Claudia am 12. Januar 2004 —

Bedürftigkeit: Schlimmer als Mundgeruch

Jahr um Jahr immer voll da, meistens kreativ und nie um einen Rat verlegen, wenn mich jemand fragt. Mit allen Behörden im Reinen, keine Leichen im Keller, keine Inkasso-Unternehmen auf den Fersen, keine Ratenkredite, und selbst das Finanzamt hat nichts zu meckern. Konto immer nur FAST, aber nie tatsächlich überzogen. Praktisch nie krank gewesen, die Paradontose rechtzeitig zum Stillstand gebracht, immer mal auftretendes Übergewicht locker wieder abgebaut. Optisch unauffällig, für an die 50 ganz gut erhalten. Beruflich selbständig, was denn sonst? Aktiv, ideenreich, meistens fröhlich und guter Dinge, selbstverständlich kommunikationsfähig auf allen Kanälen.

Nie verärgert. Erwartungen hegen schafft Leiden und Enttäuschung – abgewöhnt! Gelassenheit bringt Gelingen. Sieger ist, wer nicht erst kämpfen muss. Im Zweifel auf den Atem konzentriert lässt sich alles wegstecken. In der Ruhe liegt die Kraft. Lächelnd erschaffe ich meine gute Laune selbst, brauche dazu niemanden sonst. Unabhängig, selbständig, eigendynamisch, weitgehend kompatibel zu allem, was muss. Probleme sind schludriger Sprachgebrauch, kein Teil der Realität.

Was ich brauche? Gelegentlich einen Programmierer. Alles andere bietet die städtische Infrastruktur, der Markt, das Netz – Google. Ich blinzle in die kalte Wintersonne, dankbar für alles, was ist. Mehr wollen wäre von Übel. Bedürftigkeit ist schlimmer als Mundgeruch. Als Bewohnerin der Leere, die die Fülle ist, verschone ich Andere vor mir. Und wenn ich selber mal ausgelaugt und ausgesaugt bin, stecke ich einfach die Finger in die Steckdose und lade mich wieder auf.

Vor mir muss man sich also nicht fürchten. Ich bleibe bis zum Ende höflich, verfasse erbauliche Texte und langweile nicht.