Claudia am 06. März 2009 —

Ein Magazin für Lebenslust?

Only bad news are good news – warum ist das eigentlich so? Die Medien quellen über vor Negativ-Botschaften: möglichst krasse, verstörende Schlagzeilen, zynische Analysen, massenhaft Kritik an diesem & jenem, an ALLEM eigentlich. Und wer im TV durch die Kanäle zappt, trifft auch fast nur Mord und Totschlag, Krieg und Krise. Das ganze Leben ist ein Jammertal, nicht wahr?

Gabi will gegen all das mit ihrem „Magazin für Lebenslust“ antreten – und stößt, wie zu erwarten, nicht auf allzu viel Resonanz. Zum Inhalt heißt es: „40 Seiten Lebenslust pur. Was das Leben schön macht, worüber man sich freuen kann. Spritzig und ernst, beides soll sein.“ Und es gibt anregende Beispiele und Fragen, mit denen einem auf die Sprünge geholfen wird, falls so gar nichts Schönes einfallen will:

  • Warum ich gerne gärtnere und was ich dabei fürs leben lerne.
  • Was mir meine großmutter einmal erzählt hat und woran immer noch wahres entdecken kann.
  • Was mir einmal eine freundin, ein bruder, jemand auf der straße gesagt hat und mir bis heute immer wieder in den sinn kommt.
  • Was ich einmal getan hab und mir plötzlich ein licht aufging…

An mir selbst kann ich bei dieser Gelegenheit beobachten, wie tief der Hang zum Negativen doch sitzt: Mir fallen nicht etwa gleich eigene Beispiele ein, sondern ich fühle mich durch die Durchweg-Kleinschreibung genervt! Eine klein geschriebene „großmutter“ erscheint mir im spontanen Gefühl bemerkenswerter als die positive Intention des ganzen Projekts – ist das nicht VERRÜCKT???

Am nächsten dran am Rühmen des Positiven bin ich im wilden Gartenblog und in manchen Texte über Yoga und Entspannung. Mal schauen, ob mir zum „Magazin für Lebenslust“ doch noch ‚was einfällt!

Diskussion

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8 Kommentare zu „Ein Magazin für Lebenslust?“.

  1. ein schöner Tipp, vielen Dank! genau das richtige bei dem regnerischen Wetter.

  2. Only bad news are good news – warum ist das eigentlich so?

    Ganz einfach!
    Positive Nachrichten signalisieren: Es läuft alles gut, wir brauchen nichts zu tun.
    Negative Nachrichten hingegen mobilisieren. Und sei es nur Gefühle wie Ärger, Angst, Trauer.
    Die Zeit der Steine ist noch nicht so lange her…
    Gruß
    Ralf

  3. Hallo Ralf,
    grundsätzliche stimme ich Dir zu, aber das ist nur die eine Seite der Medaille. Wenn nämlich so gut wie alle Nachrichten negativ sind, bleibt nur eine diffuse, üble Wolke zurück, die aber niemanden mobilisiert, weil es einfach zu viel ist, weil es gar nichts anderes mehr gibt.
    Gerade die Nachrichten, die den Menschen selbst betreffen rufen dann noch eine Reaktion hervor, aber die wird dann in den meisten Fällen selbst wiederum negativ und resignierend sein, weil es scheinbar ja gar nicht anders geht.
    Grüße

  4. Dass zur Zeit die negativen Schlagzeilen Überhand gewinnen, ist ja kein Wunder. Die meisten von uns sind sich doch total unsicher, ob sie nächstes Jahr um die gleiche Zeit ihren Arbeitsplatz noch haben. Generell finde ich es einen dummen Spruch, was immer gesagt wird: „In der Krise die Chance sehen.“ Machen wir uns doch nichts vor, es wird noch jahrelang so weitergehen.

  5. @shibumi: daran alleine liegt es nicht, denn man könnte ja auch in schlechten Zeiten jede GUTE Botschaft in den Vordergrund stellen. Aber nein, wenn der Ölpreis um 150 Dollar liegt, gibt es jede Menge Schlagzeilen darüber, wenn er (wie jetzt) auf um die 40 gesunken ist, erwähnt das kaum mehr jemand. Dabei hat das spürbare Auswirkungen auf alle Autofahrer!
    Und UNSICHERHEIT, was kommt, ist ja nicht immer und überall ein Grund, in Angst und Depressivität zu verfallen, das ist vor allem bei uns sehr ausgeprägt.

  6. Das mit dem Ölpreis bei 40$ ist halt (Vorsicht, schon wieder Meckern ;-) nicht einfach nur positiv zu sehen, der zum einen als Indikator für die Krise gilt (geringere Nachfrage durch geringere Industrieproduktion), und es andererseits auch nicht als positiv empfunden werden kann, wenn jetzt plötzlich durch kurzzeitig billigeres Öl die letzten Reserven leichtfertig verschleudert werden (also beispielsweise durch Autoauspüffe gejagt).
    Ansonsten hast Du schon Recht mit Deinem Hinweis, dass sich Negatives besser verkauft… ich denke, es gibt aber schon viele Magazine mit eher positiven, also auf Spaß oder Genuss ausgelegten Themen – Kochzeitschriften z.B. ;-) oder vermutlich auch manche Jugend-/Musikzeitschrift. Brand Eins würde mir da  aus dem Wirtschaftsbereich einfallen, die sind auch eher dabei, positive Beispiele für vernünftiges Unternehmertum etc. zu schildern.

  7. es geht in dem magazin ja nicht gerade um nachrichten, sondern um zeitlose gedanken. ein einzelnes kochmagazin berührt mich nicht von der menschlichen seite her, also ich werde mich wahrscheinlich nicht emotional bewegt oder gestärkt fühlen, wenn ich mir rezepte durchlese.
    das magazin – so denke ich mir das – soll vielmehr den blick richten auf das lebenswerte und erlebenswerte, auf das schöne, was uns gut tut. ich möchte mich (auch mal) mit dingen beschäftigen, die mich persönlich weiterbringen können anstatt, dass ich nur frust schiebe..

  8. Es gibt auch noch eine andere Wirkung der menschlichen Psyche, die gerade auch bei uns in Deutschland sehr gepflegt wird : Der Neid und die Mißgunst.
    So ist es durchaus einfach aus einer negativen Meldung für sich positive Rückschlüsse zu ziehen (500tsd Arbeitslose mehr : Ich nicht, wird wohl auch an deren Leistung gelegen haben).
    Spritpreis hoch – wen es trifft ist selbst Schuld, ich habe nur einen Kleinwagen und tanke selten.
    Aktienkurse im Tiefflug : Trifft eh nur die Reichen, geschieht den Renditegeiern recht.
     
    Sehr gut zu Lesen sind die wahren Motive oft auf Tageszeitungen mit Kommentarfunktion. In anderen Kulturen freut man sich über den Erfolg anderer, weil man es als Chance begreift selbst auch diese Möglichkeiten zu haben. Im Umkehrschluß bedeuten schlechte Nachrichten auch eine Reduktion der eigenen Möglichkeiten.