Claudia am 02. Februar 2011 —

Diktatorendämmerung und westliche Heuchelei

„Es steht also zu befürchten, dass jetzt doch alle arabischen Machthaber zittern müssen“ sagte die Nachrichtensprecherin Ute Brucker gestern im ARD-Brennpunkt.

Trotz der von Tag zu Tag Umsturz-freundlicheren Berichterstattung trifft man den Ton noch nicht so recht. Kein Wunder, hat „der Westen“ doch Jahrzehnte lang all diese Diktatoren unterstützt, deren Volk jetzt aufsteht und all das fordert, was für uns hier selbstverständlich ist. Hauptsache „Stabilität“, damit unsere Firmen ungestört ihren Geschäften nachgehen können und die Urlaubslaune der Touristen nicht getrübt wird. Vor allem aber: damit keine „Islamisten“ an die Macht kommen und die Mauer rund um Europa andere bewachen.

Meine äußerst kurze Tunesien-Erfahrung

Dass Tunesien ein Polizeistaat ist, hab ich während eines einstündigen Aufenthalts in diesem Land in den späten 80gern gemerkt. Der Pass meines Begleiters war abgelaufen und normalerweise hätte das durch einen Kontakt zum Konsulat locker behoben werden können – aber man ließ uns gar nicht erst anrufen. Eine Horde feindseliger, schwer bewaffneter Grenzer behandelte uns ausgesprochen mies und wir mussten mit dem gleichen Flugzeug zurück fliegen. Kein Hotel-Arrangement, nicht genug Bestechungsgeld – das waren unsere Fehler. Ich war mir sicher: nie wieder Tunesien!

Wer sich für mehr als die Altertümer in Ägypten interessiert hat, konnte immer schon wissen, wie doppelzüngig und heuchlerisch die westliche Politik mit den Machthabern und Völkern der arabischen Welt umgeht. Aber es hat keinen interessiert. Der Preis dieser Ignoranz ist jetzt, dass die Stimme der EU und der USA nicht gerade viel Gewicht haben wird bei jenen, die in diesen Tagen ihr Schicksal in die eigenen Hände nehmen und die Diktatoren zum Teufel schicken.

Die gesamten Ägyptischen Auslandsschulden könnten mit dem Vermögen bezahlt werden, das die Mubarek-Chlique außer Landes geschafft hat, hab ich dieser Tage irgendwo gelesen. Das zu dulden ist ebenfalls Kooperation mit dem Diktator, die bisher noch niemand in Frage stellt. Warum nicht mal damit aufhören?

Na, was bringts, wenn ich mich hier aufrege – nix! (Für die Vor-Ort-Info empfehle ich Gutjahr’s Blog).

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Diskussion

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12 Kommentare zu „Diktatorendämmerung und westliche Heuchelei“.

  1. …ich find nicht, Claudia, dass „du dich hier aufregst“; du benennst einiges,
    und das IST viel und ist wichtig. (Ich bin „neu“ hier auf deinen Seiten und möcht mich für den Zugang und das, was ich da vorfinde, bedanken! Fidi)

  2. Wenn die Oberen bei uns machen könnten, wie sie eben nicht können – wer weiss wie es da bei uns aus sehen würde. Ich traue den Politiker schon lange nicht mehr. Wie eben bei uns in der Schweiz bekannt wurde, sind etwa 80 % der Politiker von Grossfirmen angestellt und sind so, nicht mehr dem Bürger verpflichtet.In ganz Europa regiert dafür das Geld wie in den Arabischen Ländern die Menschen sind auch hier käuflich (nur nicht so direkt, sie werden einfach angestellt und beziehen Lohn und die Befehle von den Konzernen. Was ist besser oder schlechter? Bestechlich bleibt bestechlich.
    lg Erwin (zentao )

  3. Über Mubarek hört man jetzt immer wieder, ehe er abdankt, zieht er lieber ein ganzes Volk mit in den Abgrund.

    Dazu muss man nicht nach Ägypten. Nur hier sind die Mubaraks nicht vornehmlich die Politiker, sondern die Mächtigen der Wirtschaft. so machen das z.B. die Versicherungskonzerne nur eleganter und still, sowie auf lange Sicht. Das deutsche Rentensystem, von dem bis vor Jahren noch die meisten relativ gut im Alter auskommen konnten, wird so langsam auf eine Minimal-Basisrente umfunktioniert, das zwingend eine Zusatz-Versicherung notwendig macht.
    Eine Gelddruckmaschine, fast ein Perpetuum mobile für diese Unternehmen. Und die anderen Großkonzerne haben ähnliche Methoden, still und leise von hinten durch die Brust.

    Nur, solange wir noch genügend Geld haben um Windeln zu kaufen, bleibt das Volk ruhig. Gut, das wir keine Hellseher sind.

  4. @Claudia:
    Sorry, für 1 x ist es nicht einfach eine andere Sicht, die immer legitim ist und Blogs interessant macht, sondern die üblicherweise starke Fakten-Argumentationslinie von dir, die ich vermisse.

    1. Wer in den Achtzigern mit einem abgelaufenen Pass in die Ferien geflogen ist, hatte nicht alle Tassen im Schrank und korrekt ausgedrückt, hat grob fahrlässig gehandelt.

    Kontaktiere mal heute das Auswärtige Amt in Bonn und frage nach, ob es das AA als weltweite primäre Botschaftsaufgabe ansieht auf Telefonanruf abrufbereit, d.h. einsatzbereit zu sein, um undisziplinierten Touristen zu einer Passverlängerung zu verhelfen! Wenn es dann gemacht wird, soll es meiner Meinung nach ruhig 2 bis 3 x mehr kosten als eine normale Passverlängerung. Ohne diesen Schritt bezahlt nämlich der normale Steuerzahler mit, für die Disziplinlosigkeit der Auslandsreisenden zahlenmässig (relevant sind die Touristen)

    In den Achtzigern konnte man auch nicht in die damaligen Ostblockstaaten reisen mit einem ungültigen Pass. 2001 wird jeder in NY ins nächste Flugzeug gesetzt und zurück geschickt, der keinen gültigen Pass hat.

    Im Frühjahr 1980 (RAF Hysterie in D) wurde ich mit kurz abgelaufenen Deutschem Pass am Deutschen Zoll in Basel zurückgewiesen. Was ich im Gegensatz zu deiner Erfahrung noch immer hirnrissig ansehe, denn selbst mit einem abgelaufenen Papier sollte man da Zugang haben, wo man herkommt.

    Nachdem ich schon einige Jahrzehnte auf der Welt bin, musste ich für eine Passverlängerung, also ich war im Besitz eines gültigen Passes am Ende der Laufzeit und bin seit Jahrzehnten in den Registern der zuständigen Behörde geführt, einen Geburtsschein beibringen um einen neuen Pass zu erhalten.

    Bei meiner Erfahrung mit deutschen Behörden, verstehe ich die Kritik an den Tunesiern in den Achtzigern nicht, aber überhaupt nicht.

    2. Es ist eine absolute Schrottbemerkung von einem Egofritzen, welcher mit einer Behauptung ins Blaue hinaus Beachtung erzielen will, dass das im Ausland versteckte Mubarak Vermögen reicht, um die Auslandsschulden von Ägypten zu tilgen. Rasch gegoogelt. Stand 2008 hatte Ägypten eine Auslandsschuld von US$ 32’120’000’000

    Bis heute weiss gar niemand genau, wie gross allfällige Vermögenswerte von Mubarak im Ausland sind, die es sicher gibt! Die Schweiz hat mit dieser Abklärung – für die Schweiz – noch nicht mal begonnen, weil Mubarak bis in diesem Schreibmoment der amtierende Präsident von Ägypten ist.

    3. Klar allen Völkern ist der Segen der Demokratie zu gönnen und das meine ich echt und nicht zynisch. Gleichzeitig schüttle ich den Kopf über die Frage, warum der Westen solange zugesehen hat und nichts zur Herstellung der Demokratie unternommen hat.

    Von den Ungerechtigkeiten rund um den Globus profitiert die westliche Welt und wenn in Ägypten und Tunesien neue Billigstarbeitsplätze entstehen, dann gehen zuerst mal wieder Tieflohnarbeitsplätze im Westen flöten. Das ist ein Zusammenhang so sicher wie Tag und Nacht. Jetzt kann man das für mehr Gerechtigkeit und eine bessere Welt hinnehmen, aber da ist No free Lunch!

    Und ganze Strukturen wegfegen über Nacht – Verwaltung / Beamt etc. – wie von den Demonstranten gefordert, das geht schlicht auch nicht. Nur Dummköpfe und Chaosgeniesser können solche Forderungen aufstellen. Nach den Nazis ging es nicht und auch nach der Wende ging es nicht, das Verzichten auf Heerscharen von bestens ausgebildeten und qualifizierten Beamten und Funktionären.

    Wenn Mubarak weg ist, kommt der Messias der Revolutionsmassen, drückt auf den Knopf und über Nacht habe alle einen Arbeitsplatz!! Ja, es werden Arbeitsplätze entstehen und ind Deutschland steigt die Zahl der Hartz-IV-Empfänger. Das ist Geschichte und nicht aufzuhalten, aber in vielen Köpfen gibt es diesen Zusammenhang nicht.

  5. @Relax: danke für den ausführlichen Beitrag! Ich habe absolut nix gegen kontroverse Meinungen, das inspiriert zum weiter schreiben. :-)

    -> der Pass: es war Mitte der 80ger und nicht mein Pass. Ich erfuhr es erst an der Grenze zur Einreise zum damals Ostberliner Flughafen Schönefeld, genau wie der Passbesitzer, der unentschuldbar nachlässig gewesen war! Der DDR-Grenzer meinte allerdings, das mache nichts, das käme öfter vor, die würden in Tunesien (genau wie er jetzt) ein Ersatzpapier ausstellen, wir sollten einfach das Konsulat kontakten. Darauf haben wir uns verlassen (ich vermute, für Leute mit Hotelbuchung stimmte das auch).
    Aber abgesehen von der Passfrage: wie diese Grenzer uns behandelt haben, lässt sich durch GAR NICHTS rechtfertigen!

    -> Mubaraks Vermögen: na, da fehlen doch auch nach deiner Recherche nur gut 2 Milliarden. Mubarak hat 30 Milliarden ins Ausland geschafft, siehe Deutsche Welle:

    * Das Auslandsvermögen von Diktatoren

    Es gibt sogar einen aktuellen Beschluss des Schweizer Parlaments, in Zukunft auch bei bloßem Verdacht auf Unterschlagungen etc. ein Konto „einzufrieren“. Finde ich gut!

    3.) Welche Niedriglöhne sollten bei uns denn noch niedriger werden, wenn in den nordafrikanischen Staaten Demokratie einzieht? Alles produzierende Gewerbe außer HighTech ist doch eh lange nach Asien und Osteuropa ausgewandert. Und typische Niedriglohn-Jobs wie Wachschutz und Reinigung müssen hierzulande erledigt werden, die können nicht auswandern.

    Was die Heuchelei angeht: ich finde es tatsächlich beschissen, vollmundig „westliche Werte“ im Munde zu führen, dann aber umfangreich Diktatoren zu stützen, weil das geschäftlich was bringt. Das bedeutet, ganze junge Generationen dort in Perspektivlosigkeit und extremer Armut zu halten – weit extremere als die, die hierzulande Hartz4ern zugemutet wird.
    Und was sollen die alle über „den Westen“ denken? Meinst du nicht, dass sich diese Haltung in einer globalisierten Welt mit Informationsfreiheit per Internet auf Dauer rächt? Aber mit Nachhaltigkeit hat’s der Mensch nicht so, ich weiß. Hauptsache, der Profit stimmt JETZT, was später kommt, ist unwichtig.

    Dass es eine Übergangsregierung braucht, die Strukturen schafft, ist mir auch klar. Und ich höre ja, dass Leute aus der Opposition durchaus in diese Richtung verhandeln – nur wollen sie eben Mubarek weghaben. Finde ich verständlich!

  6. @Claudia

    > Pass: Habe von Anfang verstanden, dass es nicht dein Pass war. Tassen-Metapher wäre sonst unterblieben : – ) Nur wenn der DDR-Grenzer Erich Honecker informiert hätte und dieser ein Fernschreiben (man erinnere sich !!) an Ben Ali geschickt hätte, wäre die Geschichte gut ausgegangen.
    > meine Pass-Geschichte > RAF Hysterie hat im Frühjahr 1977 statt gefunden. Habe mich bei einem Marksteindatum geirrt.

    > Das anstössige Verhalten der Grenzer in Tunesien nehme ich dir sofort ab. Aber das war nicht nur in den Achtzigern Alltag, sondern ist noch heute in weiten Teilen der Welt so. Wer in die USA einreist und nicht weiss, dass man den Beamten der Passkontrolle mit grosser Demut und Respekt begegnet „Yes Sir – No Sir –Yes Sir“ der kann ziemlich lange am Schalter stehen und davon sind dann auch alle in der Schlange dahinter betroffen. Diese Situationsmacht geniessen Pass- und Zollkontrolleure überall in der Dritten Welt.

    > Auslandsschulden/Vermögen: Seit meinem Kommentar habe ich auch Zahlen gehört, die irgendwo deckungsgleich mit deiner Aussage sind. Allerdings war dann die Rede von den Auslandsguthaben der reichen Ägypter insgesamt und nicht „nur“ vom Mubarak Clan. „Das Schweizer Parlament hat beschlossen …“ ja, aber erneut dies gilt nicht für Regierungsmitglieder in Amt und Würden. Ausserdem gibt es im Moment ernstzunehmende Proteste von Unternehmern in Tunesien, die auf solch vorsorglichen Listen gelandet sind und die im Moment ihre offiziellen Unternehmeraktivitäten nicht ausüben können. d.h. Waren für ihr Geschäft importieren, da ihre Konten eingefroren sind. Das kümmert niemand, ausser den Angestellten der Firma. Die stehen nämlich sehr schnell auf der Strasse.

    > Das Thema Geschichte interessiert mich über die Tagesaktualität hinaus. Deshalb die Feststellung. Bei gewalttätigen Revolutionen, kommt es häufig zu neuen Machtstrukturen, die schon nach relativ kurzer Zeit für die Mehrheit im Volk nicht besser sind wie die alten. Diese Gefahr besteht im Moment noch in Ägypten. Dieses Alles und sofort bekommen, entspringt Emotionen und nicht kühlem Gedankengang. Dabei kann man nicht nur viel gewinnen sondern auch wieder fast alles verlieren. Merke: Revolutionen und normaler Wandel produzieren immer Gewinner und Verlierer und der Glanz der Gewinner verdeckt oft, dass die Verlierer rein zahlenmässig nach Köpfen mehr sind.

    Ich gönne jedem Volk die Freiheit und betrachte diesbezüglich Veränderungen als normale Geschichtsprozesse. Aber alles Verhalten der Politiker und der Staaten nachträglich immer als Heuchelei zu bezeichnen, ist einfach naiv. Die Zeit muss reif sein. Dies war bei der Wende, welche das Zusammenführen von BRD und DDR ermöglicht hat, der Fall. Wie bekannt ist. war es bei den vorausgegangenen Versuchen – Berlin – Budapest – Prag – nicht der Fall. Waren jetzt alle aktiven Bemühungen und Abkommen mit der DDR und mit dem Ostblock einfach Heuchelei? Politik ist am Ende des Tages das Machbare.

    Das Internet und Social Media haben es in Tunesien ermöglicht und werden es in Ägypten auch bewirken, dass die Macht neu verteilt wird. Das ist gut so. Im Iran haben dieselben Mittel nicht gereicht und in anderen Staaten ohne Demokratie ist es auch offen, wie viel Gewalt die Machthaber einsetzen werden um solche Revolutionen zu verhindern. Nachdem eine grosse Mehrheit der Deutschen einen Abzug aus Afghanistan will – reine Feststellung ohne Wertung – wie bitte schön, sollen in anderen Ländern, anderen Kulturen die Verhältnisse geändert werden?

    Diese Woche „Bei Maischberger“ hat der Autor Broder gefordert, mit all diesen Staaten – namentlich zuvorderst China genannt – keine Geschäfte mehr zu machen. Über soviel Blauäugigkeit und Verständnisdefizit wie die Welt funktioniert, will ich mich gar nicht auslassen. Da ist Nordkorea – pain in the ass – die ich auch am liebsten bekehrt hätte. Die lassen die eigenen Leute verhungern. Wer geht hin und ändert es? Da gibt es Burma, wo die Bevölkerung im Landesgefängnis sitzt! Gar keinen Handel mehr mit Burma treiben, damit es der Bevölkerung noch dreckiger geht? Ein bisschen Bundeswehr, die die Clowns wegfegt? Wie stellt sich dies die Medien- und Blogger-Brains vor, wenn man immer anschliessend herummeckert, warum man nicht schon lange den Leuten geholfen hat!

    Segensreiche, wohlfeile, intelligente Worte machen noch lange nicht lebenstauglich, vor allem wenn sie von Coach-Moralisten gepredigt werden! Ohne Verantwortung zu erkennen und ohne Konsequenzen zu überblicken. Jene, die noch gar nie z. B. im Geschäftsleben einen Entscheid fällen mussten von dessen Ausgang letztlich ein Wachstum oder ein Abbau von Arbeitsplätzen abhängt. Eine sehr schwierige Aufgabe und dennoch ist der Entscheid ein Kinderspiel im Gegensatz zu Entscheiden von denen Geopolitische Ordnung abhängt.

    Das überquellende Reservoir an jungen Menschen ohne Zukunftsperspektive und ohne Arbeit und somit ohne Selbstversorgung mit Selbstachtung ist ein riesiges schmerzhaftes Problem. Ich wünsche mir für uns Alle gelungene Revolutionen, welche das Heer potenzieller und freiwilliger Selbstmordattentäter reduziert. Um das zu erreichen braucht es Arbeitsplätze so viele wie es Arbeitskräfte gibt, die Produkte herstellen auf welche die Welt gewartet hat.

    Womit ich bei meiner zuvor gemachten Aussage bin, dass sich die Welt nicht nur dort ändert wo die Veränderungen – mit Fernsehen frei Haus geliefert und als Infotainment konsumiert – wo die erkämpften Veränderungsprozesse stattfinden sondern der reiche Westen ist immer mit betroffen. Als Investor kann man immer daran teilhaben, d. h. mit dem Risiko Gewinn oder Verlust zu machen, wie es zum Kapitalismus gehört. Wer von seiner Hände Arbeit lebt, gehört zu den Verlierern, wenn aus brach liegenden Wüsten blühende Gärten gemacht werden. Aus geopolitischer Sicht wird auch Israel zu den Verlierern gehören, wenn es ringsum mehr Demokratien geben wird. Gorbatschows „Wer zu spät kommet, den bestraft das Leben“ wird/kann auch dort greifen. Alle Angebote waren nicht gut genug. Vermutlich, werden die Angebote nicht mehr besser werden. Das ist Geschichte und die Wiedervereinigung hat genauso wenig jemand vorhergesehen, wie das was bei den Arabern in nächster Zeit passieren kann.

  7. Aus aktuellem Anlass folgender Nachtrag: Die Schweizer Regierung hat wenige Stunden nach Rücktritt von Präsident Mubarak das Vermögen des Mubarak Clans in der Schweiz blockieren lassen.

    Im Hinblick auf die zum Glück erfolgreiche Revolution in Ägypten, hat im Schweizer Fernsehen der profunde Ägyptenkenner und Nahost-Experte Erich Gysling die Meinung vertreten, dass keine Regierung – egal in welcher Zusammensetzung – die gewünschten Arbeitsplätze und die Verbesserung des Lebensstandards in der „erträumten“ Zeit hinbringen wird. Dies entspricht meiner Einschätzung im Posting vom 06.02.2011.

    Es braucht Geduld in der Bevölkerung und viel Zeit für einen spürbaren wirtschaftlichen Fortschritt und ohne Investitionen des Westens wird es noch viel länger dauern. Nur die bisher einseitige und ungerechte Verteilung der Wirtschaftsfrüchte kann – und wird – breitere Spuren in den Bevölkerungsschichten hinterlassen.

  8. Ergänzung zu meinen vorhergehenden usführungen.
    19.02.2011
    „Die Schweiz hat aufgrund der bundesrätlichen Verordnung über die Sperrung von Vermögenswerten des früheren ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak und dessen Umfeld bisher mehrere Dutzend Millionen Franken blockiert. Dies teilte das Aussendepartement am Freitag mit.“
    Quelle moneycab.com

    Die Schweiz handelt und hat eine Liste mit den Namen von 14 Personen erstellt. Die Summe blockierter Gelder wird sicher weiter anwachsen, aber an den spekulierten Milliardensegen glaube ich nicht.

  9. Herzlichen Dank, Relax, für deine umfangreichen Kommentare! Ich war letzte Woche auf Reise und musste eine Menge nacharbeiten – erst jetzt kommt langsam wieder Business as usual, auch in den Blogs! :-)

    Dass nicht von heute auf morgen per Revolution Arbeitsplätze entstehen, ist mir durchaus klar. Es braucht m.E. einen verlässlichen Rechtsstaat, sowie ein den Staat finanzierendes Steuerwesen, damit die Einheimischen geschäftlich prosperieren können und nicht mehr der Korruption und Willkür ausgeliefert sind. (Wie das so in China läuft, würde mich glatt interessieren!).

    „Wer von seiner Hände Arbeit lebt, gehört zu den Verlierern, wenn aus brach liegenden Wüsten blühende Gärten gemacht werden. “

    Das sehe ich nicht als unveränderbare Gesetzmäßigkeit! Wenn z.B. Desertec realisiert wird, könnte man schon darauf achten, dass die Bezahlung nicht allein eine Herrscherclique bereichert. Das ist eine so „große Nummer“, dass man schon verlangen könnte, dass ein Teil der Gelder z.B. in sozialstaatlichen Aufbau, in „good government“ oder zumindest einige arbeitsplatzschaffende Projekte fließt. Oder auch ganz banal ein Teil des Stroms an die Bevölkerung verteilt wird, die noch keinen hat.

    Vielleicht bin ich da ja blauäugig und naiv, aber ohne diese vielleicht utopische Hoffnung mag ich auch nicht sein!

  10. @Claudia:
    Du bist nicht blauäugig, der Ansatz ist absolut korrekt und aussichtsreich. Unverzichtbar ist die Berücksichtigung der erforderlichen Zeitschiene sowie von Investitionen und die müssen auch aus dem Ausland kommen, wenn die Realisierung nicht zu lange dauern soll. Für die Menschen ist dies von ihrem Gefühl her ohnehin der Fall, sie erwarten „morgen“ eine messbare/sichtbare Verbesserung der Situation.

    Da es aussieht, dass die mehrere Staaten / mehrere Nationen gleichzeitig an den Start gehen, um die Zukunft zu verbessern, wird der Weg noch schwieriger, sprich die Investoren haben die Wahl, wo sie die besten Bedingungen sehen. Also, die Suche nach der Risikominimierung bei gleichzeitiger Aussicht auf tolle Renditen.

  11. Hut ab vor der Schweizer Regierung die beschlossen hat alle Vermögenswerte des Ghadhafi Clans in der Schweiz sofort zu blockieren. Damit zeigt sie politisch eindeutig Flagge, während die EU über starke Worte hinaus noch keine weiteren konkreten Schritte beschlossen hat.

  12. Finde ich auch sehr lobenswert!!!