Claudia am 06. August 2010 —

Sommerloch-Spass: der Blumenkübel-Hype

Noch immer erscheinen auf Twitter 10 bis 20 Meldungen pro Minute, die das Thema „Blumenkübel“ fantasievoll variieren. Angefangen hat es mit einer kleinen Meldung über ein wahrlich nicht weltbewegendes Ereignis in Neuenkirchen: Unbekannte hatten einen Blumenkübel vor dem örtlichen Altenheim zerstört, die Münstersche Zeitung hatte kurz berichtet.

Ein Blogger löste dann die Welle auf Twitter aus mit der Meldung: „In Neuenkirchen ist ein Blumenkübel umgefallen http://twiturl.de/pseaoah“. Er hat sich wohl nicht träumen lassen, was dieser kleine Anstoß anschieben würde!

Seit gestern hagelt es nun Tweets rund um #blumenkübel – hier eine kleine Auswahl:

Blumenkübel-Hype auf Twitter

Auch hoch kreative Werke bringt die Welle hervor: So gibt es nun ein Bekennervideo der konspirativen Gruppe FreetheFlowers, sowie eine dramatisierte Lesefassung des Literaturcafés. (Update: jetzt noch der Song zum Hype) Und auch die Altenheim-Bewohner haben was vom Sommerloch-Füller: Der Blumen- und Pflanzkübel-Versender AE Trade spendet dem Heim neue Kübel.

Wie kommt es zu so einer Welle?

Tja, im voraus weiß es niemand, welcher kleine Gedanke sich zu einem Twitter-Sturm aufschaukeln wird! Hier war es wohl zunächst die für den Anlass übertrieben reisserische „Schreibe“ der Originalmeldung (eine Praktikantin, die von fassungslosen Bewohnern schrieb und von TÄTERN, von denen jede Spur fehle), die entsprechend humorig auf Twitter verwurstet wurde. Verbunden mit dem sprichwörtlichen „Sack Reis“, der in China umfällt und normalerweise niemanden interessiert, fühlten sich nun alle gefordert, das Gegenteil zu beweisen – zumindest mittels eines ordentlichen Twitter-Hypes. Der Rest ist Freude am mitmachen: mal einfach so zum Spass mitblödeln…

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Mehr dazu:

Die Dimension von #blumenkübel (netzwertig.com);
Was den einen sein Sack Reis ist dem anderen sein #Blumenkübel (Reizzentrum);
Großer Blumenkübel zerstört. Kondolenzbuch eingerichtet (Thüringer Blogzentrale);
Kleine persönliche Mittellese zum Blumenkübel (Struntprat’s Posterous)
Der Blumenkübel-Effekt (Capa-kaum);
Blumenkübel wird Twitter-Star (TAZ)
Internet-Hype: Armer Kübel! (ZEIT online);
Das Sommerloch 2010: Der Blumenkübel bei Twitter (Telagon Sichelputzer);
Der Blumenkübel Hype (Weblog Deluxe),
Die Sache mit dem Blumenkübel (Grosse Worte);

Diskussion

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3 Kommentare zu „Sommerloch-Spass: der Blumenkübel-Hype“.

  1. Danke Claudia, dass ich mal lesen kann, wie Twitter Meldungen aussehen. Na ja, habe schon andere „abgedruckte“ Muster gelesen, über die ich nur den Kopf geschüttelt habe. Deine Aussage: “ Der Rest ist Freude am mitmachen: mal einfach so zum Spass mitblödeln… “ kann ich bei diesem Muster gut verstehen und bringt mir Twitter für den raren Moment näher, wo ich das dolce far niente pflege und dabei noch anspruchslose Tweets reinziehen könnte, die mich dann und wann zum Grinsen bringen.
    Dein Hinweis auf 10 – bis 20 tweets pro Minute zu einem Spassthema wirken dann aber bereits wieder als Horror Info. Twitter, nein danke.

  2. @Relax-Senf: du verstehst das gerade miss! Niemand muss sich so viele Tweets zu dem Thema antun – das macht auch niemand, denn jeder stellt sich auf Twitter sein eigenes Programm zusammen.

    Das geschieht, indem man den Teilnehmern folgt, die man persönlich interessant findet.

    *) Wer also z.B. die Twitter-Kanäle der traditionellen Medien abonniert (=ihnen folgt), hat einen sehr aktuellen Newsletter zu allem, was demnächst in der Zeitung steht, im TV kommt oder gerade auf deren Webseiten erschienen ist.

    *) Wer Twitter nur nutzt, um die Meldungen von ein paar Freunden zu lesen, folgt eben diesen und bekommt dann auch nicht mehr zu lesen als das, was diese twittern.

    *) Ebenso ist es möglich, zu jedem x-beliebigen Thema genau jene zu „verfolgen“, die darüber twittern: Fachblogs, Experten, Hobbyisten etc.

    Und weil kein Mensch nur EIN Interesse hat, abonniert man real eine Menge verschiedener Quellen und legt sich LISTEN an, in denen die Nachrichten der so „Gebündelten“ dann störungsfrei erscheinen.

    Das alles kann man machen ohne selbst zu twittern, man muss sich nur anmelden. Twittert man selbst, kann man den Account öffentlich oder geschützt einstellen – im letzteren Fall können dann nur die mitlesen, denen man es erlaubt.

    DANEBEN hat Twitter aber auch eine (auch unangemeldet auf Twitter.com nutzbare) SUCHMASCHINE, die alle Tweets aller Teilnehmer aus allen Ländern durchsucht. Gebe ich da #blumenkübel ein, bekomme ich als Ergebnis alles, was zu diesem Stichwort zuletzt gesagt wurde (rückblätterbar). Und DARAUF, also aufs Gesamtvolumen, bezog sich meine Äußerung zu „10 bis 20 Tweets pro Minute“!

    (Das # kennzeichnet das Wort als „Tag“ (heißt auf Twitter: Hashtag), also als von vielen genutztes festes Stichwort. Natürlich kann man auch einfach nach „Blumenkübel“ suchen…

    Gibt man nun zum Beispiel Oil Spill ein, erhält man jede Menge Meldungen zur Ölkatastrophe. Wobei es sich auf Twitter hauptsächlich um Infos über Infos handelt: also Meldungen, die Links enthalten, die zur eigentlichen Information führen.

    Twitter ist also nicht in erster Linie Plaudermedium zum Austausch von Stimmfühlungslauten mit Unbekannten, sondern ein je nach eigener Nutzung hoch aktuelles Nachrichtenmedium zu den Themen, die einen interessieren.

    Hier ein aktueller Artikel über die Nutzer (die meist, aber nicht immer, auch selber Sender sind):

    * Twitterer sind die einflussreichsten Internetnutzer

    Und hier ist mein Twitter-Account „HumanVoice“ – falls jemand folgen will! :-) Außer meinen eigenen Meldungen sieht man dort auch die Meldungen anderer, die ich „weiter tweete“, also an meine „Follower“ weiter verteile.

  3. Gratuliere Claudia, du hast Gespür für den weiter rollenden Hype gezeigt. Jetzt hat die Geschichte sogar die Schweiz erreicht. Das Swisscom Portal berichtet:
    „Es interessiert eigentlich niemanden: Neuenkirchen, Deutschland – ein Blumenkübel ist umgefallen. Dennoch entwickelt sich die Geschichte zum Webhit. Auf Twitter belegt der kaputte Topf Platz vier der Charts.“
    und x Zeilen später..
    „Auf Facebook hat der Topf bereits eine eigene Fan-Seite, die mehr als 2’500 Menschen gefällt. Die «Münstersche Zeitung» bestreitet derweil jegliche Vorwürfe, es hätte sich bei der Blumenkübel-Geschichte schlicht um eine Viralkampagne gehandelt.“

    Werde jetzt Swisscom schreiben, sie sollen nicht über so alte Kamellen berichten … auf was digital diary schon vor Lichtjahren hingewiesen hat …