber nur benutzt hat (=Fake). Gar einfach verschwindet.

    WARNUNGEN haben durchaus Sinn. Es ist z.B. ein guter Tipp, bei „drohender Vertiefung“ bzw. Lust auf deren unendliche Verlängerung den realen Menschen orten zu wollen: mit Realname, Adresse, Alter, Familienstand – und natürlich will man auch wissen, was der Andere im realen Leben tut. Man merkt ja dann gleich, wie der/die bis dato Unbekannte auf derlei Fragen reagiert – und wenn sich jemand möglichst „im Nebel“ hält, weiß man Bescheid! (=das ist jemand, der mich jederzeit „wegklicken können“ will)

    Wer MIT diesem Wissen dann so einen Kontakt weiter pflegt, ist sich jedenfalls des Risikos bewusst.

    ***

    Mal ein Blogpost aus 2006 zu: „Liebe per E-Mail“.

  40. @Claudia, was Du hier an Gedanken zum Spannungspaar „Selbstbewusstsein Bedürftigkeit“ schreibst, überzeugt sehr. Jeder noch so selbstbewusste Mensch (an welchen Parametern misst sich diese Eigenschaft?)kann, wie Rosalie schreibt, in Situationen kommen, in denen das innere Kind (wieder so ein Konstrukt)oder die Bedürftigkeit sich stark regt.

    Was Du zur Chance des Internets schreibst, da bin ich sehr skeptisch. Sehr!
    Auch an diesem Disput hier erkennst Du, wie sehr vieles durcheinandergeht, man aneinander vorbeiredet, sich nicht versteht. Im aktuellen Gespräch vis a vis KANN man klären, eventuell – und in Sekunden!!! Hier dagegen muß man umfangreich LESEN, VERSTEHEN, INTERPRETIEREN und dann auch noch ANTWORTEN. Das alles zusätzlich zum fordernden Alltag. Der Gesprächspartner dann antwortet IRGENDWANN, womöglich garnicht das Gesagte reflektierend, sondern schüttet eine neue Linie auf oder hat nicht verstanden, spinnt seinen eigenen Faden. Oder er antwortet ÜBERHAUPT NICHT, ist weg – auch NICHT SO SELTEN.
    @Claudia, auf solcherart Kommunikation setzt Du dann?!
    Wenn ich damit falsch liegen sollte, geb doch ein paar Links mit, die fruchtbare Dialoge beinhalten. Dann bin ich bereit, zu revidieren!

  41. Übrigens hast Du, @Claudia, den letzte Satz
    Mal ein Blogpost aus 2006 zu: “Liebe per E-Mail”.
    noch angehängt. DEn sah ich nicht, als ich Deinen Kommentar zum 1. Mal sah.

  42. @Gerhard: Wie wahr! Und jetzt hab ich noch was „gefettet“…. Wenn ich einen Artikel poste, korrigiere ich in den Minuten danach noch Fehler, oder ich ergänze einen Link, der punktgenau passt.

  43. Die Auseinandersetzung mit „Fake“, konnte mich dankenswerter Weise ein wenig von dem tonnenschwer schwebenden Thema „Prism“ ablenken. Kommentare: 0, was für eine eine lähmende Ohnmacht.
    Gruß

    @Claudia: Welchen Code kann ich denn für einfache Formatierungen verwenden (BBcode, HTML)?

  44. –>Mal ein Blogpost aus 2006 zu:
    –>“Liebe per E-Mail”.

    In einem Raum ohne Wände,
    In einem Haus ohne Dach
    In einer Welt voller Hände
    ist Hoffnung das Fach

    das Fach das wir lernen
    als ziel immer galt
    lieben zu lernen
    so werden wir alt

    staunend und stumm
    welt um uns herum
    welt ohne wände
    welt ohne ende
    ——-

    Hallo Ihrs:)
    ich habe meinerseits jahre(jahrzente?) lang
    internet /virtuelle Kontakte und wirkliche
    wirklichkeit (:))strikt voneinander getrennt,
    zu sehr misstraute ich meinem zuhause schimmernden Bildschirm mit den faszinierenden Zeichen.
    Auf der anderen Seite bin ich zu der selben Zeit
    der Faszination der körperlosen Unterhaltung, dem virtuellen
    austausch von Ideen und Gedanken, völlig bar jeglicher
    Körpersprache hoffnungslos erlegen.
    Eine Idee ist eine Idee, ein Text ein Text und jegliches
    Gedankengut wird ausserhalb körperlicher Begrenzungen
    in seiner gesamten weitgefächerten Möglichkeitsform freigestellt. wohl dem der lesen und verstehen kann.
    und mehr noch: wohl dem der/die diese unglaubliche
    Faszination der freien Geistesfliegerei kennt, grenzenloser Austausch, nichts- wirklich nichts- was „verstehen“ behindert. heute meine ich hier hab ich mich damals ein klein wenig geirrt: es ist immer der eigene Horizont der
    einem die Grenzen setzt. (wir leben alle unter dem gleichen himmel, niemals aber unter/hinter dem selben Horizont:)
    mir fehlt bei eurer Diskussion ein klein wenig diese Faszination, die dazu führt, dass jemand überhaupt „ein virtuelles“ Leben führt oder kennt ihr nicht diese Trennlinie zwischen „virtuell“ und „real“?

    gibt es für euch keinen Unterschied zwischen einer face 2 face Begegnung und einem Austausch mit ideen/Gedankengut/sichtweisen eines (körperlich) völlig unbekanntem?

    für mich macht (machte) es einen grossen Unterschied und „virtuelle“ kontakte habe ich sehr lange Zeit völlig anders „bewertet “ als meine normales alltägliches Umfeld.

    mein Bewertungshorizont gegenüber „virtuellem“ war grenzenlos, es spielte für mich keine Rolle von wem
    beispielsweise ein Text, ein Gedicht oder sonst eine ideelle Aeusserung geäussert wurde, es war mir schlicht nciht wichtig wie Jemand aussah, welche Haarfarbe, welche Hautfarbe, welche Sprache, mir war wichtig was inhaltlich in mein Weltbild hereinbrach:)

    und in dieser Form setzte ich mich dann damit mit beständig wachsender Leidenschaft auseinander.
    und hatte über Jahre hinweg meine Freude dran.

    heute ist es normal, mal kurz mit jemand zu chatten/mailen-oder was auch immer ideell möglich ist/
    der auf dem gegenüberliegenden Teil der Erde wohnt.
    ich weiss noch zu genau wie fasziniert ich war in „Echtzeit“ mit jemand aus Stavanger übers internet zu kommunizieren. Diese unmittelbare grenzenlose freiheit der Kommunikation traf mich wie ein Hammer und faszinierte mich
    nachhaltig. kennt ihr nichts von all dem?
    hab ich mir nur was eingebildet:) ?

    für mich ist jedenfalls als ziemlich sicher anzunehmen, dass diese Form der Kommunikation langfristig sehr gut dazu geeignet ist, sich selbst aus einem völlig anderem Blickwinkel kennenzulernen. Ein Umstand, von dem ich nur noch nciht genau weiss ob man andere vor dieser Erfahrung warnen oder dazu ermuntern sollte:)

    gruss zwischendurch in die Runde
    i.m.sz

  45. @Claudia
    Ich bin nicht „abgehauen“, weil hier kontrovers diskutiert wird. Aber meine Zeit ist knapp und ich bin keine Schnellschreiberin und das Schreiben geht oft zulasten des Nachtschlafs. Und ich muss gestehen, dass mir auch die deutsche „Streitkultur“ manchmal nicht so behagt. In der Beziehung sind wir Schweizer wohl ein wenig mimosenhaft. Das sieht man besonders gut an Diskussionen im Schweizer Parlament. Wenn dort jemand ein klein wenig „ausfällig“ wird und darüber in der Tagesschau berichtet wird, sagen wir gleich: „Du meine Güte – bald haben wir hier deutsche Verhältnisse!“. Die Art und Weise wie in Deutschland Politiker verbal aufeinander „losgehen“, löst in der Schweiz immer wieder ungläubiges Staunen aus. Ihr habt ganz allgemein einfach eine andere Diskussionskultur und wir sind uns das nicht gewohnt.

    Und wenn mir jemand (Peter) schreibt, dass er das Gefühl hat, dass ich von dem, was er zu vermitteln versucht hat, anscheinend nichts verstanden habe, dann glaube ich nicht, dass ein weiterer Austausch sinnvoll ist und dafür ist mir meine Zeit zu schade und ich nutze sie dann lieber, um ein eigenes Blogpost zu schreiben oder Mails zu beantworten. Aber ich werde die Diskussion natürlich weiterverfolgen, sofern sie hier nicht endet.

  46. Wenn eine Geschichte „authentisch“ ist, dann muss sie noch lange nicht „wahr“ sein. Diese Geschichte geistert bereits seit einiger Zeit durchs Internet und nervt langsam, aber dafür umso sicherer… ;-)

  47. @Ingo:

    von mir weißt du ja seit Netz-Urzeiten, dass ich die Faszination durchaus kenne und auch ausschweifend genutzt habe. Zum Glück ist mir dabei niemals etwas Schlimmes zugestoßen, allenfalls mal eine gewisse Enttäuschung, wenn das Reale zeigte, dass ich „virtuell“ Erwartungen und Vorstellungen gehegt hatte, die eben nur „der Möglichkeit nach vorhanden“ waren, aber nicht in Wirklichkeit.
    Dass es „die Faszination“ immer noch gibt, liest man in vielen persönlichen Blogs – wobei dann halt meist die Flops, die Enttäuschungen, das Fehlverhalten zur Sprache kommen. Only bad news are good news – was will man schon schreiben, wenn alles prima ist?

    @Rosalie: danke für deine Erläuterung zur schweizerischen „Mimosenhaftigkeit“. Erinnert mich ein bisschen an Asien/Kambodscha, wo das noch viel krasser ist. Da darf niemand offen kritisieren oder widersprechen, sonst verliert man Gesicht. Dafür geht man mit der Belegschaft saufen, um mal Tacheles zu reden – um dann am Morgen danach lächelnd auf „wir waren ja so voll…“ zu verweisen.

    Wenn mir jemand sagt, er meine, ich verstünde ihn nicht, dann mache ich zumindest einen weiteren Versuch…. bzw. widerlege falsche Unterstellungen, wie etwa im Geschlechterthema: du hattest nirgends gesagt, dass immer nur Frauen Opfer und Männer Betrüger sind, sondern aus persönlicher Erfahrung heraus NATÜRLICH über Männer als virtuelle Kontakte gesprochen. Bzgl. der Meinung, NUR Menschen mit geringem Selbstbewusstsein, die „suchtartig“ am jeweiligen Kontakt hängen, könnten solche Dinge erleben, hab ich ja dann „stellvertretend“ widersprochen.

    Was „Selbstbewusstsein“ in diesem Kontext bedeutet, wäre dann allerdings auch mal ein paar weitere Gedanken wert…

    @Matthias: HTML. Ich sollte das noch unters Kommentarfenster schreiben. Eine Zeit lang hatte ich einen Editor, der Formatierungen erlaubte, leider produzierte der Fehler und ich musste ihn wieder abschaffen (Tipps gerne!).

    Prism etc. ist ein so großer Brocken, dass ich gut verstehe, dass hier nicht darüber diskutiert wird. Dazu wäre erst ein eigener Beitrag von mir erforderlich, der auch zum Gespräch anreizt. Kann gut sein, dass der noch kommt, im Moment hab ich dazu nicht viel zu sagen, außer eben, dass ich das alles zum Kotzen finde und darüber staune, wie wenig es „die Masse“ tangiert, wenn Demokratie und Rechtsstaat komplett ausgehölt werden. (Kommentare dazu bitte nicht in diesen Thread!)

  48. @Claudia (und alle): Was die Bedürftigkeit angeht, habe ich wohl den Fehler begangen, in meinem kleinen theoretischen Diskurs die Erörterung des Unterschieds zwischen süchtiger/suchtartiger und normaler/gesunder Bedürftigkeit zu unterlassen (hatte irrtümlicherweise vorausgesetzt, dass das klar und kein Anlass zu möglichen Missverständnissen sei).

    (Emotionale) Bedürftigkeit an sich ist natürlich, wie du richtig stellst (danke dafür), nichts defizitäres oder süchtiges, sondern etwas zutiefst menschliches. Pathologisch oder süchtig wird die Bedürftigkeit erst dann, wenn sie sozusagen fehlgeleitet wird, wenn die angewandten Erfüllungsstrategien nicht mehr zielführend sind, nicht dazu geeignet, das wirkliche Bedüfnis zu befriedigen.

    Am ehesten lässt sich das vielleicht an der „klassischen“ Suchtstruktur des Alkoholismus verdeutlichen: Der nicht süchtige Mensch trinkt ein Glas Wein oder zwei, und er genießt es. Den Alkoholiker hingegen macht sein Suchtmittel nicht satt; im Gegenteil, er braucht immer mehr davon, muss die Dosis steigern und das Intervall verkürzen. Denn hinter dem nach der Droge verbirgt sich ein ganz anderes Bedürnis: nämlich das, eine „innere Leere“ zu überdecken (sprich die Erfüllung vitaler menschlicher Grundbedürfnisse).

    Und ein ählicher Selbsttäuschungs- und Ersatzbefriedigungsmechanismus wirkt wohl auch in den Fällen, in denen Menschen zum „Fake“-Opfer werden: Das (virtuelle) Gegenüber wird idealisiert, ein Realitätscheck wird (unbewusst) vermieden oder hinausgezögert, Warnsignale werden nicht als solche erkannt, was nicht passt, wird (in der Phantasie) „passend gemacht“ etc.

    Denn die Bedürftigkeit, die dahinter steht, ist so übermächtig (süchtig) und nach Erfüllung drängend, dass eine Nichterfüllung sozusagen außerhalb des Vorstellungsvermögens liegt. Wäre es so, dass in erster Linie Naivität und Unbedarftheit „in die Falle führen“, müssten ja eigentlich mehr junge Menschen in solche Fake-Geschichten involviert sein. Tatsächlich sind es wohl aber meist Frauen und Männer mittleren oder reiferen Alters, die es doch eigentlich vor dem Hintergrund ihrer 40-, 50- oder 60-jährigen Lebenserfahrung „besser wissen“ sollten.

    Deshalb auch meine Überzeugung, dass Warnungen alleine nicht dazu führen, dass Geschichten, wie die von Victoria S. geschilderte (ob sie nun erlebt, erfunden oder eine Mischung aus Fiktion und Wirklichkeit ist, sei dahin gestellt) weniger werden. Sondern die dahinter stehehende Bedürftigkeit muss angeschaut werden: im Lichte der Realität.

    Und das kann auch schmerzhaft sein und weh tun. Aber dann können Veränderungsprozesse in Gang kommen, in deren Folge der Mensch nicht misstrauischer, sondern lebendiger wird, sich selbst und seinen Instinkten wieder trauen und gesunde und realitätsnahe Bedürfnisbefriedigungs-Strategien leben kann.

    Selbstbewusstsein (@Claudia, @Gerhard) = wie es das Wort schon sagt: sich-seiner-selbst-bewusst-Sein, sich über die eigenen Stärken und Schwächen, Talente und Defizite, Licht- und Schattenseiten halbwegs im klaren sein, sich nicht als „Zwerg seiner Ängste“ und nicht als „Riese seiner Träume“ sehen, zu wissen, dass man nicht perfekt ist, es aber auch nicht sein muss, im Frieden mit sich selbst und seiner Umwelt zu leben, Selbst- und Fremdbild (das, wie andere mich sehen) einigermaßen in Einklang gebracht zu haben …

    Und ich behaupte immer noch, dass selbstbewusste Menschen weniger dazu neigen in die Opfer-Rolle zu geraten als solche mit fehlendem oder gering entwickeltem Selbstbewusstsein.

    @Rosalie: Dass ich das Gefühl hatte, du hättest nicht verstanden, was ich zu sagen versuchte, war nicht meine beabsichtigte Botschaft an dich. Eher hatte ich das Gefühl (und habe versucht, dir das kund zu tun), dass du das, was ich sagte, nicht gelten lässt: indem du es mit deiner Sicht der Dinge überschreibst.

    Und ich hatte (und habe) das Gefühl, dass hinter den Schilderungen deines Erlebens ziemlich hartnäckige Überzeugungen stehen, gegen die ich nicht ankomme, selbst wenn ich versucht hätte, meine Sicht noch besser und noch ausführlicher zu begründen. Aber vielleicht irre ich mich da auch …