Claudia am 11. März 2012 —

Das Digital Diary erneuern – aber wie?

Wäre ich mein eigener Kunde, hätte ich kein Problem, dieses Blog binnen weniger Tage technisch und gestalterisch zu modernisieren. Ich würde abfragen, welche Elemente bleiben sollen und ob der Kunde noch andere, neue „Features“ oder statische Seiten dazu haben will. Vorab würde auch geklärt, wieviele Spalten es haben wird und ob Inhalte in einen abgesetzten Footer verlegt werden sollen. Farben, gewünschte Logos und grafische Elemente, die der Kunde gerne sehen will, wären ebenfalls ein Thema – und dann würde ich loslegen.

Warum zum Teufel gelingt mir das bei meinem eigenen „Hauptblog“ nicht? Es fängt schon damit an, dass der Gedanke ans eigentlich ewig schon fällige Update immer dann auftaucht, wenn andere Aufgaben quasi Schlange stehen. Klar, dass ich dann eher die wichtigeren Dinge abarbeite, anstattt mich in so etwas „Nachrangiges“ zu vertiefen. Und wenn ich doch mal länger drauf schaue und darüber nachdenke, wie es werden könnte, fällt mir soviel ein, dass ich mich nicht entscheiden kann und mir dann lieber sage: never touch a running system.

Es DARF jetzt anders werden!

Immerhin hat sich im mehrfachen Begrübeln mittlerweile eine Grundidee verabschiedet, an die ich mich bis jetzt – bis ins 13. Diary-Jahr also – gehalten habe: nämlich die, dass es optisch im Wesentlichen immer gleich bleiben soll, um die Lesergewohnheiten nicht zu stören.

Es gibt ja diese Liste „alles von 1999 bis heute“, die einen Blick zurück ermöglicht: Ins Blogscript WordPress hab‘ ich nämlich bisher nur die Beiträge bis inkl. 2005 übertragen. Die Einträge aus 2001 bis 2004 zeigen noch das vorherige, sehr ähnliche, aber technisch anders umgesetzte Design. Davor wird es dann richtig „steinzeitlich“. Die Texte musste man sich damals innerhalb eines Frameset herbei klicken. Einzelnes Verlinken der Texte war gar nicht vorgesehen, denn damals stand noch die ganze „Homepage“ im Zentrum aller Aufmerksamkeit, nicht der einzelne Beitrag. Zugunsten der Vollständigkeit der Liste hab ich diese Texte dennoch verlinkt, die natürlich ohne die zughörigen „anderen Fenster“ mit Menüs scheusslich aussehen.

Aber wer liest schon uralte Texte? Klar hatte und habe ich immer vor, dies alles auch noch in die jetzige Technik zu übertragen, doch wird da vermutlich erst was draus, wenn ich den „großen Sprung nach vorne“ endlich mache und mir ein neues Design zulege.

Das erneuerte Digital Diary soll besser an verschieden große Bildschirme angepasst sein, insgesamt also deutlich flexibler. Dazu etwas größere Schrift, mehr Platz für den eigentlichen Inhalt, weniger „chaotisch verteilte“ Links (ganz oben, rechts, links, unter- und oberhalb der Beiträge, ganz unten), sondern eine übersichtlichere Struktur. Eventuell auch ein prägnanter, deutlich abgesetzter Footer, in dem die „letzten Kommentare“ und die Möglichkeiten, noch Anderes anderswo von mir zu lesen, Platz finden ohne zu stören.

Vom Inhalt zur Person: Ein Update kommt selten alleine..

Beim Aufräumen ergibt sich dann auch gleich die Notwendigkeit, meine eigentliche „Homepage“ (www.claudia-klinger.de) endlich auch mal vom Charme der 90ger zu befreien und als aktuellen Knotenpunkt des Klinger-Webs zu gestalten. Sie war ja nie wichtig gewesen, denn Webwork-Kunden finden mich immer schon anders und Stammleser, wie auch Freunde und Bekannte steuern meine Blogs direkt an.

Die große Mehrzahl der Spontanleser interessieren sich allerdings seit Jahren nicht mehr für Seiten, Homepages oder ganze Blogs, sondern nurmehr für Themen (=Artikel-Überschriften). Und viele lesen die Texte über Aggregatoren und Newsreader, zunehmend auch mit Smarthandys. Die problemlose Nutzbarkeit des einzelnen Artikels muss also im Vordergrund eines Redesigns stehen – ohne dabei auf Wiedererkennbarkeit und „anheimelnde Optik“ für Stammleser/innen zu verzichten.

Dass neuerdings neben den Artikeln auch die „Person als Marke“ Bedeutung gewinnt, verdankt sich den sozialen Netzwerken, deren Vernetzungsmöglichkeiten entlang an Personen, nicht an Inhalten strukturiert ist (wie sie noch für die Welt der Foren typisch und sehr nützlich ist!). Mir gefällt das nicht, denn es war mir immer schon zuwider, ein Aufhebens um meine Person zu machen – jetzt aber kann ich mich dem nicht ganz entziehen, will ich nicht in der Versenkung verschwinden. Also braucht es nun auch endlich das Update der Seite Claudia-Klinger.de, die Google anständigerweise als erstes anzeigt, wenn man meinen Namen googelt. (Die soll dann bequemerweise gleich als „Seite“ vom Blogscript mitverwaltet werden).

Und was sonst noch?

Dies ist ein recht egoistischer Text, denn ob es jemandem „zu lang“ oder „zu technisch“ wird, ist mir grade eher schnuppe. Ich wittere im Gegenteil Morgenluft bezüglich der Umsetzung meiner Wünsche – denn wenn ich schon mal drüber schreibe und dabei sogar Detail-Vorhaben erwähne, ist das ja fast schon ein ordentliches „Briefing“ in eigener Sache.

Alsdenn, mal einfach „ins Unreine“ aufgelistet:

  • Die Rundmail „Klinger-News“, die ich hier noch verlinkt, aber schon länger nicht mehr versendet habe, kommt entweder weg oder entsteht neu: als ureigenes und von niemandem sonst abhängiges kleines soziales Netz jener Menschen, die sich dafür interessieren, was ich im Web und im Leben so mache. Ganz unabhängig von bestimmten Themen und von der Teilnahme an sozialen Netzen, in denen ich ja immer nur partiell und zeitweise aktiv bin. Ein vielleicht vierteljährliches „Hallo-mich-gibts-noch“, das für mich auch den Vorteil hätte, hinschreiben zu müssen, was das Wesentliche des jeweiligen Zeitraums war.
  • Die Links zu meinen anderen Blogs, zu gern gelesenen Blogs und zu dem, was ich so täglich als lesens- bzw- erwähnenswert in die Welt poste, müssen grundsätzlich überdacht und sinnvoll, aber auch „immer aktuell“ strukturiert werden. Friendfeed zum Beispiel nutze ich deutlich weniger, seit es mich auf GooglePlus gibt und seitdem Friendfeed nicht mehr verlässlich an Twitter weiter meldet – trotzdem ist meine Friendfeed-Seite in der linken Spalte derzeit noch prominent verlinkt. Und natürlich muss auch die Startseite ins Netz in die Erneuerung einbezogen werden. Da herrscht auch das reine Chaos, nur ganz grob geordnet.
  • Header und Logo: ein schwieriges Thema! Aber auch der Kern der Wiedererkennbarkeit. Das vorhandene Logo (bzw. Bildelement mit Logo-Funktion) ist ohne viel Nachdenken irgendwann mal spontan entstanden. Momentan neige ich zu einer mehr typografischen Lösung, die aber trotzdem irgendwie stimmungsvoll sein soll.
  • Der Untertitel: wenn ich schon mal dabei bin, ist der jetzt auch mal fällig! „Vom Sinn des Lebens zum Buchstabenglück“ entstand in memoriam der ersten Netzjahre, als ich noch gerne über philosophische Grundfragen schrieb, ohne dass die wirklich viel mit meinem Leben zu tun gehabt hätten. Und das „Buchstabenglück“ bezog sich auf das „Regenwurmglück“, das Vilém Flusser als mögliches Schicksal der Menschheit voraussah – und auf meine uralte „Reise durch die Philosophie im Web“ (1996), die dieses Regenwurmglück im Titel trug. Die „Suche nach dem Sinn des Lebens“ hatte ich als Aufhänger für den über Jahre sehr erfolgreichen Beitrag genutzt. Von alledem weiß heute aber keiner mehr ‚was und suchmaschinentechnisch ist der Untertitel seit Jahren eine einzige Katastrophe! (Sowas wie „Claudia Klingers Anmerkungen zur Zeit“ wär‘ 1000 mal besser – ist jetzt aber nur ein Arbeitstitel)
  • Auch die Kategorien sind zu überdenken: Wer klickt schon auf „Leben und Arbeiten“? Vorüber gehende Themen (wie Rauchstopp-Blog, Kambodscha) haben da auch nichts verloren, nutzen sie doch Platz, auch wenn gar nichts mehr Neues hinzu kommt. Andrerseits sind sie wenigstens reizvoll konkret, wogegen „gesund leben“ mich kaum zum Klick verführen würde… schwierig!
  • HTML/Coding: natürlich soll das Diary dann auch einen top-modernen HTML5-Code bekommen und für Robots, Suchmaschinen und Screenreader optimal strukturiert sein. Bildschirme bis zu Tablet-Größe sollen alles noch gut anzeigen, für Handys denke ich an ein separates Theme. Ein Design „für alle“, das maximal „responsive“ auf die abrufenden Gerätschaften reagiert, ist mir momentan noch zu futuristisch: da wachsen die Ansprüche schnell in den Himmel und man hat auch wieder das alte Problem, dass der Microsoft-Browser technisch hinterher hinkt und immer eine Extrawurst braucht.

Angesichts dieser Liste, die gewiss noch wachsen wird, wundert mich nicht, dass ich es bisher nicht in Angriff genommen habe. Es reicht halt nicht mehr (genau wie in meiner Küche) nur „die Wände neu zu streichen“ oder hier und da was dran zu basteln – Grundsanierung ist angesagt!

Und dieser Artikel ist immerhin ein erster Schritt… :-)

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Diskussion

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10 Kommentare zu „Das Digital Diary erneuern – aber wie?“.

  1. Also bei den Kategorien hast du Recht: Bei Leben und Arbeiten kommt mir als erstes die Frage in den Sinn: „als was?“ Workaholic, Ü30, Ü40 oder wie bei mir als Alleinerziehende. Bei Rauchen und Kambodscha hast du auch Recht, schön konkret. Wenn nix neues dazu kommt bei den Themen könnten doch immerhin Seiten mit Links zu den Artikeln daraus werden.

    Ich wünsch dir jedenfalls viel Erfolg und Nerven… du wirst schon das richtige für dich finden!

    LG Tina

  2. @Tina: Wow, du hast ja wirklich den GANZEN Text gelesen! Danke dafür – und für die ermunternde Resonanz!

  3. Könnte daran liegen dass ich gerade3 auf der Suche nach einem passenden Theme für einen Zweitblog bin. Ist wahnsinnig schwer, weil es natürlich toll werden muss…wie immer ;-)

  4. Wow, schon beachtlich deine Liste „Alle Artikel 1999..“.

    Auf dieses Durchhaltevermögen darfst du echst stolz sein. Ein neues Layout diskutierst du dabei auch ja immer wieder mal :) wobei ich deinen aktuellen blog immer noch sehr zeitgemäss finde.

    Wie du es auch machen willst, wünsche ich dir einfach weiterhin viel Spaß und Freude, entweder beim neuen Layout gestalten oder beim Füllen von Inhalten, deiner existierenden Seite.

  5. Lieber Menachem,

    das Digital Diary ist ein Text-Konvolut, das seine Existenz und sein Wachstum NIEMALS Fähigkeiten wie „Durchhaltewillen“ zu verdanken hatte!

    „Durchhaltewillen“ ist angesagt, wenn die Sache selbst keine ausreichenden Anreize mehr verströmt, wenn man anfängt, etwas aus Sekundärinteressen weiter zu betreiben, wenn es also zum „reinen Brotjob“ wird.

    Das „Digital Diary“ leiste ich mir als Freiraum von dieser „angesagten“ Denke. Und es wird dafür auch durchaus geschätzt, doch wenn es technisch veraltet und sich über Jahre den neuen Lesegewohnheiten nicht anpasst, dann hat es keine Zukunft (die ja meine Gegenwart von morgen ist).

    Es ist aber nicht irgend eine aktuelle Angst, die mich antreibt, mal wieder über „Grundsanierung“ nachzudenken, sondern eine Blüte der Prokrastination. :-)

    Mich wundert das immer wieder: wenn meine Arbeit fordernder, dichter, disziplinierter und terminierter wird, wachsen gleichzeitig die „sonstigen Aktivitäten“ – durchaus auch bis in die Umsetzung.

    Mich wundert das! Eigentlich sollte man, wenn alle Pflicht abgearbeitet ist, freudig an die „Can-Dos“ gehen – dem ist aber nicht so. Erst wenn kraftvolle „MustDos“ auf neue Art fordern, kommt gleich noch eine Latte „CanDos“ dazu, sowohl Ideen und Pläne, als auch ein Stück Umsetzung.

  6. Ja, Claudia, mein Kommentar war etwas unüberlegt und lapsig (sagt man so?).
    Dabei fällt mir mal wieder auf, dass Kommentare ja nur eine eigene Reflektion sind und in dem Sinne eigentlich keine Antwort darstellen? Manchmal versuche ich Kommentare fernab meiner eigenen Gedanken zu lesen und zu erfragen, was bewegt den Schreiber jetzt in seinen Kommentargedanken.
    In Kommentaren öffnet man glaube ich eine Tür zum „Komm doch herein“. Mich wundert dabei, dass ich das noch immer in den meisten Kommentaren nicht verstehe. Ich empfinde es auch als anstrengend, Kommentare dahin gehend zu lesen, sich in das Geschriebene hinein zu versetzen. Das fordert mir viel Konzentration ab, die ich nicht immer aufbringen kann.
    In meinem Kommentar lag vielleicht mehr auch die Frage an mich selbst, was mag einen Menschen bewegen, soviele Beiträge zu schreiben, zu der ich selbst nicht die Ausdauer hätte? Und ohne die mir nicht gegebene Ausdauer zu hinterfragen, habe ich deine ersteinmal bewundert.

    Ist eigentliche „Durchhaltevermögen“ und „Durchhaltewille“ synonym?

  7. @Menachem: nein, sicher nicht – der Durchhaltewille muss sein, um das „Vermögen“ überhaupt zu testen. Wobei sich heraus stellen kann, dass man es nicht hat.

    Mein Widerspruch richtete sich aber vornehmlich gegen die Betonung des „Durchhaltens“: als sei es eine LAST, in ein Blog zu schreiben, was einen gerade bewegt! Ich sortiere schreibend meine Gedanken zu einem Thema, stelle meine Sichtweisen auf Welt und Selbst vor, bzw. konkretisiere sie schreibend – das ist doch eine FREUDE.

    Warum ist es für dich eine Last?

  8. Im Hintergrund meiner Lounge Musik lauschend überlege ich, was „Vermögen“ meint? Ist es ein Fundus, ein Vermögen im Sinne von Reichhaltigkeit, von Können?

    „Durchhalten“ kann m.E. nach sehr wohl auch im Sinne einer Last verstanden sein – kurzfristig. Wenn kleine Geschwister in schwierigen Zeiten durzubringen sind, wenn kranke Eltern zu pflegen sind – all das mag „durchhalten“ zu einer Last werden lassen. Doch steht dahinter nicht langfristig die Aussicht auf Erfolg, im Durchhalten ein Ziel erreichen zu können, auch – im ungünstigen Fall, es nicht erreicht zu haben.

    Ich empfinde „Durchhalten“ nicht als Last, sondern als großen inneren Antrieb ein Ziel zu erreichen, auch wenn sich dabei einen Hürden in den Weg stellen.

  9. ja ok. Trotzdem ist „durchhalten“ echt das Letzte, was mir beim Bloggen in den Sinn kommt. Sowohl als Wille wie auch als Vermögen…

    Man hat ja auch immer mal wieder Sex – spricht da jemand vom „durchhalten“?

  10. […] Das Digital Diary erneuern – aber wie? […]