Claudia am 19. August 2008 —

Von Datenklau, Trickbetrug und Überwachung

Erst waren es „nur“ Datensätze der Süddeutschen Klassenlotterie, die auf dunklen Wegen abhanden kamen und zu illegalen Abbuchungen auf den Konten der Betroffenen führten. Nun sind es schon viele Millionen Telekom-Kunden, deren Daten inkl. Kontoverbindung von einem Callcenter weiter verkauft wurden. Testkäufe einer Verbraucherzentrale zeigten, wie einfach es ist, an die sensiblen Daten zu kommen: Für 850 Euro erstand der Testkäufer eine CD mit 6 Millionen Datensätzen, die mehrheitlich Kontonummern enthielten.

Wie wirken sich solche Nachrichten eigentlich aufs persönliche Verhalten aus? Das sind jetzt spektakuläre Groß-Skandale und vielleicht schaffen es einige Großunternehmen ja, in Zukunft ein paar Löcher zu stopfen. Am ganz normalen Alltag des Datenmissbrauchs wird das nicht viel ändern, wie etwa der nervige Telefon-SPAM zeigt: manchmal sind es mehrere Anrufe täglich, in denen irgend jemand versucht, mich auszufragen oder mir etwas zu verkaufen.

Konsequenzen?

Ich schaue mindestens einmal pro Woche aufs Konto und prüfe die Abbuchungen. Von meinem Briefpapier und den entsprechenden digitalen Vorlagen ist die Kontonummer lange schon verschwunden. Am Telefon lege ich recht schnell, manchmal zu schnell auf, wenn jemand Fremdes anruft: Neulich musste mich ein Blumenhändler zweimal anrufen, um mir einen Geburtstagsstrauß per FLEUROP zuzustellen, denn im ersten Versuch hatte ich angenommen, man wolle mich mit der Masche „Sie bekommen etwas umsonst“ ködern und nicht lange genug zugehört.

Und sonst? Ich wundere mich schon immer, wie freigiebig meine Mitmenschen mit ihren Daten umgehen. In der Schlange an der Kasse bin ich meist die einzige, die keine Kundenkarte hat und auch keine will. All die vielen Gewinnspiele und Kostenlos-Angebote, die man im Web an jeder Ecke trifft, haben oft den einzigen Zweck des Datensammelns – es scheint viele nicht zu stören. Auch Trickbetrüger und Abzocker aller Art sind immer wieder erfolgreich, indem sie an der Gier oder der Angst der Menschen ansetzen: „Es wurde eine Nachricht für sie hinterlegt, die Sie auf www.irgendwo.com abrufen können“ – diese Masche hat kürzlich tatsächlich jede Menge Leute dazu bewegt, bei einem kostenpflichtigen Dienst Mitglied zu werden, um in den Besitz der Botschaft zu gelangen – man glaubt es kaum!

Mittels „Webwanzen“ finden Mail-Spammer heraus, welche ihrer zusammen gesammelten Mailadressen „valide“ sind: kleine unsichtbare Bilder, die in die Mail eingebunden werden, zeigen dem Versender durch ihren unbemerkten Abruf beim Lesen an, dass da ein Mensch die Nachricht anschaut. Und schon ist die Adresse deutlich mehr wert und kann an andere Spammer verkauft werden. Seit Jahren ist das bekannt, aber hat das den Siegeszug der „HTML-Ansicht“ von E-Mails beeinträchtigt? Nicht die Bohne! Würden alle im Textmodus lesen, hätten die Wanzen keine Chance, doch scheint sich solches Wissen nicht in den Köpfen zu etablieren, bzw. der Reiz der „nett aufgemachten“ Mails ist zu groß, als dass man darauf verzichten wollte.

Google weiß alles…

Ach ja, dann ist da noch Google: Wer die vielen, gut miteinander vernetzten Google-Dienste nutzt, dessen Surfverhalten wird komplett erfasst, das ist ja lange bekannt. Ob es nun die Toolbar ist oder ob man sich nach dem Lesen des News-Readers nicht ausloggt, ob man Google-Mail nutzt oder mit den eigenen Webseiten Teil des Adsense/Adwords-Imperiums ist: Google hat so viele Möglichkeiten, Userverhalten zu protokollieren wie noch kein Unternehmen und kein Staat zuvor. Lange hab‘ ich versucht, mich weitgehend abstinent zu verhalten und Google-Dienste zu meiden, doch letztlich bin ich dann doch der Bequemlichkeit verfallen und hab‘ in diesem Punkt resigniert. Will ich mal unbeobachtet surfen, nehme ich eben einen anderen Browser, der frei von allen Cookies ist, die das hilfreiche Google-Universum auf meinem PC hinterlässt – aktuell sind es 49, ich hab sie grade mal gezählt.

Ich hab‘ doch nichts zu verbergen? Dieses naive Argument wird immer wieder angeführt, wenn es um die Vorsicht mit den eigenen Daten und deren Erfassung geht. Und dann wundern sie sich, wenn Firma XY ltd. mal eben 50 Euro abbucht oder eine „Auftragsbestätigung“ ins Haus flattert über Produkte oder Dienste, die nie bestellt und nie genutzt wurden.

Wie geht Ihr so ganz persönlich mit dem Spannungsfeld „Datenklau & Missbrauch“ um?

*
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Diskussion

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15 Kommentare zu „Von Datenklau, Trickbetrug und Überwachung“.

  1.  
    Offen gesagt, habe ich in diesem Punkt resigniert, weil ich nicht mehr durch finde.

    Wen immer ich frage, gibt mir eine andere Antwort.
    Es gibt die Naiven, die glauben, eine Web-Security-Suite und eine Hardware-Firewall im Router würden sie schützen, und dann munter Cookies und Ausnahmen einrichten und nicht weiter nachdenken.
    Es gibt die Bemühten, die täglich wie Sisyphos den Stein der Datensicherheit den Berg hinauf rollen (in Gestalt von Patches und Updates und Upgrades..) und hier einen Spamfilter, da eine Firewall, hier einen Viruscheck und da einen Malware-Checker installieren, die kurz darauf sich als löcherig erweisen.
    Es gibt die Hasardeure, die einfach machen.
    Und es gibt die, die einem sagen, daß ein System, das der schnellen Bereitstellung von Daten dient, dieses auf lange Sicht gesehen immer tun wird, egal was im Einzelnen dagegen unternommen wird.

    Meine individuelle Strategie ist:
    Ich kaufe nur bar ein. Die Möglichkeiten, die Kassensystem im Hinterhofladen zu manipulieren, sind zu groß, als daß ich glauben kann, meine Geheimzahlen blieben lange geheim. Und das Interesse der Banken an diesem ganzen Mist ist mir zu offensichtlich, als daß ich nicht die Gier nach Profit dahinter riechen könnte.
    Ich lese Mails nur als Text und lösche jede Mail. von der ich nicht weiß, daß ich sie zuordnen kann.
    Ich surfe wenn möglich über Proxies oder auf der Arbeit (grins), aber oft sind die sehr langsam und ich verwende doch den Standard-Provider.
    Ich habe meine Texte auf einer SQL-Datenbank bei einem Bekannten stehen, von wo sie regelmäßig lokal zurückgesichert werden. Ob jemand sie klaut, ist mir letztendlich egal, jeder kann sie ohnehin vom Blog herunter kopieren.
    Daß ich (per IP etwa) überall Spuren hinterlasse, nehme ich zähneknirschend hin. Da wird zu Hause laut unseres IT-Fritzen ein etwas trickiges System mit dem Zugang des Büros in der Stadt verwenden, das ich aber nicht durchschaue, sind die IP’s angeblich immer die des Bürosservers, welche hiermit Urheber noch der übelsten Gemeinheiten ist, die an sich auf mein Konto gingen. Aber Server sind geduldig, auch wenn er mich in letzter Zeit oft seltsam anschielt.
    Ich verwende da, wo ich Namen eingeben soll, es aber nicht einsehe, verschiedene Namen und Schreibweisen, soweit das möglich ist. Verdrehe Zahlen und Buchstaben oder mache schlichtweg falsche Angaben, die aber glaubwürdig klingen. Mag sein, daß ich damit unwillentlich harmlose Zeitgenossen belaste. Meine Entschuldigung hierfür.
    Ich telefoniere mit Unbekannten nur aus sachlichen Gründen und wenn sie schnell(!) ihr Anliegen erklären können. Und Fragen wie ’spreche ich mit der Inhaberin des Anschlusses..‘ beantworte ich nicht oder gebe mich umgehend als Frau Hartmann vom BKA, Abteilung IV-Datenschutzdelikte aus. Die bedauernswerten Callcentersklaven sind dann meistens schon verschreckt und legen auf – sie können ja auch am wenigsten für die Umtriebe ihrer Arbeitgeber.
    Ich nutze mein Mobilephone nur im Notfall oder um Papier damit zu beschweren. Anrufe darauf nehem ich nur an, wenn der Namen des Anrufenden im Display steht, und meistens ist es eh ausgeschaltet, damit keiner herausbekommt, in welcher verruchten Ecke des Landes ich micht herumtreibe.

    Bestellungen im (Internet-)Versandhandel schicke ich, wenn überhaupt, nur unter netten Pseudonymen ab, da hier zu Hause die Postzustellung ohnehin nachfragt, wenn mal wieder ein Paket für Frau Niemalsda oder Herrn Unerkannt ankommt. Und als Zahlungsart verwende ich nur Nachnahme. Geht das nicht, kaufe ich da nicht. Aber ich kaufe lieber vor Ort ein, da zahle ich fast immer bargeldlos, weil man mich kennt und ich das Geld immer postwendend vorbei bringe – und weil ich da oft die Ware zur Ansicht mitnehmen kann.
    Und wer wissen will, was ich von manchen Leuten und Institutionen dieses Landes (und auch der weiteren Umgebung) halte, braucht mich nur zu fragen und ich sage es gerne so laut und so oft, daß jeder mitschreiben kann, der das unbedingt will.
    Nicht, daß ich damit glaube, irgendwie geschützt zu sein oder mein schmuddeliges Privatleben vor den Augen der Umwelt geheim halten zu können. Aber anderes fällt mir kaum noch dazu ein.
    LG
    Susanne

  2. Über den Fleurop-Strauß musste ich lachen. Mir geht es manchmal ähnlich. Ich knalle bei Spam-Anrufen auch immer den Hörer auf. Vor kurzem habe ich das auch im Büro gemacht und hinterher sinniert, ob der penetrante Mensch nicht doch jemand war, der eine Schulung bei uns gebucht hatte. Hatte er gottseidank nicht!

  3. Naja, das die Telekom da jetzt wieder mitmischt musste ja wieder kommen. Aber mal im Ernst. ich habe im Jahr 2002 mal als kleiner Angestellter mitbekommen, was der Hamberuger Datenschutzbeauftragte einem kleinen Unternehmen mit 12 Mitarbeitern fuer Auflagen gemacht hat.
    1. Alle Kundenakten mussten ab sofort in einen Stahlschrank, der abschliessbar ist. Das Abschliessen musste jeden Abend vorgenommen werden.
    2. Die Sicherungsfestplatten mussten in einen Tresor.
    3. Die Passwoerter von den Angestellten, um sich ins Netzwerk einzuloggen mussten monatlich geaendert werden.
    Ach und ein vierstelliges Bussgeld gabs dann auch noch, weil das ja alles nicht vorhanden war.  Was muesste jetzt die Telekom bezahlen?
    Das wiederliche an dieser Sache ist fuer mich, dass die Herrn und Damen Politiker wieder am lautesten schreien, aber seit Jahren vernuenftige Gesetze einfach nicht gemacht haben. Allerdings gehoert der Staat sowieso zu den groessten Datensammlern, Ich erinnere mich an die 90er Jahre, wo eine einfache Gewerbeanmeldung satte 17 Durchschlaege (heute geht das online) hatte und von der AOK, ueber Finanzamt, GEZ und Handelskammer alle informiert wurden, wer denn da kuenftig neuer Zahler wird. Die Handelskammern haben schon in den 70er Jahren das Handeln mit Daten erkannt und alle Neuanmeldungen fleisig fuer 10 DM je Stueck an die deutsche Assekuranz, auch mehrfach, verkauft.  Hierzu erinnere ich an das neue Auskunftsgesetz, welches unter der Regierung Schroeder eingefuehrt worden ist, dass jede oeffentliche Stelle ohne Angabe von Gruenden Bankverbindungen abfragen kann. Dann kommt ja jetzt noch der Spass mit den Gesundheitskarten und der lebenslangen Steuernummer. Bayern ist ja trotz des Verbotes des Verfassungsgerichts vorgeprescht und ermoeglicht seinen Beamten, den Aufbruch der grungesetzlich geschuetzten Wohnung, um Wanzen, Cams und Schnueffelprogramme auf den PCs zu installieren.
    Hat sich eigentlich schon mal jemand gefragt, warum es nach einem Umzug in eine adere Stadt, oder Stadtbezirkt, nicht lange dauert, bis einer von der GEZ klingelt, und in seiner Hand ein komplette Liste mit allen Bewohnern inkl. Stockwerk des Hauseinganges in der Hand haelt. Ein Schelm wer boeses denkt.  Die Metro spieoniert schon lange das Kaufverhalten seiner Kunden mit den RFID Chips aus, die kleinen, elektronischen Preisschilder an den Regalen haben neben der Aufgabe die Preis anzuzeigen, auch noch die Funktion zu registrieren, welcher Kunde wie lange vor einem Produkt steht.  Einfach mal die Metrokarte fuer 30 Sec. in die Microwelle, ist anschliessend ein kleines Loch drin, dann war ein RFID Chip in der Karte. Also wer will es den Konzernen verdenken, das sie sich ihre eigenen Datenbanken zusammenstellen und sich untereinander aushelfen. Problematisch wird es doch nur, wenn es einige aus Geldgeilheit auf die Spitze treiben und ungerechtfertigte Abbuchungen vornehmen. Das dass Recht in Deutschland mittlerweile in mindestens 2 Klassen aufgeteilt ist, sollte einleuchten. Der kleine, der die Geheimnisse verkauft, wird gehaengt, die Grossen, die das ermoeglichen, sind nicht greifbar.
    Das Mitarbeiter von Call Centern teilweise dazu gezwungen werden, ungesetzliche Handlungen fuer einen Hungelohn vorzunehmen, kommt mir bei der ganzen Debatte ein wenig zu kurz oder gar nicht vor. Was soll der arme Teufel machen, seinen Chef anzeigen, dann das mieseste Arbeitszeugnis bekommen und keinen Job mehr? Oder doch selbst kuendigen und drei Monate kein Geld bekommen?
    Gut, hier in den USA gibt es diesen Verbraucher Schutz nicht, es ist zwar nerviger, aber allemal ehrlicher, finde ich. Die neueste Entwicklung hier ist, dass es kaum noch Callcenteragenten gibt, die Firmen, die verkaufen wollen setzen Computer ein, die anrufen. Die reagieren auf bestimmt Begruessungsworte wie „Hello“. Nur mit dem Norddeutschen „Moin“ haben sie Probleme ……

  4. naechstes mal mache ich etwas mehr Absaetze, versprochen

  5. Ich danke Euch für die interessanten Beiträge!

    @Su: und das nennst du „resigniert“? Nicht im Ernst – eher bist du eine Heldin des persönlichen Datenschutzes (mein ich ernst!), von deren beispielhaftem Verhalten ich mir einige Scheiben abschneiden könnte! Z.B. zahl ich in Supermärkten mit Karte – an die Gefahr, dass da die Geheimzahl abhanden kommen könnte, denke ich nur insoweit, als ich drauf achte, das Eingabefeld zu verdecken. Und ob meine Lebensmittelkäufe irgendwann/irgendwer nachvollziehen kann, schreckt mich nicht wirklich.

    @Sammelmappe: Was bringt „ihr“ den Leuten denn bei???

    @Aquii: tja, böse Welt! Der größte Hammer ist demnächst die Gesundheitskarte, finde ich. Da wird ein Milliardengrab eröffnet, das nicht nur kostet, sondern auch unsinnig viel Arbeit und Probleme für viele mit sich bringt – mal noch ganz abgesehen von der Datenklau&Missbrauchsgefahr. Schön, dass Leutheusser-Schnarrenberger grade das Thema mal wieder anspricht und den Verzicht fordert – und schade, dass die FDP diese „bürgerrechtliche Linie“ insgesamt lange verlassen, bzw. nie so wirklich bedient hat.

  6. @Claudia:

    Die Gefahr der Manipulation von Kassensystemen wird leider absolut unterschätzt und ist m.E. sehr hoch, weil  diese oft gar nicht bemerkt werden. Es gibt einen Einbruch bei einem Supermarkt, nicht viel passiert, etwas Ware fehlt und die Tür ist aufgebrochen. Daß jemand die Kassensysteme verändert hat, fällt weder den Polizisten noch den Mitarbeitern weiter auf (wie auch, sie sind ja nicht sensibilisiert oder dazu ausgebildet), und über einen recht langen Zeitraum werden Karten-Nummern mit Geheimzahlen gesammelt und weitergeleitet. Meistens fällt das erst auf, wen viele Kunden den Mißbrauch anzeigen (d.h. dann, daß sie alle finanziell erheblich geschädigt sind, hier geht es nicht um die Übermittlung von Verlaufsdaten zum Margarineeinkauf, sondern je nach Konto um zig-tausende Euros!) und die ermittelnden Beamten Zeit und Sorgfalt genug aufbringen können, das Einkaufsverhalten zu untersuchen und quer zu verbinden. Oder wenn die Systeme repariert werden müssen.
    Diese Problematik wird öffentlich recht wenig diskutiert. 3 x darf geraten werden, warum und in wessen Interesse. Die Banken scheren sich einen Dreck um diese Probleme, da der Kunde i.d.R. den Mißbrauch seiner Karte nachzuweisen hat (es wurden ja Kartennummer und Geheimzahl korrekt verwendet, was also unterscheidet den angeblichen ‚Mißbrauch‘ vom Gebrauch? Daß der Kunde es behauptet? Da lacht der Richter, behaupten dürfen heute nur die Banken!). Das Risiko des häufigen Kartengebrauchs ist ohnehin fast vollständig auf den Kunden abgewälzt.  Wie alle anderen Risiken des Mißbrauchs des bargeldlosen Zahlungsverkehrs auch.
     

  7. Danke Su, du hast mich überzeugt! Ich zahl jetzt wieder bar und lass mir eine neue Karte schicken.

  8. Hallo,
    ich habe noch nie eine Kreditkarte in irgendeiner Form besessen.
    Ich ( und meine Frau ) zahle(n) alles bar – bei größeren Beträgen
    ( z. B. Auto ) auch. Ich habe KEINEN Abbuchungsauftrag bzw. Lastschrifteinzug – ja das geht. Wer sich weigert, verliert mich als Kunden. Bei einer Autoanmeldung ( Rhld-Pf. ) stimme ich der Abbuchung zu und kündige die Erlaubnis, sofort nach der ersten Bezahlung der KFZ-Steuer.
    Wir ( meine Frau und ich ) bezitzen auch keinerlei KD-Karten.
    Mit meiner Bank habe ich fest vereinbart, daß Abbuchungen bzw.
    Lastschriften nicht vorgenommen werden dürfen.
    Man muß nur etwas stur bleiben.
    Natürlich bin ich mir bewußt, daß meine Daten trotzdem kursieren. Denn Telefonanrufe erhalten wir auch – die wir aber möglichst schnell abwimmeln.
    Werbesendungen habe ich ein Jahr lang an den Absender zurück
    geschickt ( einfach wieder in den Postkasten mit der Aufschrift „zurück“ ), das hat Wunder gewirkt und außerdem die Arbeitsplätze der Briefträger sicherer gemacht.
    Gruß Hanskarl

  9. Sicherlich kann man sich als Verweigerer outen, aber es gehoehrt viel Selbstkontrolle dazu, es durchzuziehen. Was fuer mich das groessere Problem bei der Sache Datenweitergabe ist: Der Staat hat eigentlich keine Interesse, das zu unterbinden, weil er m. E. selbst einer der groessten Profiteure dabei ist. Stell dir vor, es gibt jemanden, der seine Strafmandate als Falschparker nicht bezahlt. Musste der vor Jahren noch muehsam ermittelt werden, wo er sich gerade aufhaelt, so reicht jetzt ein Anruf bei der BaFin (gibt die Kontodaten raus) und schon weis man wo man suchen muss. Es geht auch ueber die neue Gesundheitskarte, einfach bei der Krankenkasse anrufen, Arbeitgeber und Anschrift durchgeben lassen. Die neue Steuernummer hilft auch dabei, einfach mal eben das Finanzamt anfaxen, die letzte Steuererklaerung durchgeben lassen und wenn ein PC als Arbeitsmittel eingereicht worden ist, dann haben wir ja gleich was zu pfaenden. Sowas laesst sich in wenigen Minuten erledigen. Wo ist jetzt bitte der Unterschied, zwischen den beiden deutschen Staatsformen der juengeren Vergangenheit. Die einen hatten ca. 1,6 Mio Spitzel und haben das muehsam mit der Hand ausgewertet, die anderen sind cleverer und vernetzen einfach nur ihre EDV-Systeme. Zumindest in den Bespitzelungstechniken.
     
    Was ich aber viel schlimmer finde, das Konzerne mit ihren Daten so leichfertig umgehen, dass diese bei Call Centern komplett auftauchen, macht mich schon stutzig. Da braucht es doch gar keinen Einbruch mehr in den Supermarkt, das geht anscheinend viel einfacher. Ich weiss nicht, warum ich mir so sicher bin, aber es wird keiner dannach schreien, warum die Daten auf dem „Markt“ sind und wieso diese ueberhaupt in Umlauf gekommen sind. Es wird ein bis fuenf boese Buben geben, die hingehaengt werden.
     
    Das wird meiner Meinung nach in den naechsten Wochen eine Riesenaufregung geben, womit sich dann auch mindestens 5 politische Talkshows befassen, alle schreien nach neuen Gesetzen, aber letztendlich wir es do sein wie bei den Gammelfleischskandalen, den Pisa-Studien, der juengsten Milch- und Energiepreisabzocke, es wird einfach als gegeben hingenommen und Gras waechst sehr schnell darueber. Will Sagen, auch dieses hilft, die Moral- und Ethikgrenzen wieder etwas zu reduzieren.

  10. @Aquii: Wenn man sich jetzt konzentrieren würde, könnte man vielleicht das Milliardengrab Gesundheitskarte noch verhindern bzw. auf die lange Bank schieben… ich hab den Eindruck, dass das Thema grade eine neue Rezeptionsstufe erreicht hat.
    Überwachung/Ausspionierung – naja, damit können viele leben. Aber beim unbefugten Konto-Zugriff ist für die Mehrheit Schluss mit lustig!
    Dass die „Großmedien“ jetzt in die Kerbe hauen, ist doch nur gut. Auf jeden Fall ergibt das Befassung, es kommt mehr geballte Information unters Volk und Politiker kommen unter Rechtfertigungsdruck.

    Es liegt an jedem Einzelnen, das Beste aus diesem Anschub zu machen.
    Was ANDERE auf die Reihe bringen oder auch nicht, kann doch kein abendfüllendes Thema sein – das Lästern darüber ändert jedenfalls gar nichts.

    @Hanskarl: Zu den Abbuchungen: auf die alte Art (Überweisung, Daueraufträge) will ich ganz sicher nicht mehr umsteigen, dazu ist mir meine Arbeitszeit zu schade. Solange Abbuchungen zurück geholt werden können, ist die Gefahr ja mit dem wöchentlichen Blick aufs Konto abzuhaken. Viel gefährlicher finde ich die Möglichkeiten des Pin-Klaus, die Susanne beschrieben hat. Da ist das Geld dann wirklich weg.

  11. @ Claudia,
    nein, ich halte das fuer die Grosspresse nur eine willkommene Gelegenheit, das etwas laue Sommerloch zu ueberbruecken. Da redet in 2 Wochen keiner mehr davon. Als Beispiel nehme ich mal den Gammelfleischskandal. Ist dir etwa bekannt, das mehr als 3 Personen verurteilt worden sind? Hat eine Firma keine Lizenz mehr, Ist das Gesetz zum Schutze der Verbraucher geaendert worden? Als Rechenbeispiel: 1t Gammelfleisch, in handelsueblichen Groessen von 500 g = die Anzahl der Betrugsfaelle. Also eine Bewaehrungsstrafe sehe ich da nicht mehr. Aber das zu verfolgen war ja auch nicht leicht, den es stand ja nirgends etwas.
     
    Was die Krankenkassen anbetrifft: Im Grunde ist die Gesundheitskarte laengst ueberfaellig und auch eine schoene Sache. Es koennen Medikamentationen darauf gespeichert werden, Therapien etc., es sollte nur gewaehrleistet sein, das keiner auf diese Daten ausser den Arzten zugreifen kann. Das scheint mir im Moment nicht der Fall zu sein. Aber das wirklich schlimme an dieser Gesundheitskarte und der damit verbundenen Reform ist, das der Struckturausgleich immer noch nicht abgeschaft ist, sondern fuer die Versicherten noch verschlimmert wird. Kommt eine Krankenkasse nicht mit dem Budget klar, kann sie dann von den Versicherten einen nachschlag fordern, soweit ich weis nocht begrenzt. Somit ist deine Krankenkasse in Zukunft eine Art Wundertuete, die Beitraege werden sich bei 15,5 % fuer alle Kassen einpendeln, reicht es deiner Kasse nicht, so koennen Sie am Jahresende nachfordern. das zahlt der Versicherte allein, also keine Arbeitgeberanteile. Sollte der Versichert knapp sein, es nicht zahlen, weil ja auch Strom und Heizkosten nachgezahlt werden muessen, so hat die Kk den ungeheuren Vorteil, dass sie den Arbeitgeber kennt, der Rest laeuft dann von alleine, sozusagen auf dem kurzen Pfaendungsweg. Das Gesundheitswesen ist zu einer Geldruckmaschine ausgebaut worden, Aerzte, Krankenhaeuser, Pharmakonzerne, alle bedienen sich, die KKs selbst auch. Es ist schon beschaemend, das es Kassen gibt, die mit Bruttoverwaltungskosten von ueber 30% noch Mitglieder haben. Warum wird seit Jahrzenten verhindert, dass Arztrechnungen kontrolliert werden, warum ist die durchschnittliche Verweildauer von deutschen Patienten in Krankenhaeusern doppelt so lange wie in den Niederlanden, warum gibt es in Deutschland die hoechsten Apothekenpreise und warum wird Apothenkendiscountern der Zugang zum deutschen Markt so schwer gemacht?
     
    Gut das letzte wich etwas vom Thema ab, mit ner 3 bin ich zufrieden ;)

  12. So manche Erfahrung sitzt so tief man muss sie einfach mit jemandem teilen! Früher war es ganz normal sich mit seinem Namen bei Anrufen zu melden. Jetzt ist es wohl schon seit einiger Zeit besser sich mit einem schlichtem unverbindlichem „Hallo“ zumelden. Dank Telekom und ihrem Direktmarketingkonzept. Du sag’s deinen Namen und schon hast du ein neues Rundumpaket am Hals. Ohne Vertrag und ohne Unterschrift und für 2 Jahre fest. Du bist jetzt an der Reihe dich durch den Telekomjungle zu wühlen, freundlich über mehrere Tage denn wenn dir aus versehen der Kragen platzt ist ganz schluß mit lustig. Vor kurzem passiert. Wie lässt sich so etwas vermeiden habe ich mich gefragt? Gehe nicht ans Telefon, gehe nicht ins Internet, verlasse nicht mehr das Haus, gehe nicht an die Sprechanlage, lasse dich am besten für tot erklären.

  13. Sorry, aber vielleicht hast Du es noch nicht bemerkt, aber Du lebst hier in der Bundesrepublik Deutschland. Selbst wenn 81 Millionen verschiedene Datensätze von Bundesbürgern für 27 Euro zu kaufen wären, dann würde es den Bundesbürger nicht weiter interessieren. Anders wäre es, wenn 17 Millionen Datensätze von Migranten irgendwo herum geisterten, dann würde die Journaille zumindest den Eindruck erwecken, als wenn es alle Bundesbürger interessieren täte. Feist (der Hitler Biograph) hat es mal schön erklärt warum das so ist. Leider habe ich vergessen was er sagte.
     
    Geh doch mal rüber zum Reichstag und frag Frau Roth oder Herrn Wiefelspütz warum der hausgemachte Datenschutz nichts taugt. Beide schweigen zu dem Thema. Bei dem Medien geilen Wiefelspütz ist das auffällig.

    Ich war lange nicht hier in Deinem blog. Vielleicht über ein Jahr. Freu mich das Du noch lebst.  :-)  Wie ich sehe hast Du auch Deinen Themenschwerpunkt vom persönlichen mehr auf das alltägliche verlagert.  Ja, so spielt das Leben …

  14. @fluxkompensator
     
    „mal rüber zum Reichstag (zu gehen, S.S) und .. Frau Roth oder Herrn Wiefelspütz (zu fragen, S.S) warum der hausgemachte Datenschutz nichts taugt“ halte ich offen gesagt für eine eher verquere und wenig effektive Art des persönlichen Umgangs mit dem Datenschutz.  Selbst (oder gerade) wenn du genau weißt, wo du lebst.
     
     

  15. @fluxkompensator
    Rumpolemisieren ist eine Textsorte, die das Diskutieren politischer Themen ausgesprochen unangenehm macht, finde ich. Über „den Bundesbürger“ lästern ist leicht, aber ziemlich sinnfrei, außer dass man ein wenig Aggressivität in die Welt streut. Und „geh doch mal rüber“ ist eine  verbrauchte Floskel!
     
    Das „Persönliche“ und das „Alltägliche“ sind für mich auch keine unterschiedlichen Dimensionen – allerdings bekomme ich auf persönlichere Artikel, die sich nicht mit den Themen der aktuellen Nachrichten befassen, fast nie solche Kommentare. Das würde nämlich bedeuten, dass auch der Kommentator persönlicher werden müsste – tut man das, polemisiert es sich deutlich schwerer! :-)  Auch hier war im Übrigen der PERSÖNLICHE Umgang mit dem Datenschutz gefragt. Aufregen kann man sich über vieles, ob und welche Konsequenzen das im eigenen Leben hat, finde ich viel spannender!