Claudia am 19. September 2011 —

Berlinwahl: Riesenerfolg für die Piraten

Piraten entern BerlinMit 8,9 Prozent der Stimmen wurde gestern die Piratenpartei ins Berliner Abgeordnetenhaus gewählt. Mit einem so großen Erfolg hatten sie selbst nicht gerechnet, sonst hätten sie wohl mehr Kandidaten aufgestellt: alle 15 Leute von der Landesliste ziehen ein, einige BVV-Sitze in den Bezirken bleiben sogar leer, da die Gewählten wider Erwarten gleich ins Abgeordnetenhaus können.

Mich freut das sehr, war es mir doch ein Anliegen, für das ich mit dem Beitrag „Sieben Gründe, mit 50plus die Piraten zu wählen“ am Samstag noch umfangreich gebloggt hatte.

Der STERN untertitelt das Ereignis mit dem Satz „Erstmals hat die Netzgemeinde eine politische Vertretung in einem Landesparlament“. Das ist zwar eine Übertreibung, denn netzpolitische Meinungen und Anliegen sind sehr viel breiter und kontroverser, als dass sie von nur einer Partei vertreten werden könnten.

Doch wahr ist, dass mit den PIRATEN endlich haufenweise engagierte, vornehmlich junge Menschen die politische Arena betreten, die nicht erst Jahre lang ihre Berührungsängste aufarbeiten und mühsam Medienkompetenz in Sachen Internet gewinnen müssen. Die nicht fortwährend Gefahren an die Wand malen und/oder den Konzernen nach dem Munde reden (man denke nur an „Leistungsschutzrecht“) , sondern sich überlegen, wie die neuen Kommunikationsmöglichkeiten für die politische Willensbildung genutzt werden könnten (Stichwort „Liquid Democracy“).

Ein „Vollprogramm“ braucht die Piratenpartei nicht, denn sie wird Fragen, wenn sie anstehen, im Netz diskutieren und DANN entscheiden. Sie verstehen sich eher als neues „Betriebssystem“ in Sachen Demokratie, denn als Programmpartei alten Musters. Wir dürfen gespannt sein, wie das Vorhaben sich entwickelt, wenn die PIRATEN intensiveren Kontakt mit der Parlamentswirklichkeit bekommen! :-)

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Diskussion

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3 Kommentare zu „Berlinwahl: Riesenerfolg für die Piraten“.

  1. Ich weiß gar nicht, worüber ich mich mehr freuen soll: Über die katastrophalen Zahlen der FDP oder über die sensationellen Zahlen der Piraten. Beide Parteien haben dieses Ergebnis aufgrund ihrer inhaltlichen Positionierung redlich verdient.

  2. Und ich weiß noch nicht so richtig, soll ich das als Verlust oder als Gewinn für die Demokratie bezeichnen?

  3. Ich habe die Berlin-Wahl aus der Ferne betrachtet und das Ergebnis mit einem weinenden und einem lachendem Auge gesehen.
    Weinend, wie eine einstmals hochgeachtete Partei völlig unter die Räder gerät – und nach der Mecklenburg- und Berlin-Pleite immer noch EINEN Sündenbock sucht anstelle das ganze Tun und Handeln zu überdenken.

    Das lachende Auge sind die Piraten. Bleibt abzuwarten, wie sie sich in der Maschinerie des Parlaments behaupten, leicht wird man es ihnen nicht machen.
    Vielleicht kehren ja in Berlin neue Besen gut.

    VG Harald